Gut 25 Jahre gab es die RAF in Deutschland. Aus heiterem Himmel folgte die
Auflösung im Jahre 1993. Sicher gibt es unzählige Arbeiten zu diesem Thema. Aber
die gibt es zu jedem Thema deutscher Geschichte. Und die RAF ist ein Teil der
deutschen Geschichte, ob es nun gefällt oder nicht. Diese Arbeit soll zeigen, wie sich
die RAF ein viertel Jahrhundert wie ein dunkler Schatten in der Bundesrepublik
bewegte, wie sie zunehmend professioneller und kaltblütiger wurde. Was für eine
heutige Generation vielleicht nicht nachzuvollziehen ist, wie aus frustrierten
Studenten eiskalte Killer wurden. Wie die Polizei, zum großen Teil auch in Hessen,
Kontakt mit den Terroristen hatte, zeitweise auch tödlichen.
Diese Arbeit gibt Überblick über die Entstehung der Gruppe, über ihre ersten
„Funktionäre“, den Übergang der Generationen, die Anschläge, Morde und
Entführungen, sowie die Auflösung der Gruppe. Sicher ist es nicht möglich eine
exakte Schilderung der letzten 25 Jahre aufzuzeigen und auch nicht jedes einzelne
Mitglied zu benennen. Das ist auch nicht Sinn und Zweck, sondern es soll ein
Deutschland in Erinnerung gerufen werden, von dem die jüngere Generation
vielleicht gar nicht mehr weiß, dass es existierte. Wir haben den Schwerpunkt darauf
gelegt, die Aktionen, Attentate und Anschläge möglichst präzise zu beschreiben und
einen Überblick über Täter, Opfer und Beteiligte zu geben. Wir hoffen, dass es uns
gelungen ist, dies spannend wiederzugeben.
Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort:
2 Wie alles begann
2.1 Der tote Student
2.2 Gefangenenbefreiung
3 Die erste Generation der RAF
3.1 Baader, Meinhof, Ensslin
3.2 Die ersten Toten
3.3 Die ersten Bombenanschläge
3.4 Die Verhaftungen der ersten Generation
3.5 1.Hungerstreik und Das Info-System
3.6 Der Tod Holger Meins
3.7 Der getötete Richter
4 Die zweite Generation der RAF
4.1 Zeit für Taten
4.2 Stockholm
4.3 Stammheim
4.4 Der Tod Ulrike Meinhofs
4.5 Die Ermordung Bubacks
4.6 Ponto
4.7 Die „defekte“ Stalinorgel
4.8 Schleyer und „Landshut“
4.9 Die Nacht von Stammheim
4.10 5 Jahre Wiederaufbau
5 Die dritte Generation
5.1 Eine völlig neue RAF
5.2 Erste Aktivitäten
5.3 Zimmermann
5.4 Die Airbase und der tote Private
5.5 1986 - Beckurt und von Braunmühl
5.6 Alfred Herrhausen – „Der Herr des Geldes“
5.7 Hans Neusel hat Glück
5.8 Rohwedder – die Hinrichtung des Treuhandchefs
5.9 Ein letzter Anschlag
5.10 Bad Kleinen – Exekution oder Notwehr ?
5.11 Das Ende eines Stückes deutscher Geschichte
6 Stellungnahme der Autoren
7 Literaturliste
7.1 Bücher
7.2 Internetadressen
8 Erklärung
1 Vorwort:
Gut 25 Jahre gab es die RAF in Deutschland. Aus heiterem Himmel folgte die Auflösung im Jahre 1993. Sicher gibt es unzählige Arbeiten zu diesem Thema. Aber die gibt es zu jedem Thema deutscher Geschichte. Und die RAF ist ein Teil der deutschen Geschichte, ob es nun gefällt oder nicht. Diese Arbeit soll zeigen, wie sich die RAF ein viertel Jahrhundert wie ein dunkler Schatten in der Bundesrepublik bewegte, wie sie zunehmend professioneller und kaltblütiger wurde. Was für eine heutige Generation vielleicht nicht nachzuvollziehen ist, wie aus frustrierten Studenten eiskalte Killer wurden. Wie die Polizei, zum großen Teil auch in Hessen, Kontakt mit den Terroristen hatte, zeitweise auch tödlichen.
