Die Bundesrepubliken Österreich und Deutschland weisen neben der gemeinsamen Sprache auch eine mehrere Jahrhunderte umfassende gemeinsame Geschichte auf. Dennoch haben Österreicher spezifische Verhaltensweisen und eine eigene kollektive Identität entwickelt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, kulturelle Unterschiede zwischen beiden Staaten herauszuarbeiten und auf potentielle Kommunikationsprobleme hinzuweisen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Kommunikation im Geschäftsbereich und ist in vier Abschnitte unterteilt. Sie beginnt mit einer Definition des Kulturbegriffs. Es folgt eine Gegenüberstellung der soziostrukturellen Daten beider Staaten. Der nächste Teil der Arbeit befasst sich mit sprachlichen Differenzen, während der letzte Teil gesellschaftliche Gepflogenheiten und Umgangsformen miteinander vergleicht. In der Methodik orientiert sich die Arbeit an der Studie des niederländischen Kulturwissenschaftlers Geert Hofstede und seinem Modell der vier Dimensionen Individualismus, Maskulinität, Machtdistanz und Unsicherheitsvermeidung.
Inhalt
Einleitung
I Der Begriff der Kultur
II. Soziostrukturelle und historische Unterschiede
III. Sprachliche Differenzen
IV. Unterschiede hinsichtlich gesellschaftlicher Gepflogenheiten und Umgangsformen
1. Individualismus
2. Maskulinität
3. Unsicherheitsvermeidung
4. Machtdistanz
5. Sonstiges
Schluss
Literatur
Abbildungen:
Abb. 1: Dimensionen-Modell Deutschland und Österreich
Abb. 2: Lebensziele der Österreicher
Einleitung
Im Bereich der Wirtschaft treffen Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen aufeinander. Durch unterschiedliche Herkunft, Sozialisation und kulturelle Prägung ergeben sich dabei erhebliche Kommunikationsprobleme und Missverständnisse. Dies ist keineswegs jedem bewusst. Gerade, wenn Länder geographisch nah beieinander liegen, sind die Unterschiede hinsichtlich gesellschaftlicher Gepflogenheiten und Verhaltensweisen oftmals größer als erwartet. Wie bei einem Eisberg ist lediglich ein kleiner, aus Handlungen und Symbolen bestehender Teil zu sehen, während der größere Teil aus Werten und Normen im Verborgenen bleibt.[1] Um gute Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen unterschiedlicher Nationalität zu erreichen, müssen kulturelle Unterschiede genau analysiert werden.
Die Bundesrepubliken Österreich und Deutschland[2] weisen neben der gemeinsamen Sprache auch eine mehrere Jahrhunderte umfassende gemeinsame Geschichte auf. Dennoch haben Österreicher spezifische Verhaltensweisen und eine eigene kollektive Identität entwickelt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, kulturelle Unterschiede zwischen beiden Staaten herauszuarbeiten und auf potentielle Kommunikationsprobleme hinzuweisen.
Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Kommunikation im Geschäftsbereich und fragt somit nicht nach Kommunikationsproblemen, die ausschließlich im privaten Bereich auftreten können.
Die Arbeit ist in vier Abschnitte unterteilt. Sie beginnt mit einer Definition des Kulturbegriffs. Dann werde ich die grundsätzlichen soziostrukturellen Daten beider Staaten gegenüberstellen und in der gebotenen Kürze auf die historischen Voraussetzungen eingehen. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit sprachlichen Differenzen, während der letzte Teil gesellschaftliche Gepflogenheiten und Umgangsformen miteinander vergleicht. Hinsichtlich der Methodik beim Vergleich beider Länder habe ich mich an der Studie des niederländischen Kulturwissenschaftlers Geert Hofstede orientiert und nach seinem Modell die vier Dimensionen Individualismus, Maskulinität, Machtdistanz und Unsicherheitsvermeidung unterschieden.
Hinsichtlich des Forschungsstandes ist vor allem auf die Studien des Wiener Kulturwissenschaftlers Frank Brück hinzuweisen, die für diese Ausarbeitung mehrfach als Quelle fungieren. Darüber hinaus sind bisher nur wenige Texte erschienen, die sich explizit mit kulturellen Unterschieden zwischen Österreich und Deutschland befassen.
I Der Begriff der Kultur
Für die Bearbeitung der zentralen Fragestellung ist zunächst ein präzises Verständnis des Begriffes Kultur erforderlich. Dafür lassen sich zahlreiche Definitionen finden, Der Schweizer Kulturwissenschaftlers Frank Herbrand definiert Kultur als:
“[…] System kollektiver Werte und Normen […], die im Rahmen der Sozialisation von den Mitgliedern einer sozialen Gruppe, bewusst oder unbewusst, von jeder Generation erneut erlernt und verinnerlicht wird.“[3]
Der hamburgische Völkerkundler addiert die „Gesamtheit der erlernten Verhaltensweisen“ und auch generell Kenntnisse als Teil der Kultur. Die Kultur ist somit ein Faktor für das Wie des Handelns des Individuums und somit:
„sowohl Ausdruck als auch Bedingungsstruktur für das Verhalten der Mitglieder einer bestimmten Gesellschaft.“[4]
Hofstede zieht eine Analogie zu Computern und nennt Kultur eine „mentale Software“[5]. Kultur ist folglich nicht angeboren, sondern erlernt und in dieser Auffassung die:
„kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet“[6]
Zusammenfassend versteht diese Arbeit unter Kultur die erlernten Werte, Normen, Kenntnisse und Verhaltensweisen, die eine gesellschaftliche Gruppe von einer anderen unterscheiden.
