Einleitung
In der Forschung hat man sich dem Partikelverb und dessen Status bis zum heutigen Zeitpunkt bereits sehr intensiv und ausführlich gewidmet. Das große Interesse an den Partikel-Verb-Konstruktionen entspringt der Tatsache, dass sie zum einen »über spezifische Eigen-schaften verfügen, die sie von allen anderen [Produkten] der Wortbildung unterscheiden« (Duden 2005: 677), und zum anderen »gegenwärtig zweifellos das produktivste und vielfältigste verbale Wortbildungsmuster« (Altmann/Kemmerling 2006: 82) darstellen. Sie existieren aber nicht nur in germanischen Sprachen wie dem Deutschen und Englischen, sondern auch in vielen anderen Sprachen wie z.B. Afrikaans, Japanisch, Kanakuru, Mandarin oder auch den skandinavischen Sprachen (vgl. Bailey et al. 2010 ), wodurch sie ein höchst interessantes sprachübergreifendes Phänomen repräsentieren.
Die Frage, die sich bei der Betrachtung der Partikelverben also unweigerlich aufwirft, lautet, weshalb sie genau eine Schnittstelle zwischen Morphologie und Syntax (vgl. Eisenberg 2006) bilden. Eine stringente Untersuchung der Partikelverben ist aufgrund ihrer abnormen Eigenschaften und ihres Verhaltens somit ausgeschlossen und es ergeben sich mehr oder weniger große Probleme bei der Analyse des Status. Wären die Partikelverben komplexe Produkte der Morphologie, sprich komplexe Wörter, so müssten sie nach dem CP-Ansatz (complex predicate approach) analysiert werden. Wären sie aber Phrasen, die der Syntax zugehörig sind (vgl. Ramnchand/Svenonius 2002), müssten sie entsprechend nach dem SC-Ansatz (small clause analysis) untersucht werden. Lüdeling, eine Vertreterin der syntaktischen Partikelverbanalyse, postuliert, dass »[t]hese constructions behave like words in some sense, but sometimes they behave more like phrases« (vgl. 1999: 1). Sie haben auf ganzer Linie einen Sonderstatus inne, da das sprachliche Phänomen so zahlreiche Idiosynkrasien aufweist (vgl. McIntyre 2002; Stiebels 1996), dass es weder möglich ist, sie einfach zu definieren, noch deren Bildung durch klare Muster oder in Analogien zu beschreiben und infolge dessen deren Status treffend zu bestimmen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Tatsache, dass es dennoch einen geheimen, intuitiven Konsens darüber zu geben scheint, »which constructions should be called particle verbs« (Lüdeling 1999: 1), umso bizarrer.
Erschwert wird die Untersuchung zum Status der Partikelverben zusätzlich durch den Umstand, dass es noch weitere Strömungen gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erklärung zur Vorgehensweise
- 1. Teil - Theorie
- Was ist ein Partikelverb?
- Zur wissenschaftsgeschichtlichen Situation des Partikelverbs
- Zur synchronen Situation des Partikelverbs
- Die zwei Analyseansätze — möglicher Ursprung der Debatte
- Die Verbpartikel
- Resümee zum definitorischen Problem des Partikelverbs
- Die Partikelverbbildung
- Die deverbale und denominale Partikelverbbildung
- Exkurs l: Inkorporation
- Die Bildungstypen der Partikelverben
- Der deverbale Partikelverbtyp
- Deverbale Partikelverben mit präpositionalem Erstglied
- Deverbale Partikelverben mit adverbialem Erstglied
- Deverbale Partikelverben mit adjektivischem Erstglied
- Deverbale Partikelverben mit substantivischem Erstglied
- Denominale Partikelverben
- Resümee zu Partikelverbbildung
- Die Semantik der Partikel-Verb-Konstruktion
- Exkurs 2: Kurze Erläuterung zum zweistufigen Semantikmodell
- Semantik der deverbale Partikelverben
- Semantik der denominalen Partikelverben
- Resümee zur Semantik der Partikelverben
- Eine Merkmalsbeschreibung des Partikelverbs
- Vorbemerkung
- Morphologische Merkmale
- Das Betonungsschema der Partikelverben
- Die Orthografie der Partikelverben
- Die morphologische Trennbarkeit der Partikelverben
- Flexion
- Syntaktische Merkmale
- Die syntaktische Trennbarkeit
- Verbanhebung
- Topikalisierung der Verbpartikel
- Summa Summarum
- 11. Teil - Analysen
- Untersuchung der Analyseansätze
- Der morphologische Ansatz
- Stiebels/Wunderlich (1994)
- Kritik an Stiebels/Wunderlich (1994)
- McIntyre (2002)
- Kritik an McIntyre (2002)
- Wurmbrand (2000)
- Kritik an Wurmbrand (2000)
- Müller (2002b)
- Kritik an Müller (2002b)
- Legitimierung einer alternativen Betrachtung des Partikelverbstatus
- Kolehmainen (2005)
- Kritik an Kolehmainen (2005)
- Resümee zur Situation der Forschungsansätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit dem Status der Partikelverben in der Grammatik. Sie analysiert die morphosyntaktischen Eigenschaften dieser komplexen Verben und untersucht die verschiedenen Ansätze, die in der Forschung zur Beschreibung ihrer Struktur und Bedeutung verwendet werden. Ziel der Arbeit ist es, die Herausforderungen und Probleme zu beleuchten, die sich aus dem besonderen Status der Partikelverben ergeben, und zu zeigen, weshalb sie eine Schnittstelle zwischen Morphologie und Syntax bilden.