Diese Arbeit gibt Überblick über die Entstehung der Gruppe, über ihre ersten „Funktionäre“, den Übergang der Generationen, die Anschläge, Morde und Entführungen, sowie die Auflösung der Gruppe. Sicher ist es nicht möglich eine exakte Schilderung der letzten 25 Jahre aufzuzeigen und auch nicht jedes einzelne Mitglied zu benennen. Das ist auch nicht Sinn und Zweck, sondern es soll ein Deutschland in Erinnerung gerufen werden, von dem die jüngere Generation vielleicht gar nicht mehr weiß, dass es existierte. Wir haben den Schwerpunkt darauf gelegt, die Aktionen, Attentate und Anschläge möglichst präzise zu beschreiben und einen Überblick über Täter, Opfer und Beteiligte zu geben. Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, dies spannend wiederzugeben.
2 Wie alles begann
2.1 Der tote Student
Am 2. Juni 1967 besuchte der Schah von Persien, Reza Pahlevi mit seiner Frau Berlin. Das Kaiserpaar wurde bereits am Nachmittag am Schöneberger Rathaus von zahlreichen Schah-Gegner und Demonstranten erwartet. Sie demonstrieren dagegen, dass bundesdeutsche Politiker jenen Schah empfangen, der in seiner Heimat jede Art von Opposition von seinem Geheimdienst SAVAK blutig niederschlagen lässt. Die Polizei setzt zum Empfang des Schahs am Rathaus mehrere Busse mit so genannten Jubelpersern, zum Teil SAVAK Agenten, ein, die dem Schah zujubeln sollen. Sie werden von der Polizei ganz vorne am Rathaus eingesetzt. Die Sprechchöre der Schah-Gegner von weiter hinten sind allerdings nicht zu überhören. Einige Jubelperser überwinden plötzlich die Absperrung und prügeln auf die Gegner mit den Stangen ihrer Transparente und Holzlatten ein. Laut Augenzeugen schaut die Polizei minutenlang tatenlos zu. Als sie dann endlich einschreitet, geht sie nur gegen die Schah-Gegner vor. Trotz macht sich unter den Demonstranten breit. Und so versammeln sich abermals rund 400 Demonstranten ab 19 Uhr vor der deutschen Oper, wo der Schah zu Mozarts Zauberflöte zugegen sein wird. Als der Schah in die Oper geht, werfen die Demonstranten mit Farbeiern und Tomaten, verfehlen aber ihr Ziel. Nachdem der Schah in der Oper verschwunden ist, und alle denken, dass alles gelaufen sei, geht die Polizei auf die Demonstranten los, treibt einen Keil in ihre Mitte und auf einen anderen Polizeikordon zu. Eine wilde Hetzjagd beginnt. In der Krummen Straße, drängen Polizisten in einen Hof, in dem sich Studenten aufhalten. Sie denken einen Rädelsführer ausgemacht zu haben und schlagen dem 26-jährigen Studenten für Romanistik Benno Ohnesorg von hinten auf den Kopf, so dass er auf den Boden fällt. Zwei weitere Beamte eilen herbei und schlagen weiter auf den am Boden liegenden ein. Einer der beiden, Kriminalobermeister Karl Heinz Kurras, hält dabei seine Dienstwaffe in der Hand mit dem Finger am Abzug. Ein Schuss löst sich und dringt in den Hinterkopf von Ohnesorg ein und führt dessen Tod herbei. Bis heute konnte nicht zweifelsfrei geklärt werden, warum der Beamte schoss. Fakt ist, dass er später freigesprochen wurde. Die Folge dieses 2.Juni war, dass die erschütterten Studenten enger zusammenrückten und sich als politische Macht verstanden. Eine Welle der Rebellion ging durch die Universitätsstädte. 15000 Menschen gaben Ohnesorg am 8.Juni in Berlin das letzte Geleit. Der SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) erlebt einen Mitgliederboom. Dessen Führer Rudi Dutschke fordert von seinen Mitgliedern Provokation, damit man sich mehr Gehör verschaffe. Diesem wurde dann im Übermaß Folge geleistet, wie man am 2.April 1968 erfahren sollte. 