Frühling, Sommer, Herbst und Winter – die vier
Jahreszeiten, sowie Sonne, Wasser, Erde, Luft – die
vier Elemente umgeben uns ein Leben lang. Sie stellen
als komplexen Kreislauf, die Grundlagen allen Lebens
auf unserem Planeten dar. Ohne dies würde die Welt
nicht in solch einem Glanze strahlen, wie wir sie
täglich erfahren können. Wir leben in einer
Mannigfaltigkeit an Farben, Formen und Größen, die uns
immer wieder von der Natur als Wunder, Phänomen,
Einzigartigkeit, Schönheit und Wissenschaft erzählen
lässt.
Staunen, Faszination und Ehrfurcht angesichts der
Wunder und Geheimnisse der Natur und des Geistes zu
wecken ist Aufgabe der Gesellschaft. Das gemeinsame
Philosophieren mit Kindern versucht Klarheit zu
schaffen über das Verhältnis Mensch und Natur.
Die Idee, naturphilosophisches Denken in die Schule zu
übertragen läuft auf ein altes Programm der
Naturwissenschaftsdidaktik des 19. Jahrhunderts hinaus,
wo die `Naturphilosophie` die Natur zu deuten und zu
erklären versucht.
Kinder erleben die Welt in Ausdrucksgestalten, die sie
in Sprache verfassen mit ihrer Lebhaften Phantasie. Die
Wirklichkeit erstreckt sich vor ihnen mit Liebe,
Hoffnung, Furcht, Hass, Neid, Freude und Schrecken,
über die gemeinsam nachgedacht werden muss.
Ich sehe im „Philosophieren mit Kindern über
Naturbegegnungen“ die Aufgabe, den Kindern ein klares
und inniges Naturverhältnis zu geben, und ihnen kein „entgöttertes“ (Friedrich Schiller) und „entzaubertes“
(Max Weber) Weltbild aufzudrängen.
Der Jahresverlauf soll als Erscheinung des Kreislaufs
des Lebens den Zusammenhalt und das Phänomen Natur, mit
den jahreszeitlichen Erscheinungen darstellen und einen
Bezug als solches in der Thematik aufnehmen.
INHALTVERZEICHNIS
1. Einleitung
1.1. Philosophieren im Sachunterricht
2. Philosophieren mit Kindern in der Grundschule
2.1. Wozu philosophieren mit Kindern?
2.2. Aufgaben und Ziele des Philosophieunterrichts in der Grundschule
2.3. Philosophieren mit Kindern und Entwicklungspsychologie
2.4. Methoden und Medien als Zugänge, oder Jedes Gespräch sucht seinen Anfang
3. Philosophieren über Naturbegegnungen
3.1. Der Gegenstand des Sachunterrichts bzw. die Sache Sachunterricht
3.2. Von Zugangsweisen zu den Inhalten im Sachunterricht auf der Basis der Vielperspektivität des Unterrichts
3.2.1. Vielperspektivität im Sachunterricht führt zum Philosophieren
4. Der Gegenstand Natur
4.1. Naturbegegnungen als Phänomene Verstehen
4.1.2. Naturphänomene der belebten und unbelebten Natur
4.1.2.1. Zum didaktischen Konzept Martin Wagenscheins
4.1.2.2. Naturphänomene wahrnehmen, begegnen, verstehen und erleben als Zugang zum Philosophieren
4.3. Mit Kindern über Natur philosophieren?
4.4. Naturbegegnungen im Jahresverlauf
Geheimnisvoll am lichten Tag,
lässt sich Natur des Schleiers nicht berauben,
und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
Goethe, Faust 1, Nacht
1. Einleitung
1.1. Philosophieren im Sachunterricht
Frühling, Sommer, Herbst und Winter – die vier Jahreszeiten, sowie Sonne, Wasser, Erde, Luft – die vier Elemente umgeben uns ein Leben lang. Sie stellen als komplexen Kreislauf, die Grundlagen allen Lebens auf unserem Planeten dar. Ohne dies würde die Welt nicht in solch einem Glanze strahlen, wie wir sie täglich erfahren können. Wir leben in einer Mannigfaltigkeit an Farben, Formen und Größen, die uns immer wieder von der Natur als Wunder, Phänomen, Einzigartigkeit, Schönheit und Wissenschaft erzählen lässt.