- Die Definition des Begriffs „Partikelverb“ und die wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung
- Die morphologische und syntaktische Struktur der Partikelverben
- Die verschiedenen Typen der Partikelverbbildung
- Die semantischen Effekte der Partikelverben
- Die Analyse verschiedener Forschungsansätze zur Beschreibung des Partikelverbstatus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Partikelverbstatus vor und erläutert die Vorgehensweise der Arbeit. Im ersten Teil werden die wesentlichen Aspekte der Partikel-Verb-Konstruktion theoretisch definiert, wobei auf die wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung, die synchrone Situation, die zwei Analyseansätze und die Verbpartikel eingegangen wird. Das zweite Kapitel beleuchtet die Partikelverbbildung, wobei die deverbale und denominale Bildung sowie die Inkorporationstheorie analysiert werden. Die verschiedenen Bildungstypen der Partikelverben werden vorgestellt und ihre Produktivität und Kombinatorik diskutiert. Im dritten Kapitel wird die Semantik der Partikel-Verb-Konstruktion untersucht, wobei das zweistufige Semantikmodell von Bierwisch und BierwiscWLang vorgestellt wird. Die Semantik der deverbalen und denominalen Partikelverben wird genauer beleuchtet.
Im vierten Kapitel erfolgt eine Merkmalsbeschreibung der Partikelverben, wobei die morphologischen und syntaktischen Eigenschaften im Detail dargestellt werden. Die Betonung, die Orthografie, die morphologische Trennbarkeit und die Flexion der Partikelverben werden im Vergleich zum Präfixverb erläutert. Ebenso werden die syntaktischen Merkmale wie die syntaktische Trennbarkeit, die Verbanhebung und die Topikalisierung der Verbpartikeln behandelt.
Im zweiten Teil der Arbeit werden die verschiedenen Ansätze zur Beschreibung des Partikelverbstatus diskutiert. Zunächst werden die morphologischen Ansätze von Stiebels/Wunderlich (1994) und McIntyre (2002) vorgestellt und kritisch bewertet. Anschließend werden die syntaktischen Ansätze von Wurmbrand (2000) und Müller (2002b) beleuchtet. Zum Schluss wird der alternative Ansatz von Kolehmainen (2005) präsentiert, der die Partikelverben als phraseologische Einheiten betrachtet.
Im siebten Kapitel wird eine eigene Untersuchung zur Aussagekraft des Kriteriums der Topikalisierung durchgeführt. Anhand eines Beispiels wird gezeigt, unter welchen Umständen eine Partikel das Vorfeld besetzen kann und wann nicht. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt fest, dass die Partikelverben ein komplexes sprachliches Phänomen mit Sonderstatus darstellen, das sich nicht ohne Weiteres in das existierende Grammatiksystem einordnen lässt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Status der Partikelverben, die Morphologie und Syntax, die Wortbildung, die Semantik, die Topikalisierung, die Analyseansätze und die Phraseologie. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen und Probleme, die sich aus dem besonderen Status der Partikelverben ergeben, und zeigt, weshalb sie eine Schnittstelle zwischen Morphologie und Syntax bilden. Der Text analysiert die morphosyntaktischen Eigenschaften dieser komplexen Verben und untersucht die verschiedenen Ansätze, die in der Forschung zur Beschreibung ihrer Struktur und Bedeutung verwendet werden.
- Arbeit zitieren
- Wiebke Jaskolka-Pirskowitz (Autor:in), 2011, Zum Status der Partikelverben in der Grammatik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188625
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