Schulqualität wird in der heutigen Bildungsdiskussion immer mehr zu einem wichtigen Thema, das sich von zentraler Bedeutung im Sinne einer Schulentwicklungsforschung herausstellt. Die zuweilen sehr kontrovers geführte Dis-kussion hat sich in den letzten zehn Jahren im Umfeld der internationalen Schulleistungsstudien erheblich gesteigert und steht letztlich in der Rahmenentwicklung eines öffentlichen Diskurses, der sich grundlegend mit den Inhalten und Erfordernissen von Qualität in verschiedensten Gesellschaftsfeldern auseinandersetzt.
In der folgenden Arbeit soll nun versucht werden Tendenzen und Konzepte im Forschungsfeld Schulqualität aufzuzeigen. Insbesondere werden zentrale Problemstellungen von Schulqualitätssteuerung und -entwicklung im Metasystem Schule erläutert und kritisch analysiert. Hierbei sollen insbesondere die Inhalte von Schulqualität vor dem Hintergrund ihrer effektiven Beeinflussungschance diskutiert werden. Zunächst ist hierfür eine Auseinandersetzung mit den Inhalten und der Problematik des Qualitätsbegriffes erforderlich, bevor gezeigt wird, ob und wie Qualitätsmessung und Qualitätsentwicklung stattfinden kann. Hintergrund der Arbeit ist die Frage, wo und warum Reformansätze an Schulen oft zum Scheitern verurteilt sind beziehungsweise schon in Startphasen blockiert werden. Inwiefern weichen gestellte Ansprüche von Gesellschaft und Schulsystem im Hinblick auf Interventionsmöglichkeiten in komplexen Systemen wie Schule von tatsächlich vorgefundenen Realitäten ab? Vor dem Hintergrund der Publikationsvielfalt im Bereich Schulqualität soll und kann es in der vorgelegten Arbeit nicht darum gehen, einen Gesamtüberblick von Schulqualitätskonzepten zu geben. Es soll vielmehr versucht werden eine kritische Auseinandersetzung mit der Grundthematik zu ermöglichen und eine reflektierte Momentaufnahme des derzeitigen Entwicklungsstandes zu geben.
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che Positionen ein, wenn es um die Frage geht, was Qualität im Schulsystem eigentlich genau bedeuten kann. Fend führt in diesem Zusammenhang Wirklichkeitskonstruktionen von Akteuren an, die grundlegenden Einfluss auf das Handeln, die Motivation und das Wohlbefinden haben (FEND, 2000, S. 41ff.).
Problematisch scheint also zu sein, dass es eine Polytelie, also eine Mehrzieligkeit aller Handelnden im System gibt, die sich in weiten Teilen vor allem durch Inkongruenz auszeichnet. Allein im pädagogischen Handeln werden schon verschiedene, divergierende Facetten deutlich, die stets unterschiedliche Spielräume und Schwerpunktsetzungen erlauben. Fend spricht in diesem Kontext von einer begrenzten Technologisierbarkeit pädagogischer Prozesse (FEND, 1981, S.182). Lehren und Lernen werden so über Bewusstseinsprozesse gesteuert, die sich nicht mit Produktionsabläufen in der Wirtschaft vergleichen lassen. Er geht weiterhin von einer immanenten Kontrollunsicherheit in der Schule aus, die sich im Widerspruch der Weisungsgebundenheit des Beamtenberufs und einer nötigen individuellen Autonomie im Unterricht widerspiegelt, deren pädagogischer Erfolg gleichsam unsicher und fragwürdig ist. Wenn heute oberflächlich über Schulqualität gesprochen wird, so ist meistens folgendes unklar:
1. Welche spezifische Art von Schulqualität ist gemeint? 2. Für wen soll es eine hohe Schulqualität geben? (Selektionsfunktion) 3. Wofür soll es eine hohe Schulqualität geben (Zielfunktionen) 4. Woran soll Schulqualität gemessen werden (Erwartungsniveaus) 5. Aus wessen Perspektive soll Schulqualität gemessen werden? Die Wissenschaft hat im Verlauf der Schulentwicklungs- beziehungsweise Schulqualitätsforschung hierzu in verschiedenen Analysen und Arbeiten Stellung genommen, die in Ausschnitten im Folgenden gezeigt werden sollen.
2.2 Historische Entwicklung
Von Bedeutung für die zunehmende Entwicklung eines Qualitätsbewusstseins ist die Entwicklung der pädagogischen Orientierung der letzten 60 Jahre (vgl.
5 Vgl. auch Abb. 07.
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sellschaftlichen Umgestaltungen in den letzten Jahren nun zu einer derartig starken Akzentuierung von Qualitätsforderungen an die Schule geführt haben, ist Gegenstand der folgenden Betrachtung.
2.3 Aktualität der Debatte
Rückblickend auf die Entwicklung der letzten 20 Jahre im Bereich der Schul-forschung ist oft von einem Wandel der Bildungs- und Erziehungsaufgaben der Schule die Rede (vgl. jeweils Einleitung: HOLTAPPELS, 2003; OEL-KERS, 2003; FEND, 1998; VOSS, 2002; ZINNECKER, 2002). Konkret wird aber auch von einem Wandel in den Sozialisationsbedingungen sowie von einer Verschiebung der allgemeinen Bildungsanforderungen gesprochen. Zugleich finden auch in einer breiten Öffentlichkeit Diskussionen über Bildungskrisen und nicht gelöste Entwicklungsprobleme statt.
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- Philipp Schaubruch (Author), 2005, Konzepte von Schulqualität - Anspruch und Wirklichkeit im System Schule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186090
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