Der deutsche TV-Markt wird sich nach Meinung vieler Experten in den nächsten zehn Jahren grundlegend
verä ndern. Auslö ser und eine der treibenden Krä fte dieses Prozesses wird die komplette und
unwiderrufliche Umstellung der technischen Verbreitung der TV-Signale von der analogen auf die digitale
Distribution sein.
Diese technologische Evolution wird mit ihren Auswirkungen aber nicht auf die technischen Dienstleister
beschrä nkt bleiben. Vielmehr wird es ausgehend von den neuen technologischen Parametern zu
Verä nderungen in allen Bereichen und bei allen Akteuren des deutschen, europäischen und auch
internationalen Fernsehmarktes kommen.
Fü r die Konsumenten bedeutet das digitale Fernsehen zunächst einmal eine Ersatzinvestition, um analoge
(TV-) Gerä te empfangstauglich zu machen. Einem Großteil der Bevölkerung erschließ t sich jedoch
aufgrund des bislang unzureichend kommunizierten Zusatznutzens und der Sinnhaftigkeit der Grund fü r
eine solche Investition noch nicht in wü nschenswertem Maße. Dabei wird die Einfü hrung von Digital-TV in
ihrer Konsequenz fü r die Zuschauer aber eigentlich eine deutliche Aufwertung des Angebots mit sich
bringen. Diese Verbesserung des Angebots wird sicher nicht nur auf Art und Umfang der TV-Programme
beschrä nkt bleiben, sie bedeutet darü ber hinaus auch die Erschließ ung der ‚heimischen Wohnzimmer’
durch die Einführung von Applikationen im Konvergenzbereich von TV, Internet und Telekommunikation.
Nach dem notwendigen Ausbau der technischen Infrastruktur durch die Netzinhaber, die zunehmend
versuchen werden, sich als Anbieter von Programminhalten und Zusatzdiensten durch den Aufbau eigener digitaler Plattformen zu positionieren, werden sich den Konsumenten umfangreiche interaktive
Mö glichkeiten bieten.
Gerade die durch einen integrierten Rü ckkanal mö gliche ‚Interaktivitä t’ erlaubt die Erschließ ung bislang
nicht nutzbarer Potenziale für neue Geschäftsmodelle in den Bereichen Content, Assets, Applikationen
und Werbung. Hier liegen fü r die TV-Veranstalter groß e Chancen, aber auch nicht zu unterschä tzende
Risiken bis hin zu existenziellen Bedrohungen. Vorrangige Aufgabe des Managements dieser Sender wird
es sein, ihr Unternehmen in den nä chsten Jahren strategisch bestmö glich auf die verä nderten Parameter
des Marktes neu auszurichten und es so auf die Herausforderungen des digitalen Wettbewerbs
vorzubereiten. [...]
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Digitales Fernsehen: Grundlagen und Rahmenbedingungen
