Zwei Jahrhunderte nach der Französischen Revolution entwickelte sich zunächst in den westlichen Staaten eine neue Revolution: keine bürgerliche, sondern eine technische. Wenngleich sie nie als solche ausgerufen wurde, erleben wir eine digitale Revolution, eine Revolution der zwischenmenschlichen und gesamtgesellschaftlichen Kommunikation. Das Internet weckt sowohl Hoffnungen auf eine Demokratisierung der Öffentlichkeit, als auch Befürchtungen auf ein Ende politischer Öffentlichkeit und fordert eine Weiterentwicklung öffentlichkeitstheoretischer Überlegungen der Kommunikationswissenschaft.
Kritische Theoretiker wie Brecht, Enzensberger oder McLuhan haben neue Informationstechnologien stets nach ihrem demokratischen Potential hin untersucht und auch beim Internet stellt sich unweigerlich die Frage, inwiefern es die Bedingungen politischer Kommunikation verändert; und zwar in dem Sinne, dass die Bürger breiter und besser informiert sind und sich aktiver an politischen Diskursen beteiligen. Klassische Vermittler wie der Journalismus treten im Internet in den Hintergrund, währen neue Vermittlungsformen zusammenwirken. Vor allem partizipative Kommunikationsstrukturen wecken Hoffnungen, zur Konstitution einer allgemeinen Öffentlichkeit und eines allgemeinen Willen beizutragen.
Die vorliegende Arbeit setzt den Fokus auf die theoretischen Auseinandersetzung mit dem Potential partizipativer Kommunikation im Internet für die politische Öffentlichkeit und ihrem Beitrag für eine deliberative Demokratie. Um das demokratische Potential des Internet im Sinne der deliberativen Demokratie benennen zu können, skizziert die Arbeit zunächst das Habermas'sche Idealbild von Öffentlichkeit im massenmedialen Zeitalter, um dann die Vermittlungsstrukturen im Internet auf ihre deliberativen Möglichkeiten hin zu überprüfen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Betrachtung partizipativer Strukturen. Da das demokratische Potential des Internets immer auch in Anbetracht seines integrativen Potentials zu betrachten ist, wird im vierten Teil diskutiert, ob und in welchem Maße die neuen Vermittlungsstrukturen zur Integration oder Fragmentierung der Öffentlichkeit beitragen. Letztlich sollen die Betrachtungen nicht herausstellen, ob eine Fragmentierung der Öffentlichkeit durch das Internet begünstigt wird, sondern als Ansatz dienen, die deliberativen Möglichkeiten und das demokratische Potential des Internets für die politische Öffentlichkeit einzuschätzen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Diskurs, Deliberation und Demokratie im Zeitalter der Massenmedien
2.1. Deliberative Demokratie
2.2. Strukturwandel durch mediale Massenkommunikation
3. Neue Vermittlungs- und Kommunikationsformen im Internet
3.1. Vermittlungsformen in der aktuellen Internetöffentlichkeit: zwischen Partizipation, Profession und Technik
3.2. Möglichkeiten der Politischen Partizipation im Internet
4. Deliberation im Internet?
5. Fazit
Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Isabelle Klein (Autor:in), 2010, Deliberative Internetöffentlichkeit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188585
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