Der Begriff „Rassismus“ beschreibt die Ideologie, biologische Unterschiede zwischen den Ethnien wissenschaftlich erklärbar zu machen. Der Rassismus versucht anhand von Analogieschlüssen aus den Beobachtungen der Natur und den verschiedenen Entwicklungsformen unterschiedlicher Kulturen einen pseudowissenschaftlichen Beweis über ererbte Fähigkeiten dieser zu belegen und so die Rechtfertigung für die Notwendigkeit von Unterdrückung und Ausbeutung zu bekräftigen.
Die Auswirkungen des Rassismus belegen die unzähligen Menschenrechtsverletzungen der vergangenen Jahrhunderte, wie beispielsweise die Kolonisation, die Versklavung der afrikanischen und asiatischen Bevölkerung, die Vernichtung der Ureinwohner Amerikas, Australiens und Neuseelands, sowie die Vernichtung der Juden während des Nationalsozialismus. Aber wo und wann begannen sich diese Ideen auszubilden? Welche Denkströmungen verursachten oder begünstigten diese Ideologien?
Als Grundlage für dieses Essay dient das Werk des amerikanischen Historikers George Lachmann Mosse: „Die Geschichte des Rassismus in Europa“. Dieses 1978 erschienene Buch gilt als Standartwerk in der Rassismus.- und Antisemitismusforschung und umfasst die Geschichte des Rassismus von den Ursprüngen im 17. und 18. Jahrhundert bis zu seiner Bekämpfung in den letzten vier Dekaden des 20. Jahrhunderts. Lachmann Mosse stellt in seinem Buch klar heraus das der Rassismus keine Randerscheinung darstelle, sondern als elementarer Bestandteil der europäischen und angelsächsischen Kultur anzusehen sei. Er versucht die Parallelen in den Entwicklungen der europäischen Geschichte und des Rassismus aufzuzeigen, deren einzelne Entwicklungsphasen und dem Eindringen der rassistischen Ideen in alle Bereiche der Kultur und Wissenschaft. Die daraus entstehende stereotype Denkweise musste, so Lachmann Mosse, in den großen Menschrechtsverletzungen der letzten drei Jahrhunderte enden.
Inhaltsverzeichnis
- Die Ideen der Aufklärung und des Protestantismus als Wiege des Rassismus?
- Die Aufklärung und der Pietismus
- Rationalismus und Romantik
- Das 18. Jahrhundert - die Ursprünge des Rassismus
- Die Aufklärung als Revolution des Geschmacks
- Natur und Klassiker als Maßstab
- Spiritualität und Gemeinschaft
- Erste nationale Bestrebungen
- Der Einfluss der Aufklärung
- Neue Wissenschaften und die Deutung des Fremden
- Das Festhalten an eigenen Maßstäben
- Der Einfluss des Pietismus
- Innerlichkeit, Instinkt und Gemeinschaft
- Differenzierung der menschlichen Seelen
- Exotische Religionen und Rituale als Zeichen der Primitivität
- Der Einfluss der Romantik
- Nationalistische Strömungen und das Mittelalter als Vorbild
- Die glorifizierte deutsche Nation
- Die Verbindung von Vernunft und Gefühl
- Der Einfluss von Patriotismus
- Das Bewusstsein von Glauben und Nation
- Natur und Geschichte als gottgegeben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert die Ursprünge und den Beginn rassistischer Ideologien in Europa, indem er die Denkströmungen der Aufklärung, des Pietismus, des Rationalismus und der Romantik untersucht. Das Hauptanliegen liegt darin, aufzuzeigen, wie diese scheinbar gegensätzlichen Bewegungen dennoch zur Entstehung rassistischer Denkweisen beigetragen haben.
- Die Rolle der Aufklärung in der Entstehung rassistischer Ideologien
- Der Einfluss des Pietismus auf das rassistische Denken
- Die Verbindung von Rationalismus und Romantik im Hinblick auf rassistische Denkmuster
- Die Ausprägung des Rassismus im 18. Jahrhundert
- Der Einfluss von Naturwissenschaften und Ästhetik auf die Entwicklung des Rassismus
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Definition des Rassismus und seiner Auswirkungen auf die Geschichte. Anschließend wird das Werk von George Lachmann Mosse, „Die Geschichte des Rassismus in Europa“, als Grundlage vorgestellt. Die beiden Denksystempaare, Aufklärung und Pietismus sowie Rationalismus und Romantik, werden als Wurzeln des Rassismus identifiziert und detailliert analysiert. Im Fokus stehen dabei die Parallelen und Gemeinsamkeiten dieser scheinbar gegensätzlichen Strömungen, die im Wesentlichen auf der Betonung des Individuums als Zentrum der Weltanschauung beruhen. Die Entdeckungsreisen und die daraus resultierende Faszination für fremde Kulturen führten zu neuen Wissenschaften, wie der Anthropologie, die zur Kategorisierung und Bewertung von Menschen aus anderen Kulturen anhand europäischer Maßstäbe führten. Die spirituellen Strömungen des Pietismus und die Romantik betonten Innerlichkeit, Instinkt und Gemeinschaft, die wiederum zu einer Hierarchisierung von Seelen und Ethnien führten. Die nationalistischen Bestrebungen, die im späten 18. Jahrhundert aufkamen, unterstrichen das Bewusstsein von Nation und Glauben, das wiederum die Wahrnehmung von Natur und Geschichte beeinflusste.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Essays sind: Rassismus, Aufklärung, Pietismus, Rationalismus, Romantik, Ethnie, Kultur, Wissenschaft, Natur, Spiritualität, Gemeinschaft, Nation, Geschichte. Diese Themenbereiche werden im Essay verknüpft und verdeutlichen, wie die verschiedenen Denksysteme und Strömungen des 17. und 18. Jahrhunderts zur Entstehung rassistischer Ideologien beigetragen haben.
- Quote paper
- Yvonne Büchner (Author), 2011, Die Ideen der Aufklärung und des Protestantismus als Wiege des Rassismus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190896