Erläutern sie die Grundlagen des Philosophierens von Friedrich Nietzsche!
Die Frage nach den Grundlagen des Philosophierens bei Nietzsche lässt Bedenken aufkommen. Es ist geradezu ein Charakteristikum seines Denkens, eine wendige und wandelbare Gestalt zu wahren um der Dynamik des Lebens gerecht zu werden. Hierin liegt ein Grundprinzip oder -anliegen seines Philosophierens.
Um der Aufgabe also gerechter zu werden, muss die Frage umformuliert werden. Der Begriff Grundlage ist schlichtweg zu statisch und zu weit davon entfernt treffend zu sein. Es sollen in dieser Arbeit also eher Gravitationszentren abgesteckt werden um die die Denkbewegungen Nietzsches kreisen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Von der Lebensverneinung zur Lebensbejahung
Umriss
Die Tücken der Moral
Der heimliche Groll
Das Dilemma der Hilfe
Die Umwertung aller Werte
Offenheit zum Leben
Horizonte
3. Abschließende Worte
1. Einleitung
Erläutern sie die Grundlagen des Philosophierens von Friedrich Nietzsche!
Die Frage nach den Grundlagen des Philosophierens bei Nietzsche lässt Bedenken aufkommen. Es ist geradezu ein Charakteristikum seines Denkens, eine wendige und wandelbare Gestalt zu wahren um der Dynamik des Lebens gerecht zu werden. Hierin liegt ein Grundprinzip oder -anliegen seines Philosophierens.
Um der Aufgabe also gerechter zu werden, muss die Frage umformuliert werden. Der Begriff Grundlage ist schlichtweg zu statisch und zu weit davon entfernt treffend zu sein. Es sollen in dieser Arbeit also eher Gravitationszentren abgesteckt werden um die die Denkbewegungen Nietzsches kreisen.
2. Von der Lebensverneinung zur Lebensbejahung
Umriss
Unter der Voraussetzung, dass Gott tot ist und der transzendentale Sinn entthront, eröffnet sich für Nietzsche eine neue Perspektive auf die bisherige Philosophie und auf das Leben überhaupt, die in aller Konsequenz die Frage nach den Möglichkeiten des Menschen und seinen diesseitigen Lebensinhalten stellen darf. Vor allem die Moral erweist sich als ein grundlegender Bestandteil der bisherigen Denktradition und weckt Nietzsches Interesse. Erkenntnistheoretisch gebärdet sie sich als Hemmschuh eines gelösten Denkens – Moral als Vorurteil, das Bestätigung sucht. Es stellt sich bei Nietzsche eine Loslösung von der Dominanz der Vernunft hin zum Organismus, zum Leib ein. Er sieht in dieser Dominanz die Unterdrückung des Lebens in seiner Ganzheit und Fülle – eine Einschränkung der leiblichen, großen Vernunft. Diese Dominanz ist prinzipiell die historische Folge der lebensfeindlichen Tendenz von Moral.
Doch wie kam er zu diesen Einsichten? Weitgehend ist er Kind seiner Zeit und folgt der progressiven Idee des Darwinismus, um weit über sie hinaus seine philosophischen Gedanken zu entwickeln. Er legt die Ursachen und Gründe der Moral frei und enthebt sie ihrer Autorität, er kreiert das intellektuelle Äquivalent zu einem Menschen, der wieder völlig auf sich zurückgeworfen, gar wieder unter die Tiere gegangen ist. Dabei stößt er impulsiv und intuitiv auf viele Erkenntnisse bezüglich des Denkens, der Konstituenzien und Kontingenz der menschlichen Existenz etc. Daher nimmt Nietzsches Moralanalyse und -kritik, samt seinen Folgerungen, einen wichtigen Stellenwert in seinem Denken ein und dient hier als Einstieg in sein Werk, in sein Philosophieren.
