Deskription der translatorischen Subdisziplin Stegreifübersetzen, Abgrenzung zu artverwandten und ähnlichen Translationsformen, Gegenüberstellung des Stegreifübersetzens mit den Disziplinen Übersetzen und Dolmetschen, Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten und Unterschieden, Darstellung der Spezifika des Stegreifübersetzens, empirische Untersuchung über Häufigkeit und Vorkommensart des Stegreifübersetzens in der Praxis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Gang der Untersuchung
2 Hauptteil
2.1 Stegreifübersetzen
2.1.1 Definitionen des Stegreifübersetzens
2.1.2 Deskription der Translationsform Stegreifübersetzen
2.1.2.1 Stegreifübersetzen in der alltäglichen Praxis
2.1.2.2 Stegreifübersetzen für Gerichte und Behörden
2.1.3 Terminologie zur Translationsform Stegreifübersetzen
2.1.4 Abgrenzung des Stegreifübersetzens von anderen Mischformen
2.1.4.1 Simultandolmetschen mit Text
2.1.4.2 Live-Untertitelung
2.1.4.3 Gebärdensprachdolmetschen
2.1.5 Stand der Forschung im Bereich Stegreifübersetzen
2.1.6 Zuordnung des Stegreifübersetzens
2.1.6.1 Verwandtschaft mit dem Übersetzen
2.1.6.2 Verwandtschaft mit dem Dolmetschen
2.1.6.3 Mischform Stegreifübersetzen
2.2 Die translatorischen Hauptdisziplinen
2.2.1 Übersetzen
2.2.2 Dolmetschen
2.2.2.1 Simultandolmetschen
2.2.2.2 Konsekutivdolmetschen
2.2.2.3 Effort Models von Daniel Gile
2.2.3 Gegenüberstellung des Übersetzens und Dolmetschens
2.2.3.1 Gemeinsamkeiten des Übersetzens und Dolmetschens
2.2.3.2 Unterschiede zwischen Übersetzen und Dolmetschen
2.3 Hybridcharakter des Stegreifübersetzens
2.3.1 Wesensverwandtschaften mit dem Übersetzen
2.3.2 Wesenverwandtschaften mit dem Dolmetschen
2.3.3 Zwischenstellung des Stegreifübersetzens
2.4 Vorkommen des Stegreifübersetzens
2.4.1 Stegreifübersetzen im universitären Curriculum
2.4.1.1 Stegreifübersetzen als Unterrichtsfach
2.4.1.2 Stellenwert des Stegreifübersetzens in der Ausbildung
2.4.1.3 Stegreifübersetzen als Prüfungskomponente
2.4.1.4 Form des Stegreifübersetzens bei Abschlussprüfungen
2.4.2 Stegreifübersetzen in der alltäglichen Berufspraxis
2.4.2.1 Stegreifübersetzen in erwarteten Situationen
2.4.2.2 Stegreifübersetzen in unerwarteten Situationen
2.4.2.3 Stegreifübersetzen im privaten Bereich
2.4.3 Häufigkeit des Stegreifübersetzens
3 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Derzeitiger Beruf der Umfrageteilnehmer
Abbildung 2: Stegreifübersetzen in der Ausbildung
Abbildung 3: Stellenwert des Stegreifübersetzens in der Ausbildung
Abbildung 4: Stegreifübersetzen als Bestandteil der Abschlussprüfung
Abbildung 5: Form der Prüfungskomponente Stegreifübersetzen
Abbildung 6: Stegreifübersetzen im Berufsleben (erwartete Situationen)
Abbildung 7: Stegreifübersetzen im Berufsleben (unerwartete Situationen)
Abbildung 8: Stegreifübersetzen im privaten Bereich
Abbildung 9: Häufigkeit des Stegreifübersetzens
Abbildung 10: Häufigkeit einer Stegreifübersetzung trotz fehlender Ausbildung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Terminologie zum Stegreifübersetzen
Tabelle 2: Terminologie zum Simultandolmetschen mit Text
Tabelle 3: Zuordnung des Stegreifübersetzens
Tabelle 4: Charakteristika der Schreib- und der Sprechsprache
Tabelle 5: Gegenüberstellung Übersetzen, Stegreifübersetzen und Dolmetschen .
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Kommunikation über Sprach-, Länder- und Kulturgrenzen hinweg ist zu einer Alltäglichkeit geworden. Oftmals liegt die andere Hälfte des Erdballs nur einen Mausklick entfernt - wäre da nicht das Problem der Verständigung. Heutzutage ist das Übertragen von Inhalten aus einer Sprache in eine andere Sprache nicht mehr wegzudenken. Übertragungsmöglichkeiten gibt es dabei viele: Simultan- dolmetschen, Konsekutivdolmetschen, Gebärdensprachdolmetschen, computer- gestütztes Übersetzen, Stegreifübersetzen, Live-Untertitelung Der Oberbegriff Translation umfasst jede Art des Übersetzens und Dolmetschens. Die Trans- lationswissenschaft widmet sich der Erforschung, Beschreibung und Erklärung aller translatorischen Disziplinen und Subdisziplinen. Auf eine Translationsform wird in dieser Arbeit näher eingegangen: das Stegreifübersetzen (SÜ).
1.1 Problemstellung
Die Autorin hat sich für eine deskriptive Diplomarbeit über das SÜ entschieden, um eine klare Vorstellung der Translationsform SÜ zu gewinnen. Während der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung1 wurde SÜ zwar unterrichtet, aber eher nebenbei und im Vergleich zu anderen Fächern in geringem Stundenausmaß. Bei den Studenten2 weckte SÜ stets Unbehagen, wenn es auf dem Lehr- oder Prüfungsplan auftauchte. Wahrscheinlich weil SÜ in der Ausbildung relativ wenig Beachtung fand, weil nicht ganz klar war, worauf es beim SÜ ankommt und welche Schwierigkeiten diese Disziplin mit sich bringt und zuletzt, weil SÜ Be- standteil der mündlichen Abschlussprüfung bildete. Damit stellte SÜ den letzten Stolperstein vor einem erfolgreich bestandenen Studium dar. Eine Diplomarbeit ermöglicht es, sich ausführlich mit der Translationsform SÜ auseinanderzusetzen und verschiedenen Forschungsfragen auf den Grund zu gehen: Was genau ist eigentlich eine SÜ? Wo findet SÜ Anwendung und zu welchem Zweck? Warum fällt es Dolmetschern anscheinend leichter als Übersetzern, eine SÜ anzufertigen Zuerst am Sprachen&DolmetscherInstitut (SDI) in München und später am Institut für Translationswissenschaft an der Leopold-Franzens Universität in Innsbruck.
2 Die gewählten Personen- und Berufsbezeichnungen sind genderneutral zu verstehen.
Stegreifübersetzen - eine translatorische Subdisziplin (Kalina 2004, 103)? Wie sieht die Situation auf dem Arbeitsmarkt aus? Ziel dieser Arbeit ist es, das Phänomen des SÜ sowohl theoretisch als auch empirisch aufzu- arbeiten und damit einen Beitrag zur Qualitätsforschung in diesem Bereich zu leisten.
1.2 Gang der Untersuchung
Die Literatursuche macht deutlich, dass sowohl im Internet als auch in der ge- druckten Fachliteratur wenig zum Thema SÜ vorhanden ist. Anscheinend herrscht, „zumindest im deutschsprachigen Raum, ein Mangel an forscherischem Interesse“ (Pöchhacker. 1997, 219f). Eine Literaturanalyse zeigt, dass der Trans- lationswissenschaft ein einheitliches Konzept zum SÜ fehlt. SÜ bildet in der Translationswissenschaft keine eigenständige Disziplin. Es handelt sich um eine Subdisziplin zwischen dem Übersetzen und dem Dolmetschen. Für SÜ wird keine Diplomprüfung abgelegt, SÜ ist aber öfter Bestandteil mündlicher Prüfungen. Deshalb gibt es keinen „Stegreifübersetzer“, wohl aber einen „Stegreifüber- setzenden“ (Kalina 2004, 107), d.h. einen Translator, der eine SÜ produziert. Um ein allgemeines Verständnis zu schaffen, wird die translatorische Subdisziplin SÜ in 2.1 vorgestellt. Dazu werden Definitionen dargelegt (2.1.1), die Translations- form SÜ wird in verschiedenen Vorkommenssituationen beschrieben (2.1.2), die für das SÜ gängige Terminologie wird aufgearbeitet (2.1.3) und SÜ wird von ähn- lichen translatorischen Mischformen abgegrenzt (2.1.4). Es folgt ein Überblick über den Forschungsstand im Bereich SÜ (2.1.5) und über die Zuordnung des SÜ (2.1.6). In Kapitel 2.2 werden die translatorischen Hauptdisziplinen Übersetzen und Dolmetschen charakterisiert (2.2.1 & 2.2.2), um im Anschluss bei einer Gegenüberstellung die bezeichnenden Merkmale jeder Disziplin herauszuarbeiten (2.2.3). Das Kapitel 2.3 dient dem Vergleich des SÜ mit dem Übersetzen (2.3.1) und dem Dolmetschen (2.3.2), außerdem wird der Hybridcharakter des SÜ hervorgehoben (2.3.4). In Kapitel 2.4 folgt eine empirische Untersuchung. Anhand einer Umfrage wird das Vorkommen des SÜ während der universitären Ausbildung (2.4.1) und im Berufsalltag von Übersetzern und Dolmetschern (2.4.2) ermittelt. Erforscht wird ebenfalls die Häufigkeit, mit der berufstätige
Übersetzer und/oder Dolmetscher in der Praxis um eine SÜ gebeten werden (2.4.3).