1 Basiswissen digitales Fernsehen
1.1 Begriffsdefinition ‚Digitales Fernsehen’
1.2 Entwicklung des deutschen Fernsehmarktes in der Retrospektive
1.3 Technische Grundlagen
1.3.1 Ü bertragungstechnische Standards
1.3.1.1 Analoge Fernsehübertragung
1.3.1.2 Datenreduktion und -kompression digitaler Signale nach den MPEG-Standards
1.3.1.3 Variable Signalqualitä t: Von HDTV bis LDTV
1.3.1.4 Digitale Modulation und Multiplexing
1.3.1.5 API: Application Programm Interface
1.3.1.6 MHP: Multimedia Home Platform
1.3.1.7 Conditional-Access-Systeme (CA)
1.3.1.8 Das Common Interface (CI)
1.3.1.9 Die Set-Top-Box
1.4 Digitale Ü bertragungswege
1.4.1 DVB-T: Terrestrische Ü bertragung
1.4.2 DVB-C: Breitbandkabel-Verteilnetze
1.4.3 DVB-S: Satellitennetze
1.4.4 Konvergenz zwischen TV und Internet?
1.4.4.1 Telefonkabelnetz
1.4.4.2 UMTS
1.4.4.3 Wireless LAN
1.4.4.4 Stromnetz
2 Technische Determinanten und Trends
2.1 Technologische Evolution: Digitalisierung im Consumer-Markt und im Segment der Professionellen Produktionsmittel
2.1.1 Die Digitalisierung im Consumer-Markt
2.1.2 Die Digitalisierung der professionellen Produktionsmittel
2.2 Frequenzknappheit in der Terrestrik und im Kabel
2.2.1 Knappe Frequenzen in der Terrestrik
2.2.2 Knappe Frequenzen im Kabel
2.3 Konvergenz der Informations-, Kommunikations- und Rundfunktechniken
2.4 Techniken für eine mobile Gesellschaft: Neue Mö glichkeiten für M-Commerce
3 Rechtliche und politische Rahmenbedingungen
3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen
3.1.1 Urheberrecht
3.1.2 Rundfunkrecht und Medienrecht im digitalen Zeitalter
3.1.2.1 Nationale Ebene
3.1.2.1.1 Verfassungsrecht: Rundfunkfreiheit
3.1.2.1.2 Bund: Rundfunkstaatsvertrag und BVG
3.1.2.1.3 Bund: Mediendienstestaatsvertrag (MDStV)
3.1.2.1.4 Informations- und Telekommunikationsdienstegesetz (IuKDG)
3.1.2.1.5 Lä nder: Landesmedienanstalten (LMA)
3.1.2.1.6 Gestaltungsrä ume im Rundfunkrecht
3.1.2.2 EG und EU: EG-Fernsehrichtlinie Europä isches Ü bereinkommen
über das grenzüberschreitende Fernsehen
3.1.2.3 Kartellrecht und digitales Fernsehen
3.1.2.3.1 Kartellgesetz und Kartellaufsicht
3.1.2.3.2 EU: Die Kartellaufsicht der EU-Kommission
3.1.2.4 Fazit für die Aufsicht über das digitale TV in Europa
3.2 Politische Rahmenbedingungen
3.2.1 Zeitplan für den analogen Switch-off
3.2.2 Die Initiative ‚Digitaler Rundfunk’ (IDR)
3.2.3 Sicherung wettbewerblicher Strukturen auf Seiten der Programmveranstalter
3.2.4 Frequenzverwaltung: Wie lassen sich Lizenzvergabeverfahren ö konomisch sinnvoll gestalten?
3.2.4.1 Praxis der Lizenzvergabeverfahren
3.2.4.2 Konsequenzen wirtschaftlich ineffizienter Lizenzvergabeverfahren
3.2.4.3 Verbesserungsmö glichkeiten
4 Ökonomische Determinanten und Trends
4.1 Weltwirtschaftliche Entwicklung
4.2 Auswirkungen der Konjunkturschwä che auf den Mediensektor
4.3 Verschä rfung des Wettbewerbs hin zum Hyperwettbewerb
4.4 Fixkostendegression im Zuge der Digitalisierung
4.4.1 Durchschnittskostendegression
4.4.2 Größ envorteile (economies of scale)
4.4.3 Verbundeffekte (economies of scope)
4.5 Kosteneinsparungspotenziale generiert durch die Digitalisierung der Produktionsmittel
4.6 Marktsegmentierung, Geschä ftsmö glichkeiten und Erfolgsfaktoren der interaktiven Breitbandwelt
4.7 Die digitale Wertschö pfungskette / Kosteneinsparungspotenziale durch die Digitalisierung
5 Gesellschaftliche Determinanten und Trends
5.1 Hedonismus, Selbstverwirklichung, Individualisierung, Cocooning: Herausforderung für die Milieuforschung
5.2 Mobilitä tsansprüche
5.3 Entwicklung zur Wissensgesellschaft und Informationsflut
5.4 Demographie
5.5 Fehlendes Unrechtsbewusstsein bei Content-Piraterie
5.6 Fazit Auswirkungen auf die Marktakteure
6 Der digitale Fernsehmarkt aus Sicht der Rezipienten
6.1 Einleitung: hoher Informationsbedarf über ‚Digital-TV’ in der Bevö lkerung
6.2 Die Angebotsseite: Angebotsspektrum des digitalen TV
6.2.1 Verbesserte Bild- und Tonqualitä t
6.2.2 Transparenz durch Programmführer und Navigatoren
6.2.3 Digitale Bouquets