Die Tücken der Moral
Nietzsche gräbt also nach den historischen Ursprüngen der herrschenden Moral und den psychologischen Gründen für Moral überhaupt und reflektiert diese kritisch. Es ist die christliche Moral, die Nietzsche ein besonderer Dorn im Auge ist und ihren Prinzipien nach noch den Philosophen der Aufklärung in den Eingeweiden steckte. Die Negation der menschlichen Leidenschaften ist der Stein des Anstoßes. Theologisch wie philosophisch setzt sich eine Leib-Seele-Dialektik durch, die sich in ihrer Kriegserklärung gegen den Körper, das Körperliche, das Menschliche bald umkehrte in einen Glauben an ein Jenseits oder eine Welt der Ideen. Es geschieht hier eine gefährliche Umkehrung, die jahrhundertelang dominant bleiben sollte. Es ist die Verwechselung vom Leib als Ursache und dem Geist als Folge – ein folgenreicher Irrtum. Die materielle Ursächlichkeit wird ausgeschaltet durch ihre Vergessenheit und stattdessen transzendiert sich eine wahre Welt, die in die kantische Vernunftdominanz münden sollte. Aus dieser ideologisch geschaffenen Welt konnte man sich nun unumstößlicher Götzen, Werte und Moral bedienen. Es wird eine imaginäre Kausalität ins Reich der Metaphysik etabliert. Die damit zusammenhängende Macht hat die Geschichte bei weitem bewiesen.
Der heimliche Groll
Wie konnte es dazu kommen? Wo liegt der materielle, leibliche Ursprung dieser ideologischen Umdeutung der Wirklichkeit? Hier kommt ein Begriff ins Spiel, den man getrost zu einem Ankerpunkt von Nietzsches Philosophie erheben kann: Das Ressentiment.
In diesem Wort erstreckt sich ein ganzer Bedeutungskosmos. Die Unterdrückung der Affekte, die unbewusste Umformung von Neid, Hass, Rache. Es ist die Vergiftung durch das Nicht-Reagieren auf einen Reiz. Hinterrücks, d.h. unbewusst formt sich die ausbleibende Reaktion um in tiefere, vergeistigte Rache. Das Ausbleiben der physischen Reaktion veranlasst und strukturiert eine Umformatierung um den nicht gelösten Schmerz zu kanalisieren. Der Wutausbruch ist jetzt die Verachtung alles Schmerzenden, die Rache wird zur Rückkopplung auf den Schmerz etc. Es konzipieren sich Werte, ein Gut und ein Böse, welche mit viel Klugheit eine späte Rache darstellen. Die Ermächtigung über Pein und Peiniger. Die Klugheit selbst wird im gleichen Atemzug autorisiert.
Das Dilemma der Hilfe
Doch halt! Wie kommt es zu diesem Übergang? Wie festigt und ermächtigt sich das Ressentiment zu derartiger Tragweite? Hier ein Exzerpt zu Nietzsches Analyse.
Das soziale Miteinander war gestört durch die jeweilige Projektion des Ressentiments auf die eigene Umwelt. Das Unverdaute wird entäußert. Die Lösung? Der sich eingenistete Schmerz wird umgeformt in ein fiktives, ideologisches Gebilde, das regulierend und aber anklagend agiert. Das ungestüme Rohmaterial, das sich derzeit gegen allesmögliche richtet, ist der Nährboden dieser Umdeutung. Der asketische Priester stellt den Typus dar, dem diese Aufgabe zuteilwird. Er ist mit dem Versuch beschäftigt das rohe Ressentiment in Bahnen zu lenken, um die Unzufriedenheit durch Hoffnung zu stillen. Es ist der Versuch mit dem Leiden zu leben. Doch ist diese Einflussnahme in ihrem Prinzip die ideelle Umkehrung der Schmerzursache, es ist das Schmieden negativer Prämissen. Frei nach der dialektischen Formel, wenn das, was mir widerfuhr und der, der es mir antat, böse ist, so bin ich gut. Nun war es nur eine Frage der Zeit bis dieser Keim genial genug ward, dass ein sozialer, politischer und psychologischer Komplex aus dem Ressentiment erwachsen konnte. Der Versuch die Schmerzen durch das Gift zu lindern, führte unweigerlich zur Manifestation des Giftes selbst.
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- Citar trabajo
- Eric Jänicke (Autor), 2010, Die Grundlagen des Philosophierens bei Friedrich Nietzsche, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190413
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