2 Hauptteil
2.1 Stegreifübersetzen
„Qu’est-ce que la traduction à vue ?“ (Pratt 1991, 596).
Dieser Diplomarbeit eine in der Translationswissenschaft allgemein gültige Definition für das SÜ voranzustellen, gestaltet sich schwierig. Der Begriff Stegreifübersetzen wird von verschiedenen Autoren sowohl auf terminologischer als auch auf inhaltlicher Ebene unterschiedlich belegt. Bereits Jiménez Ivars (1999) geht in einer Doktorarbeit auf die Problematik einer fehlenden, einheit- lichen Vorstellung ein: „después de haber constatado la indefinición de esta actividad de traducción [...]“(Jiménez Ivars 1999, 3). Solange in der Trans- lationswissenschaft nicht Einstimmigkeit über das Konzept des SÜ herrscht, kann diese translatorische Subdisziplin auch nicht eindeutig definiert werden. Um jedoch einer gültigen Definition näher zu kommen, muss auf den kleinsten ge- meinsamen Nenner zurückgegriffen werden. „Sight translation is an oral transla- tion of a written text“ (Mikkelson 1994, 381). Demnach ist SÜ die Übertragung eines schriftlich in der Ausgangssprache fixierten Textes in einen sprechsprach- lichen Text in der Zielsprache. Untenstehend werden Definitionen verschiedener Autoren aufgeführt. Dies ermöglicht, SÜ von unterschiedlichen Blickwinkeln aus zu betrachten. Jeder Autor hebt einen anderen Aspekt hervor.
2.1.1 Definitionen des Stegreifübersetzens
In der „Routlegde Encyclopedia of Translation Studies“ (Baker 22008) wird SÜ von Gile (1998, 4) als „oral translation of written texts“ bezeichnet. An anderer Stelle hebt Gile (1997) den Faktor der Gleichzeitigkeit hervor: „In sight translation (ST), the translator or interpreter translates an SL text aloud while reading it.“ (Gile 1997, 203). Während der AT gelesen wird, entsteht zeitgleich die ZT-Produktion. Für de la Cuesta (1987) steht das Lesen im Vordergrund. Be- merkenswert ist, dass die Definition von de la Cuesta (1987) bereits viel über das gewünschte Endprodukt aussagt: “Elle [la traduction à vue] consiste à lire un texte écrit en une langue, dans une langue différente.“ (de la Cuesta 1987, 26). Lambert betont ebenfalls die mündliche ZT-Wiedergabe. Allerdings liegt der Fokus mehr auf der lauten, d.h. verständlichen Stimme: „La traduction à vue est la transposition d’un texte écrit dans une langue en un texte prononcé à haute voix dans une autre langue.“ (Lambert 1989, 742). Edwards (1995) betont neben der mündlichen Wiedergabe des Textes einen weiteren Aspekt. Der Ausgangstext liegt in schriftlich fixierter Form vor: „For sight translation, you are asked to translate aloud into another language a text that is physically present in your hand.“ (Edwards 1995, 105). Weber (1984) weist in seiner Definition ausdrück- lich auf den Hybridcharakter des SÜ hin. Betont wird der Wechsel von der Schrift- zur Sprechsprache: „sight translation is the transfer of a message ‚from the written medium (text) to the oral medium (interpretation) “ (Weber 1984, 3). Pöchhacker (1997, 1998, 2004) geht in mehreren Schriften auf das SÜ ein, wobei er die Bezeichnungen ‚Vom-Blatt-Übersetzen‘ bzw. ‚Vom-Blatt-Dolmetschen‘ oder ‚Blattdolmetschen‘ der Bezeichnung ‚Stegreifübersetzen vorzieht:
„Im Sinne einer einfachen Arbeitsdefinition kann das - einstweilen so ge- nannte - Vom-Blatt-Übersetzen als die mündliche Übertragung eines schriftlichen Textes aus einer Ausgangs- in eine Zielsprache beschrieben werden. Dabei handelt es sich grundsätzlich um den Prozeß der Translation im Sinne von Kade (1968, 33), der mit der (akustisch-phonetischen oder optisch-graphischen) Aufnahme des AS-Textes beginnt und mit der (motorisch-phonetischen oder graphischen) Wiedergabe des ZS-Textes endet und dessen wichtigster Bestandteil der Kodierungswechsel, d.h. die Umschlüsselung eines gegebenen Textes aus dem Kode AS in den Kode der ZS bildet.“ (Pöchhacker 1997, 218).
An anderer Stelle greift Pöchhacker (1998) den Aspekt der Gleichzeitigkeit in seiner Definition auf und ordnet das Stegreifübersetzen dem Dolmetschen zu: „Form des Dolmetschens, bei der die mündliche Wiedergabe in der Zielsprache
(ZS) in Gleichzeitigkeit zur Rezeption des Ausgangstextes erfolgt“ (Pöchhacker 1998, 301). Für Pöchhacker (1997) ist die Gleichzeitigkeit sogar das ent- scheidende Kriterium, das eine SÜ zu einer SÜ macht: „Das Merkmal der Simultaneität von (optisch-graphischer) AT-Rezeption und (akustisch- phonetischer) ZT-Produktion wird vielfach als Definiens des Blattdolmetschen gesehen.“ (Pöckhacker 1997, 219f.). Diese Aussage stützt sich auf eine Definition von Viezzi (1989): „Sight translation is the simultaneous oral translation of a written text” Viezzi (1989, 110). In van Hoofs (1962) Definition wird neben dem Faktor Gleichzeitigkeit ein weiterer Aspekt hinzugefügt. Für van Hoof (1962) handelt es sich um eine SÜ, wenn der spontan zu übersetzende Text vor dem eigentlichen Translationsprozess nicht eingesehen werden kann:
„La traduction à vue existe encore de nos jours comme une des variantes élémentaires de l’interprétation simultanée moderne. L’interprète à que l’on soumet un texte qu’il n’a jamais vu auparavant et qui, soit directement, soit par le truchement d’un microphone, le débite sur le champ dans une langue différente de l’originale, fait en réalité de la traduction à vue.“ (van Hoof 1962, 37).
Zusammenfassend wird in der Translationswissenschaft unter SÜ die mündliche Wiedergabe eines schriftlich fixierten Textes in der Zielsprache verstanden. Manche Autoren ergänzen diese Definition um die Aspekte Gleichzeitigkeit und/oder Vorbereitungsmöglichkeit. Im Rahmen dieser Arbeit gilt die für den Fragebogen gewählte Definition als Arbeitsdefinition. Demnach ist unter SÜ die „mündliche Übertragung eines schriftlichen Textes aus einer Ausgangs- in eine Zielsprache“ (Pöchhacker 1997, 218) zu verstehen.
2.1.2 Deskription der Translationsform Stegreifübersetzen
2.1.2.1 Stegreifübersetzen in der alltäglichen Praxis
Wie entsteht nun eigentlich eine SÜ und was macht eine SÜ aus?
Elementar für die Produktion einer SÜ ist es, den Sinn des Textes beim ersten Durchlesen zu erfassen (González Dueñas et al. 1991, 402) und den Inhalt un- mittelbar in der ZS reproduzieren zu können. Der Vorgang der Sinnentschlüsselung wird beschrieben als „identificación de la información presente disociándola de los aspectos morfosintácticos y léxicos no significativos que la vehiculan y la utilización de un modo sistemático de un patrón sintáctico simple que permita identificar y enunciar rápidamente el contenido informativo.“ (Jiménez Ivars 1999, 171). Die Kernaussage des AT wird in der ZS wieder- gegeben (Jiménez Ivars 1999, 171). Dafür muss der Stegreifübersetzende zwischen den Zeilen lesen. „Was die textinternen Faktoren anbelangt, so sind für SÜ insbesondere Präsuppositionen, ‚das Nicht-Verbalisierte, Nicht-Gesagte (Nord 1996, 111), Thematik und Subthemen sowie Kohärenz und Stil von Be- deutung.“ (Kalina 2004, 106). Um die Kernaussage flüssig zu formulieren, muss der Translator vorauslesen. „During the reading process, the interpreter’s eye is always ahead of what he is processing intellectually. During the actual sight trans- lation, the interpreter’s eye is always ahead of what he enunciates.“ (Weber 1990, 46f.).
Der Stegreifübersetzende gibt mündlich einen schriftlichen Text für einen Zuhörer wieder. Das bedeutet zum Einen, dass die erste Version einer gültigen Endversion entsprechen muss (Jiménez Ivars 1999, 187). Zum Anderen, dass der Stegreif- übersetzende und der bzw. die Empfänger Ort und Zeit teilen (Pratt 1991). „[L]’interprète ou le traducteur reçoivent le signe visuel de l’émetteur (le texte) ; ils deviennent émetteurs au moment où ils produisent pour le récepteur (le public) un signe auditif (version orale). Dans ce cas, il existe un équilibre entre la dimen- sion spatiale et la temporaire.“ (Pratt 1991, 599). In dieser Konstellation ist der Empfänger sowohl der Initiator als auch der Rezipient der SÜ. Sender und Produzent sind nicht unbedingt immer erkennbar (Kalina 2004, 106). Der Trans- lator fungiert als Mittler und bestimmt innerhalb eines bestimmten Rahmens selbst über die Geschwindigkeit der ZT-Produktion (Jiménez Ivars 1999, 187). „In sight translation, the interpreter’s target-text production is simultaneously not with the delivery of the source text but with the interpreter’s real-time (visual) recep- tion of the written source text.“ (Pöchhacker 2004, 19).
