Seit nunmehr über 200 Jahren erfreut sich das Daodejing (DDJ) im Westen, wie auch in vielen anderen Regionen dieser Erde, die keineswegs der geographische Sphäre der chinesischen Kultur zugerechnet werden können, anhaltender Beliebtheit und hat im Laufe dieser Zeit eine genauso weit reichende wie verschiedenartige Leserschaft angesprochen und in seinen Bann gezogen. Liest man aber verschiedene Übersetzungen oder Interpretationen des inzwischen meistübersetzten Werkes neben der Bibel, so kann man teilweise kaum glauben, dass vom selben Buch die Rede ist.
Ziel der hiesigen Auseinadersetzung mit der Philosophie Laozis ist es deswegen die Wiederherstellung des ursprünglichen Sinngehalts des Textes und der wahrscheinlichen Bedeutung seines Inhalts für seinen originären Verfasser und dessen Publikum. Dies geschieht zunächst durch eine Bewusstmachung seines Entstehungskontexts, denn die Bedeutung des Textes sowie die grundsätzliche Gültigkeit seiner Ideen muss im Sinne der historischen Hermeneutik in direktem Bezug auf die soziohistorischen Umstände seiner Entstehung interpretiert werden. Folgt man diesem Ansatz, kommt man praktisch zwingend zu dem Schluss, dass es sich beim DDJ um einen Text handelt, der sich primär mit der Realisierung von Frieden und soziopolitischer Ordnung beschäftigt.
Wie diese Ordnung im Detail auszusehen hat, kann zwangsläufig nur über Laozis Hauptthema, die Frage nach der Identität und Funktion des insgesamt 76 Mal auftretenden Begriffs „Dao“, entschlüsselt werden.
Die Fragen, mit denen sich diese Arbeit daher beschäftigen wird, sind die folgenden:
Was ist das Dao (im DDJ)? In welchem Bezug stehen das Dao und die phänomenale Welt? Wie lebt der Mensch im Dao? Wie hat er es verloren, wie kann er es wiedergewinnen? Welche Aufgabe kommt dem Herrscher dabei zu? Zu guter Letzt: Welche politische Form des Zusammenlebens beschreibt das DDJ als optimal?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Über die Rezeptions- und Interpretationsgeschichte sowie die Notwendigkeit einer historischen Hermeneutik
- Die traditionellen Kommentare
- Die Laozi-Rezeption im Westen
- Modeme Annäherungsversuche an das DDJ
- Über die Notwendigkeit einer historischen Hermeneutik
- Das DDJ als politischer Text
- Historische Einordnung
- Das Dao als Schlüssel zum Verständnis
- Das Dao als „Sein", „Nicht-Sein" und der Ursprung aller Existenz
- Das Dao und die Welt
- Das Dao und der Mensch
- Die Verwirklichung des Daos in einer politischen Ordnung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit befasst sich mit der politischen Philosophie im Daodejing. Ziel ist es, die politische Dimension dieses klassischen Textes aufzuzeigen und zu analysieren, welche Regierungsform Laozi bevorzugt. Die Arbeit beleuchtet die Rezeptionsgeschichte des Daodejing im Westen, die Notwendigkeit einer historischen Hermeneutik und analysiert das Dao als Schlüssel zum Verständnis des Textes.
- Die Rezeptionsgeschichte des Daodejing im Westen
- Die Notwendigkeit einer historischen Hermeneutik
- Die politische Philosophie im Daodejing
- Das Dao als Schlüssel zum Verständnis
- Die bevorzugte Regierungsform Laozis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beleuchtet die Bedeutung der Seidentext-Entdeckung in Mawangdui für die Laozi-Forschung. Sie stellt die Frage nach der Person des Laozi und der Entstehung des Daodejing in den Kontext der historischen und philologischen Debatten.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Rezeptionsgeschichte des Daodejing im Westen und stellt die Notwendigkeit einer historischen Hermeneutik heraus. Es werden die wichtigsten traditionellen Kommentare zum Daodejing vorgestellt und die verschiedenen Ansätze der westlichen Interpretationen beleuchtet, die von einer theologischen Lesart über eine mystische Interpretation bis hin zu einer sprachtheoretischen Analyse reichen.
Das dritte Kapitel argumentiert, dass das Daodejing als politischer Text zu verstehen ist. Es werden die politischen Aspekte des Textes beleuchtet, die Kritik an der konfuzianischen Philosophie und die historische Einordnung des Daodejing in die Zeit der Streitenden Reiche.
Das vierte Kapitel analysiert das Dao als Schlüssel zum Verständnis des Daodejing. Es werden die verschiedenen Bedeutungen des Dao, seine Beziehung zur Welt und zum Menschen sowie die Verwirklichung des Daos in einer politischen Ordnung erläutert. Das Kapitel befasst sich mit dem Prinzip des Wu-Wei und den verschiedenen Interpretationen der bevorzugten Regierungsform Laozis.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Daodejing, die politische Philosophie, die Rezeptionsgeschichte, die historische Hermeneutik, das Dao, Wu-Wei, die Regierungsform, die Kritik am Konfuzianismus, die Zeit der Streitenden Reiche, und die Seidentext-Entdeckung in Mawangdui.
- Quote paper
- Nicolas Meudt (Author), 2011, Über die politische Philosophie im Daodejing, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/188283
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