Die Konstruktionen von Weiblichkeit in der Literatur der Wiener Moderne ist das Thema der vorliegenden Arbeit. Am Beispiel von Arthur Schnitzlers Reigen werden einige in der Literatur um 1900 populäre Weiblichkeitskonstruktionen analysiert.
Die Arbeit baut auf Judith Butlers Theorie der performativen Konstruktion des Geschlechts. Laut Butler konstruiert sich die Identität über die Diskurse mit Hilfe der sprachlichen Zuweisungen und unter dem Einfluss bestimmter Macht- und Ausschlussmechanismen, wodurch die Individuen die ihnen zugewiesenen Rollen annehmen oder zurückweisen.
Da sich die Figuren und demzufolge ihr Geschlecht in den Dramen durch sprachliche Äußerungen beziehungsweise durch die Diskurse konstruieren und diese Figuren nur in der Sprache bestehen, lässt sich Butlers Begriff der Performativität auf die literarischen Diskurse in den Dramen übertragen, denn mittels dieser werden eben-falls Handlungen ausgeführt und Geschlechtsidentitäten kulturell konstruiert.
Zur Bildung der Geschlechtervorstellungen hat in der Zeit der Wiener Moderne die sexualanthropologische Wissenschaft eine große Rolle gespielt, weil dieser mit Macht und Wahrheitsanspruch ausgestattete medizinisch-anthropologische Diskurs als Norm und Maßstab erhoben wurde. Dieser um 1900 herrschende Diskurs wird in der Arbeit aufgegriffen, um die kulturgeschichtlichen Aspekte bei der Konstruktion der Weiblichkeit in Arthur Schnitzlers Reigen zu betonen.
Basierend auf der genannten theoretischen Grundlage wurden in der Arbeit die Protagonisten im Einakterzyklus Reigen untersucht, die als Effekte der kulturellen Anordnungen zu betrachten sind. Auf die Sprache des Liebesdiskurses und auf die Funktion der Kleidercodes wird in der Analyse auch ausführlich eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Allgemeines zu dem in dieser Arbeit behandelten Werk
- 3. Weiblichkeit
- 3.1. Theoretischer Forschungsüberblick
- 3.2. Judith Butler: Performativität
- 3.3. Der Begriff der Macht bei Butler
- 4. Der Einakterzyklus Reigen
- 4.1. Sexualanthropologie der Jahrhundertwende am Beispiel Richard von Krafft-Ebings Psychopathia Sexualis
- 4.2. Das Eheleben um 1900 und der Begriff der Doppelmoral
- 4.2.1. Der Begriff der Doppelmoral …..\n
- 4.2.2. Das Eheleben um 1900.
- 4.3. Weibliche Lebensmodelle und soziales Milieu
- 4.3.1. Die junge Frau
- 4.3.1.1. Die junge Frau und der junge Mann ……..\n
- 4.3.1.2. Der bürgerliche Ehediskurs. Die junge Frau und der Ehemann
- 4.3.2. Dirne Leocadia
- 4.3.2.1. Die Dirne und der Soldat.
- 4.3.2.2. Die Dirne und der Graf.
- 4.3.3. Das Stubenmädchen
- 4.3.3.1. Das Stubenmädchen und der Soldat.......\n
- 4.3.3.2. Das Stubenmädchen und der junge Herr
- 4.3.4. Süßes Mädel
- 4.3.4.1. Das süße Mädel und der Gatte
- 4.3.4.2. Das süße Mädel und der Dichter
- 4.3.5. Die Schauspielerin
- 4.3.5.1. Die Schauspielerin und der Dichter
- 4.3.5.2. Die Schauspielerin und der Graf
- 4.3.1. Die junge Frau
- 4.4. Verhaltensrepertoires und die Sprache des Liebesdiskurses
- 4.5. Kleidercodes.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Konstruktion von Weiblichkeit in der Literatur der Wiener Moderne, insbesondere am Beispiel von Arthur Schnitzlers „Reigen“. Sie untersucht, wie die verschiedenen Figuren des Stückes, die durch sprachliche Interaktionen konstruiert werden, verschiedene Rollen und Geschlechtsidentitäten annehmen. Die Arbeit basiert auf Judith Butlers Theorie der Performativität, die besagt, dass Geschlecht nicht angeboren, sondern durch sprachliche und kulturelle Praktiken konstruiert wird.
- Die Darstellung von Weiblichkeit in der Literatur der Wiener Moderne.
- Die Rolle des Sprachgebrauchs in der Konstruktion von Geschlechterrollen.
- Die Anwendung der Performativitätstheorie von Judith Butler auf literarische Figuren.
- Die Bedeutung von gesellschaftlichen Normen und Machtstrukturen in der Konstruktion von Weiblichkeit.
- Die verschiedenen Lebensmodelle und sozialen Milieus der weiblichen Figuren in „Reigen“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den historischen und literarischen Kontext der Wiener Moderne sowie den Fokus auf die Konstruktion von Weiblichkeit und die Bedeutung des Werkes „Reigen“ für die Analyse einführt. Kapitel 2 bietet einen allgemeinen Überblick über die wichtigsten Merkmale und die Rezeption des Werkes von Schnitzler. Kapitel 3 widmet sich dem theoretischen Forschungsüberblick über die Konstruktion von Weiblichkeit, insbesondere durch Judith Butlers Performativitätstheorie. Kapitel 4, der Kern der Arbeit, untersucht „Reigen“ und analysiert die verschiedenen Weiblichkeitskonstruktionen, die durch die Figuren und ihre Dialoge entstehen. Der Fokus liegt dabei auf den verschiedenen Lebensmodellen und sozialen Milieus der weiblichen Figuren. Kapitel 4 zeigt, wie sprachliche Interaktionen und die Darstellung von Verhaltensmustern, Kleidercodes, gesellschaftlichen Normen und sexuellen Praktiken die Geschlechtsidentitäten der Figuren beeinflussen.
Schlüsselwörter
Weiblichkeit, Wiener Moderne, Arthur Schnitzler, Reigen, Performativität, Judith Butler, Geschlechterrollen, Sprachgebrauch, Gesellschaftliche Normen, Sexualität, Lebensmodelle, Soziales Milieu, Doppelmoral, Jahrhundertwende, Sprachliche Konstruktion.
- Citar trabajo
- Irma Mardaleishvili (Autor), 2011, Konstruktionen der Weiblichkeit in der Literatur der Wiener Moderne am Beispiel von Arthur Schnitzlers "Reigen", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190520