Modalitäten des Stegreifübersetzens
Die Geschwindigkeit der ZT-Präsentation wird jedoch von den Vorbereitungsmodalitäten beeinflusst. Diese weisen ein breites Spektrum an Verlaufsformen auf. Je nach Aufgabenstellung kann der Text vorher gar nicht eingesehen, kurz angelesen oder ganz durchgelesen werden (Kalina 2004, 108).
„Prototypisch lassen sich drei Fälle unterscheiden (vgl. Viezzi 1989, 111):
(1) keine Vorbereitungszeit, (2) mehrere Minuten Zeit zur Durchsicht (etwa pro Druckseite), und (3) längere Zeit (eine Stunde, ein Tag, eine Woche) zur Vorbereitung, bevor der Text vom Blatt gedolmetscht wird.“ (Pöchhacker 1997, 221).
Unter (1) versteht Kalina (2004, 106) eine „spontane Übersetzung ohne weitere Hilfsmittel“, d.h. „man beginnt ohne spezifische Vorbereitung mit der Über- setzung einer schriftlich fixierten Textvorlage, ohne vorab den ganzen Text in allen seinen Teilen überschaut haben zu können.“ (ibid 2004, 106). Zu Beginn der SÜ ist folglich weder Thema noch Richtung des Textes bekannt. Im Fall (2) be- deutet „Durchsicht“, dass der Translator einen unbekannten Text bekommt und diesen nach minimaler Vorbereitungsarbeit in die ZS überträgt (González Dueñas et al. 1991, 401). Thema und Richtung des Textes sind somit bereits vor der eigentlichen Übertragung bekannt. Bei Variante (3) liegt der Text unterschiedlich lange Zeiträume zur Vorbereitung vor. Der Text kann vollständig gelesen werden. Wörter können mitunter nachgeschlagen und Wissenslücken geschlossen werden. Trotz ausreichend langer Zeit zur Produktion einer schriftlichen Übersetzung wird der Translationsvorgang aufgrund der optischen Textrezeption und der motorisch- phonetischen Reproduktion im Sinne von Kade (1968, 33) als SÜ eingestuft. Die eigentliche Interaktionssituation führt zur Produktion eines mündlichen Translats (Pöchhacker 1997, 218). Die Anforderungen, die eine SÜ an den translatorisch Handelnden stellt, variieren je nach Ausführungsmodalitäten.
„For example, sight translation can be rendered more or less challenging: an unstressful form of sight translation is where the candidate is allowed ap- proximately ten minutes to read a 300-word passage and prepare the vo- cabulary. A more stressful variation of sight translation would be where preparation time is eliminated altogether and the candidate is asked to begin translation immediately, without even having the chance to read the docu- ment.“ (Lambert 2004, 298).
Da während des Translationsprozesses nicht auf Hilfsmittel zurückgegriffen werden kann, bezeichnet Kalina (2004) SÜ als einen Spezialfall: „SÜ ist somit als ein Spezialfall [...] zu bezeichnen, und zwar als Übersetzen mit reduzierten Mitteln, ohne Recherchemöglichkeit im Prozess (mög- licherweise aber vorher), ohne jegliche technische oder andere Arbeitsmittel (im strengen Sinn nicht einmal ein Stift und Schreibpapier), mit ausschließ- lichem Einsatz von Wissen, Können (übersetzerische Fähigkeiten, Fertig- keiten, Gedächtnis und strategisches Vorgehen) und ausgeprägter pragmatischer Dimension. Auch für SÜ gilt: Es handelt sich um zwei- sprachig vermittelte Kommunikation und um zweckgeleitetes Handeln.“ (Kalina 2004, 110).
Zusammenfassend kann Stegreifübersetzen wie folgt beschrieben werden:
„Dolmetschen vom Blatt erfordert somit a) rasches Texterfassen (ana- lytischen Umgang mit dem Text-in-Situation), b) adressatengerechtes Um- setzen der aufgenommenen Information in die Zielsprache und -kultur, und c) spontanes Formulieren des Zieltextes als „Rede [...]. Als zentrales Wesensmerkmal ist der Umstand zu sehen, daß der translatorische Prozeß beim Blattdolmetschen unter erheblichem Zeitdruck abläuft. Daraus wiederum ergibt, sich ähnlich wie beim Simultandolmetschen, der Zwang zu einer „auf Anhieb“ akzeptablen Formulierung oder, wenn man so will, zu einer gültigen Erstversion. Die kognitive Belastung wird je nach Aus- führungsmodalität und Textmaterial variieren...“ (Pöchhacker 1997, 220).
Treue zum Ausgangstext
Wenn Sinnübertragung und Inhaltswiedergabe der Zweck einer SÜ sind, dann stellt sich die Frage, wie nah die SÜ am AT zu sein hat. „A-t-on dit la même chose ? A-t-on respecté le vouloir dire de l’auteur ?“ (Falbo 1995, 88). Inwieweit sollen nicht nur die Gedanken des Autors sondern auch der Autor selbst durch- scheinen? Curvers et al. (1986) erläutern „l’obligation de respecter les différents styles et effets qui habillent l’information et la personnalisent. “ (Curvers et al. 1986, 99). Schreibstil des Autors, Sprachregister, Stilebene und sprachliche Be- sonderheiten des AT sind ebenfalls in die andere Sprache zu übertragen. Der Translator bedient sich des schreibsprachlichen und des sprechsprachlichen Mediums, um eine SÜ anzufertigen: Ein Schreibtext wird in einen Sprechtext um- gewandelt. Der „Stegreifübersetzende“ (Kalina 2004, 107) transkodiert neben der Sprache auch das Medium. Der Text wird zuhörergerecht gestaltet, ohne dass der AT verletzt wird.
„[...] the question arises as to whether “arranging” a written text to make it sound like an oral communication is not tantamount to betraying the author of the text. This question must be answered with a clear no [...]. The “be- trayal”, if there is any at all, lies not in the act of interpretation, but rather in the discourtesy of any speaker who forces his audience to listen to an elabo- rate piece of drafting, which he has taken meticulous care to prepare, and [which the listeners have problems understanding] even in the original lan- guage. The dilemma is accentuated if it becomes necessary to restructure the speaker’s ideas to make them understandable to listeners who belong to a different culture“ (Weber 1990, 45).
Nach Weber wird die Treue zum Ausgangstext keinesfalls verletzt, wenn das Textgefüge durch z.B. das Auflösen langer Schachtelsätze umgestaltet wird. Auch kann im Sinne einer Zusammenfassung gekürzt werden. Ziel einer SÜ ist es demnach, die im Text enthaltenen Informationen dem Rezipienten so leicht wie möglich zugänglich zu machen. „The end product should be both faithful to the original text and pleasing to the ear (that is, in free-flowing, natural-sounding language).“ (González Dueñas et al. 1991, 401).
Allerdings gibt es Fälle, bei denen die ZT-Version mit der AT-Version deckungs- gleich zu sein hat. Im Rahmen einer Tätigkeit für Gerichte und Behörden etwa darf weder auf sprachlicher noch auf inhaltlicher Ebene vom AT abgewichen werden. „There are some exceptions, however; e.g., a text that needs to be ren- dered in the exact same words, for instance the text of a written legal document (passage from a treaty or contract, rules of procedures, etc.).“ (Weber 1990, 52).
2.1.2.2 Stegreifübersetzen für Gerichte und Behörden
SÜ am Gericht oder im Rahmen einer Tätigkeit für Behörden bedarf aufgrund veränderter Rahmenbedingungen besonderer Beachtung. Einem Richter dürfen beispielsweise keine Informationen vorenthalten werden. Deshalb reicht es beim Transfer von der einen in die andere Sprache nicht, den Sinn zusammenfassend wiederzugeben. Eine SÜ für Gericht, Behörden und Ämter unterliegt anderen Be- dingungen und muss nach der Transkodierung auf inhaltlicher und formeller Ebene dem Original entsprechen. (González Dueñas et al. 1991, 401f.).
Besonderheiten
Die exakte Wiedergabe des AT vor Gericht und bei Behörden bringt zusätzliche Schwierigkeiten mit sich: Geschriebene Dokumente sind häufig fachsprachlich geprägt. Der verwendete Fachjargon variiert nicht nur von Kultur zu Kultur, sondern auch innerhalb eines Kulturkreises von Behörde zu Behörde. Der Stegreifübersetzende muss sowohl über gute Kenntnisse der jeweiligen Kultur als auch des Fachgebiets verfügen und darüber hinaus mit dem jeweiligen Behörden- jargon und den verwendeten Abkürzungen und Bezeichnungen vertraut sein. (González Dueñas et al. 1991, 404).