7 Minuten vor Mitternacht geht bei der Feuerwehr in Frankfurt ein Notruf ein. Ein Mann berichtet von einem Brand im Schneider Kaufhaus. Die Feuerwehr rückt aus und löscht 2 Brände. Nur wenige Hundert Meter entfernt explodiert ein Brandsatz in der Bettenabteilung vom Kaufhof. Durch das Feuer und die ausgelöste Sprinkleranlage entsteht hoher Sachschaden. Um kurz vor Mitternacht geht bei der deutschen Presseagentur ein Anruf ein, dass die Anschläge politische Racheakte sind, als Reaktion auf den anhaltenden Staatsterror und den andauernden Völkermord in Vietnam. Urheber dieses Anschlages sind Andreas Baader, Thorwald Proll und Gudrun Ensslin. Sie reisten nach Berlin und trafen sich dort mit einem Freund Baaders- Horst Söhnlein. Von dort fuhren sie nach Frankfurt und bauten die Brandsätze mit Hilfe von Kunststoffflaschen, Benzin, Reisewecker, Batterien und Glühzünder. Nach dem Anschlag tauchten sie bei einem Bekannten unter. 2 Tage rätselt die Polizei über die Täter, dann werden Baader & Co aufgrund eines konkreten Hinweises verhaftet, ein Freund ihres Bekannten hatte sie verraten. Das Urteil gegen die 4 wurde bereits am 31.Oktober 1968 verkündet: 3 Jahre Haft. Doch schon am 13. Juni 1969 waren sie wieder auf freiem Fuß. Als im November die Revision ihrer Urteile nicht stattgegeben wurde, beschlossen sie unterzutauchen. Am 11.April 1968 schießt der Anstreicher Josef Bachmann aus München den Studentenführer Rudi Dutschke mit 3 Schüssen aus einem Trommelrevolver nieder. Für die Studenten ist der Springer-Verlag Auslöser des Anschlages, da dieser systematische Hetze betrieb. So versuchen am Ostermontag 45000 Studenten in 20 Städten die Auslieferung der Bild-Zeitung zu verhindern. In diesen Zeiten erlebt Deutschland Straßenschlachten, wie es sie seit der Weimarer Republik nicht mehr gegeben hatte.
Im Februar 1970 können Baader und Ensslin bei der „konkret“ Kolumnistin Ulrike Meinhof untertauchen. Die durch Presse und Fernsehen bekannte Meinhof ist begeistert von der Entschlossenheit der 6 Jahre jüngeren Gudrun Ensslin. Die 3 beraten und planen, wie sie gegen das System ankämpfen können. Stetig steigt auch bei Meinhof die Bereitschaft Straftaten zu begehen. Als Baader durch den Verrat des V-Mannes Peter Urbach verhaftet wird, plant sie alsbald eine Befreiungsaktion.
2.2 Gefangenenbefreiung
Die Genossen Baaders beschließen den inhaftierten Baader aus dem Gefängnis zu befreien. Dazu gibt Ulrike Meinhof bei der Gefängnisleitung an, dass sie mit Baader an einem Buch über randständige Jugendliche arbeite und ihn dazu zu einem Quellenstudium ausführen müsste. Dieser erste Antrag wird abgeschmettert. Der Anwalt Baaders Horst Mahler setzt sich daraufhin intensiv für Baader ein und der Leiter der Anstalt Glaubrecht stimmte einer Ausführung von 2 bis 3 Stunden zu. In der Zwischenzeit besorgen Astrid Proll und Irene Görgens die Waffen für die Aktion. Am 14.Mai führen 2 Justizwachtmeister Andreas Baader in Handschellen in den Lesesaal des Zentralinstituts für Soziale Fragen. Plötzlich stürmen mehrere Personen das Institut und überwältigen die 2 Justizbeamten. Des Weiteren wird der Angestellte Georg Linke von einer Kugel getroffen, die in seiner Leber stecken bleibt und ihm Zeit seines Lebens Schmerzen bereitet. Baader, Meinhof und seine Befreier entkommen in einem gestohlenen Alfa Romeo. Dieser Tag gilt als Geburtsstunde der Roten Armee Fraktion.
