1. Einleitung
In meiner Arbeit versuche ich, die Dichotomie von Mündlichkeit und Schriftlichkeit aufzulösen, indem ich auf bestimmte Besonderheiten des Mündlichen eingehe, die zunehmend in modernen Kommunikationsformen, wie der E-Mail, auch im Schriftlichen Gebrauch finden. Da ich mich in die-ser Arbeit nur begrenzt mit der Masse an Phänomenen auseinandersetzen kann, werden hier nur verschiedene Schwerpunkte aufgegriffen, an Beispie-len verdeutlicht und deren Vorkommen erläutert. Die Forschungsliteratur ist trotz der eher jungen Thematik dicht und dennoch habe ich mich für die Ar-beit an diesem Thema auf drei Hauptwerke beschränkt. Hauptsächlich nutz-te ich Yvonne Beutners „E-Mail-Kommunikation“, Weingartens „Sprach-wandel durch Computer“, so wie Kochs und Oesterreichers „Schriftlichkeit und Sprache“. Letzteres bildet für mich den Rahmen der Arbeit und dient in jedem Punkt als Referenz und ‚Roter Faden’, da es in dieser nicht um E-Mail-Kommunikation an sich, sondern um den Bezug zur Mündlichkeit und die Verwischung der Grenzen von mündlich und schriftlich gehen soll. Zu diesem Zweck beruht das Korpus auf E-Mails von Freunden und Familie, die Phänomene aufwiesen, welche für die E-Mail-Kommunikation charakte-ristisch sind.
2. Mündlichkeit und Schriftlichkeit
Um die sprachlichen Auffälligkeiten in der E-Mail-Kommunikation ange-messen untersuchen und korrekt deuten zu können, sollte zunächst erfragt werden, wie diese eigentlich zustande kommen. So ergeben sich doch Auf-fälligkeiten nur aus Abweichungen von einem Normwert. In diesem Fall sind solche Normierungen an das Medium der Schriftlichkeit geknüpft, was bedeutet, sie lassen einen bestimmten Stil, verschiedene Formeln und eine gewisse äußere Form vermuten.
1. Einleitung
In meiner Arbeit versuche ich, die Dichotomie von Mündlichkeit und Schriftlichkeit aufzulösen, indem ich auf bestimmte Besonderheiten des Mündlichen eingehe, die zunehmend in modernen Kommunikationsformen, wie der E-Mail, auch im Schriftlichen Gebrauch finden. Da ich mich in dieser Arbeit nur begrenzt mit der Masse an Phänomenen auseinandersetzen kann, werden hier nur verschiedene Schwerpunkte aufgegriffen, an Beispielen verdeutlicht und deren Vorkommen erläutert. Die Forschungsliteratur ist trotz der eher jungen Thematik dicht und dennoch habe ich mich für die Arbeit an diesem Thema auf drei Hauptwerke beschränkt. Hauptsächlich nutzte ich Yvonne Beutners „E-Mail-Kommunikation“, Weingartens „Sprachwandel durch Computer“, so wie Kochs und Oesterreichers „Schriftlichkeit und Sprache“. Letzteres bildet für mich den Rahmen der Arbeit und dient in jedem Punkt als Referenz und ‚Roter Faden’, da es in dieser nicht um E-Mail-Kommunikation an sich, sondern um den Bezug zur Mündlichkeit und die Verwischung der Grenzen von mündlich und schriftlich gehen soll. Zu diesem Zweck beruht das Korpus auf E-Mails von Freunden und Familie, die Phänomene aufwiesen, welche für die E-Mail-Kommunikation charakteristisch sind.
2. Mündlichkeit und Schriftlichkeit
Um die sprachlichen Auffälligkeiten in der E-Mail-Kommunikation angemessen untersuchen und korrekt deuten zu können, sollte zunächst erfragt werden, wie diese eigentlich zustande kommen. So ergeben sich doch Auffälligkeiten nur aus Abweichungen von einem Normwert. In diesem Fall sind solche Normierungen an das Medium der Schriftlichkeit geknüpft, was bedeutet, sie lassen einen bestimmten Stil, verschiedene Formeln und eine gewisse äußere Form vermuten. Dieser Normwert ergibt sich aus verschiedenen Formeln, die vermehrt im Schriftlichen gebraucht werden, sowie einem bestimmten Sprachregister, aber auch auf grammatischer Ebene, z.B. einer komplexen Syntax, vielen verschiedenen Satzverknüpfungsmitteln, (Kohäsionen) um Wiederholungen zu vermeiden. Vor allem aber spielt sprachliche Sorgfalt und Korrektheit in schriftlichen Texten eine bedeutende Rolle, so wird die Interpunktion, Orthographie und Grammatik nach erlernten Regeln produziert und abschließend meist am Ende erneut geprüft.
