Zurzeit gibt es in Deutschland ca. 88.000 Sportvereine, in denen
insgesamt unter dem Dach des Deutschen Sportbundes rund 27
Millionen Menschen organisiert sind. In dieser großen Zahl sind auch
mehr als 5,5 Millionen Jungen und Mädchen bis einschließlich 14
Jahren enthalten (vgl. DSB Bestandserhebung 2002).
Der Sportverein ist also die Kinder- und Jugendorganisation in
Deutschland, wenn im Durchschnitt fasst die Hälfte der Kinder in ihm
aktiv sind.
Dies weist auf die hohe gesellschaftliche Relevanz des Vereinssports
hin und gibt somit Anlass für verschiedene Untersuchungen und
Veröffentlichungen zu diesem Thema.
So soll sich auch diese Arbeit dem Sportverein widmen und zwar
schwerpunktmäßig seinen altersmäßig jüngsten Mitgliedern, den
Kindern.
Zunächst wird jedoch der Verein historisch betrachtet, um die
Entwicklung des Vereinswesens in Deutschland darzustellen. Merkmale
des Vereins sowie Mitgliedsstrukturen bilden eine Grundlage der
folgenden Arbeit.
Anschließend konzentriert sich der Blick auf die Zielgruppe der Kinder
und auf deren Phasen und Entwicklungen sowie einer Darstellung
früherer und heutiger Kindheitsstrukturen.
Abschließend wird versucht die Zukunft der Sportvereine anhand der
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland zu prognostizieren und
Chancen und Risiken einer Entwicklung aufzuzeigen, die weitreichende
Veränderungen in der Vereinswelt mit sich bringen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Sportverein
2.1 Die Entwicklung des Vereins in Deutschland
2.2 Vereinsdefinition
2.3 Vereinsmitglieder
3. Kinder und Kindheit im Wandel
3.1 Zum Begriff Kindheit
3.2 Wandel der Kindheit
3.2.1 Der Lebensraum der Kinder im Wandel
3.2.2 Das Kinderzimmer
3.2.3 Die Straße
3.2.4 Merkmale heutiger Kindheit
4. Kinder im Sportverein
4.1 Ziele der Kinder- und Jugendarbeit in Sportvereinen
4.2 Kinder als Mitglieder in Sportverein
4.2.1 Alter und Geschlecht
4.2.2 Die soziale Herkunft
4.2.3 Sportarten
4.3 Gründe für den Eintritt in den Sportverein
4.4 Gründe für den Vereinsaustritt
4.5 Fluktuation der jungen Vereinsmitglieder
5. Bevölkerungsentwicklung und Kinder im Sportverein
5.1 Bevölkerungsentwicklung in Deutschland
5.2 Mögliche Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendarbeit in Sportvereinen
6. Fazit
1. Einleitung
Zurzeit gibt es in Deutschland ca. 88.000 Sportvereine, in denen insgesamt unter dem Dach des Deutschen Sportbundes rund 27 Millionen Menschen organisiert sind. In dieser großen Zahl sind auch mehr als 5,5 Millionen Jungen und Mädchen bis einschließlich 14 Jahren enthalten (vgl. DSB Bestandserhebung 2002).
Der Sportverein ist also die Kinder- und Jugendorganisation in Deutschland, wenn im Durchschnitt fasst die Hälfte der Kinder in ihm aktiv sind.
Dies weist auf die hohe gesellschaftliche Relevanz des Vereinssports hin und gibt somit Anlass für verschiedene Untersuchungen und Veröffentlichungen zu diesem Thema.
So soll sich auch diese Arbeit dem Sportverein widmen und zwar schwerpunktmäßig seinen altersmäßig jüngsten Mitgliedern, den Kindern.
Zunächst wird jedoch der Verein historisch betrachtet, um die Entwicklung des Vereinswesens in Deutschland darzustellen. Merkmale des Vereins sowie Mitgliedsstrukturen bilden eine Grundlage der folgenden Arbeit.
Anschließend konzentriert sich der Blick auf die Zielgruppe der Kinder und auf deren Phasen und Entwicklungen sowie einer Darstellung früherer und heutiger Kindheitsstrukturen.
Abschließend wird versucht die Zukunft der Sportvereine anhand der Bevölkerungsentwicklung in Deutschland zu prognostizieren und Chancen und Risiken einer Entwicklung aufzuzeigen, die weitreichende Veränderungen in der Vereinswelt mit sich bringen werden.
2. Der Sportverein
2.1 Die Entwicklung des Vereins in Deutschland
Die Entwicklung des Vereins in Deutschland ist stark mit der Entstehung des Turnens verbunden. Im Jahre 1811 begründete L. Jahn eine neue Bewegung, deren Leitbild über die des Turnens hinausging.
Es ging im Turnen „um Gesundheit des Leibes, Bildung des Körpers, Abhärtung, Stärke und Geschick, Gegenwart des Leibes und Mut in Gefahren, zugleich aber und gleich wichtig, um intellektuelle und sittliche Bildung“ (HEINEMANN 1998, 90).