3 Die erste Generation der RAF
3.1 Baader, Meinhof, Ensslin
Die erste Generation, zu dessen Führungsebene Andreas Baader, Ulrike Meinhof (deshalb war die RAF früher auch unter dem Namen Baader-Meinhof-Gruppe bekannt) Gudrun Ensslin, Horst Mahler und Holger Meins zählten, erhielt in einem Palästinenser-Camp in Jordanien eine militärische Ausbildung, die von Juni bis August 1970 andauerte. Als die Gruppe nach Deutschland zurückkehrte, begannen sie mit der Finanzierung von Waffen und Gerät. Dazu überfielen sie am 29.September 1970 3 Banken auf einmal. Das Beute lag bei über 200000 DM. Dummerweise wurden einige Täter durch einen Tipp festgenommen, unter ihnen auch der Rechtsanwalt Horst Mahler. Am 29.November lief die Operation Passamt, bei der Ulrike Meinhof mit einem Komplizen in das Rathaus Langgöns bei Gießen einbrach, um an Blankopapiere und Dienstsiegel zu kommen. In dieser Zeit beschäftigte sich die Gruppe hauptsächlich mit dem Organisieren von Waffen, Autos, Wohnungen und Geld. Dies führte unweigerlich zu weiteren Verhaftungen, was die Anzahl der Mitglieder wiederum schmälerte.
3.2 Die ersten Toten
Doch der Staat schaute nicht tatenlos zu. Am 1.Februar 1971 nahm die Sonderkommission Terrorismus ihre Arbeit auf. Es begann eine regelrechte Jagd auf die Baader-Meinhof-Gruppe, die auch in der Presse entsprechend hochgepuscht wurde. Die Welt am Sonntag beispielsweise bezeichnete die Gruppe als „Staatsfeind Nr.1“. Im Juli 1971 startete die Polizei eine Großfahndung, bei der über 3000 Beamte eingesetzt wurden. Gegen 14.15 Uhr durchbrach ein Pärchen mit einem blauen BMW eine Straßensperre in Hamburg. Ein Funkwagen nahm die Verfolgung auf, überholte das Fahrzeug und stellte sich quer. Das junge Mädchen und der junge Mann sprangen aus dem Auto und rannten davon. Die Beamten berichteten später, dass die beiden dabei geschossen haben. Den jungen Mann, Werner Hoppe, konnten die Beamten umzingeln und verhaften. Das junge Mädchen versteckte sich in einer Toreinfahrt und als sie glaubte die Verfolger abgeschüttelt zu haben, kam sie hervor. Als sie von Polizisten entdeckt wurde, eröffnete sie sofort das Feuer. Die Patrone aus der Waffe des Polizisten traf sie unter dem linken Auge. Die deutsche Presseagentur berichtete später: „Ulrike Meinhof erschossen“ Doch die Tote war die 20-jährige Petra Schelm.
Am 22.Oktober fielen den beiden Hamburger Polizeibeamten Norbert Schmid und Heinz Lemke eine verdächtige Frau auf. Schmid lief der Dame in die Dunkelheit hinterher, während Lemke den zivilen Ford abstellte. Er bemerkte wie ein Pärchen hinter dem Beamten und der Verdächtigen herlief. Lemke dachte noch an eine Zivilcourage, als er sah, dass beide Waffen trugen. Schmid bekam die Verdächtige am Ärmel zu fassen. Lemke schrie noch: „Die sind bewaffnet!“ Da fielen auch schon die Schüsse, der Mann schoss aus weniger als 2 Metern Entfernung. Schmid brach von 4 Kugeln getroffen zusammen. Lemke, am Fuß verwundet, feuerte aus seiner Dienstwaffe, aber die 3 Flüchtigen entkamen mit dem Polizeiwagen. Noch in derselben Nacht konnte die Polizei die Verdächtige Frau Margit Schiller festnehmen. Lemke identifizierte später als Todesschützen Gerhard Müller und seine Begleitung Irmgard Möller. Der Staat trauerte um den ersten, von der RAF getöteten Polizisten. Am 3. Dezember mit einer Großfahndung in Berlin, bei der zusätzlich noch nach Mitgliedern der „Bewegung 2.Juni“ gefahndet wurde. Als Georg von Rauch bei der bevorstehenden Verhaftung seine Pistole zog, wurde er von Beamten erschossen. Sein bester Freund Bommi Baumann konnte flüchten. Die Kerntruppe der RAF jedoch konnte sich wieder nach Frankfurt/Main absetzen.
