Die Olympischen Sommerspiele des Jahres 1936 waren die ersten Olympischen Spiele, die in einer Diktatur stattfanden. Einerseits führte diese Tatsache zu einer weltweiten Protestbewegung, andererseits verschaffte sie den Ausrichtern der Spiele die nahezu uneingeschränkte organisatorische und finanzielle Unterstützung des gastgebenden Staates.
In der heutigen Zeit fällt es schwer nachzuvollziehen, warum sich das Internationale Olympische Komitee (IOK) dazu entschloss, die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin, der Hauptstadt des sich unter der Herrschaft der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und ihres Führers Adolf Hitler befindlichen Deutschlands, auszutragen. Hier sei erwähnt, dass sich das IOK bereits am 13. Mai 1931, also lange vor der Machtergreifung Hitlers, auf den Ort der Spiele festgelegt hatte. Hierfür ist besonders Theodor Lewald, deutscher Sportfunktionär und Vorsitzender des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1936, als treibende Kraft anzusehen, da er bereits seit 1927 systematisch auf eine Vergabe der Spiele an Berlin hinarbeitete. Ausschlaggebend für die Entscheidung des IOK waren besonders die Organisationsfähigkeit und die Gastfreundschaft der Deutschen. War Deutschland aufgrund politischer Motivationen von den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen und 1924 in Chamonix noch ausgeschlossen, so hatte es mit der Vergabe der Spiele an Berlin geschafft, endgültig auf die Bühne des internationalen Sports zurückzukehren.
Es darf jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass die NSDAP den Olympischen Spielen nicht immer wohl gesonnen gegenüberstand. Besonders der „Völkische Beobachter“ (VB) und die „NS-Monatshefte“, Zentral- und Theorieorgane der NSDAP, beinhalteten regelmäßig entsprechende Berichte. Ein auf nationalen Gründen beruhender Sinneswandel erfolgte erst kurze Zeit nach Beendigung der Olympischen Sommerspiele von Los Angeles 1932. Dieser ist wohl nicht nur auf das dortige Abschneiden der deutschen Mannschaft, die mit einer Ausbeute von fünf Gold-, zwölf Silber- und sieben Bronzemedaillen nur den sechsten Rang in der Nationenwertung erreichte , zurückzuführen, sondern auch auf die nicht mehr zu übersehende Ausstrahlungskraft, die olympische Erfolge auf internationaler Ebene zu haben vermochten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Quellenlage und Forschungsstand
- Die neuzeitliche Wiedergeburt der olympischen Spiele
- Der deutsche Sport und der Nationalsozialismus
- Die Situation vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten
- Die Situation nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten
- Die Olympischen Spiele auf dem Weg nach Berlin
- Berlins Bewerbung flir die Olympischen Spiele 1936
- Berlin wird Ausrichter der Olympischen Spiele 1936
- Die außen- und innenpolitische Darstellung Deutschlands im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 1936
- Außenpolitische Darstellung Deutschlands durch das NS-Regime
- Verschleierung der Judenfeindlichkeit
- Die Presse im nationalsozialistischen Deutschland
- Die Lenkung der Presse im nationalsozialistischen Deutschland
- Die Phasen der Aus- und Gleichschaltung der Presse im nationalsozialistischen Deutschland
- Die schleswig-holsteinische Presse zwischen Republik und Diktatur
- Die Struktur der schleswig-holsteinische Presse zwischen 1928 und 1931
- Der Wandel der schleswig-holsteinischen Presse und ihre Annäherung an den Nationalsozialismus
- Die Haltung der linksorientierten Presse gegenüber dem Nationalsozialismus
- Die Installation des neuen Pressesystems in Schleswig-Holstein
- Die Olympischen Sommerspiele 1936 und die Schleswig-Holsteinische Tagespresse
- Die „Kieler Neuesten Nachrichten"
- Die Bildberichterstattung der „Kieler Neuesten Nachrichten" zu den Olympischen Spielen 1936
- Die Wortberichterstattung der „Kieler Neuesten Nachrichten" zu den Olympischen Spielen 1936
- Zwischenfazit zur Untersuchung der „Kieler Neuesten Nachrichten"
- Darstellung im „Lübecker Volksboten"
- Die Bildberichterstattung des „Lübecker Volksboten" zu den Olympischen Spielen 1936
- Die Wortberichterstattung des „Lübecker Volksboten" zu den Olympischen Spielen 1936
- Zwischenfazit zur Untersuchung des „Lübecker Volksboten"
- Darstellung in den „Husumer Nachrichten"
- Die Bildberichterstattung der „Husumer Nachrichten" zu den Olympischen Spielen 1936
- Die Wortberichterstattung der „Husumer Nachrichten" zu den Olympischen Spielen 1936
- Zwischenfazit zur Untersuchung der „Husumer Nachrichten"
- Darstellung in der „Eckernförder Zeitung"
- Die Bildberichterstattung der „Eckemförder Zeitung" zu den Olympischen Spielen 1936
- Die Wortberichterstattung der „Eckernförder Zeitung" zu den Olympischen Spielen 1936
- Zwischenfazit zur Untersuchung der „Eckernförder Zeitung"
- Die „Kieler Neuesten Nachrichten"
- Fazit
- Archivalien- und Literaturverzeichnis
- Archivalienverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Anhänge
- Abkürzungsschlüssel
- Bilder und Bildnachweise
- Tabellen, Grafiken und deren Nachweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Berichterstattung der schleswig-holsteinischen Tagespresse über die Olympischen Sommerspiele 1936. Sie untersucht, wie die Zeitungen die Spiele im Kontext des Nationalsozialismus darstellten und welche propagandistischen Elemente in ihren Berichten zu finden sind. Die Arbeit analysiert die Bild- und Wortberichterstattung der „Kieler Neuesten Nachrichten", des „Lübecker Volksboten", der „Husumer Nachrichten" und der „Eckernförder Zeitung" während des Untersuchungszeitraums vom 25. Juli bis zum 23. August 1936.