Staunen, Faszination und Ehrfurcht angesichts der Wunder und Geheimnisse der Natur und des Geistes zu wecken ist Aufgabe der Gesellschaft. Das gemeinsame Philosophieren mit Kindern versucht Klarheit zu schaffen über das Verhältnis Mensch und Natur.
Die Idee, naturphilosophisches Denken in die Schule zu übertragen läuft auf ein altes Programm der Naturwissenschaftsdidaktik des 19. Jahrhunderts hinaus, wo die `Naturphilosophie` die Natur zu deuten und zu erklären versucht.
Kinder erleben die Welt in Ausdrucksgestalten, die sie in Sprache verfassen mit ihrer Lebhaften Phantasie. Die Wirklichkeit erstreckt sich vor ihnen mit Liebe, Hoffnung, Furcht, Hass, Neid, Freude und Schrecken, über die gemeinsam nachgedacht werden muss.
Ich sehe im „Philosophieren mit Kindern über Naturbegegnungen“ die Aufgabe, den Kindern ein klares und inniges Naturverhältnis zu geben, und ihnen kein „entgöttertes“ (Friedrich Schiller) und „entzaubertes“ (Max Weber) Weltbild aufzudrängen.
Der Jahresverlauf soll als Erscheinung des Kreislaufs des Lebens den Zusammenhalt und das Phänomen Natur, mit den jahreszeitlichen Erscheinungen darstellen und einen Bezug als solches in der Thematik aufnehmen.
2. Philosophieren mit Kindern in der Grundschule
2.1. Wozu philosophieren mit Kindern?
Das Wort „Philosophie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Liebe (philos) zur Weisheit (sophia). Schaut man in die antike Griechenlands waren Philosophen diejenigen Männer, die keine körperliche Arbeit verrichten mussten und frei waren, die Natur zu beobachten und daraus Schlüsse über den Sinn und Zweck des Kosmos zu ziehen. Der Duden erklärt dazu: ein Philosoph ist „jemand, der nach Erkenntnis strebt, nach dem letzten Sinn fragt, forscht“[1].
Barbara Brünings vorläufige Definition lautet: „Philosophie systematisiert das gesammelte Wissen über fundamentale Probleme menschlicher Existenz. Und zu diesem Wissen gelangen wir nur, indem wir über den Sinn und Zweck der Welt nachdenken, d.h. philosophieren“[2].
Um jedoch die Frage nach dem `Wozu` und dem `Warum` zu klären, sollte man sich dem Gedanken des Wortes „Philosophieren“ im Bezug auf Kinder hingeben. Dabei dürfte einem auffallen, dass „Nachdenken“ und „Philosophieren“ in gewisser Hinsicht austauschbare Wörter sind. Will man jedoch den Unterschied hervorheben, so wäre „Philosophieren“ das Wort, das den Fachphilosophen als unverzichtbar erschiene, während „Nachdenken“ den Pädagogen näher läge.[3] Sollten beide Begriffe dann einmal herausgearbeitet sein, wird man feststellen, dass uns das Wort „Philosophie“ mit „der ehrfurchteinflößenden Tradition und der gewissermaßen geheiligten Autorität fachphilosophischer Ansprüche entgegnen“[4]. Demgegenüber bezeichnet „Nachdenken“ eine gleichsam freie Tätigkeit, der auch Kinder, Laien und Dilettanten ohne Aufsicht nachgehen können.[5] Interessant ist unter pädagogischer Perspektive die Frage von Hans – Ludwig Freese: „Sind Philosophen gar Leute, die sich ein Stück kindlicher Naivität ins Erwachsenendasein herübergerettet haben und deren Geschäft darin besteht, nach Antworten auf kindliche Fragen zu suchen“[6]. Wird man dies so im Raum stehen lassen, ist sicherlich Ekkehard Martens zuzustimmen, wenn er resümiert: „Das iterative Deuten von Deutungen ist keineswegs, wie besonders für das Philosophieren mit Kindern zu betonen ist, allein an eine begrifflich– argumentative, also verbale Form gebunden, sondern vollzieht sich auch in Mythen, Märchen, Bildern, in der Musik, im Tanz und im Spiel. ... Philosophie ist daher auf begrifflich – argumentative Klärung angewiesen, nicht aber auf formal hochdifferenziertes Denken, wie Piaget und Philosophen nach Art von Klux unterstellen. Vielmehr können gerade die nicht – verbalen, vorschnell als `primitiv` disqualifizierten Deutungsprozesse zunächst einen intensiveren Beitrag zur Befreiung von einengenden, lähmenden Reflexen leisten als `Reflexion` in Form bloßer Sprachhülsen oder formaler Denkakte“[7]. Bezogen auf diese Formulierung, denke ich, wäre es nicht verkehrt wenn man von einem „Spinnen“ der Kinder spricht. Denn das „Spinnen“ an sich scheint mir komplexer zu sein als jedes eindeutig vorgegebene Gespräch. Zieht man den Vergleich zwischen einem richtigen Spinnennetz und dem Spinnen als Kommunikationsart, so darf man einer wunderbaren und nützlichen Verflechtung begegnen.
