Um mich an diese These heranzutasten, möchte ich zunächst die Frage danach klären, was die Aufgaben und die Gestaltungsmöglichkeiten eines Staates sind. Auf der anderen Seite steht die Frage was wir unter Glück verstehen können. Eines wird jedoch schon hier deutlich und steht von Anfang an fest: - beide Begriffe sind abstrakt und vieldeutig. So kann man einen Staat mit seinen Aufgaben nicht pauschalisieren –kein Staatenaufbau ist allgemeingültig und es gibt verschiedene Arten von Systemen und Aufbauten mit ganz unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten und Selbstverständnissen. Zum anderen ist der Begriff Glück sehr abhängig vom subjektiven Empfinden der einzelnen Person. Man kann hier nur schlecht einen Maßstab ansetzen. Glück ist individuell und hat seinen Platz im Privatbereich der Bürger. Ich werde daher die These allgemein betrachten, dass sich ein Staat in das Privatlebenleben seiner Bürger nicht einmischen bzw. sich nicht verantwortlich zeichnen sollte.
Ein Staat ist politisch/rechtlich betrachtet eine Organisation, die auf einem bestimmten Gebiet die (nach innen höchste und nach außen unabhängige) Macht darstellt, die eine bestimmte Rechtsordnung für das menschliche Zusammenleben durchsetzt…so die Definition. Die verschiedenen Staatsformen unterscheiden sich hierbei in der Art der Legitimierung der politischen Macht. Über die Jahrhunderte hinweg...
Um mich an diese These heranzutasten, möchte ich zunächst die Frage danach klären, was die Aufgaben und die Gestaltungsmöglichkeiten eines Staates sind. Auf der anderen Seite steht die Frage was wir unter Glück verstehen können. Eines wird jedoch schon hier deutlich und steht von Anfang an fest: - beide Begriffe sind abstrakt und vieldeutig. So kann man einen Staat mit seinen Aufgaben nicht pauschalisieren –kein Staatenaufbau ist allgemeingültig und es gibt verschiedene Arten von Systemen und Aufbauten mit ganz unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten und Selbstverständnissen. Zum anderen ist der Begriff Glück sehr abhängig vom subjektiven Empfinden der einzelnen Person. Man kann hier nur schlecht einen Maßstab ansetzen. Glück ist individuell und hat seinen Platz im Privatbereich der Bürger. Ich werde daher die These allgemein betrachten, dass sich ein Staat in das Privatlebenleben seiner Bürger nicht einmischen bzw. sich nicht verantwortlich zeichnen sollte.
Ein Staat ist politisch/rechtlich betrachtet eine Organisation, die auf einem bestimmten Gebiet die (nach innen höchste und nach außen unabhängige) Macht darstellt, die eine bestimmte Rechtsordnung für das menschliche Zusammenleben durchsetzt…so die Definition. Die verschiedenen Staatsformen unterscheiden sich hierbei in der Art der Legitimierung der politischen Macht. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich verschiedene Staatsphilosophen mit der Legitimität, dem Wesen, den Prinzipien, dem Wert, dem Zweck und der Funktion des Staates und der politischen Macht generell auseinandergesetzt. Was beim Betrachten der einzelnen hervorgebrachten Theorien und Forderungen immer wieder auffällt, ist das der Begriff Glück eine zentrale Rolle einnimmt. Schon Platon ging es darum, dass ein nach seinen Vorstellungen und Konzepten aufgebauter Staat das Glück aller fördern würde. Dies kann man insofern als Gegenforderung der These auffassen, sofern man sich die Konzeption Platons betrachtet. Er fordert den Aufbau eines Staates nach Klassen und Schichten, in der es keine Möglichkeit der politischen Partizipation für den Großteil der Bevölkerung gibt, und an dessen Spitze ein weiser Philosophenkönig steht, der sämtliche Geschicke seiner Bürger lenkt.
Jedoch wird Platon genau wegen dieser Auffassung auch des Öfteren als Ahnherr totalitärer Gesellschaftsformen betrachtet. Und genau das ist auch der Punkt und die Frage: Inwieweit liberal kann ein Staat überhaupt sein, wenn er sich für das Glück seiner Bürger verantwortlich zeichnet? Natürlich klingt es nach einem durchaus erstrebenswerten Ziel und Vorsatz, das Glück aller fördern zu wollen, aber wie soll dies bei aller Individualität der einzelnen Bürger überhaupt funktionieren können? Setzt es dabei nicht eine Unmündigkeit der Menschen voraus, bzw. unterstellt dies zumindest? Eine Unfähigkeit für sich selbst entscheiden zu können, was und welche Handlung/Entscheidung für einen selbst am Besten ist?
Dabei muss man zwischen zwei Zielsetzungen bzw. Durchführungsarten eines Staates, das Glück seiner Bürger zu fördern, unterscheiden.