II. Soziostrukturelle und historische Unterschiede
Das Kaiserreich Österreich hatte vom Mittelalter bis ins Jahr 1866 eine Führungsfunktion unter den deutschen Staaten. Im Gegensatz zu den übrigen Staaten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war das Kaiserreich Österreich jedoch ein Vielvölkerstaat, indem Menschen zahlreicher Nationalitäten lebten. Die Österreicher waren somit frühzeitig mit zahlreichen Einflüssen anderer Kulturen konfrontiert. Nach dem Sieg Preußens über die Österreicher im Krieg von 1866 übernahm Preußen die Führungsfunktion unter den deutschen Staaten, woraufhin die Separation des österreichischen Kaiserreiches von den übrigen deutschen Staaten folgte. Im Anschluss an den Deutsch-Französischen Krieg im Jahre 1871 rief Preußen im Spiegelsaal von Versailles das neue deutsche Kaiserreich aus, in dem Österreich nicht vertreten war.[7] Zwischen beiden Staaten existierten jedoch weiterhin enge Verbindungen. 1914 trat das Deutsche Kaiserreichs als Bündnispartner der Österreicher in den Ersten Weltkrieg ein. Während der Diktatur der Nationalsozialisten annektierte Adolf Hitler den deutschsprachigen Teil Österreichs, ohne dabei nennenswerte Gegenwehr zu erfahren.
Seit 1945 ist Österreich mit seiner Hauptstadt Wien eine parlamentarische Demokratie.[8] Die Alpenrepublik hat eine Gesamtfläche von 83.858 qkm und ist somit erheblich kleiner als Deutschland, das eine Fläche von ca. 360.000 qkm aufweist. Wie Deutschland mit 16 Bundesländern ist auch Österreich in neun Bundesländer mit eigenen Landesregierungen unterteilt.[9]
Etwa 78% der Österreicher sind römisch-katholisch, während dies in Deutschland nur etwa 31% sind.[10] Nicht zuletzt aufgrund der katholischen Prägung der Bevölkerung zeigt sich diese politisch konservativer als die deutsche Bevölkerung. So erreichte die rechtskonservative Partei FPÖ bei den Nationalratswahlen 1999 immerhin 26,9% der Stimmen und wurde so Regierungspartei, was einen Konflikt innerhalb der Europäischen Union auslöste.
Von den rund 7,8 Millionen Einwohnern Österreichs sind rund 98% deutschsprachig. Zudem waren im November 2007 86.700 Deutsche in Österreich gemeldet. 189.000 Österreicher sind in Deutschland gemeldet, also leben doppelt so viele Österreicher in Deutschland als Deutsche in Österreich. Österreich ist seit 1995 Mitglied der Europäischen Union und gehört zu den EU-Ländern, die im Jahre 2002 ihre eigene Währung durch die Gemeinschaftswährung Euro ersetzt haben.[11] Aus österreichischer Sicht ist Deutschland im Warenhandel die Nr. 1 der Abnehmerländer. Der deutsche Anteil der österreichischen Gesamteinführen betrug 2006 42,3%. Im Gegenzug gingen 30% aller österreichischen Warenexporte 2007 nach Deutschland. Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen Österreichs.[12]
[...]
[1] Herbrand, Frank 2002, S. 15-16.
[2] Aus Gründen des Leseflusses wird im Folgenden die Bundesrepublik Österreich als Österreich und die Bundesrepublik Deutschland als Deutschland bezeichnet.
[3] Herbrand, Frank 2002, S. 15.
[4] Weggel, Oskar 1989, S. 22.
[5] Hofstede, Geert 2001, S. 2f.
[6] Hofstede, Geert 2001, S. 4.
[7] Hilzensauer/Sternthal 1999, S. 319.
[8] Hilzensauer/Sternthal 1999, S. 330.
[9] http://www.austria.info/xxl/_site/de/_area/414540/oesterreich.html. Abruf: 07.07.08.
[10] Hilzensauer/Sternthal 1999, S. 182.
[11] http://www.eiz-niedersachsen.de/oesterreich.98.html. Abruf: 07.07.08. Hilzensauer/Sternthal 1999, S. 374.
[12] http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Oesterreich/Bilateral.html, www.tatsachen-ueber-deutschland.de/de/inhaltsseiten-home/zahlen-fakten.html. Abruf: 07.07.08.
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