Für derartige Gesetze bringe ich kein Verständnis auf? , äußerte der damalige Wirt-schaftsminister Ludwig Erhard bereits bei der Einführung des Ladenschlussgesetzes im Jahr 1956. Seitdem hat sich das Thema Ladenschluss in der teilweise sehr ideologisch geführten wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Diskussion zum ?Dauerbrenner? und zum ?Kampffeld? für verschiedene Interessensgruppen entwickelt. Im Laufe der Jahr-zehnte haben sich die Argumentationen eines Für und Wider von gesetzlich geregelten Ladenöffnungszeiten nicht wesentlich verändert, dafür aber deren Gewichtung im Zuge des gesellschaftlichen Wandels. Während anfangs religiöse und sozialpolitische Motive im Vordergrund standen, sind heutzutage zunehmend Aspekte wirtschaftlicher Gewer-be- und Gestaltungsfreiheit sowie der Konsumentensouveränität in den Vordergrund getreten. Es ist sehr problematisch, die Interessen aller Betroffenen in Bezug auf die Ladenschlusszeiten angemessen zu berücksichtigen und lange Zeit wurde das Laden-schlussgesetz als ein gelungener Kompromiss zwischen den verschiedenen Interessens-gruppen betrachtet. Dieser Kompromiss wurde allerdings insbesondere im Laufe der letzten zehn Jahre in mehreren, teilweise weit reichenden Gesetzesänderungen modifi-ziert, was der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung tragen sollten.
Ihren Höhepunkt hat die Ladenschlussdebatte allerdings erst vor einigen Monaten  Ende 2006  erreicht, als im Rahmen der Föderalismusreform die Gesetzgebungskom-petenz für die Ladenöffnungszeiten an die Bundesländer übertragen worden ist. Die meisten Bundesländer haben darauf hin eigene Ladenöffnungsgesetze erlassen, die ex-plizit den liberalen Öffnungsaspekt betonten, im Gegensatz zu dem Ladenschlussgesetz der Bundesrepublik. Die Mehrzahl dieser bereits erlassenen oder in Gesetzgebungspro-zessen begriffenen Ladenöffnungsgesetze sieht eine vollständige Freigabe der Öff-nungszeiten an Werktagen vor. Damit ergibt sich aber das Problem einer möglicherwei-se mangelnden Berücksichtigung zahlreicher Interessen und damit eines fehlenden Kompromisscharakters der Ladenöffnungsregelungen auf Landesebene. Somit liegt die Zielsetzung dieser Arbeit darin, die Konsequenzen zu untersuchen, die sich aus der Li-beralisierung der Ladenöffnungsregelungen ergeben und zwar für die hauptsächlich betroffenen gesellschaftlichen Interessensgruppen, zu denen der Einzelhandel selbst gehört, [...]
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2 Entwicklung der gesetzlichen Ladenschlussregelungen in Deutschland
- 2.1 Historie der Ladenschlussregelungen bis 1956
- 2.2 Das deutsche Ladenschlussgesetz von 1956
- 2.3 Liberalisierungsstufen und -gründe der Ladenschlusszeiten
- 2.4 Änderungen im Rahmen der Föderalismusreform 2006
- 2.4.1 Übertragung der Gesetzgebungskompetenz zum Ladenschluss
- 2.4.2 Ladenschlussregelungen der Bundesländer
- 2.5 Gegenwärtige Ladenschlussdebatte
- 3 Konsequenzen liberalisierter Ladenöffnungszeiten für den Einzelhandel
- 3.1 Der Einzelhandel in Deutschland
- 3.1.1 Begriffliche Abgrenzung
- 3.1.2 Bedeutung und Entwicklung des deutschen Einzelhandels
- 3.1.3 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Trends
- 3.2 Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des stationären Einzelhandels
- 3.2.1 Öffnungszeiten als Wettbewerbsinstrument
- 3.2.2 Rückgewinnung verlorener Marktanteile
- 3.2.3 Verminderung des Kaufkraftabflusses
- 3.3 Beschleunigung des Strukturwandels
- 3.3.1 Verstärkung des Konzentrationsprozesses
- 3.3.2 Nahversorgung und neue Betriebsformen
- 3.3.3 Entstehung neuer Betriebsformen
- 3.4 Auswirkungen auf die Kostensituation und die Preise
- 3.4.1 Kostenstruktur und Entwicklung im Einzelhandelsbetrieb
- 3.4.2 Auswirkungen auf das Preisniveau
- 3.5 Rolle des Öffnungsverhaltens
- 3.1 Der Einzelhandel in Deutschland
- 4 Konsequenzen liberalisierter Ladenöffnungszeiten für Einzelhandelsangestellte
- 4.1 Beschäftigungsstruktur und -entwicklung
- 4.2 Rechtliche Ausgestaltung des Arbeitsverhältnisses
- 4.3 Beeinträchtigungen durch längere Ladenöffnungszeiten
- 4.3.1 Finanzielle Konsequenzen veränderter Arbeitsverhältnisse