Ein Staat kann zum Ziel seiner Handlungen haben, günstige Rahmenbedingungen für seine Bürger zu schaffen, sodass diese die Möglichkeit erhalten ihr eigenes individuelles Glück gestalten zu können. Rahmenbedingungen bedeutet hierbei dann auch, dass Werte und Normen etabliert werden, die Bürger voreinander schützen. Damit soll gemeint sein, dass ein Individuum durch die Verfolgung seines persönlichen Glückes nicht einem Anderen dadurch schadet. Auch modernere bzw. liberal eingestellte Philosophen und Theoretiker unterstützen dieses Bild eines Staatsaufbaus, bei dem keinesfalls die Unmündigkeit des Bürgers unterstellt wird, denn genau diese Mündigkeit ist es ja, die den Staat und die Gesellschaft legitimiert und formt. So fordert beispielsweise Adam Smith einen Staat, der die Rahmenbedingungen nach innen wie nach außen absichert, und in dem ein Jeder durch die Möglichkeit der Verfolgung des eigenen Glückes, den Wohlstand aller mehrt. Doch sollte man dieser Stelle auch wieder nicht unbeachtet lassen, das Glück ein sehr dehnbarer Begriff ist, denn Glück muss nicht zwangsläufig Wohlstand bedeuten. Auch Kant meinte, dass staatliche Macht und geltendes Recht nur dann eine Berechtigung habe, wenn jedes Individuum sich als Urheber ansehen könne.
Ein Staat jedoch der es sich zum Ziel macht das Glück seiner Bürger direkt zu lenken, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht totalitär aufgebaut wäre. Sobald er sich intensiv in das Privatleben seiner Bürger einmischt, oder gar versucht dies zu lenken nach dem Motto „Ich weiß was das Beste für euch ist!“, setzt dies doch die Unfähigkeit zur Selbstbestimmung des Einzelnen voraus. Der Staat entmündigt damit seine Bürger. Doch wie sollen entmündigte Bürger einen Staat legitimieren können? Zugegeben eine rhetorische Frage. Eine mögliche Legitimierungsgrundlage könnte dann durch ein totalitär aufgebautes Herrschaftssystem geschehen. In diesem System würde dann die Sicherung der Macht dadurch gewährleistet, dass man die Bürger bewacht und kontrolliert; und das alles unter dem Deckmantel: „Man wolle doch nur das Beste für seine Bürger und deren Glück. Wie schon erwähnt fällt auch Platon mit seinen Forderungen nach einem Ausschluss der Bevölkerung von der politischen Partizipation und der Einsetzung eines Herrschers (wenn auch eines weisen Philosophenkönigs) in den Focus der Totalitarismusforschung.
Doch unerwähnt sollte auch ein drittes Phänomen nicht sein, dass vor allem in jüngster Zeit immer mehr zunimmt, und in dem die Forderung nach dem Gestaltungsanspruches des individuellen Glückes nicht vom Staat gestellt wird, sondern von den Bürgern selbst, wenn auch nur indirekt. Dabei handelt es sich auch keinesfalls nur um totalitär aufgebaute Staaten. In diesen Staaten ordnet die Bevölkerung staatlicher Verantwortung nicht nur die im engeren Sinne des Wortes politischen Bereiche zu, sondern auch sehr persönliche Felder der Lebenszufriedenheit wie Liebe und Ehe, Familie und Freundschaft. Der Staat wird buchstäblich für alle Lebensbereiche verantwortlich gemacht, sogar für das persönliche Glück seiner Bürger. Vermutlich ist es besonders die Familie, deren Ausfall oder Schwächung die Ursache dafür ist, dass junge Leute nicht mehr auf Solidaritäten vorbereitet sind, von denen Staat und Gesellschaft leben. Untersuchungen zeigen eine starke Koppelung von Zukunftspessimismus in sehr persönlichen Fragen und politischer Protestneigung. Menschen, die sich von der Zukunft für ihr Glück wenig versprechen, neigen dazu, den Staat für ihre Misere verantwortlich zu machen. Dagegen fühlen sich Menschen mit optimistischeren Erwartungen für ihr Schicksal selber verantwortlich. Je weniger jemand von der Zukunft für sich persönlich erwartet, desto stärker ist seine Anspruchshaltung gegenüber dem Staat. Der soll dafür sorgen, dass die gesamten Lebensumstände in einem günstigeren Licht erscheinen. Kein Zweifel, dass der Staat mit solchen Forderungen überlastet ist. Nicht nur, dass er als liberaler Staat sich in die privaten Dinge des Bürgers nicht einmischen soll, er kann auch unmöglich für das gesamte Lebensglück in Anspruch genommen werden. Wenn man ihn dafür verantwortlich macht, muss die Folge ein ungeheurer Legitimitätsverlust sein.
So muss ich der These auch zustimmen. Ein Staat kann nicht für das Glück seiner Bürger zuständig sein! Mit der Einmischung in diesen so privaten und individuellen Bereich, würde er jegliche Legitimationsgrundlage abgesprochen bekommen müssen. Er sollte die Rahmenbedingungen schaffen und bewahren, nicht mehr und nicht weniger. Auch ein altes Sprichwort sagt ja: „Jeder ist seines Glückes Schmied!“.
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- Citar trabajo
- Marcus Hanisch (Autor), 2009, „Der Staat ist nicht für das Glück seiner Bürger verantwortlich“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189151