Treue zum Ausgangstext
Eine für Gericht oder Ämter produzierte SÜ darf nicht vom Original abweichen, da der Stegreifübersetzende nicht selbst zu entscheiden hat, welche Informationen relevant sind. Der Translator muss sich dieser Tatsache bewusst sein. Dokumente mit Rechtskraft wie z.B. Urkunden, Testamente, Zeugenaussagen etc. müssen in Bezug auf Sprachregister, Stilebene, Wortschatz, Inhalt, Herkunftsland und Kontext der AT-Version gleichen. Optische Aspekte wie Zeichnungen, Graphiken, Anmerkungen, Großbuchstaben und Rechtschreibfehler sind bei der Übertragung kenntlich zu machen. (Jiménez Ivars 1999, 191). „As with every other aspect of court interpreting, interpreters must not change the level of lan- guage or alter the content in any way to make it more understandable to the de- fendant.“ (González Dueñas et al. 1991, 404). González Dueñas et al. (1991) weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Stegreifübersetzende zu signalisieren hat, wenn Wörter unbekannt oder Passagen unverständlich sind. „If interpreters encounter a term they do not understand and no one is available to explain its meaning to them, they should inform the court or the hearing officer of this prob- lem; they should not attempt to guess the meaning.“ (González Dueñas et al. 1991, 404). Unter normalen Umständen wird vom Translator erwartet, dass un- bekannte Wörter aus dem Kontext erschlossen werden. Im Rahmen einer Tätig- keit für Gerichte oder Behörden darf genau dieser Fall nicht eintreten. Der Trans- lator hat einen Gerichtsdiener darüber in Kenntnis zu setzen, wenn er sich vor der SÜ mit der spezifischen Terminologie eines Dokuments vertraut machen muss (González Dueñas et al. 1991, 406f.) oder wenn er während der SÜ Textstellen auf Anhieb nicht meistern kann. Der AT ist wortgetreu und in voller Länge wiederzugeben (González Dueñas et al. 1991, 407). Die angeführten Rahmen- bedingungen beim SÜ für Gerichte und Behörden machen deutlich, dass der Translator sowohl die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten als auch die eigene Leistungsgrenze sehr genau einschätzen können muss. Hat der Translator z.B. das Gefühl, dem vorgelegten Text auf Anhieb nicht gewachsen zu sein, so ist klar und deutlich darauf hinzuweisen. „If they [interpreters] do not feel competent to trans- late the document at all, this should be made clear.“ (González Dueñas et al. 1991, 407). Da jegliche Art von Text für eine SÜ in Frage kommt, kann es sich mitunter um sorgfältig ausformulierte, schriftsprachliche Textkonstitutionen mit einem hohen Grad an Fachlichkeit handeln, die ad hoc nahezu nicht zu bewältigen sind.
Abschließend kann festgehalten werden, dass sich die Rahmenbedingungen auf die Art der SÜ auswirken. Bei einer unter normalen Umständen produzierten SÜ wird nicht nur die Sprache, sondern auch der Text zuhörergerecht von der AS in die ZS kodiert. Der Stegreifübersetzende erfasst und überträgt den Sinn, wobei unbekannte Wörter oder unklare Passagen aus dem Kontext erschlossen werden können. Hauptaugenmerk ist die Übertragung von Informationen und Wissen. Wird jedoch eine SÜ für Gerichte oder Behörden angefertigt, ist die Treue zum AT oberstes Gebot. Bei der Umkodierung von der AS in die ZS ist der gesamte Inhalt ungekürzt in entsprechender Stilebene zu reproduzieren. Der Stegreifübersetzende muss einen Gerichtsdiener darauf aufmerksam machen, wenn er mit Fachwörtern oder Abkürzungen nicht vertraut ist.
2.1.3 Terminologie zur Translationsform Stegreifübersetzen
In der Fachliteratur sind unterschiedliche terminologische Begriffe gängig. Ver- schiedene Autoren bedienen sich anderer Bezeichnungen, um sich auf die Trans- lationsform SÜ zu beziehen. In Tabelle 1 wird eine Übersicht der in den ver- schiedenen Sprachen gängigen Bezeichnungen für SÜ aufgeführt. Neben den Termini variieren auch die Inhalte (siehe 2.1.1). „[N]o existe una terminología unívoca ni está claro el concepto de traducción a la vista.“ (Jiménez Ivars 1999, 142).
Deutsch Englisch Französisch Spanisch
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Terminologie zum Stegreifübersetzen
In der deutschen Sprache wird von dem Begriff „Stegreifübersetzen“ das Substantiv „Stegreifübersetzende“ (Kalina 2004, 107) und das Partizip „stegreif- übersetzend“ (ibid. 2004, 107) abgeleitet. Als verbalisierte Form taucht „eine
Stegreifübersetzung produzieren“ (Kalina 2004, 103) auf. Von dem Begriff
‚Spontanübersetzen‘ werden die Formen „spontan übersetzen“ (Kalina 2004,
108), eine „spontane Übersetzung anfertigen“ (Kalina 2004, 103) und „spontan zu erstellende Übersetzung“ (Kalina 2004, 113) abgeleitet. Pöchhacker (1997) leitet von dem Substantiv ‚Vom-Blatt-Übersetzung‘ das Nomen Agentis „Vom-Blatt- Übersetzende“ (Pöchhacker 1997, 219) ab.
2.1.4 Abgrenzung des Stegreifübersetzens von anderen Mischformen
Neben den je nach Rahmenbedingungen variierenden Formen des SÜ existieren weitere Mischformen, die eine Zwischenstellung zwischen den translatorischen Disziplinen Übersetzen und Dolmetschen einnehmen.
2.1.4.1 Simultandolmetschen mit Text
Eine Hybridform ist Simultandolmetschen mit Text (SIM mit Text). Was unterscheidet aber nun SIM mit Text von SÜ?
Im Gegensatz zum SÜ ist der Informationsinput beim SIM mit Text sowohl visueller als auch auditiver Natur: Der zu übersetzende Text liegt dem Dolmetscher vor und wird gleichzeitig über Mikrophon zugespielt. Der AT ist über das mündliche und das schriftliche Medium zugänglich. „Simultaneous interpretation with text occurs frequently, when speakers read a text which has also been given to interpreters.“ (Gile 1995, 184f.). „...interpreting at sight in combination with SI, as in the case of a speaker reading a text that the interpreter has available in the booth.“ (Pöchhacker 2004, 186).
Einige Autoren unterscheiden nicht ausdrücklich zwischen SÜ und SIM mit Text (z.B. Agrifoglio 2003, Weber 1990). So stellt SIM mit Text für Weber (1990, 48) „the most advanced form of sight translation“ dar. Bei der Auswertung der Frage- bögen (siehe 2.4.2) ist ebenfalls auffällig, dass trotz angeführter Definition für SÜ einige praktizierende Übersetzer und/oder Dolmetscher keine klare Grenze zwischen SIM mit Text und SÜ ziehen. Acht der 75 Befragten beschreiben zu Situationen, in denen eine SÜ angefertigt wurde, eher eine Situation, die auf die translatorische Subdisziplin SIM mit Text schließen lässt (siehe Anhang, Frage- bögen 49 + 50 + 51 + 52 + 56 + 57 + 59 + 63). Für andere Autoren (siehe Gile (1995), Jiménez Ivars (1999)) ist der Übergang zwischen SÜ und SIM mit Text fließend. Gile (1995) betrachtet SIM mit Text als Schnittpunkt des Simultan- dolmetschens (SIM) mit SÜ. „SI with text (the speaker is reading a text that the interpreter also has in the booth) can be performed as a mixture of SI and sight translation going from ‘pure’ SI (without any reference to the text) to ‘pure’ sight translation (without any reference to the sound). “ (Gile 1997, 204). Beim SIM mit Text handelt es sich demnach um eine „combinación de interpretación simultánea y traducción a la vista“ (Jiménez Ivars 1999, 190). „La traduction à vue est aussi un complément à l’interprétation simultanée : l’interprète peut être amené à travailler en cabine à partir de pièces écrites qui lui sont remises en séance.“ (Curvers et al. 1986, 97). Autoren wie Lambert (2004) und Pöchhacker (2004) halten es hingegen für wichtig, SÜ und SIM mit Text klar voneinander ab- zugrenzen. Allen voran Lambert (2004): „It is important to define what type of sight translation is involved and to distinguish sight translation form sight inter- pretation.“ (Lambert 2004, 298). SÜ definiert Lambert als mündliche Wiedergabe eines schriftlichen AT. „Sight translation involves the transposition of a message written in one language into a message delivered orally in another language.“ (Lambert 2004, 298). ‚Sight interpretation hingegen ist für Lambert eine andere Bezeichnung für SIM mit Text: „Sight interpretation - also known as simultaneous interpretation with text’“ (Lambert 2004, 299). Pöchhacker schließt sich dieser begrifflichen Abgrenzung an: „…‘sight translation’, this variant of the simultaneous mode, when practiced in real time for immediate use by an audi- ence, would thus be labelled more correctly as ‘sight interpreting’.“ (Pöchhacker 2004, 19). Lambert (2004) führt weiter an, dass SIM mit Text aufgrund des vor- liegenden Redeskripts dem SIM näher ist als das reine SÜ: „Sight interpretation - as opposed to sight translation - is one step closer to simultaneous interpretation in that the message is presented both aurally and visually.“ (Lambert 2004, 299). Da SIM mit Text eine Mischung aus SIM und SÜ darstellt (Gile 1997), wird diese „translatorische Spezialkompetenz“ (Pöchhacker 1997, 226) nachfolgend genauer beschrieben. Wird SIM mit Text nun als eine eigenständige translatorische Kompetenz oder als „die komplexe Verbindung der translatorischen Spezial- kompetenz SIM mit der translatorischen Spezialkompetenz Blattdolmetschen“ (Pöchhacker 1997, 228) angesehen, so ist auffällig, dass SIM mit Text eine ganz eigene Schwierigkeit mit sich bringt. Da Informationen gelesen und gleichzeitig gehört werden, muss der Dolmetscher seine Aufmerksamkeit auf zusätzliche Teil- prozesse lenken. Neben der Konzentration für Lesen und für Hören, erfordert die Koordination dieser beiden Vorgänge weitere Konzentration. Der visuell auf- genommene Text wird folglich stets mit der auditiv wahrgenommenen Rede auf Deckungsgleichheit überprüft.
