Die Leitfrage zu der hier vorgestellten Unterrichtsstunde lautete: „Auf welche Gebiete erstreckte sich die territoriale Ausdehnung Brandenburg-Preußens von 1600 bis 1800?“. Den Lernenden sollten durch selbstständige Überlegungen und Selbsttätigkeit innerhalb einer Partnerarbeit anhand des verwendeten Materials und der Arbeit mit der historischen Karte, ihre Schlussfolgerungen zu Vergrößerung des Territoriums Preußen zu ziehen.
Anbei ist der detaillierte Stundenverlauf, die Lernziele, die verwendeten Quellen und Lehrbücher dargelegt. Zudem beinhaltet der Unterrichtsentwurf einen zuvor geschriebenen Test über das Themenfeld Absolutismus.
1. Reihenplanung: Absolutismus in Frankreich und Preußen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Lernvoraussetzungen
Die Schule B. liegt ca. 20 km von der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam entfernt. Seit Beginn des Schuljahres 2009/10 werden dort ca. 120 Schülerinnen und Schüler in sechs Klassen unterrichtet.
Bei der zu unterrichtenden Lerngruppe handelt es sich um eine achte Klasse, die mit einer Klassenstärke von 16 Schülerinnen und Schülern besetzt ist. Das allgemeine Wissens- und Lernniveau ist mangelhaft bis ausreichend. Es gibt einige gute Schüler, die sich am Unterrichtsgeschehen beteiligen und dargelegte Zusammenhänge schnell verstehen. Die übrigen Schülerinnen und Schüler der Klasse erscheinen nicht durchgehend motiviert und können meist dem neuen Lernstoff nicht sofort folgen und benötigen viel Übungszeit sowie Wiederholungen.
Das Altersgefälle der Schülerinnen und Schüler liegt zwischen 13 und 16 Jahren. In der Klasse befinden sich sieben Jungen und neun Mädchen, die sich im Unterricht jedoch eher als ruhig und still bezeichnen lassen. Ausnahmen sind Lina2 und Vanessa, die durch Zwischenrufe manchmal versuchen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Bei den Hospitationen ist mir auch die Schülerin James aufgefallen, die immer still im Unterricht sitzt und selten ihre Arbeitsmaterialien mit oder Hausaufgaben erledigt hat. Nach der Rücksprache mit der Klassenlehrerin erfuhr ich, dass James bereist in ihrem 10. Schuljahr ist und bis zu diesem Zeitpunkt lediglich den Grundschulabschluss vorweisen kann. Auch ein weiterer Schüler, Charles , befindet sich in dieser Lage. Er wechselte jedoch in der letzten Woche nach Potsdam zur Oase und nimmt dort an dem Schulprojekt der 7./8. Klasse teil.[1] Allerdings befindet er sich noch in der Probephase und könnte voraussichtlich ab den Oktoberferien wieder in seine alte Klasse zurückkehren.
Weiterhin wurde bei den Hospitationen und ersten Unterrichtsversuchen deutlich, dass auch bei anderen Jungen in der Klasse Förderbedarf im sozial-emotionalen Bereich besteht und diese ständige Motivation seitens der Lehrkraft benötigen. Bei Tim, der im Unterricht stets aufgeweckt wirkt und manchmal gebremst werden muss hinsichtlich seines Wissendrangs, wurde 2006 eine Lese- und Rechtschreibstörung und eine Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität festgestellt. Durch seine massiven Defizite im Lesen und Schreiben kommt es manchmal zu einer negativen Veränderung in seinem Verhalten, wenn eine dieser Tätigkeiten von ihm gefordert wird. Laut seinem Psychologen ist Tims schulische Entwicklung so stark gefährdet, dass eine drohende seelische Behinderung vorliegt. Demnach darf er nicht unter Leistungsdruck gesetzt werden und benötigt positive Verstärkung.