Anders verhält es sich im Gegensatz dazu mit der Mündlichkeit. Mündlich produzierte Sprache weist hingegen Abweichungen von der schriftlichen Norm von Sprache auf, ohne jedoch als „wahrhaft“ inkorrekt verstanden zu werden. Alltag in der mündlichen Kommunikation ist zusammengefasst Folgendes: Ein Sprecher, der nach Worten ringt, welche teilweise starke dialektale oder umgangssprachliche Einflüsse aufweisen oder unvollständige Sätze produziert, denen er ab und an wichtige Gedanken nachträglich hinzufügt, sowie Aussagen trifft, die, ohne die Einbettung in den situativen Kontext, einer Dritten Person unverständlich bleiben.
Daher sind Mündlich- und Schriftlichkeit von Linguisten in der Vergangenheit irrtümlicherweise in Selbige getrennt und einander gegenübergestellt worden. Eine Dichotomisierung dieser Art ist allerdings schwer haltbar und überholt, betrachtet man moderne Kommunikations-Medien, allen voran E-Mails, SMS und Internet-Chats.
Dieser Dichotomie von Mündlichkeit und Schriftlichkeit ein angemesseneres Modell entgegenzusetzen, verfassten Oesterreicher und Koch ein Modell von Medium und Konzeption. In diesem Modell wird davon ausgegangen, dass „die Terminini ‚mündlich/schriftlich‘ im doppelten Sinne verwendet werden“[1] können. Demnach sind das Medium und die Konzeption Parameter, zwischen denen wir sprachliche Äußerungen wie auf einer Skala von konzeptionell mündlich bis konzeptionell schriftlich verorten und ihr eine Sprache der Nähe oder eher eine Sprache der Distanz zuordnen können. Die Sprache der Nähe zeichnet sich demnach durch ein hohes Maß an „Dialogizität, [eine] gemeinsame außersprachliche Situation, ein[en] hohen Spontanitätsgrad und [eine starke] Expressivität in der Sprachproduktion“[2] aus. Der Gegenwert, die Sprache der Distanz, hingegen ist durch „Monologizität, Situationentbindung, geringe Spontanität bzw. Expressivität und einen hohen Reflexionsgrad“[3] bestimmt. So findet keine konkrete Abgrenzung von Mündlich- und Schriftlichkeit statt, lediglich das Medium kann klar zugeordnet werden, die produzierte Sprache hingegen kann sowohl mündliche als auch schriftliche Züge tragen, welche, zugegeben, oft vom Medium abhängig sind, aber ihm nicht zwangsläufig fest zugeordnet werden können.
Da aber gerade „die gegenläufigen Kombinationen“ wie medial graphisch und konzeptionell mündlich oder medial phonisch und konzeptionell schriftlich „für kulturgeschichtliche, pragmatische und sprachhistorische Umbrüche“[4] von besonderem Interesse sind, befasst sich diese Arbeit mit der privaten Eins-zu-Eins E-Mail-Kommunikation, ihren auffälligsten Charakteristika, sowie deren Zustandekommen.
3. Der neue ‚Wortschatz’ – Sprachverwendung der E-Mail-Kommunikation
3.1 Anglizismen und Neologismen
Warum Anglizismen und Neologismen häufig als reine Jugendsprache fehlinterpretiert werden, ist offensichtlich: Da gerade junge Menschen sich zunehmend über die von Computern und anderen technischen Innovationen gebotenen neuen Kommunikationstechniken wie eben der E-Mail, der Sms oder dem 'Internet-Relay-Chat’ verständigen, dominiert in diesen modernen Medien ein ganz eigener, ein jugendlicher Stil, der teils vom Englischen als auch von Wortneuschöpfungen der ‚User’ geprägt ist. Die Aufgeschlossenheit gegenüber der digitalen Medienlandschaft und das Aufwachsen mit Fremdsprachen, insbesondere dem Englischen, erlaubt gerade der jüngeren Generation diese für sich zu prägen. Dennoch sind Kinder, Jugendliche und ‚Computercracks’ längst nicht die Einzigen ‚User’, die sich lexikalischer, als auch grafischer Besonderheiten bedienen. Diese Entwicklung ist bei nahezu jedem zu verzeichnen, der über einen regelmäßigen Zugang zum Internet verfügt. Es wird geblogged, geposted, gechattet und so gehen anfänglich befremdlich anmutende Begriffe und Sonderzeichen schnell in den eigenen Gebrauch über, ohne dass es eine bewusste Entscheidung hin zum Sprachwandel gegeben hätte.
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[1] Koch, Peter; Oesterreicher, Wulf: Schriftlichkeit und Sprache, in: Günther, Hartmut; Ludwig, Otto (Hrsg.): Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch zur internationalen Forschung, de Gruyter, Berlin 1996, (Writing and its use, Bd. 2), S. 587.
[2] Beutner, Yvonne: E-Mail-Kommunikation. Eine Analyse, Ibidem-Verlag, Stuttgart 2002, S.47.
[3] Ebd., S.47.
[4] Koch, Peter; Oesterreicher, Wulf, a.a.O., S.587.
- Quote paper
- Julia Neubert (Author), 2011, Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der modernen Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190781
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