„A special mode of (spoken-language) simultaneous interpreting is SI with text in the booth. Since authoritative input still arrives through the acoustic channel, [...], this variant of the simultaneous mode is not subsumed under sight interpreting but rather regarded as a complex form of SI with a more or less important sight interpreting component.“ (Pöchhacker 2004, 19).
Der Dolmetscher kann durch den Text vor seinen Augen verleitet sein, sich vor- rangig auf die schriftlich ausformulierte Rede zu konzentrieren. Es gilt aber das gesprochene Wort. SIM mit Text ist eine besondere Herausforderung, da eine schriftliche Textvorlage häufig nur als grober Leitfaden dient. Wird eine Rede ge- halten, so lässt ein Sprecher nicht selten Zeilen aus, überspringt ganze Passagen aus Zeitgründen oder entfernt sich vollständig vom Skript. Für den Dolmetscher bedeutet dies eine zusätzliche Belastung. „However, in addition to sight translat- ing, the interpreter must check to be sure that the speaker does not depart from the written text.“ (Weber 1990, 48). Ein vorliegender Text kann zur Übertragung sämtlicher im Schrifttext enthaltenen Informationen verleiten. Wird die Décalage zwischen gehaltener Rede und deren Verdolmetschung so groß, dass die Speicherkapazität des Kurzzeitgedächtnisses überschritten wird (siehe 2.2.2.5 Mehrspeicher-Modell), läuft der Dolmetscher Gefahr, den Redner zu verlieren. (Gile 1995, 184f.). Oft ist es nicht möglich und auch nicht nötig, alle Lexeme des AS-Satzes wiederzugeben. Um mit der Geschwindigkeit des Sprechers mitzu- halten, kann zusammengefasst werden. Der doppelte Input hat jedoch auch einen Vorteil. Laut Gile (1995, 184) entlastet ein schriftlich vorliegender Text das Kurzzeitgedächtnis. Der Dolmetscher muss Zahlen und Namen nicht bis zur sprachlichen Reproduktion im Gedächtnis speichern, sie können abgelesen werden - vorausgesetzt der Dolmetscher weiß, wo sie im Text stehen und wo sich der Redner gerade befindet.
Sind die Bedingungen für eine Simultandolmetschung sehr schlecht, kann das Redeskript dem Dolmetscher sogar recht gelegen kommen. „It follows that simul- taneous interpretation with text is a difficult exercise, but it does seem to make in- terpretation possible under acoustic and delivery conditions which would be pro- hibitory without the text.“ (Gile 1995, 185). In der Praxis kommt SIM mit Text vor, wenn a) der Dolmetscher seine als Vorbereitung für den Einsatz vom Auf- traggeber erhaltenen Unterlagen in die Kabine mitbringt, oder b) kurz vor Beginn einer Konferenz oder Veranstaltung die Unterlagen noch schnell in die Kabine ge- reicht werden. (siehe Anhang, Fragebögen 49 + 51 + 56 + 57 + 59 + 63). Fall b) erfordert weitaus mehr Flexibilität vom Dolmetscher, ist aber nicht gerade selten der Fall, da Dolmetscher die Konferenzunterlagen häufig erst wenige Minuten vor dem eigentlichen Einsatz erhalten. (Lambert 1989, 743). In einer derartigen Situation sind gute Kenntnisse im SÜ mehr als hilfreich. Weber (1990) sieht eine gute Technik im SÜ als wichtige Fertigkeit für das SIM mit Text an:
„Moreover, in simultaneous interpretation [with text], the process of sight translation requires the interpreter’s total concentration, as the written information will frequently take precedence over that received by ear. The faster the interpreter is able to sight translate, the more effective his interpretation will be.“ (Weber 1990, 49).
Lambert (2004) und Déjean le Féal (1997) empfehlen SIM mit Text in einer ersten Phase der Dolmetscherausbildung als vorbereitende Übung auf das SIM: „In conclusion, sight interpretation could be effectively used as an interme- diate step, as if it involved ‘training wheels’(Déjean le Féal 1997), before weaning students off the visual support and letting them try simultaneous in- terpretation without text.“ (Lambert 2004, 304).
Weber (1990) geht einen Schritt weiter und plädiert für SIM mit Text als Bestandteil der Abschlussprüfung für Dolmetscher:
„A final examination in simultaneous interpretation must, in any event, always contain one exam during which the candidate is asked to interpret a speech whose written text he has received in advance and which he has had fifteen to twenty minutes to prepare.“ (Weber 1990, 50).
Eine ganz andere Ansicht zum Thema SIM mit Text vertritt Schweda-Nicholson (1989): Aufgrund der multiplen, gleichzeitig ablaufenden Prozesse sei diese Subdisziplin eine kaum zu bewältigende Aufgabe. „...escuchar, leer e interpretar a la vez es una operación de una dificultad desproporcionada.“ (Schweda-Nicholson (1989), zitiert nach Jiménez Ivars (1999)).
Der Vollständigkeit halber werden die verschiedenen Bezeichnungen für SIM mit Text in Tabelle 2 aufgelistet.
Deutsch Englisch Französisch Spanisch
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Terminologie zum Simultandolmetschen mit Text
2.1.4.2 Live-Untertitelung
Die Live-Untertitelung ist eine weitere Hybridform und kann als Gegenstück des SÜ bezeichnet werden. Bei dieser Translationsform wird „ein einmalig mündlich dargebotener Ausgangstext in Realzeit in einen schriftlichen Zieltext übergeführt“ (Kurz 1988, 478). De la Cuesta (1987) bezeichnet diese Form der Translation als ‚traduction in situ : „En plus, il existe ce qu’on appelle traduction in situ, dans la- quelle on écrit dans une langue donnée ce qu’on entend dans une autre langue.“ (de la Cuesta 1987, 26).
Kurz (1988) beschreibt in einem Artikel die während der ORF-Videonale vom 20. bis 27. Juni 1986 erstmals praktizierte Live-Untertitelung. Dank technischer Er- rungenschaften wurde es möglich, dass nicht Muttersprachler und Hörgeschädigte per Live-Untertitelung Film und Fernsehen in einer anderen Sprache mitverfolgen können. Der große Vorteil der Live-Untertitelung ist der Erhalt der Original- stimmen.
Da das Auge in einer bestimmten Zeitspanne nur eine begrenzte Anzahl an Zeichen wahrnehmen kann, ist der Platz für die Untertitelung genau festgelegt. Etwa zwei Zeilen, d.h. 15 Wörter oder ca. 54 Buchstaben, werden für sieben Sekunden auf dem Bildschirm eingespielt (Kurz 1988, 482). Folglich fassen Dolmetscher bei einer Live-Untertitelung die gehörten Äußerungssegmente zu- sammen. Bis die Verdolmetschung eingeblendet wird, vergehen jedoch einige Sekunden. Eine Verzögerung zwischen dem gesprochenen Wort und dessen Wiedergabe lässt sich nicht verhindern. Kurz (1988) kommt in ihrem Artikel zu folgendem Schluss: „It is a technique that places new demands on the interpreter. No doubt, speed and flexibility are among the major prerequisites.“ (Kurz 1988, 483).
Weitere Informationen zu Vorkommen und Häufigkeit von Live-Untertitelungen können bei sämtlichen Fernsehsendern und Rundfunkanstalten erfragt werden. Im Rahmen dieser Diplomarbeit führen diese durchaus interessanten Details zu weit vom eigentlichen Thema weg, weshalb die Autorin auf weitere Ausführungen verzichtet. Abschließend sei auf einen neueren, sehr interessanten Internetartikel zur Live-Untertitelung hingewiesen: „Berlinale-Dolmetscher-Übersetzen ist Handwerk, Dolmetschen ist Mundwerk“ 3.
2.1.4.3 Gebärdensprachdolmetschen
Der Österreichische Gebärdensprach-DolmetscherInnen-Verband (ÖGSDV)
schreibt auf seiner Homepage4 „Die Gebärdensprachen sind - anders als die auditiv-verbalen Lautsprachen - ein Kommunikationssystem, das auf dem manuell-visuellen Kanal basiert und daher Hände und Augen als Kanäle für den Informationsaustausch beansprucht“. Beim GS-Dolmetschen werden Aussagen per Körpersprache verdolmetscht.
Eine Variante des GS-Dolmetschens ist die mündliche Wiedergabe eines schrift- lichen Textes: Der Inhalt wird zwar nicht sprechsprachlich sondern körpersprach- lich, aber immer noch mündlich reproduziert. Von daher sind auch bestimmte Formen des GS-Dolmetschens zum Einen eine Hybridform des Übersetzens und Dolmetschens. Zum Anderen stellt sich die Frage, ob die mündliche Übertragung schriftlicher Inhalte beim GS-Dolmetschen eine besondere Form des SÜ ist, die mitunter sehr häufig praktiziert wird, da Stumme nicht immer der Schriftsprache mächtig sind und schriftliche Dokumente per GS-Dolmetschen ins Mündliche übertragen werden müssen (siehe Anhang FRAGEBOGEN 37). Die im Kapitel 2.1.1 angeführte Definition des SÜ trifft genauso gut auf das SÜ im Rahmen des GS-Dolmetschens zu. „[S]ight translation is the transfer of a message ‚from the written medium (text) to the oral medium (interpretation) “ (Weber 1984, 3), da ein GS-Dolmetscher wie ein Stegreifübersetzender schriftliche, in Form eines Textes niedergelegte Inhalte vermündlicht (mehr zum GS-Dolmetschen unter www.oegsdv.at).