6.2.3.1 Bestehende und neue Programme als ‚bundle’
6.2.3.2 Spartenprogramme
6.2.3.3 TV anytime - Inhalte auf Abruf
6.2.3.3.1 Video-on-Demand
6.2.3.3.2 Near-Video-on-Demand
6.2.4 Interaktives Fernsehen
6.2.4.1 Enhanced Television
6.2.4.2 Einflussnahme auf Sendungen
6.2.4.3 Personalisierbarkeit der Angebote durch interaktives Fernsehen
6.2.4.4 Transaktion und interaktives Home-Shopping
6.2.4.5 Eigenstä ndige Entertainment-Plattformen
6.2.4.6 Konvergenz mit dem Internet in Teilbereichen
6.2.4.7 Fazit zu den Mö glichkeiten des interaktiven Fernsehens
6.2.5 Jugendmedienschutz im digitalen Fernsehen
6.3 Die Nachfrageseite: Marktverhalten der Konsumenten
6.3.1 Akzeptanz des digitalen Angebots
6.3.1.1 Erkenntnisse der Zuschauerforschung zur Akzeptanz digitaler TV-Angebote
6.3.1.2 Notwendigkeit von ‚Killer-Applications’ für eine schnelle Marktdurchdringung
6.3.1.3 Weitere für die Entwicklung des digitalen Fernsehens interessante Erkenntnisse
6.3.2 Heterogenitä t der Zuschauerprä ferenzen
7 Der digitale Fernsehmarkt aus Sicht der technischen Distributoren
7.1 Marktstruktur und Rolle der technischen Distributoren in ausgewä hlten europä ischen Ländern und in den USA
7.1.1 Marktstruktur und Rolle der Betreiber in ausgewä hlten europä ischen Ländern
7.1.1.1 Verbreitung der Empfangsarten: Gesamteuropä ische Zahlen
7.1.1.2 Kabel-TV in Europa: Verbreitung und Marketplayer
7.1.1.3 Verbreitung von Satelliten-TV in Europa
7.1.2 Marktstruktur und Rolle der Betreiber in den USA
7.2 Marktstruktur und Rolle der technischen Distributoren in Deutschland
7.2.1 Terrestrik: Revival eines totglaubten Ausstrahlungsweges?
7.2.1.1 Ausgangslage
7.2.1.2 Das Einführungsszenario
7.2.1.3 Marketing und Marktmodelle für DVB-T
7.2.2 Das Kabelnetz
7.2.2.1 Privatisierung und Eigentümerstruktur
7.2.2.2 Fehler der neuen Kabelnetzbetreiber am Beispiel von ish
7.2.2.3 Der problematische Verkauf der Kabel Deutschland GmbH (KDG)
7.2.2.4 Ausbau: Notwendigkeit und Kosten
7.2.2.5 Zukünftige Rolle der Kabelnetzbetreiber
7.2.3 Das Satellitennetz
7.2.3.1 Betreiber
7.2.3.1.1 SES ASTRA
7.2.3.1.2 EUTELSAT
7.2.3.2 Investitionen für das digitale Fernsehen
7.2.3.3 Zukünftige Rolle der Satellitenbetreiber
7.2.4 Das Internet
7.3 Gatekeeper-Funktion der digitalen Netzbetreiber: Schlussfolgerungen zur Sicherung marktwirtschaftlicher Strukturen auf der Ebene der Programmdistribution
7.4 Fazit zur Entwicklung der Verbreitung der digitalen Ü bertragungswege in Deutschland und in Europa
7.4.1 Entwicklung des digitalen Fernsehens in Deutschland
7.4.2 Entwicklung des digitalen Fernsehens in Europa
7.4.3 Ergebnisse der Expertenbefragung
7.4.4 Abschließ endes Fazit
8 Der digitale Fernsehmarkt aus Sicht der Werbewirtschaft
8.1 Basiswissen zum deutschen TV-Werbemarkt
8.2 Aktuelle Betrachtung des Werbemarktes Deutschland
8.3 Neue und alte Werbeformen im digitalen Fernsehen
8.3.1 Ü berblick über die neuen Werbeformen und die aktuelle Werberichtlinien
8.3.1.1 Die Werberichtlinien
8.3.1.2 Klassische Werbespots
8.3.1.3 Split-Screen-Verfahren
8.3.1.4 Special Advertising
8.3.1.5 Sponsoring und virtuelle Werbung
8.3.1.6 Interaktive Werbung und Crossmedia
8.3.1.6.1 Interaktive Werbung
8.3.1.6.2 Crossmedia
8.3.2 Fazit zur heutigen Rolle der Werbeformen und deren künftiger Bedeutung im digitalen TV-Zeitalter
8.4 Zukunftsszenario: Entwicklung des Werbemarktes im digitalen TV-Zeitalter
8.5 Ergebnisse der Expertenbefragung
9 Der digitale Fernsehmarkt aus Sicht der Programmveranstalter
9.1 Auswirkungen der Digitalisierung auf ö konomische Eintrittbarrieren, Wettbewerbsintensitä t und Konzentrationsverhalten
9.1.1 Marktstrukturelle Bedingungen des Oligopols auf dem deutschen Digital-TV-Markt und dessen Kostenentwicklung auf Programm- und Distributionsebene
9.1.2 Wettbewerbsintensitä t
9.1.3 Konzentrationsprozesse
9.1.4 Kostentwicklung auf der Ebene der Distribution
9.2 Verä nderung der Finanzierungsoptionen durch die Digitalisierung
9.2.1 Entgeltfinanzierte Programmangebote
9.2.1.1 Pay-TV: Abonnentenfernsehen
9.2.1.2 Pay-per-view
