1. Einleitung
Anlass für die folgende Untersuchung ist das fortwährende philosophische Problem der Willensfreiheit, welches aktuell insbesondere durch die Neurowissenschaften an Schärfe zunimmt. Diese Untersuchung will hingegen nicht das Vokabular der verschiedenen Disziplinen aufnehmen und verwischen, sondern möchte zu den Quellen zurückgreifen, die das Problem der Willensfreiheit, der Ansicht des Verfassers nach, am ergiebigsten beleuchtet haben.
[...]
1.1. Vorgehensweise
Zuerst wird Schopenhauers Preisschrift über die Freiheit des Willens näher vorgestellt, um somit die grundlegendsten Ansichten Schopenhauers hinsichtlich der Willensfreiheit nachvollziehen zu können. Dies wird noch nicht in der erforderlichen Tiefe geschehen, doch im Laufe der Überlegungen und in Rücksicht auf Schopenhauers gesamtes Werk nachgeholt.
Daraufhin folgt die Darstellung von Augustinus' Lehre über den freien Willen, wobei hier hauptsächlich die Werke De libero arbitrio und die Confessiones zu Rate gezogen werden. Im Anschluss wird eine kurze Zusammenführung der vorgestellten Lehren gegeben.
Um die daraus gewonnenen Einsichten vertiefen zu können, wird ein Bezug der schopenhauerschen Lehre der Bejahung des Willens mit der augustinischen Erbsündenlehre hergestellt, da beide für die Unfreiheit des Willens zu sprechen scheinen. Dabei wird die Erbsündenlehre selbst nicht direkt untersucht, vielmehr soll durch die Ontologie der Abfall des Menschen von Gott und seine darauffolgende Realität der Existenz verständlich gemacht werden.
Um die Freiheit des Willens geht es in der Verbindung der schopenhauerschen Verneinung des Willens mit der augustinischen Gnadenlehre.
Danach konzentriert sich die Arbeit ausschließlich auf Schopenhauer und das Problem der Willensverneinung. Die Möglichkeit der Willensverneinung soll anhand der Erkenntnis und der Ideenlehre veranschaulicht werden. Ein etwas spekulatives Denken über den Willen als Ding an sich beschließt diesen Punkt.
Am Schluss werden neuere Ansätze über die Freiheit kritisch vorgestellt, die deshalb interessieren, da sie zum einen selbst einen Bezug zu Augustinus herstellen, zum anderen deutlich machen, inwieweit Schopenhauer und Augustinus das Problem der Willensfreiheit schon durchdrungen haben.
Die Arbeit endet mit einem kleinen Überblick der zu erhoffenden, gewonnenen Einsichten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise
- Der freie Wille
- Schopenhauer: Preisschrift über die Freiheit des Willens
- Augustinus: Voluntas
- Zusammenführung
- Bejahung des Willens und Erbsündenlehre
- Eigenes Werk
- Geschöpf
- Zeitliches Gesetz
- Verneinung des Willens und Gnadenlehre
- Verneinung und Wille
- Gnade und Wille
- Das Problem der Willensverneinung bei Schopenhauer
- Erlösung durch Erkenntnis
- Der Wille als Ding an sich?
- Vergleich mit neueren Ansätzen
- Scheinproblem „Willensfreiheit"
- Kompatibilismus
- Selbstbestimmung
- Schlusswort
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht das philosophische Problem der Willensfreiheit, indem sie die Lehren von Arthur Schopenhauer und Aurelius Augustinus vergleicht. Die Arbeit zielt darauf ab, Gemeinsamkeiten in ihren Ansichten aufzuzeigen und die Unterschiede durch die unterschiedlichen metaphysischen Voraussetzungen der beiden Denker zu erklären.
- Die Willensfreiheit bei Schopenhauer und Augustinus
- Die Bejahung des Willens bei Schopenhauer im Vergleich zur Erbsündenlehre bei Augustinus
- Die Verneinung des Willens bei Schopenhauer im Vergleich zur Gnadenlehre bei Augustinus
- Die Rolle der Erkenntnis und der Ideenlehre in der Willensverneinung bei Schopenhauer
- Die Kritik an neuere Ansätze zur Willensfreiheit, insbesondere der Kompatibilismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem der Willensfreiheit dar und erläutert die Vorgehensweise der Arbeit. Schopenhauers Preisschrift über die Freiheit des Willens wird vorgestellt, wobei die verschiedenen Arten von Freiheit und die Rolle des Charakters in der Willensfreiheit beleuchtet werden. Augustinus' Lehre von der Willensfreiheit, insbesondere seine Werke De libero arbitrio und die Confessiones, werden dargestellt, wobei die Begriffe Voluntas und Voluntates sowie die Erbsündenlehre und die Gnadenlehre im Vordergrund stehen.
Die Arbeit geht dann auf die Bejahung des Willens bei Schopenhauer im Vergleich zur Erbsündenlehre bei Augustinus ein. Dabei werden die unterschiedlichen metaphysischen Grundlagen der beiden Denker, die Rolle des Egoismus und das zeitliche Gesetz im menschlichen Leben betrachtet.
Im nächsten Abschnitt wird die Verneinung des Willens bei Schopenhauer mit der Gnadenlehre bei Augustinus in Beziehung gesetzt. Die Arbeit untersucht die Rolle der Erkenntnis und der Ideenlehre in der Willensverneinung bei Schopenhauer und zeigt die Unterschiede zwischen der Gnade bei Augustinus und der Willensverneinung bei Schopenhauer auf.
Schließlich werden neuere Ansätze zur Willensfreiheit, insbesondere der Kompatibilismus, kritisch betrachtet. Die Arbeit zeigt, dass Schopenhauer und Augustinus bereits viele der relevanten Aspekte des Problems der Willensfreiheit behandelt haben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den freien Willen, die Willensfreiheit, Schopenhauer, Augustinus, Erbsünde, Gnadenlehre, Verneinung des Willens, Erkenntnis, Ideenlehre, Kompatibilismus, Selbstbestimmung, Determinismus und die Rolle des menschlichen Charakters.
- Quote paper
- Volker Hummel (Author), 2010, Die Lehre des freien Willens bei Schopenhauer und Augustinus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188594
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