2.1.5 Stand der Forschung im Bereich Stegreifübersetzen
Die gedruckte Fachliteratur zum Thema SÜ ist eher überschaulich. Der Themenbereich wurde überwiegend theoretisch in verschiedenen Artikeln aufgearbeitet (Jiménez Ivars 1999, 150).
Der derzeitige Stand der Forschung umfasst einige wenige wissenschaftliche Studien, die meist auf vergleichender Basis zu einer anderen translatorischen Kompetenz erstellt wurden. Hinzu kommen zwei Dissertationen, etliche Artikel verschiedener Autoren und ein, in einer Monographie eigens dem SÜ gewidmetes Kapitel.
Die erste Doktorarbeit über das SÜ wird von Maurizio Viezzi (1989) eingereicht. Aufbauend auf der Depth-of-Processing hypothesis (DPH) von Craik&Lockhart (1972), vergleicht Viezzi die beim SÜ und beim SIM ablaufenden kognitiven Prozesse anhand der Verarbeitungstiefe bzw. Speicherung von Informationen nach der jeweiligen Disziplin (Ergebnisse dieser Forschungsarbeit: siehe S. 23f.). 1999 folgt eine weitere Dissertation. In „La traducción a la vista. Un análisis descriptivo“ beschreibt Jiménez Ivars (1999) die verschiedenen Formen des SÜ und grenzt SÜ anhand des übersetzerischen Prozesses und der übersetzerischen Kompetenz von anderen translatorischen Tätigkeiten ab. In Bearbeitung sind der- zeit zwei Doktorarbeiten: Christina Parkin schreibt über „La traduction à vue - une forme hybride entre l’interprétation orale et la traduction écrite“ und Konstanze Plötz beschäftigt sich mit „Sinnerfassungsstrategien beim Dolmetschen vom Blatt - Eine Studie mit dem Eyetracker.“ 5. Des Weiteren erstellt Gibillaro (1992) eine „tesis de licenciatura” an der Scuola Superiore di Lingue Moderne per Interpreti e Traduttori de Trieste. Die Arbeit zur Untersuchung der Bedeutung von Vokalen und Konsonanten beim SÜ wird nicht veröffentlicht. (Jiménez Ivars 1999). In einer Monographie über das Gerichtsdolmetschen widmen González Dueñas et al. (1991) dem Stegreifübersetzen ein eigenes Kapitel. Beschrieben wird das Stegreifübersetzen am Gericht. Von den rund 20 Artikeln über SÜ in Kongressakten oder speziellen Publikationen basieren nur einige wenige Artikel auf der Auswertung von Studien (Brady (1989), Viezzi (1989), Martin (1993)6, Jiménez Ivars (1999) und Agrifoglio (2004)). Die restlichen Artikel beschränken sich auf theoretische Erörterungen des SÜ. Erwähnung findet SÜ als vor- bereitende Übung für das Konferenzdolmetschen oder als Trainingsmöglichkeit für das Übersetzen. Im Bereich der Erforschung mentaler Prozesse beim SÜ be- schäftigen sich Déjean le Féal (1981), Viezzi (1989), Weber (1990), Pratt (1991), Gile (1995) und Ilg & Lambert (1996). (Jiménez Ivars 1999).
2.1.6 Zuordnung des Stegreifübersetzens
„[La traduction à vue], doit-on la considérer une activité de l’interprétation, une activité de la traduction, ou relève-t-elle des deux ?“ (Pratt 1991, 596). SÜ wird, wie aus dem vorherigen Kapitel bereits ersichtlich, meistens einer translatorischen Disziplin zugeordnet. Je nach Argumentation wird eine engere Verwandtschaft mit dem Übersetzen oder mit dem Dolmetschen gesehen. Zahlreiche verschiedene Kriterien wie Dauerhaftigkeit, Flüchtigkeit (Wirl 1958), Wiederholbarkeit und Korrigierbarkeit (Reiß/Vermeer 21991) von AT bzw. ZT werden für die Zu- ordnung angeführt. Die Zugehörigkeit kann laut Sager (1996) nach dem Über- setzungsprodukt oder laut Neubert (1981) nach dem Übersetzungsbedürfnis be- stimmt werden. Merkmale wie Unverzüglichkeit, Spontaneität (Feldweg 1996), Form der Wiedergabe - ob mündlich oder schriftlich - , Medium (Kalina 2004) - ob schriftsprachlich oder sprechsprachlich -, Gleichzeitigkeit (Pöchhacker 1997) und Anforderungen an den Translator (Bührig 1999) können als Kriterien heran- gezogen werden. Ebenfalls für eine Einordnung angeführt werden Vorgangsweise, mentale Prozesse (Pratt 1991), sprachlich-mentale Tätigkeiten (Bührig 1999) oder Teilprozesse (Gile 1995) beim Transfer zwischen AS und ZS. Ebenso kann die Ausgangssituation einer Einteilung dienlich sein, indem die Fragen erörtert werden, wer wann wo anwesend ist und für wen eine SÜ produziert.
2.1.6.1 Verwandtschaft mit dem Übersetzen
„Welche Art von Übersetzen stellt nun also die SÜ dar?“ (Kalina 2004, 107). Bisher haben nur wenige Autoren die translatorische Handlung SÜ als zum Über- setzen gehörig eingeordnet (Warden (1966), Crystal&Davy (1969), Gouanvic (1976), Gingold (1978), Sager (1996), Bührig (1999) und Kalina (2004)). Allen voran Kalina (2004), die Nachholbedarf in der Übersetzungswissenschaft sieht.
„Aufgrund der vorstehend angesprochenen reduzierten Bedingungen7, denen SÜ unterliegt, sowie der Faktoren, die SÜ als einen eigenen Übersetzungsmodus erscheinen lassen, sollte die Übersetzungswissenschaft diesen Modus auch zum Übersetzen gehörig anerkennen und ihm entsprechende Aufmerksamkeit widmen.“ (Kalina 2004, 114).
Mit der Bezeichnung „oral translation“ (Warden 1966) wird SÜ zum ersten Mal als eine Form des Übersetzens angesehen. Zu den Translationswissenschaftlern, die den Übungscharakter des SÜ für das Übersetzen hervorheben, gehören Spilka (1966), Gouanvic (1976), Gingold (1978), Percival (1983), Pratt (1991), Viaggio (1995) und Pöchhacker (1997). Viaggio (1995, 33) weist auf den wirtschaftlichen Vorteil und den zeitsparenden Aspekt hin, mittels SÜ eine Rohübersetzung auf Band zu sprechen und dieser anschließend in einer Überarbeitungsphase den letzten Feinschliff zu verleihen. „I soon discovered the cost-effectiveness of dic- tating my translations and having them typed later. […] I still translate pragmatic texts into the microphone, and I can vouch that one hour of translation makes me much more money than one hour of interpreting. “ (Viaggio 1995, 33). Pratt (1991, 604) betont ebenfall den erhöhten Verdienst, da durch regelmäßiges SÜ der Übersetzungsvorgang beschleunigt wird. Außerdem führt regelmäßiges Spontanübersetzen zu einer erhöhten Stressresistenz. Laut Spilka (1966, 43) fördert SÜ eine natürliche, sprechsprachliche Ausdrucksweise. In Kapitel 2.1.4.1 wird bereits die Unterscheidung von Lambert zwischen „sight translation “ und „sight interpretation “ (Lambert 2004, 298) angeführt. Lambert sieht „sight translation “ als dem Übersetzen und „sight interpretation “ als dem Dolmetschen verwandt an.
2.1.6.2 Verwandtschaft mit dem Dolmetschen
Als erster Autor ordnet Jean Herbert (1952) das SÜ dem Dolmetschen zu. In den darauf folgenden Jahren wird SÜ grundsätzlich als dem Dolmetschen zugehörig betrachtet (siehe Henri van Hoof (1962) und Spilka (1966)). Erst Warden (1966) begründet, wie unter 2.6.1 erwähnt, eine engere Verwandtschaft mit dem Über- setzen. Bis heute ist jedoch auffällig, dass die Thematisierung des SÜ8 einen deut- lichen Schwerpunkt beim Dolmetschen hat (Kalina 2004, 110). Begründet wird die Einordnung zumeist mit dem gleichen Endprodukt: Sowohl eine Ver- dolmetschung als auch eine SÜ dienen der mündlichen Wiedergabe eines AT in der ZS. (Agrifoglio 2004, 44). Nicht zuletzt hat die Zuordnung zum Dolmetschen didaktische Gründe. SÜ wird meist als vorbereitende Übung für das Konferenz- dolmetschen, d.h. sowohl für das KONS als auch für das SIM, genannt. „ Mutatis mutandis, la traduction à vue peut se comparer à l’interprétation consécutive, la traduction à l’œil à l’interprétation simultanée.“ (Curvers et al. 1986, 98), wobei ‚traduction à vue‘ aufgrund der Vorbereitungsmöglichkeiten als dem KONS und ‚traduction à l’œil‘ als direkte SÜ vom Blatt als dem SIM zugehörig angesehen wird. „Sight translation may be equally useful as a preparation for both types of interpretation.“ (Weber 1990, 50).