Seine Anhänger bezahlten zwar einen Mitgliedsbeitrag, der jedoch keine Verpflichtungen mit sich führte, außer die „Turngesetze“ einzuhalten. Diese regelten sportliche Aktivitäten und bestimmte Verhaltensregeln.
Aufgrund Verbindungen zu umstürzlerischen und nationalistischen Ideen wurde 1819 das öffentliche Turnen verboten. Die Bewegung flüchtete ins Unpolitische und benötigte von nun an eine behördliche Genehmigung, um sich turnerisch zu betätigen.
Ungefähr zwanzig Jahre später begann man die Gruppe der Turner als „Verein“ zu bezeichnen. Diese Vereine dienten nicht nur der körperlichen Ertüchtigung, vielmehr boten sie den Mitgliedern Gelegenheit, sich im Schutze des Vereins, in sogenannten Gesangs- oder Bildungsvereinen zu engagieren (vgl. HEINEMANN 1998, 91).
Hervorgehoben durch einen kontinuierlichen Mitgliederzuwachs, sowie durch die Gründung neuer Vereine, kam es vermehrt zu außersportlichen Aktivitäten, in denen sich Werte und Überzeugungen der Mitglieder niederschlugen. Durch gemeinsame Ausflüge, Feste sowie auch sozialem Engagement und Solidarität, verstanden sich die Vereinsmitglieder immer mehr als „Gesinnungsgemeinschaft“ (vgl. HEINEMANN 1998, 91f).
Bestimmend für die weitere Entwicklung des Vereinswesens in Deutschland wurde jedoch der Sport englischer Prägung. Vor allem zu Beginn der Industrialisierung und durch den Ausbau von Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit England, breitete sich der englische Sport Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland stark aus.
Ausgangspunkt waren zumeist die schnell wachsenden Großstädte. „Gründer“ dieser „Sportvereine“ waren meist Kaufleute, die den Sport nach Vorbild der englischen „Clubs“ organisierten. Die Mitgliedschaft in diesen Clubs war jedoch nicht jedem zugänglich, was über hohe Mitgliedsbeiträge für die material- und anlagen intensiven Sportarten, wie z.B. Golf oder Segeln, gerechtfertigt wurde. Die Clubmitglieder stammten vornehmlich aus den oberen sozialen Schichten und grenzten sich so von den unteren sozialen Schichten ab. Dennoch fühlten sie sich den Idealen des „sportsman“ verpflichtet.
Die für die Turnvereine typischen Ideale, wie pädagogische und soziale Verantwortung, Bürgersinn, Vaterlandsliebe, waren in den Sportclubs weniger wichtig, und spielten dort eine geringere Rolle (vgl. HEINEMANN, 1998, 92). Die Sportclubs waren jedoch auch ein Treffpunkt für außersportliche Aktivitäten der aktiven und passiven Mitglieder, was sie mit den Turnvereinen gemein hatten.
Dank des Fußballspiels, welches sich zwischen 1895 – 1910 ziemlich schnell ausbreitete, und der gleichzeitigen Förderung des Sports durch staatliche Institutionen, drang der Sport nun auch in andere gesellschaftliche Schichten vor.
Unter Kaiser Wilhelm II erhöhten sich die wöchentlichen Turnstunden in den Schulen auf drei. Die Anzahl der Spiel- und Sportstätten, sowie die der sportlich aktiven Menschen erhöhte sich vor Beginn des ersten Weltkrieges, so dass die deutsche Turnerschaft „mit 1,2 Millionen Mitgliedern (…) die größte Organisation für Leibesübungen in der ganzen Welt“ war (vgl. www.dtb-online.de).
Trotz des stetigen Anstieges blieben Gegensätzlichkeiten zwischen Turnen und Sport weiterhin bestehen, doch kam es auf verschiedenen Ebenen auch zu Kooperationen. So wurde Turnen durch Wettkampfregeln und Wettkämpfen „versportlicht“, wodurch die Turner weiteren Zulauf verzeichnen konnten. Ehemalige Turner gründeten neue Sportvereine und die Turnvereine öffneten sich für andere Sportarten, so dass der „höhere“ Sinn und die verschiedenen Ideale des Turnens und des Sports ineinander griffen. Als Folge dieser Verschmelzung gibt es heute noch oft den Vereinsnamen „Turn- und Sportverein“ (TSV).
In der Zeit von 1933 – 1945 veränderte sich die Vereinsstruktur genauso, wie sich die ganze Gesellschaft änderte. Vereine, die nicht in das nationalsozialistische System passten wurden verboten, wie z.B. die Vereine der Deutschen Jugendkraft (DJK).