- 4.3.2 Belastungen am Arbeitsplatz
- 4.3.3 Beeinträchtigung des Privatlebens
- 4.5 Haltung der Beschäftigten gegenüber Ladenschlussliberalisierungen
- 5 Konsequenzen liberalisierter Ladenöffnungszeiten für Verbraucher
- 5.1 Zugewinn an zeitlicher Konsumentensouveränität
- 5.1.1 Zeitliche Einkaufskosten und Zeitknappheit
- 5.1.2 Hintergründe und Folgen der Zeitknappheit
- 5.1.3 Problemlösung durch längere Ladenöffnungszeiten
- 5.2 Bedeutungswandel vom Versorgungseinkauf zum Erlebnis-Shopping
- 5.3 Konsumentenverwirrung durch differenzierte Ladenöffnungszeiten
- 5.4 Verbraucherhaltung gegenüber Liberalisierungstendenzen
- 5.1 Zugewinn an zeitlicher Konsumentensouveränität
- 6 Konsequenzen für die Stadtentwicklung
- 6.1 Attraktivitätssteigerung der Innenstädte
- 6.1.1 Grundsätzliche Bedeutung des Einzelhandels für die Innenstadt
- 6.1.2 Belebung der Innenstädte durch längere Ladenöffnungszeiten
- 6.2 Konsequenzen für anderen städtische Dienstleistungen
- 6.3 Impulse für den Städtetourismus
- 6.1 Attraktivitätssteigerung der Innenstädte
- 7 Fazit
- Anhang
- Bücher- und Zeitschriftenverzeichnis
- Gesetzestextverzeichnis
- Internetquellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit den Konsequenzen der Liberalisierung der Ladenschlussbestimmungen im deutschen Einzelhandel. Ziel der Arbeit ist es, die Auswirkungen der veränderten Ladenöffnungszeiten auf verschiedene Akteure des Einzelhandels zu analysieren, darunter der Einzelhandel selbst, die Beschäftigten und die Verbraucher. Dabei werden die wirtschaftlichen, sozialen und städtebaulichen Folgen der Liberalisierung untersucht.
- Wettbewerbsfähigkeit des stationären Einzelhandels
- Strukturwandel im Einzelhandel
- Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation im Einzelhandel
- Konsumentensouveränität und Einkaufsverhalten
- Städteentwicklung und Attraktivitätssteigerung der Innenstädte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit sowie den Aufbau der Arbeit erläutert. Im zweiten Kapitel wird die Entwicklung der gesetzlichen Ladenschlussregelungen in Deutschland von der Historie bis zur gegenwärtigen Debatte dargestellt. Das dritte Kapitel analysiert die Konsequenzen liberalisierter Ladenöffnungszeiten für den Einzelhandel, wobei die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, die Beschleunigung des Strukturwandels, die Auswirkungen auf die Kostensituation und die Preise sowie die Rolle des Öffnungsverhaltens im Fokus stehen. Das vierte Kapitel befasst sich mit den Konsequenzen für Einzelhandelsangestellte, insbesondere mit der Beschäftigungsstruktur, der rechtlichen Ausgestaltung des Arbeitsverhältnisses und den Belastungen durch längere Ladenöffnungszeiten. Das fünfte Kapitel untersucht die Auswirkungen liberalisierter Ladenöffnungszeiten auf die Verbraucher, wobei der Zugewinn an zeitlicher Konsumentensouveränität, der Bedeutungswandel vom Versorgungseinkauf zum Erlebnis-Shopping, die Konsumentenverwirrung durch differenzierte Ladenöffnungszeiten und die Verbraucherhaltung gegenüber Liberalisierungstendenzen im Mittelpunkt stehen. Das sechste Kapitel analysiert die Konsequenzen für die Stadtentwicklung, insbesondere die Attraktivitätssteigerung der Innenstädte, die Auswirkungen auf andere städtische Dienstleistungen und die Impulse für den Städtetourismus. Die Arbeit endet mit einem Fazit, das die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Ladenschlussbestimmungen, die Liberalisierung des Einzelhandels, die Wettbewerbsfähigkeit, den Strukturwandel, die Beschäftigungssituation, die Konsumentensouveränität, das Einkaufsverhalten, die Stadtentwicklung und die Attraktivitätssteigerung der Innenstädte. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der veränderten Ladenöffnungszeiten auf verschiedene Akteure des Einzelhandels, darunter der Einzelhandel selbst, die Beschäftigten und die Verbraucher.
- Citation du texte
- Paulina Gugenheimer (Auteur), 2007, Konsequenzen der Liberalisierung der Ladenschlussbestimmungen im deutschen Einzelhandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186290
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