Beim Philosophieren mit Kindern geht es nicht um das Reproduzieren von Faktenwissen, sondern um eine Aktivität. Man ist bemüht, die Fähigkeiten der Kinder zur Argumentation bewusst zu machen und auf diese Fähigkeit aufzubauen. Dabei ist dies keine Reduktion auf begriffliches, argumentatives und klassifikatorisches Denken.[8]
Gerade in einer Zeit in der traditionelle Werte neu überdacht und teilweise aufgehoben werden, sich die Strukturen und Normen ständig ändern, ist es wichtig die Kinder zum Selbstdenken zu ermutigen und ihr Urteilsvermögen zu fördern, sodass sie Toleranz für sich und andere erfahren. Somit erhalten sie die Chance, offen für neue Ideen und Lösungswege zu sein, ohne dadurch völlig verunsichert zu werden. Das Philosophieren mit Kindern „ist zunächst bereits durch das Faktum unserer modernen Kultur als Reflexionskultur vorgegeben“[9]. Und weiterhin lässt sich feststellen, dass Philosophieren mit Kindern ein wichtiges Hilfsmittel für die Arbeit mit Ihnen sein kann, um „Gedanken zu klären, Argumentationsfähigkeit (klares Ausdrücken, deutliches Formulieren und folgerichtiges Schließen) zu erwerben und für das eigene Denken und Handeln Verantwortung übernehmen zu lernen“[10]. Philosophieren mit Kindern kann Zusammenhänge zwischen einzelnen Schulfächern und Wissensgebieten herstellen und das Nachdenken fundamentaler Fragen wie z.B. der Frage nach Tod und Sterben ermöglichen, also den Zugang zu Themen erleichtern, die sonst- und wenn überhaupt – nur am Rande mit Kindern besprochen werden.[11]
Hans – Joachim Müller erklärte im Hessischen Rundfunk dazu: „Kinder lernen beim Philosophieren Empathie, also das sich Hineinfühlen, das Hineindenken in andere Positionen, was für den Lernprozess ebenfalls eine ganz wichtige Kompetenz ist. Kinder lernen Begriffsbildung beim Philosophieren, eine Kompetenz, die teilweise heute, wie man immer wieder hört, auch noch bei vielen Studentinnen und Studenten an Universitäten unzureichend oder gar nicht ausgeprägt ist. Kinder lernen durch das Philosophieren auch im Wahrnehmungsbereich eine ganze Menge Dinge. Philosophieren heißt ja nicht umsonst, die Frage nach dem Sinn zu stellen, das heißt, Philosophieren schult auch die sinnliche Wahrnehmung in den verschiedenen Bereichen, und das wiederum ist eine der Grundvoraussetzungen, um erfolgreich in Mathematik, beim Lesen und Schreiben arbeiten zu können“[12].
Indem wir Kinder frühzeitig dazu anhalten, selbständig zu denken, Sachverhalte zu beurteilen und Entscheidungen zu treffen, kann man einen Beitrag zur Prävention geistiger Gewalt leisten. Ich denke damit ergibt sich die Chance einen Beitrag zu leisten, um in dem heranwachsenden Menschen ein Gefühl von mehr Gerechtigkeit, Menschlichkeit in unserer Gesellschaft und Verbundenheit zur Natur zu entwickeln.