3.3 Die ersten Bombenanschläge
Am 11.Mai 1972 verübte die RAF einen Bombenanschlag auf das V. US-Korp. in Frankfurt/Main, 3 Rohrbomben detonierten, eine davon im Casino. Bei dieser Aktion wurden 13 Menschen verletzt, Oberstleutnant Bloomquist, 39 Jahre alt, lag auf dem Boden, in seinem Hals steckte eine Glasscherbe aus der Casinotür. Ihm war nicht mehr zu helfen. Als Rechtfertigung gab die RAF die Vorgänge in Vietnam an. In dem Bekennerschreiben des „Kommando Petra Schelm“ hieß es, dass für die „Ausrottungsstrategen von Vietnam“ die BRD und West-Berlin „kein sicheres Hinterland“ mehr sei. Ausschlaggebend für die Reihe der Anschläge war die Minenlegung in Häfen von Nordvietnam der amerikanischen Streitkräfte. Nur einen Tag später explodierte eine Bombe vor der Polizeidirektion Augsburg, bei der 5 Polizisten schwer verletzt wurden. Nur 2 Stunden später detonierte ein mit Sprengstoff beladener Wagen auf dem Parkplatz des LKA in München. Hierbei wurde aber niemand verletzt, es entstand hoher Sachschaden.
Am 15.Mai explodierte ein roter Volkswagen in Karlsruhe. Er gehörte dem Bundesrichter Buddenberg, am Steuer jedoch saß seine Frau, die ein paar Besorgungen gemacht hatte. Als sie den Zündschlüssel rumdrehte bemerkte sie Brandgeruch, alsbald folgte eine Explosion. Sie konnte aber verletzt aus dem Auto kriechen und überlebte.
4 Tage später meldete sich ein anonymer Anrufer im Hamburger Springer-Hochhaus mit den Worten: „In fünf Minuten geht bei Ihnen eine Bombe hoch! Räumt sofort das Haus“ Dies wurde aber nicht ernst genommen, bis es einen fürchterlichen Knall gab. Bei diesem Anschlag wurden 17 Menschen verletzt, 2 davon schwer. In einem späteren Bekennerschreiben verurteilten die Attentäter, dass Springer lieber das Leben seiner Angestellten gefährdete, als Profiteinbußen hinzunehmen. Man äußerte Betroffenheit über die Verletzten.
Am 24.Mai 1972, um 18 Uhr abends explodierten 2 Autobomben vor dem Kasernenblock 28 und dem Casino des Europahauptquartiers der US-Armee in Heidelberg. Als Sanitäter an den Tatort kamen sahen sie Leichenfetzen in Lindenbäumen und verbrannte Fußsohlen auf dem Boden. Unter den Trümmern fand man die Leichen von Clyde Bonner, Ronald Woodward und Charles Peck. 5 weitere Personen wurden verletzt. In dem Bekennerschreiben skandierte die RAF, dass die Bevölkerung die Fahndung nach ihnen nicht unterstützen wird, weil sie um die Verbrechen der „Massenmörder von Vietnam“ wissen und „Auschwitz, Dresden und Hamburg nicht vergessen haben“. Die RAF verfolgte ihre eigne Politik mit ihren eigenen Mitteln.
3.4 Die Verhaftungen der ersten Generation
Aufgrund der Bombenanschläge sah sich die Polizei veranlasst Maßnahmen zur Ergreifung der Terroristen durchzuführen. So kam es am 31.Mai 1972 zur größten Fahndung in der Geschichte der BRD. Alle Polizisten wurden direkt dem BKA unterstellt. Überall errichtete die Polizei Straßensperren und kontrollierte Autos. Dennoch blieb diese Aktion weitestgehend ohne Erfolg. Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Garage in Frankfurt bereits von der Polizei observiert. Am 1.Juni gegen 5.30 Uhr tauchten Andreas Baader, Holger Meins und Jan Carl Raspe, der den Wagen der beiden fuhr an der Garage auf, um gelagerten Sprengstoff zu holen. Raspe blieb am Fahrzeug zurück und wartete. Als die Polizei ihn festnehmen wollte, eröffnete er das Feuer. Nach kurzer Flucht konnte er jedoch gestellt werden. Baader und Raspe verschanzten sich, nachdem sie die Schüsse hörten, in der Garage. Nach kurzer Zeit richteten sich 150 Schusswaffen auf die beiden in der Garage. Die Beamten schlugen an der Rückseite des Objektes die Glasbausteine ein und warfen durch die Öffnungen Tränengas. Polizeihauptmeister Honke begab sich indes in den 3.Stock eines gegenüberliegenden Wohnhauses, im Gepäck ein Gewehr mit Zielfernrohr. Er visierte Baaders Oberschenkel an und feuerte. Baader fiel hin und schrie. Holger Meins gab daraufhin auf und ließ sich festnehmen. Baader wurde ins Haftkrankenhaus überführt.