Verwandtschaft mit dem Simultandolmetschen
„[S]ight translation is regularly used as a preliminary exercise and is generally considered a useful instrument to develop and strengthen those skills required by simultaneous interpretation.“ (Viezzi 1989). Einige Autoren9 thematisieren SÜ als gute Übung zum Erlernen SIM-spezifischer Prozessen. Allerdings kommt (Viezzi 1989, 65) nach Auswertung einer Studie zur Untersuchung der beim SÜ respektive beim SIM ablaufenden kognitiven Prozesse zu dem Ergebnis, dass die translatorischen Handlungen SÜ und SIM aufgrund der Unterschiedlichkeit der Verarbeitungsprozesse nicht die gleichen Anforderungen an den Translator stellen. Die angewandten Strategien und die kognitiven Prozesse unterscheiden sich aufgrund der andersartigen Informationsdarbietung. Des Weiteren stellt Viezzi sprachenpaarabhängige Unterschiede in der Verarbeitungstiefe fest. Bei morphosyntaktisch ähnlichen Sprachen, z.B. Französisch - Italienisch, werden höhere Informationsspeicherraten erzielt. Viezzi schlussfolgert, dass die Ver- arbeitungstiefe nicht nur von dem Translationsprozess sondern ebenso von der Sprachenstruktur abhängt. (Viezzi 1989, 68). „It is necessary to take into consid- eration the characteristics of and the relationships between the source language and the target language.“ (Viezzi 1989, 68). Aufbauend auf diesen Ergebnissen leitet Kalina (2004) ab, dass „SÜ eher für strukturell verwandte als für di- vergierende Sprachen eine sinnvolle Übung“ (Kalina 2004, 109) ist.
Verwandtschaft mit dem Konsekutivdolmetschen
Curvers et al. (1986), Falbo (1995), Weber (1990), Donovan 1993, Ilg&Lambert (1996) schlagen SÜ als Übung für das KONS vor. Spontanes Übersetzen ermög- licht, sich an das Sprechen vor Publikum zu gewöhnen (Weber (1996), Ilg and Lambert (1996)), Informationen rasch zu analysieren und in logische Absätze zu gliedern. In Bezug auf das Notieren sind die beiden translatorischen Modi wesensverwandt: Der Konsekutivdolmetscher schreibt Notizen auf sein Blatt, der Stegreifübersetzende notiert gedanklich mit (Curvers et al. 1986). Regelmäßiges SÜ hat einen weiteren Übungseffekt. Je mehr das Lesen von Informationen oder Notizen geübt wird, desto mehr wird der Leseprozess automatisiert. Das hat zum Einen eine schnellere Wiedergabe in der ZS und zum Anderen mehr verfügbare Konzentration (siehe 2.2.2.5 Effort Models) für eine gleichmäßige Zieltext- reproduktion ohne Stottern bzw. Versprecher zur Folge. (Weber 1990).
2.1.6.3 Mischform Stegreifübersetzen
Autoren wie Pratt (1991), Viaggio (1995) und Kutz (2002) sehen eine Wesens- verwandtschaft sowohl mit dem Übersetzen als auch mit dem Dolmetschen und bezeichnen SÜ als Mischform. Pratt (1991, 597) bezeichnet SÜ als ‚point de coïncidence . Finden z.B. die in der Allgemeinen Translationstheorie von Reiß/Vermeer (21991) genannten Kriterien zur Unterscheidung zwischen dem Übersetzen und dem Dolmetschen Anwendung, so wird der Hybridcharakter des SÜ besonders deutlich. Nach Reiß/Vermeer (21991) zeichnet sich eine Über- setzung u.a. durch die wiederholte Verfügbarkeit des AT, die beliebige Wieder- holbarkeit der AT-Produktion, die Überschaubarkeit des AT und die wiederholte Korrigierbarkeit des ZT aus. Dolmetschen hingegen ist eine Handlung, die bzw. deren Resultat vom Dolmetscher nicht korrigiert werden kann. Auf das SÜ treffen sowohl die Kriterien für eine Übersetzung als auch die Kriterien für eine Ver- dolmetschung zu. Reiß/Vermeer (21991) selbst erwähnen SÜ in der Allgemeinen Translationstheorie nicht. Als Zusammenfassung ist in Tabelle 3 aufgeführt, welcher Autor die Subdisziplin SÜ wann wo einordnet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Zuordnung des Stegreifübersetzens
In den folgenden Kapiteln wird die Zwischenstellung des SÜ genauer heraus- gearbeitet. Dazu gilt es, die translatorischen Modi Übersetzen und Dolmetschen zu definieren, die jeweils bezeichnenden Merkmale aufzuzeigen und die beiden translatorischen Disziplinen gegenüberzustellen, um SÜ anschließend einordnen zu können.
2.2 Die translatorischen Hauptdisziplinen
Der Oberbegriff Translation beinhaltet die Disziplinen Übersetzen und Dolmetschen sowie die jeweiligen Unterdisziplinen. Die Translationswissenschaft erforscht, beschreibt und erklärt diese.
2.2.1 Übersetzen
Kade definiert die translatorische Handlung Übersetzen folgendermaßen:
„Wir verstehen [...] unter Übersetzen die Translation eines fixierten und demzufolge permanent dargebotenen bzw. beliebig oft wiederholbaren Textes der Ausgangssprache in einen jederzeit kontrollierbaren und wiederholt korrigierbaren Text in der Zielsprache.“ (Kade 1968, 35).
Der Übersetzer arbeitet nur bedingt unter Zeitdruck. In einem ersten Arbeitsschritt macht er sich mit dem Text vertraut. Vor der eigentlichen Übersetzungsarbeit be- reitet sich der Übersetzer durch diverse Recherchestadien auf die Translation vor: Er stockt die Wissensbasis auf, schließt Wissenslücken, eignet sich das nötige Fachwissen an und sucht nach Einzelproblemlösungen für z.B. schwierige Wörter oder kniffelige Übersetzungseinheiten. Dem Übersetzer steht vor, während und nach dem Translationsprozess jegliche Art von Hilfsmitteln zur Verfügung. Er kann Kollegen um Rat fragen und bei Experten Auskünfte einholen. Anschließend wird der eigentliche Übersetzungsvorgang unter Berücksichtigung des Kontextes eingeleitet. Ist der Text vollständig übersetzt, wird das gesamte Textgefüge über- arbeitet, um Kohärenz und Kohäsion zu gewährleisten. Die angefertigte Über- setzung wird vom Übersetzer selbst wiederholt überarbeitet, korrigiert und ge- gebenenfalls zur Überprüfung an Kollegen weitergeleitet. Dies entspricht, grob skizziert, den Grundprinzipien übersetzerischer Methodik. (Kalina. 2004, 104). Beim Übersetzungsvorgang selbst fokussiert der Übersetzer die gesamte Auf- merksamkeit auf einen einzelnen Vorgang.
2.2.2 Dolmetschen
Die translatorische Handlung Dolmetschen definiert Kade im Gegensatz zum Übersetzen wie folgt:
„Unter Dolmetschen verstehen wir die Translation eines einmalig ( in der Regel mündlich) dargebotenen Textes der Ausgangssprache in einen nur bedingt kontrollierbaren und infolge Zeitmangels kaum korrigierbaren Text der Zielsprache.“ (Kade 1968, 35).
Der Dolmetscher ist abhängig von der Geschwindigkeit des Redners und arbeitet folglich ständig unter großem Zeitdruck. Vorbereitung und Recherchearbeit müssen vor dem Dolmetscheinsatz abgeschlossen sein. In der Kabine ist der Dolmetscher auf sich gestellt. Er kann nur auf eigene Wissensbestände zurück- greifen, weitere Hilfsmittel stehen nur eingeschränkt zur Verfügung (z.B. eine Terminologiedatenbank auf einem in die Dolmetschkabine mitgebrachten Laptop beim SIM). Während des Translationsvorgangs werden mehrere Tätigkeiten parallel ausgeführt. Bis zur Wiedergabe in der ZS werden Informationen im Ge- dächtnis zwischengespeichert. Da der Zieltext flüchtig ist, muss bei der Re- produktion auf Anhieb eine gültige Erstversion entstehen. Allgemeinbildung und Wissensbestände können während dem Dolmetscheinsatz zwar wachsen, müssen aber a priori bereits vorhanden sein. (Kalina 2004, 106). Während der Übersetzer nicht unbedingt mit Adressat bzw. Rezipient in Kontakt kommt, steht der Dolmetscher in unmittelbarem Kontakt mit beiden und erhält direkt eine Rück- meldung. (Gile 1995).
Unter den verschiedenen Dolmetscharten seien an dieser Stelle zwei näher beschrieben: das Simultan- und das Konsekutivdolmetschen.
2.2.2.1 Simultandolmetschen
Diese Form des Dolmetschens wird definiert als „Dolmetschart, bei der die Rezeption des AT ununterbrochen, nicht segmentiert und parallel zur Produktion und Präsentation des ZT erfolgt. Die Handlungsgrundlage des/der Ausführenden bilden die jeweils rezipierten und/oder prognostizierten Äußerungssegmente. Die für die Ausführung zur Verfügung stehende Zeit hängt durch die Parallelität der Präsentation von AT und ZT direkt vom Sprechtempo des Redners und der Übertragungsrichtung ab.“ (Salevsky 2002, 100).
