Mit der vorliegenden Arbeit soll der Versuch unternommen werden, die Auseinandersetzung und Orientierung Gottfried Benns zum Themenkomplex Menschenbild-Geschichte und Kunst- bzw. Dichtungstheorie zu rekonstruieren und darzustellen.
Im Rahmen dieser Arbeit soll nicht die Darstellung der Geschichts-philosophie, Dichtungstheorie oder das Weltbild Benns in aller Ausführlichkeit angestrebt werden. Es geht vielmehr darum, die Abhängigkeit aller Themenkomplexe voneinander skizzieren. Hierbei wird sich die vorliegende Arbeit auf die Veranschaulichung der wesentlichen Züge seiner Theorien über Mensch, Leben, Geschichte, Dichtung und Kunst konzentrieren.
Die Problematisierung der vielen verschiedenen Einflüsse, die auf Benn wirkten, und in wieweit sie sein Weltbild veränderten oder bestärkten, soll im Rahmen dieser Arbeit nicht in aller Ausführlichkeit geleistet werden. Jedoch ist es an dieser Stelle wohl unumgänglich, zunächst den Einfluss Nietzsches zu umreißen, um seinen weltanschaulichen Entwurf - zumindest in groben Zügen - rekonstruieren zu können. Vor allem in den Prosaschriften Benns - Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre - und in der Nachkriegszeit, hat Benn keinen Namen so oft genannt wie den Nietzsches.
Die Motivation Benns, wissenschaftstheoretische Ansätze und Inhalte kritisch zu reflektieren, die in dem Bemühen wurzelt, einer, dem Menschen in seiner ganzen Lebenswirklichkeit gerecht werdenden Anthropologie auf den Weg zu helfen, soll folgend Platz einnehmen. Dass diese Anthropologie für seine Auseinandersetzung mit Entwicklung, Geschichte und Kunst von immanenter Bedeutung ist, wird im Nachstehenden seine Aufgabe finden.
Mit dem Ziel, Zusammenhänge des Menschenverständnisses und dem Verständnis von Geschichte bei Benn mit seinem Selbstverständnis als Künstler und seiner Theorie der Dichtung aufzudecken, soll letztlich mit Hilfe des Prosawerks Weinhaus Wolf (1937) eine exemplarische Allegorisierung vollzogen werden.
Sicherlich werden die folgenden Ausführungen dem Dichter Benn nicht vollkommen gerecht werden. Mithin sollen die folgenden Kapitel zwar kurz aber ad oculus, Gottfried Benns problematisches Verhältnis und seine Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Entwicklung-Geschichte exhibieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Nietzsches Einfluss auf Benn
- Benns Verständnis von Entwicklung-Geschichte-Kunst
- Entwicklungs- bzw. Menschenbild
- Kunst- und Dichtungstheorie
- Zyklische Geschichtsphilosophie
- Die zyklische Geschichtsphilosophie Benns dargelegt an dem Prosawerk Weinhaus Wolf
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Gottfried Benns Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Mensch, Geschichte und Kunst, indem sie seine Ansichten zu Entwicklung, Geschichte und Kunst rekonstruiert und darstellt. Die Arbeit konzentriert sich auf die Veranschaulichung der wesentlichen Züge seiner Theorien über Mensch, Leben, Geschichte, Dichtung und Kunst, ohne die Darstellung der Geschichtsphilosophie, Dichtungstheorie oder des Weltbildes Benns in aller Ausführlichkeit anzustreben.
- Nietzsches Einfluss auf Benns Weltbild
- Benns zyklische Geschichtsphilosophie
- Benns anthropologische Grundlage seiner Dichtungstheorie
- Die Rolle des Künstlers in der Geschichte
- Die Bedeutung des Gestaltungsdrangs für Benns Menschenbild
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Zielsetzung der Analyse. Sie betont die Bedeutung von Nietzsches Einfluss auf Benns Werk und die Notwendigkeit, diesen Einfluss zu verstehen, um Benns Weltbild zu rekonstruieren. Die Einleitung skizziert auch den Aufbau der Arbeit und die zentralen Themen, die behandelt werden.
Das erste Kapitel konzentriert sich auf den Einfluss Nietzsches auf Benns Menschenbild. Es zeigt, dass Benn Nietzsche mit den Augen des Künstlers betrachtet und vor allem im Zusammenhang mit kunsttheoretischen Äußerungen rezipiert. Benn sieht in Nietzsche einen Urheber und unerreichten Meister eines neuen Kunststils, einen Stilisten, der sich mystisch in die Sprache versenkt, einen Lyriker, dem Sprache Existenzentäußerung ist. Das Kapitel beleuchtet auch, wie Nietzsches Kunsttheorie für Benn an Profil gewinnt, weil dahinter der sprachschaffende Künstler steht.
Das zweite Kapitel befasst sich mit Benns Verständnis von Entwicklung, Geschichte und Kunst. Es beschreibt Benns zyklischen Gedanken einer in langen Rhythmen sich vollziehenden Werdens und Vergehens der Arten. Benn ersetzt den deterministischen darwinistischen Evolutionsgedanken durch den Gedanken der Schöpfungsimpulse, die sich unaufhörlich wiederholen. Das Kapitel beleuchtet außerdem Benns Kunst- und Dichtungstheorie, in der er die Aufgabe des Künstlers darin sieht, die schöpferischen Kräfte der tiefsten Schicht des Menschen, der Seelenstruktur, zu entziehen und sie im Kunstwerk zum Ausdruck zu bringen.
Das dritte Kapitel untersucht Benns zyklische Geschichtsphilosophie anhand des Prosawerks "Weinhaus Wolf". Es zeigt, dass Benn die Geschichte als eine Anhäufung sinnloser Zufälle sieht und jeden Versuch, die Geschichte teleologisch zu denken, als anthropomorphistisch ablehnt. Das Kapitel beleuchtet auch, wie Benn die Geschichte als Legitirnationsinstrument der Mächtigen betrachtet und wie er die Rolle des Künstlers als die einsame, das ursprüngliche Wesen des Menschen bewahrende Gestalt sieht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Gottfried Benn, Nietzsche, Mensch, Geschichte, Kunst, Entwicklung, Dichtungstheorie, Anthropologie, Zyklus, Weinhaus Wolf, Kunsttheorie, Gestaltungsdrang, Geschichtspessimismus, Anthropologische Substanz, Archaisches, Kulturträger, Kunstträger, Existenzentäußerung, Lebenswirklichkeit, Schöpferisches, Gestaltungsphäre, Selbstbegegnung.
- Citar trabajo
- M.A. Hasret Faßbender, geb. Akman (Autor), 2001, Der Problemkomplex Entwicklung - Geschichte - Kunst bei Gottfried Benn, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/187856
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