2.2. Aufgaben und Ziele des Philosophieunterrichts in der Grundschule
Kinder in der Grundschule stellen viele Fragen, einfache und komplizierte, um den Dingen auf dieser Welt auf den Grund zu gehen.[13]
Warum müssen Menschen sterben? Warum kann ein Schiff schwimmen? Wie hoch ist der Himmel? – Solche und andere Fragen „entstehen beim Spielen, Fernsehen oder Lesen, und zwar immer dann, wenn Kinder auf Situationen und Dinge stoßen, über die sie staunen und die sie anregen, mehr wissen zu wollen, d.h. weiterzufragen.“[14] Man sollte davon ausgehen das Philosophieren mit Kindern die Aufgabe hat, bei der Neugierde und dem Wissensdurst der Kinder anzusetzen, das Fragen und Weiterfragen zu wecken und Kinder so in ihrem Prozess des Entdeckens und selbständigen Denkens zu unterstützen.
Detlef Horster spricht sich dafür aus, dass „die Fähigkeit zu reflektierenden Denken bei Kindern frühzeitig entwickelt werden“[15] sollte, und bezieht sich dabei auf Lipman, dem zu Beginn seiner Arbeit auffiel, dass Kindern das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht würde, aber nicht das selbständige Denken. Weiterhin verweist er auf Kant, der dazu ermutigte und aufforderte, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Die Kinder sollen lernen, aus ihrem eigenen Verstand heraus Dinge beurteilen zu können, eigene Normen und Gewissheiten aufzustellen.
Beim Philosophieren mit Kindern sollte es nicht darum gehen, einen Philosophiekurs für Kinder abzuhalten, sondern es soll vielmehr ein Philosophieren mit Kindern stattfinden. Dabei sollten „Fragen behandelt werden, die die Kinder stellen und beschäftigen, man sollte nicht von außen Fragen an sie herantragen.“[16]
Bevor man jedoch zur Beantwortung der Frage, welche Ziele und Aufgaben das Philosophieren mit Kindern verfolgt, hängt diese von der „Legitimation des Vorhabens“[17] ab. Wenn nun eine Unterrichtseinheit vorbereitet wird und diese als Unterrichtsstunde durchgeführt wird, geht man davon aus, dass auch dieser Unterricht an Lernziele gebunden ist. Ohne jedoch den Anschein zu erwecken dabei würde eine zentrale Einheit von Aufgaben und Ziele entstehen, gebe ich Alexander Engelbrecht recht wenn er sagt: „Es kann sonst leicht das Missverständnis entstehen, dass das Philosophieren mit Kindern keine anspruchsvolle Unterrichtsform ist, da die Gesprächsteilnehmer recht frei und ungezwungen, beinah familiär, miteinander kommunizieren, als wären sie auf dem Kiderspielplatz und würden dies und jenes anreißen“[18].
Bei all den Zielen und Aufgaben die wir uns für die Kinder stecken, darf man das Philosophieren mit Kindern „nicht als akademische Disziplin mit eigener Begrifflichkeit, sondern als ein Projekt, welches Kindern zu mehr Selbständigkeit und Mündigkeit durch Selbstdenken verhelfen soll“[19] verstehen.
Kinder haben Freude daran, Dinge selbst zu entdecken und im Austausch mit anderen gemeinsame Fragen aufzuwerfen und Lösungen und Antworten zu finden. Eine wichtige Aufgabe ist „die Förderung der reflexiven Fähigkeiten der Kinder, indem sie sich ihrer eigenen Gedanken und Gefühle bewusst werden. ... Es soll ihnen helfen fremde Haltungen und Erfahrungen zu befragen, um sich mit eigenem und fremden Denken und Tun argumentativ auseinander zu setzen. Es fördert die Dialog- und Kommunikationsfähigkeit und regt zu einem fantasievollen und kreativen Umgang mit den Erscheinungen des Lebens an“[20].
Beim Philosophieren geht es um Grundprobleme der menschlichen Existenz, um prinzipielle Fragen z.B. des Verhältnisses von Menschen, Natur und Technik und um die Gesellschaft. Kinder können sich beim Erörtern solcher Fragen und Probleme, der eigenen Ideen und Erfahrungen bewusst werden. Somit ergibt sich ein Ziel für das Philosophieren, für eine Erziehung zum Verstehen einer sich rasch veränderten Gesellschaft und Welt.