Eine weitere Definition anzuführen, ermöglicht es, den gleichen Sachverhalt mit anderen Worten auszudrücken. Demnach “ist [Simultandolmetschen] die beinahe zeitgleich mit dem Vortrag des AT erfolgende mündliche Übertragung eines ge- sprochenen Textes aus einer AS in eine ZS unter Verwendung von Kopfhörern und Mikrophonen, mit deren Hilfe die Kommunikation zwischen SprecherIn im Saal, DolmetscherIn in der Kabine und ZuhörerIn im Saal hergestellt wird.“ (Zybatov, L. „Einführung in die Dolmetschwissenschaft, SS 2007, Universität Innsbruck).
Arbeitsort des Simultandolmetschers ist die Dolmetschkabine. Der Translations- vorgang SIM besteht aus einer einzigen Phase. Der Simultandolmetscher arbeitet permanent unter großem Zeitdruck, denn er ist direkt abhängig von der Rede- geschwindigkeit des Sprechers (bzw. von dessen Lesegeschwindigkeit, da Reden oftmals sorgfältig vorbereitet und vom Blatt abgelesen werden). Aufgrund der Décalage, dem zeitlichen Abstand zwischen gehaltener und reproduzierter Rede, erfolgt die ZT-Wiedergabe leicht zeitversetzt, aber dennoch unmittelbar. Die auf- genommenen Informationen werden bis zur Wiedergabe im Kurzzeitgedächtnis (KZG) gespeichert. Da die Kapazität des KZG begrenzt ist, müssen gehörte Informationen möglichst schnell analysiert, verarbeitet, transkodiert und in der ZS reproduziert werden, um eine Überlastung des menschlichen Speichers Gedächt- nis zu vermeiden Der Arbeitsspeicher KZG wird fortlaufend gefüllt und entleert (siehe 2.2.2.5 Mehr-Speicher-Modell). Um die Neuvertextung in der ZS und somit die Entleerung des Arbeitsspeichers zu beschleunigen, müssen Dolmetscher kommende Äußerungssegmente antizipieren. Beim SIM werden mehrere trans- latorische Teilprozesse simultan ausgeführt. So wird beispielsweise ein Ohr für die AT-Rezeption und das andere Ohr für die Autokontrolle genutzt, während das Gehörte in die ZS transkodiert wird.
2.2.2.2 Konsekutivdolmetschen
KONS hingegen ist eine
„Dolmetschart, bei der die Rezeption des AT sukzessiv und segmentiert und die Produktion bzw. Präsentation des ZT nicht parallel zur Rezeption des entsprechenden AT-Segments erfolgt. Die Handlungsgrundlage des/der Ausführenden bilden die im Gedächtnis gespeicherten Informationen bzw. die gespeicherten Informationen zusammen mit dem (parallel zur Rezeption des AT) notierten logisch begrifflichen Substrat des jeweiligen Text- segments. Die für die Ausführung zur Verfügung stehende Zeit hängt durch die Separierung von AT-Präsentation und ZT-Präsentation nur indirekt vom Sprechtempo des Redners und der Übertragungsrichtung ab.“ (Salevsky 2002, 100).
Eine zweite Definition soll es auch an dieser Stelle ermöglichen, den gleichen Sachverhalt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Demnach „ist [Konsekutivdolmetschen] die mündliche Übertragung eines vorgetragenen Textes aus einer AS in eine ZS, bei der die DolmetscherIn im Saal anwesend ist, sich gegebenenfalls während des Vortrags Notizen macht und nach seiner Beendigung mit der Dolmetschung beginnt. (= nachfolgend).“ (Zybatov, L. „Einführung in die Dolmetschwissenschaft, SS 2007, Universität Innsbruck).
Der Translationsprozess beim Konsekutivdolmetschen umfasst zwei aufeinander folgende Phasen: In der ersten steht die AT-Rezeption im Vordergrund, in der zweiten erfolgen ZT-Produktion und -Präsentation. Der Konsekutivdolmetscher arbeitet ebenfalls unter Zeitdruck, ist aber durch die der vorgetragenen Rede nach- folgende Verdolmetschung nur bedingt von der Redegeschwindigkeit des Sprechers abhängig. Bis zur Neuvertextung bedient sich der Konsekutiv- dolmetscher zur Informationsspeicherung neben dem Gedächtnis der Notations- technik. Das per Notat auf Papier niedergeschriebene Substrat der Rede fungiert in der Reproduktionsphase als Gedächtnisstütze. Durch die zeitversetzte ZS- Präsentation konzentriert sich der Dolmetscher in der zweiten Phase neben dem Entziffern des Notats auf das gekonnte Ausformulieren der ZT-Wiedergabe. Der Konsekutivdolmetscher arbeitet nicht in einer Dolmetschkabine, sondern trägt die Verdolmetschung vor Teilnehmern vor. Er muss vor Publikum sprechen können und über Redekompetenz verfügen.
Die Beschreibung der Disziplinen SIM und KONS zeigt, dass Dolmetscher mit geteilter Aufmerksamkeit umgehen müssen. An dieser Stelle wird das Phänomen mehrerer gleichzeitig ablaufender Teiloperationen anhand der Effort Models (Gile 1995) veranschaulicht.
2.2.2.3 Effort Models von Daniel Gile
Die Verarbeitungskapazität eines Dolmetschers ist begrenzt. Gile bezeichnet diese Verarbeitungskapazität als „mental energy“ (Gile 1995). Während des Dolmetschens wird diese mentale Energie auf mehrere, gleichzeitig ablaufende Teilprozesse aufgeteilt (Gile 1995, 170). Die einzelnen Teilprozesse konkurrieren folglich um die maximal zur Verfügung stehende Konzentration (Agrifolgio 2004, 44). Erfordert eine Verdolmetschung mehr mentale Energie als vorhanden ist, so kommt es zur einer Systemüberlastung. „Saturation as a situation where the sum of [total]capacity requirements[TR] is larger than the total available capac- ity[TA].“ (Gile 1995, 206). Mathematisch ausgedrückt bedeutet dies:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten10
Im Falle TR>TA schleichen sich Fehler bei der Transkodierung von AT zu ZT ein, die Dolmetschleistung wird beeinträchtigt (Gile 1995, 161). Nach Gile (1995, 171) ist jedoch nicht die geteilte Aufmerksamkeit das Hauptproblem, sondern eine fehlerhafte Aufteilung der verfügbaren Konzentration. Steht im entscheidenden Moment nicht genügend Verarbeitungskapazität für einen der Teilprozesse bereit, so kann dies eine unvollständige, ungenaue oder fehlerhafte Übertragung zur Folge haben. Schwierige Wörter, Satzsegmente oder Passagen an sich stellen nicht die eigentliche Fehlerquelle dar (Gile 1995, 176). Eine gute Ver- dolmetschung hängt folglich ganz entscheidend von dem richtigen Einsatz der mentalen Energie und dem Geschick, diese Energie im richtigen Moment auf den richtigen Teilprozess zu lenken, ab.
[...]
1 Zuerst am Sprachen&DolmetscherInstitut (SDI) in München und später am Institut für Translationswissenschaft an der Leopold-Franzens Universität in Innsbruck.
2 Die gewählten Personen- und Berufsbezeichnungen sind genderneutral zu verstehen.
3 http://dolmetscher-berlin.blogspot.com/2008/01/berlinale-dolmetscher.html.
4 www.oegsdv.at.
5 Bereits MCDonal/Carpenter (1981) untersuchen in einer psychologischen Studie die Augen- bewegungen der Vom-Blatt-Übersetzenden. Die „Ergebnisse zeigen, daß in einem ersten Durch- lauf das Lesen und semantische Integrieren eines Segmentes (Phrase) erfolgt und während eines zweiten Lesedurchgangs die Übersetzung produziert wird. Somit erfolgt die AT-Rezeption beim Blattdometschen zumindest im mikrozprozessualen Bereich nicht „einmalig“, sondern mit Regressionen und retro- wie auch prospektiven „Suchschlaufen“.“ (Pöchhacker 1997, 219).
6 Es handelt sich mit nur 4 Studienteilnehmern um einen sehr begrenzten Forschungsumfang.
7 Zu reduzierten Mitteln erwähnt Kalina (2004,103) „ohne Recherchemöglichkeit im Prozess, ohne jegliche technische oder andere Arbeitsmittel“.
8 Vgl.: (Herbert (1952), van Hoof (1962), Spilka (1966), Seleskovitch (1983), Curvers et al. (1986), Schweda-Nicholson (1989), Coughlin (1989), Weber (1990), González Dueñas (1991), Martin (1993), Donovan 1993, Gile (1995), Ilg&Lambert (1996), Feldweg (1996), Pöchhacker (1998), Déjean le Féal (1997), Baker (1998), Jiménez Ivars (1999), Maniewski (2003), Agrifoglio (2004), Lambert (2004).
9 Vgl.: van Hoof (1962), Spilka (1966), Seleskovitch (1983), Curvers et al. (1986), SchwedaNicholson (1989), Viezzi (1989), Weber (1990), González Dueñas (1991), Gile (1995), Viaggio (1995), (Déjean le Féal 1997), Pöchhacker (1998), (Jiménez Ivars 1999), Lambert (2004),(Martin 1993), Feldweg (1996), (Agrifoglio 2004).
10 Gile (1997) erwähnt „TR“ als „Total requirements, the sum of the individual requirements”(ibid. 1997,170) und „TA“ als „Total available processing capacity” (ibid. 1997,170).
- Citation du texte
- Magister Isabelle Kautz (Auteur), 2010, Stegreifübersetzen - eine translatorische Subdisziplin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186749
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