Auf Grund der amerikanischen Bilanzskandale hat das Vertrauen in den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer sehr stark gelitten. Schon im Jahre 1977 konnte man in einer Umfrage feststellen, dass die Unabhängigkeit des Prüfers durch gleichzeitige Unternehmensberatung gefährdet sein kann, weil dieser bei solchen Tätigkeiten möglicherweise enormen Einfluss auf das Unternehmen ausübt und Unrichtigkeiten in der Buchführung billigt. In der Folgezeit ist dieses Thema nicht weiter erörtert worden, da keine direkten Auswirkungen auf den Jahresabschluss durch gleichzeitige Beratung zu erkennen waren. Die Problematik ist in Deutschland erstmals wieder im Jahre 1998 mit dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) zur Sprache gekommen und wurde mit der Insolvenz des Energiekonzerns Enron im Jahre 2001 weltweit erkannt. Hier war die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen an erheblichen Bilanzmanipulationen durch gleichzeitige Durchführung von Prüfung und Beratung beteiligt und die Unternehmenszahlen haben nicht die tatsächlichen Verhältnisse widergespiegelt. Somit stellen die Gefahren, welche sich aus der Verbindung von Prüfung und Beratung ergeben, kein nationales, sondern ein grundsätzliches Problem dar. Der Jahresabschluss dient als wichtigstes Informationsinstrument für die Öffentlichkeit. Demnach ist es zwingend notwendig, dass Prüfungsgesellschaften eine unumstrittene Unabhängigkeit bewahren und falsche Sachverhalte im Rahmen der Bilanzierung erkennen bzw. aufdecken. Ist ein Prüfer an der Herbeiführung von Beratungsprojekten beteiligt, welche später einer unvoreingenommenen Beurteilung im Rahmen der Jahresabschlussprüfung unterzogen werden sollen, können Interessenkonflikte entstehen. Die Prüfung stellt eine prozessunabhängige Überwachung dar. Eine Beratung, welche über die Hilfestellung oder Abgabe von Handlungsempfehlungen hinausgeht, führt unweigerlich zur Selbstprüfung. Diesen Interessenkonflikt sowie durchgeführte Maßnahmen und Entwürfe zur Stärkung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers werde ich in dieser Arbeit erläutern und kritisch würdigen.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1. Problemstellung
- 2. Gesetzliche Regelungen
- 2.1 Die deutschen Vorschriften
- 2.1.1 HGB und WPO
- 2.1.2 Das KonTraG
- 2.1.3 Das TransPub
- 2.1.4 Bedeutende Fälle der Rechtsprechung (BGH)
- 2.2 Die EU-Regelungen
- 2.3 Die amerikanischen Verordnungen
- 2.4 Vergleich der Vorschriften
- 2.1 Die deutschen Vorschriften
- 3. Vorteile und Gefahren bei gleichzeitiger Prüfung und Beratung
- 3.1 Betriebswirtschaftliche Analyse
- 3.2 Theoretische Analyse
- 3.3 Empirische Analyse
- 4. Reformen und Entwürfe zur Stärkung der Unabhängigkeit
- 4.1 Der Sarbanes-Oxley Act
- 4.2 Das 10-Punkte-Programm
- 4.3 Reformen auf europäischer Ebene
- 4.3.1 Die Pläne der EU
- 4.3.2 Das Konzept der FEE
- 5. Auswirkungen der Reformen und mögliche Konflikte
- 5.1 Die Situation in Deutschland (HGB versus SOA)
- 5.2 Grundlegende Probleme durch unterschiedliche Ansätze
- 5.2.1 Die europäischen Vorschriften im Vergleich zu Deutschland (EU versus HGB)
- 5.2.2 Der amerikanische Einfluss auf Europa (USA versus EU)
- 6. Ausblick
- 6.1 Die Position des Wirtschaftsprüfers
- 6.2 Externe Qualitätskontrollen zur Sicherung der Unabhängigkeit
- 6.3 Überwachung der Einhaltung von Normen durch eine „,Bilanzpolizei“
- 6.4 Das,,Benford's Law"
- 7. Thesenförmige Zusammenfassung
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Ehrenwörtliche Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Vereinbarkeit von Prüfung und Beratung im Kontext der aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen und der sich entwickelnden Regulierungslandschaft. Ziel ist es, die Herausforderungen und Chancen dieser Konstellation zu analysieren und die Auswirkungen auf die Unabhängigkeit von Wirtschaftsprüfern zu beleuchten. Die Arbeit untersucht die deutschen, europäischen und amerikanischen Vorschriften sowie die Reformen, die zur Stärkung der Unabhängigkeit angestrebt werden.
- Die Vereinbarkeit von Prüfung und Beratung
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, der EU und den USA
- Die Auswirkungen von Reformen auf die Unabhängigkeit von Wirtschaftsprüfern
- Die Herausforderungen und Chancen der Konstellation von Prüfung und Beratung
- Die Rolle von Wirtschaftsprüfern in der sich entwickelnden Regulierungslandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problemstellung der Vereinbarkeit von Prüfung und Beratung. Es werden die unterschiedlichen Interessenlagen von Prüfern und Beratern sowie die potenziellen Konflikte zwischen diesen beiden Funktionen aufgezeigt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den gesetzlichen Regelungen zur Prüfung und Beratung. Es werden die deutschen Vorschriften, insbesondere das Handelsgesetzbuch (HGB) und die Wirtschaftsprüferordnung (WPO), sowie das KonTraG und das TransPub analysiert. Darüber hinaus werden die EU-Regelungen und die amerikanischen Verordnungen vorgestellt und miteinander verglichen.
Das dritte Kapitel untersucht die Vorteile und Gefahren der gleichzeitigen Prüfung und Beratung. Es werden betriebswirtschaftliche, theoretische und empirische Aspekte beleuchtet.
Das vierte Kapitel widmet sich den Reformen und Entwürfen zur Stärkung der Unabhängigkeit von Wirtschaftsprüfern. Es werden der Sarbanes-Oxley Act (SOA), das 10-Punkte-Programm sowie die Reformen auf europäischer Ebene, insbesondere die Pläne der EU und das Konzept der FEE, vorgestellt.
Das fünfte Kapitel analysiert die Auswirkungen der Reformen und mögliche Konflikte. Es werden die Situation in Deutschland (HGB versus SOA) sowie die grundlegenden Probleme durch unterschiedliche Ansätze, insbesondere die europäischen Vorschriften im Vergleich zu Deutschland (EU versus HGB) und der amerikanische Einfluss auf Europa (USA versus EU), untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Vereinbarkeit von Prüfung und Beratung, die Unabhängigkeit von Wirtschaftsprüfern, die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, der EU und den USA, die Reformen zur Stärkung der Unabhängigkeit, die Auswirkungen der Reformen und mögliche Konflikte sowie die Rolle von Wirtschaftsprüfern in der sich entwickelnden Regulierungslandschaft.
- Citar trabajo
- Thomas Heinrichs (Autor), 2004, Zur Vereinbarkeit von Prüfung und Beratung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185919
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