Durch Staunen, nachfragen, weiterfragen, in Frage stellen, nach Erklärung suchen, um sich in der Welt besser zu orientieren ergeben sich grundlegende Bedürfnisse an das Philosophieren, dabei sei es gleich von Bedeutung ob es sich um eine Unterrichtseinheit in einem Unterrichtsfach oder als eigenständiges Unterrichtsfach handelt.
Um die Qualität eines solchen Unterrichts beurteilen zu können, denkt man über Kriterien nach, die zugleich allgemeine und grundsätzliche Ziele darstellen.
So ist es wenn man bedenkt, „dass Kinder oft weiterdenken als Erwachsene, originelle Ideen haben, von sich aus staunen und verwundert innehalten, Erwachsene und auch Pädagogen aber oft blind sind gegenüber der kindlichen Bereitschaft und sogar dem kindlichen Bedürfnis, dem Rätsel der Welt näher zu kommen, ist es nahe liegend, erstens auf kindliche Äußerungen genauer zu achten und zweitens den Kindern die Chance zu geben, im argumentativen Diskurs mehr Selbstsicherheit zu gewinnen“[21].
Detlef Horster nennt in seinem Aufsatz “Philosophieren mit Kindern“ vier Ziele des Philosophierens mit Kindern. Zunächst spricht er vom „Bewahren des unbefangenen Fragens bei Kindern“[22] bzw. wie es Alexander Engelbrecht formuliert : „Das Bewahren des kindlichen Staunenkönnens.“[23] Man darf also feststellend sagen: Der erste Schritt zur Philosophie ist das Staunen, denn damit beginnt seiner Meinung nach das Philosophieren überhaupt.
Wenn ich meinen Sohn ansehe, wie er mit mir vor dem Spiegel steht und sich darüber wundert wieso ich zweimal da bin, kommt mir der Gedanke wie selbstverständlich für uns ein Spiegel ist. Somit erkenne ich welche Gabe uns Erwachsenen immer mehr verloren geht und wir durch Tätigkeiten der Kinder aus unserem Schlaf geweckt werden, sofern wir dies für uns zulassen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, wenn Kinder staunen und wir dies fördern, können sie eigene Interessen signalisieren. Zur Verdeutlichung der großen Tragweite des „Bewahren des kindlichen Staunenkönnens“ als Aufgabe, sollte man Freeses Aussage zur Kenntnis nehmen. Er sagt uns, wie man dieses Ziel nicht erreicht: „Wenn das Kind an dem Glauben festhält, die Erwachsenen wüßten schon alles Wissenswerte, so gut wie alle wichtigen Fragen seien schon beantwortet, man müsse die Antwort darauf nur fleißig lernen, wird es kaum staunen und sich wundern“[24].
Als zweites Ziel sieht Horster „Die Fähigkeit des unbefangenen Fragens bei Erwachsenen wieder zu wecken“[25], denn Kinder haben die Fähigkeit, durch ihr Fragen die Erwachsenen zum Nachdenken anzuregen, denn oft fragen Kinder nach Dingen, die Erwachsene bei genauerem nachdenken gar nicht so einfach beantworten können oder sich durch ihre banalen Antworten auf eine Einbahnstraße begeben.
Dazu gibt es ein interessantes Beispiel, dass Matthews in seinem Werk "Philosophie der Kindheit" nennt, zu erwähnen. Er berichtet, wie seine Tochter ihn fragt, wie ihre Katze die Flöhe bekommen hat. Er antwortet darauf, „Nun, sie wird wohl mit einer anderen Katze gespielt haben, von der dann die Flöhe auf ihre Katze gehüpft sind.". Daraufhin stellt das Kind die Frage, woher dann diese Katze die Flöhe haben soll. Natürlich auch von einer anderen Katze, antwortete Matthews darauf. Dies bringt die Tochter zu der Aussage: "Aber Daddy, es kann doch nicht unendlich so weiter gehen, das einzige, was unendlich weiter gehen kann, sind Zahlen!"[26] Und, bringt dies nicht zum Nachdenken, und wer kann darauf schon eine eindeutige Antwort geben? Hier zeigt sich was Kinder uns noch voraus haben und das Ziel Horsters sich bestätigt.