Andere Vereine veränderten ihre Strukturen und Satzungen so, dass sie weiter bestehen konnten und durften. Folglich fand eine Entdemokratisierung statt, in der der Vereinsvorstand durch Führungspositionen ersetzt wurde. Der Jugendsport, der bislang dem Reichssportführer untergeordnet war, musste sich von nun an dem Reichsjugendführer anschließen. Daraus resultierte, dass viele Vereine ihre Jugendabteilungen schließen mussten.
Nach dem Krieg wurden alle Vereine in Deutschland zunächst verboten. Die Alliierten Besatzungsmächte sahen in ihnen Organe des Naziregimes. In den darauffolgenden Jahren regelten verschiedene Direktive den Vereinssport in Deutschland. Sie sollten den Sport demokratisieren und neu strukturieren, was in den vier Besatzungszonen jedoch sehr unterschiedlich ausgelegt wurde.
Die Spitzenverbände gründeten sich bis 1949 neu, und wurden nach der generellen Aufhebung aller Direktiven 1950, nun auch offiziell anerkannt.
Viele Vereine wurden „wiederbelebt“ und noch mehr Vereine gründeten sich neu, was zu einem stetigen Anstieg der Vereinszahl, sowie der Mitgliederanzahl, führte. Diese Entwicklung hält bis heute immer noch an.
Im Jahr 2002 waren fast 27 Millionen Menschen in Deutschland Mitglied in einem Sportverein. Unter ihnen sind ca. 5,5 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 14 Jahren. Diese Zahl entspricht gut 42% aller Kinder in diesem Alter, die wiederum verteilen sich auf 56 verschiedene Spitzenverbände, die im DSB enthalten sind (vgl. DSB 2002).
2.2 Vereinsdefinition
Den Verein als solches zu definieren scheint im ersten Augenblick recht einfach. Im Duden Lexikon A – Z (1995, 727) wird der Verein als:
„eine auf Dauer angelegte Personenvereinigung, die unter einem Vereinsnamen ein einheitliches Ziel verfolgt und in ihren Bestand vom Wechsel der Mitglieder unabhängig ist….“ definiert.
Jedoch muss man wohl wie HEINEMANN und HORCH (1988) das Problem sehen, dass jede Aussage über den Sportverein mit dem Problem behaftet ist, dass es „den“ Verein nicht gibt.
Die immense Anzahl der Sportvereine und die unterschiedlichen Merkmale dieser Organisationen lassen allgemeingültige Aussagen nicht ohne weiteres zu.
Es ist also hilfreich an dieser Stelle, den Verein in seinen konstitutiven Merkmalen zu definieren, um so zumindest eine gemeinsame Basis für noch folgende Aussagen zu schaffen.
Die Merkmale, die HEINEMANN und HORCH (1988) benennen, sind folgende:
- die Unabhängigkeit vom Staat, wobei die Vereinigung ihrer Interessen und Ziele eigenverantwortlich verfolgt und prinzipiell durch Mitgliederleistungen getragen wird;
- die Orientierung an den Interessen der Mitglieder;
- die demokratischen Entscheidungsstrukturen, nach dem das Mitglied Souverän des Vereins ist und prinzipiell über die Belange des Vereins bestimmt;
- die freiwillige (ehrenamtliche) Mitarbeit, die bedeutet, dass die Vereinsorganisation von Personen getragen wird, die ohne Entgeld im und für den Verein tätig sind;
- die freiwillige Mitgliedschaft, die nicht durch Geburt oder politischen, rechtlichen oder wirtschaftlichen Zwang begründet ist.
2.3 Vereinsmitglieder
Das Vereinsmitglied ist wohl der wichtigste Bestandteil eines Sportvereins. Seine Mitgliedsbeiträge stellen eine wichtige Einnahmequelle für die Vereine dar, so dass heutige Vereine sich zu 40,5% aus den Beiträgen der Mitglieder finanzieren.
Das Mitglied trägt den Verein aber nicht nur finanziell durch seine Beitragszahlungen, sondern vielmehr auch strukturell durch freiwillige Tätigkeiten. 15% aller in Vereinen organisierten Personen üben ehrenamtliche Arbeiten in Vereinen aus, und gut 95% aller Vereine werden ehrenamtlich geführt. Das Ehrenamt ist also ein ganz bedeutender Stützpfeiler der Vereinsarbeit (vgl. EMRICH et al. 2000, 15ff).
Das Vereinsmitglied darf jedoch nicht als feste Größe angesehen werden. Seine Mitgliedschaft ist, wie schon genannt, freiwilliger Art und kann jederzeit ohne Angabe von Gründen gekündigt werden.
Es muss also allen Vereinen daran gelegen sein, die Mitglieder fest an sich zu binden und sich ihrer Interessen anzunehmen und möglichst flexibel auf diese einzugehen. Geschieht dies nicht, so wird der Verein seine Mitglieder sehr wahrscheinlich verlieren.
[...]
- Citar trabajo
- Andreas Ingensand (Autor), 2003, Der Sportverein und seine Kinder. Mögliche Folgen sinkender Kinderzahlen auf die Arbeit der Sportvereine, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18813
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