Durch eine hohe Fluktuation der Lernenden sind erneut auftretende „Machtkämpfe“ in der Klasse an der Tagesordnung. In diesem Schuljahr sind die Schüler Andreas G[2]. und Michael T. neu in die Klasse gekommen. Alex ist mit seinen Eltern von Sachsen nach Brandenburg gezogen und besitzt laut seiner alten Schule überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten, die er aber aufgrund seiner mangelnden Konzentrationsfähigkeit und oftmals auch Desinteresse gegenüber den Unterrichtsinhalten nicht zeigen kann. Diagnostiziert wurde auch bei ihm eine ADHS und zudem besonders bei Konfliktsituationen aggressive und trotzige Verhaltensauffälligkeiten im Wechsel mit depressiver Verstimmtheit. Unklar ist noch, ob sein Desinteresse an einigen Lehrinhalten möglicherweise auch an einer Unterforderung liegt. Da Alex die 8. Klasse freiwillig wiederholt kennt er sich mit den Inhalten des Geschichtsunterrichtes sehr gut aus. Größtenteils verfolgt er aufmerksam den Unterricht und trägt durch rege Mitarbeit bei, aber zeitweise äußert er auch Langeweile und artikuliert, dass er das schon alles wisse was die Lehrkraft erzählt. Als besonders problematisch sind allerdings seine Probleme im sozialen Bereich anzusehen. Es ist auffällig, dass er versucht, die Aufmerksamkeit und Anerkennung seiner Klassenkameraden durch Provokationen oder unangebrachte Kommentare gegenüber anderen Schülern oder auch der Lehrkraft zu erhalten. Auch bei Ermahnungen oder Arbeitsanweisungen durch die Lehrkraft zeigt sich selten ein angemessenes Verhalten. Zum Teil wird sein auffälliges Benehmen durch die Reaktionen der Lehrkraft nur noch verstärkt.
Besonders mit Michael T., welcher die 8. Klasse wiederholt, kommt es im schulischen Alltag oft zu verbalen Reibereien. Seine massiven Konzentrationsprobleme und Probleme sich sprachlich auszudrücken wurden erst zu spät erkannt und therapiert.
Durch diese neue Zusammensetzung der Klasse kommt es besonders durch die Schüler Michael T., Tim und Andreas G. zu „Platzkämpfen“, die sich besonders störend auf die Unterrichtsatmosphäre auswirken und auch in den Pausen zu verbalen teils auch nonverbalen Verhalten führen.
Insgesamt ist festzuhalten, dass der Unterricht durch verbale Zwischenfälle und unangebrachte Randbemerkungen seitens der Schülerinnen und Schüler gestört werden und demnach eine andauernde Unruhe in der Klasse herrschen kann. Jedoch gibt es auch Stunden, die ohne Zwischenfälle ablaufen. Das Lerntempo und der Grad der Selbstständigkeit der Erledigung von Arbeitsaufträgen sind sehr heterogen. Einige Schüler sind in der Lage, Aufgabenstellungen leicht zu erfassen und diese korrekt und in einem angemessenen Tempo auszuführen. Dies führt dann wieder zu Unruhe, da andere Schüler längere Zeit benötigen, um die ihnen gestellten Aufgaben zu erfüllen.
Erwähnenswert ist ebenfalls, dass die Arbeitsatmosphäre oftmals auch behindert wird durch Unruhe und Lärm der sich außerhalb des Klassenraums befindet. Die Schule ist sehr hellhörig und gerade in Stillarbeitsphasen sind deutlich Geräusche aus anderen Klassen zu hören und dies kann zur Folge haben, dass sich dieser Lärm auf die Schülerinnen und Schüler negativ auswirken kann.
3. Lernziele
Grobziel:
Mit dieser Stunde möchte ich erreichen, dass die SuS einen Überblick über die territorialen Veränderung Brandenburg-Preußens in der Zeit von 1600-1800 erhalten.
Feinziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen
1. sich mit ihren Testergebnissen auseinander setzen, indem sie gemeinsam mit der Lehrkraft ihre Antworten analysieren und ihre Leistungen reflektieren.
2. erste Eindrücke über die preußischen Hinterlassenschaften erfahren, indem sie bekannte Schlösser Berlin-Brandenburgs dieser Epoche zuordnen können.
3. methodische Kenntnisse zur Arbeit mit Geschichtskarten verwenden, indem sie die ihnen gestellten Arbeitsaufträge zielführend bearbeiten.
4. Brandenburg-Preußens Aufstieg zur Großmacht nachvollziehen, indem sie mithilfe der Kartenarbeit die territorialen Veränderungen untersuchen.
4. Verlaufsplanung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1] Das Jugendhaus Oase, finanziert von der Hofbräuerstiftung bietet seit dem Jahr 1995 auf der Insel Hermannswerder jungen Menschen Hilfe bei der Suche nach Orientierung im Leben und dem Aufbau von
Lebensperspektiven. In Form einer Ganztagsbetreuung sowie einer intensiven Integrationsarbeit mit Potsdamer Regelschulen soll bei den Schülerinnen und Schüler schuldistanziertes Verhalten, Lerndefizite und Leistungsstörungen durch das Zusammenwirken von aufeinander abgestimmten Handlungsstrategien in Unterricht, Erziehung, sozialpädagogischer Begleitung und Förderung abgebaut werden.
[2] Die Namen der Schüler wurden anonymisiert.
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