Im ersten Teil des Nibelungenlieds kommt es zur Ermordung des Helden Siegfrieds. Ursachen für den Tod dieser Figur sind augenscheinlich der Konflikt zwischen Kriemhild und Brünhild und die Ehrenrettung des Hofes, oder auch die Chance auf einen Machtgewinn für den Wormser Hof. Neben derartigen offensichtlichen Faktoren werde ich in dieser Arbeit einen weiteren Grund für das Ende Siegfrieds behandeln der nicht sofort ins Auge sticht.
Der systematische Austausch von Gaben, den man zwischen den beiden Höfen Worms und Xanten erkennen kann, zieht sich wie ein roter Faden durch den ersten Teil des Epos. Durch das gegenseitige Schenken werden Abhängigkeiten zwischen den beiden Höfen geschaffen. Statt mit Gewalt wird die Hierarchie unter den Königstümern hierbei anhand des Wertes der jeweiligen Gabe bestimmt. So kann ein dauerhaftes System des Schenkens entstehen, dass den Krieg und die Gewalt mit dem Schenken von Gütern und Gaben ersetzt. Dieses System setzt allerdings zwei Bedingungen voraus.
Zum einen, dass der Gabenaustausch permanent fortgeführt werden muss und zum anderen, dass das erhaltene Geschenk, wiederum durch ein eigenes Präsent übertroffen wird. Sollte jedoch eine der Parteien in diesem Schenkungs-Duell unterliegen, muss sie sich hierarchisch unterordnen, was einen gewaltigen Ehrverlust zur Folge hätte. Um diesen drohenden Ehrverlust zu umgehen, wird das Schenkungssystem im Nibelungenlied von den unterlegenen Burgunden aufgebrochen und es kommt zum Ausbruch der zuvor unterdrückten Gewalt, die sich am Mord Siegfrieds manifestiert.
In der folgenden Arbeit werde ich nun auf den Begriff der „Gabe“ näher eingehen, anschließend die einzelnen Schritte des Schenkungswettbewerbs erläutern und Gründe aufzeigen die zum Ende des Gabenaustausches und dem daraus resultierenden Mordes an Siegfried führten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Schenken statt Krieg führen
- Definition des Gebens laut Mauss und Verbindung zum Nibelungenlied
- Ablauf des Schenkungswettstreits / Schenken als Kriegsersatz
- Die erste Gabe: Gunther bereitet Siegfried einen friedlichen Empfang
- Die zweite Gabe: Siegfried kämpft an der Seite der Wormser gegen die Sachsen
- Die dritte Gabe: gruoz und kuss von Kriemhild für Siegfried
- Die vierte Gabe: Die Erringung Brünhilds für Günther
- Die fünfte Gabe: Siegfried bekommt Kriemhild
- Die sechste Gabe: die Bezwingung Brünhilds durch Siegfried
- Der Abbruch der Tauschbeziehung und der Mord an Siegfried
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den systematischen Austausch von Gaben im Nibelungenlied, der eine zentrale Rolle im ersten Teil des Epos spielt. Sie untersucht, wie das Schenken als Kriegsersatz fungiert, die Hierarchie zwischen den Höfen Worms und Xanten bestimmt und schließlich zum tragischen Tod Siegfrieds führt.
- Schenken als Kriegsersatz
- Der Schenkungswettstreit zwischen den Höfen Worms und Xanten
- Die Rolle der Gabe in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Bedeutung von Höflichkeit und Ehrenrettung im Nibelungenlied
- Die Folgen des Abbruchs der Tauschbeziehung für Siegfried
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Schenkens als Kriegsersatz im Nibelungenlied ein und skizziert die zentrale These der Arbeit: Siegfrieds Tod resultiert aus dem Abbruch des Schenkungswettstreits zwischen den Höfen Worms und Xanten.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Definition des Gebens nach Marcel Mauss und zeigt, wie sich diese Theorie auf das Schenken im Nibelungenlied anwenden lässt. Mauss betont die Verpflichtung des Gegengebers, eine entsprechende Gabe zu erbringen, und die gesellschaftliche Bedeutung des Schenkens als Ausdruck von Macht und Hierarchie.
Das dritte Kapitel beschreibt den Ablauf des Schenkungswettstreits zwischen den Höfen Worms und Xanten. Es analysiert die einzelnen Gaben, die ausgetauscht werden, und zeigt, wie der Wettbewerb zwischen den beiden Höfen immer weiter eskaliert. Siegfrieds Überlegenheit im Schenkungswettstreit führt schließlich zur Überforderung der Burgunden und zum Abbruch der Tauschbeziehung.
Das vierte Kapitel behandelt die Folgen des Abbruchs der Tauschbeziehung und die Ermordung Siegfrieds. Es zeigt, wie Siegfrieds Überaktivität im Schenkungswettstreit und seine unübertreffliche Macht die Burgunden in eine aussichtslose Situation bringen. Um ihre hierarchische Stellung zu wahren und den Verlust von Kriemhild zu kompensieren, sehen sie sich gezwungen, Siegfried zu töten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Schenken, Kriegsersatz, Nibelungenlied, Schenkungswettstreit, Höfe, Worms, Xanten, Siegfried, Kriemhild, Brünhild, Gunther, Macht, Hierarchie, Ehre, Gewalt, Tod, Marcel Mauss, Gabe.
- Citation du texte
- Sebastian Freiberger (Auteur), 2011, Schenken als Kriegsersatz. Das "Nibelungenlied" im Kontext der Gabentheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190368
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