Am 7.Juni ging Gudrun Ensslin in eine Boutique, um sich einzukleiden. Sie ließ sich mehrere Pullover zeigen. Als eine Verkäuferin ihren Mantel von einer Couch nehmen wollte, kam er ihr ungewöhnlich schwer vor. Sie untersuchte die Taschen und fand eine Pistole. Daraufhin verständigte sie sofort die Polizei. Die eintreffenden Beamten nahmen Ensslin sofort fest. Am 15. Juni traf es dann auch Ulrike Meinhof. Vorerst noch gewährte ihr ein Lehrer Unterschlupf, aber dennoch verständigte derselbe am nächsten Tag die Behörden, um Ärger aus dem Weg zu gehen. Als die Beamten daraufhin die Wohnung stürmten, wussten sie noch nicht, dass sie hier die meistgesuchte Frau der Bundesrepublik vor sich hatten. Erst als sie in der Wohnung ein aufgeschlagenes Exemplar des Spiegels, mit Abbildungen von Meinhofs Schädel vorfanden, wurde es ihnen bewusst. Somit waren 1972 die gesamte Führungsebene der ersten Generation der RAF in Haft. Die Zeit des Terrors schien gezählt.
3.5 1.Hungerstreik und Das Info-System
Alle Gefangenen kamen sofort in Isolationshaft und durften keinen Kontakt untereinander haben. Besuche wurden nur von Verwandten aller 2 Wochen geduldet, und dann auch nur für eine halbe Stunde unter Aufsicht. Diesen Zustand wollten sich die RAF Mitglieder nicht länger bieten lassen und traten in den Hungerstreik. Als man ihnen dann Haftverbesserungen zusicherte, beendeten sie den Hungerstreik. Jedoch hielt die Bundesanwaltschaft ihre Versprechungen nicht ein. Aus dieser Not heraus bewies die RAF Einfallsreichtum. Alle Mitglieder aus der Führungsebene verliehen sich Decknamen aus „Moby Dick“. Sie entwickelten ein Info-System mit dem Ziel den Zusammenhalt in der Gruppe zu wahren, sowie die „politische Identität“ und das „revolutionäre Bewusstsein“ zu erhalten. Die Informationen untereinander wurden über die Verteidigerpost zugestellt, die damals noch nicht kontrolliert wurde. Dabei bestimmten Baader und Ensslin, wer was zum Lesen bekam. Es kam auch zu disziplinaren Ahndungen. So wurde zum Beispiel Astrid Proll vom Info-System ausgeschlossen, als sie einen Hungerstreik nicht konsequent durchführte. Die Literatur für den Kampf als Stadtguerilla schickten sich die RAF Mitglieder ganz legal zu. Offenbar hatte kein Untersuchungsrichter, der für Postzensur und Kontrolle der Literatur etwas dagegen, das sich die RAF eine Bibliothek anlegte mit Büchern wie „Guerilla im Industriestaat“, „The Special Forces Handbook“, „Der bewaffnete Aufstand“ und „Polizei der BRD“. Während jeder Untersuchungshäftling sich nur sorgfältig und oft kleinlich gefilterte Literatur zuschicken lassen darf, gestatteten die BM- Richter solches Schulungsmaterial.
Mit der Einführung des Info-Systems war die Kommunikation unter den Häftlingen stark verbessert worden. So beteiligten sich am 2.Hungerstreik 40 Häftlinge. Er dauerte vom 8.Mai bis 29. Juni 1973. Die Behörden setzten hier zum ersten Mal das Mittel der Zwangsernährung ein. Nach einer leichten Lockerung der Haftbedingungen, die auch aufgrund der breiten Öffentlichkeit, die der Streik fand, zustande kam und nach der Verschlechterung des Gesundheitszustandes einiger Mitglieder, begannen die Häftlinge wieder Nahrung zu sich zu nehmen.
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