- Die Rolle der Olympischen Spiele 1936 in der nationalsozialistischen Propaganda
- Die Gleichschaltung der Presse im nationalsozialistischen Deutschland
- Die Darstellung des Nationalsozialismus in der schleswig-holsteinischen Tagespresse
- Die Berichterstattung über die Olympischen Spiele 1936 in vier ausgewählten Zeitungen
- Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Berichterstattung der vier Zeitungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit beleuchtet die Quellenlage und den Forschungsstand zu den Olympischen Spielen 1936 und dem Nationalsozialismus. Es werden wichtige Publikationen und Studien vorgestellt, die sich mit den politischen Implikationen und der Rolle des Internationalen Olympischen Komitees bei der Planung und Durchführung der Spiele in Berlin auseinandersetzen.
Kapitel zwei gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte der Olympischen Spiele, von ihren Ursprüngen in der Antike bis zur Wiedergeburt im 19. Jahrhundert. Es wird die Rolle des französischen Adligen Pierre de Coubertin bei der Gründung des Internationalen Olympischen Komitees und der Ausrichtung der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen 1896 beschrieben.
Kapitel drei befasst sich mit dem deutschen Sportwesen im Kontext des Nationalsozialismus. Es wird die Situation vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 geschildert, wobei besonders auf die Strukturen des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen (DRA) und der Zentralkommission für Arbeitersport und Körperpflege (ZK) eingegangen wird. Anschließend werden die Veränderungen im deutschen Sportwesen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, insbesondere die „Arisierung" des Sports und die Verfolgung jüdischer Sportler, beschrieben.
Kapitel vier behandelt die Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 1936 und die Vergabe des Ereignisses an die damalige Reichshauptstadt. Es wird die Rolle des deutschen Sportfunktionärs Theodor Lewald als treibende Kraft hinter der Berliner Bewerbung hervorgehoben, sowie die Schwierigkeiten, die sich für die Planer und Macher sowohl auf innen- als auch auf außenpolitischem Terrain ergaben.
Kapitel fünf beleuchtet die außen- und innenpolitische Darstellung Deutschlands im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 1936. Es wird die intensive Vorbereitung auf die Spiele, die von der Reichsregierung betrieben wurde, beschrieben, sowie die Bemühungen, das Bild Deutschlands in der Weltöffentlichkeit zu verbessern und die internationalen Boykottbestrebungen zu verhindern. Das Kapitel thematisiert auch die Verschleierung der Judenfeindlichkeit durch das NS-Regime und die Bemühungen, den Anschein einer „Atempause" für die Juden zu erwecken.
Kapitel sechs befasst sich mit der Presse im nationalsozialistischen Deutschland und zeigt auf, unter welchen Bedingungen und Anordnungen deutsche Journalisten in der Zeit des Dritten Reichs arbeiteten. Es werden die Lenkung der Presse durch die Nationalsozialisten, die Phasen der Aus- und Gleichschaltung sowie die wichtigsten Instrumente zur Manipulation und Kontrolle der öffentlichen Kommunikation beschrieben.
Kapitel sieben stellt die Situation der schleswig-holsteinischen Presse zwischen Republik und Diktatur dar. Es wird die Struktur der schleswig-holsteinischen Presse am Ende der Weimarer Republik und ihr darauffolgender Wandel in Richtung des Nationalsozialismus sowie die damit einhergehende Installation des neuen Pressesystems erläutert. Das Kapitel geht auch auf die Haltung der linksorientierten schleswig-holsteinischen Presse gegenüber dem Nationalsozialismus ein.
Kapitel acht untersucht die Berichterstattung der vier ausgewählten Schleswig-Holsteimschen Tageszeitungen bezüglich ihrer Berichterstattung zu den Olympischen Spielen 1936 während des Untersuchungszeitraums. Es werden die Bild- und Wortberichterstattung der „Kieler Neuesten Nachrichten", des „Lübecker Volksboten", der „Husumer Nachrichten" und der „Eckernförder Zeitung" analysiert, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzudecken.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Olympischen Sommerspiele 1936, den Nationalsozialismus, die schleswig-holsteinische Tagespresse, die Gleichschaltung der Presse, die Propaganda, die Berichterstattung, die Bild- und Wortberichterstattung, die Judenfeindlichkeit, die „Arisierung" des Sports, die politische Instrumentalisierung der Spiele, die Darstellung des neuen Deutschlands, die Reaktionen der internationalen Öffentlichkeit, die Vorfreude auf die Spiele, die Begeisterung der Zuschauer, die organisatorischen und logistischen Leistungen Deutschlands, die deutschen Erfolge, die Besuche Adolf Hitlers und die NS-Presseanweisungen.
- Arbeit zitieren
- Hauke Klenz (Autor:in), 2010, Die Olympischen Sommerspiele 1936 und der Nationalsozialismus im Spiegel der Schleswig-Holsteinischen Tagespresse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190656
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