Als dritten Punkt nennt Horster die „Selbständige Normreflexion“ und kommt dabei auf die heutige technische und naturwissenschaftliche Entwicklung zu sprechen, die uns dazu befähigt, so gut wie alles möglich zu machen, aber unsere ethisch- moralische Entwicklung, die uns sagen müsste, ob wir das auch alles tun dürfen, ist damit völlig überfordert, da sie mit der technischen Entwicklung nicht Schritthalten kann. Horster spricht in diesem Zusammenhang von einer Überforderung unserer notwendigen Sinnreflexion, unser ethisch- moralisches Fassungsvermögen sei längst überholt.
Unter dem Gesichtspunkt der selbständigen Normreflexion kommt er auch auf die Schule zu sprechen, in der das kindliche Fragen nach philosophischen Dingen rigoros unterdrückt wird, es geht nur um das Lernen von Fakten. An dieser Stelle zitiert er Wittgenstein, der meinte: "Unsere Kinder lernen schon in der Schule, Wasser bestehe aus ...Die wichtigen Fragen werden zugedeckt."[27]
Deshalb meint Horster, in unserer heutigen Zeit "müssen wir unsere Sinnorientierung in uns selbst finden, aus uns selbst entwickeln".[28]
Als letztes Ziel wird die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit angesprochen, da man beim Philosophieren auf den Austausch mit anderen angewiesen ist, man gezwungener Maßen kommuniziert.
[...]
[1] Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1996, S. 566
[2] Brüning, Barbara: Philosophieren in der Grundschule. Berlin 2001, S. 8
[3] vgl. Schreier, Helmut: Nachdenken mit Kindern. Bad Heilbrunn/ Obb. 1999, S. 10
[4] Schreier: Nachdenken mit Kindern 1999, S. 10
[5] vgl. ebenda, S. 10
[6] Freese, Hans – Ludwig: Kinder sind Philosophen. Weinheim, Berlin 1989, S. 9
[7] Martens, Ekkehard; Schreier, Helmut (Hrsg.): Philosophieren mit Schulkindern. Heinsberg 1994, S. 15
[8] vgl. Martens, Ekkehard: Philosophieren mit Kindern. Ditzingen 1999, S. 64
[9] vgl. Giddens, Anthony: Jenseits von Links und Rechts. Frankfurt/ M. 1999, S. 13
[10] Camhy, Daniela G.: Das philosophische Denken von Kindern. Kongressband des internationalen Kongresses für Kinderphilosophie. Graz 1994, S. 74
[11] vgl. Freese, Hans – Ludwig: Kinder sind Philosophen. Weinheim, Berlin 1989, S. 107
[12] Biesenbaum, Hannegret: Hessischer Rundfunk / Hörfunk - Bildungsprogramm: Über das Philosophieren mit Kindern: 2002
[13] vgl. Rahmenplan Grundschule. Philosophieren mit Kindern Jahrgangstufen 1 bis 4. Erprobungsfassung: Schwerin 1999, S. 7
[14] vgl. Rahmenplan Grundschule, S. 7
[15] Horster, Detlef: Philosophieren mit Kindern. Opladen 1992, S. 20
[16] Aissen- Crewett, Meike: Sind Kinder Philosophen?. In: Grundschule 7- 8/1999, S. 83
[17] Engelbrecht, Alexander: Können Blumen glücklich sein. Heinsberg 1997, S. 27
[18] vgl. ebenda, S. 27
[19] vgl. ebenda, S. 36
[20] Pfeiffer, Silke: Grundschulunterricht: 9/2002, 31: aus Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Mecklenburg – Vorpommern 1999
[21] Engelbrecht, Alexander: Können Blumen glücklich sein. Heinsberg 1997, S. 27
[22] Horster, Detlef: Philosophieren mit Kindern. Opladen 1992, S. 21
[23] Engelbrecht, Alexander: Können Blumen glücklich sein. Heinsberg 1997, S. 29
[24] Freese, Hans – Ludwig: Kinder sind Philosophen. Weinheim, Berlin 1989, S. 18
[25] Horster, Detlef: Philosophieren mit Kindern. Opladen 1992, S. 24
[26] Matthews, Gareth B.: Die Philosophie der Kindheit. Weinheim/ Berlin 1995, S. 7
[27] vgl. Horster, Detlef: Philosophieren mit Kindern. Opladen 1992, S. 26 f.
[28] ebenda, S. 27
- Arbeit zitieren
- Steven Machlitt (Autor:in), 2002, Philosophieren mit Kindern in der Grundschule über Naturbegegnungen im Jahresverlauf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19068
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