9.2.1.3 Pay-per-channel
9.2.1.4 Faktoren der Preisgestaltung
9.2.2 Werbefinanzierte Angebote
9.2.3 Transaktionsfinanzierte Programmangebote
9.2.3.1 Home-/ Teleshopping
9.2.3.2 Telefonmehrwertdienste
9.2.3.3 Interaktionsfinanzierte Angebote
9.2.4 Mischfinanzierung als meistgenutztes Finanzierungsmodell
9.2.5 Weitere Erlö squellen für Digital-TV-Veranstalter
9.2.5.1 Co-Produktion
9.2.5.2 Programmrechtehandel
9.2.5.3 EXKURS: Inter-Company-Erlö sgenerierung am Beispiel ‚DSDS’
9.2.5.4 Merchandising und Licencing
9.2.5.5 Clubs
9.2.5.6 New Media und Erlö squellen durch interaktive Plattformen
9.2.6 Das US-Modell der contntorientierten (Abnahme-) Finanzierung durch die digitalen Netzbetreiber
9.2.6.1 Vorstellung des US-Modells
9.2.6.2 Prüfung einer Ü bertragbarkeit auf Deutschland
9.3 Konsequenzen der Digitalisierung für das Programm der TV-Sender
9.3.1 Erhö hter Contentbedarf
9.3.2 Konsequenzen des erhö hten Programmbedarfs für Programmbeschaffung und Programmrechtehandel
9.3.2.1 Wachsende Bedeutung starker Senderfamilien bei Content-Erwerb und -Verwertung
9.3.2.2 Notwendigkeit zum effektiven Bestandsmanagement nimmt zu
9.3.2.3 Budgets für Programmbeschaffung werden durch Ausweitung des Programmvolumens kleiner
9.3.2.4 Wachsender Kostendruck führt zu mehr Wettbewerb
9.3.2.5 Wachsende Konzentration auf einzelne, imageträ chtige Premiumprogramme bei großen Sendern
9.3.2.6 Steigende Preise für Content durch steigende Nachfrage
9.3.2.7 Wachsende Bedeutung von Eigen- und Auftragsproduktionen
9.3.2.8 Internationaler Programmmarkt bleibt wichtige Beschaffungsquelle
9.3.2.9 Wachsende Bedeutung von unique-selling-propositions
9.3.2.10 Ä nderungen in der Wertschö pfungskette durch die Digitalisierung
9.3.2.11 Wachsende Bedeutung des Barterings
9.4 Strategische Optionen der Sender und Sedergruppen auf dem Weg ins Digitale TV-Zeitalter
9.4.1 Konsequenzen der Digitalisierung für die ö ffentlich-rechtlichen Anstalten
9.4.1.1 Auswirkungen der digitalen Entwicklung auf das Rundfunkgebührenmodell
9.4.1.2 Strategische Optionen der ARD
9.4.1.3 Strategische Optionen für das ZDF
9.4.2 Strategische Optionen von RTL und der RTL-Group
9.4.3 Strategische Optionen der ProSiebenSat.1 Media AG
9.4.4 Konsequenzen der Digitalisierung für das Pay-TV
9.4.5 Konsequenzen der Digitalisierung für einzelne bundesweit oder regional agierende Sender
Schlussbetrachtung und Ausblick
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anhang: Fragebogen und Auswertung
Einleitung
„Eine neue Technologie
fügt nichts hinzu und
zieht nichts ab
Sie verä ndert vielmehr alles.“
Neil Postman
Der deutsche TV-Markt wird sich nach Meinung vieler Experten in den nächsten zehn Jahren grundlegend verä ndern. Auslö ser und eine der treibenden Krä fte dieses Prozesses wird die komplette und unwiderrufliche Umstellung der technischen Verbreitung der TV-Signale von der analogen auf die digitale Distribution sein.
Diese technologische Evolution wird mit ihren Auswirkungen aber nicht auf die technischen Dienstleister beschrä nkt bleiben. Vielmehr wird es ausgehend von den neuen technologischen Parametern zu Verä nderungen in allen Bereichen und bei allen Akteuren des deutschen, europäischen und auch internationalen Fernsehmarktes kommen.
Für die Konsumenten bedeutet das digitale Fernsehen zunächst einmal eine Ersatzinvestition, um analoge (TV-) Gerä te empfangstauglich zu machen. Einem Großteil der Bevö lkerung erschließ t sich jedoch aufgrund des bislang unzureichend kommunizierten Zusatznutzens und der Sinnhaftigkeit der Grund für eine solche Investition noch nicht in wünschenswertem Maße. Dabei wird die Einführung von Digital-TV in ihrer Konsequenz für die Zuschauer aber eigentlich eine deutliche Aufwertung des Angebots mit sich bringen. Diese Verbesserung des Angebots wird sicher nicht nur auf Art und Umfang der TV-Programme beschrä nkt bleiben, sie bedeutet darüber hinaus auch die Erschließ ung der ‚heimischen Wohnzimmer’ durch die Einführung von Applikationen im Konvergenzbereich von TV, Internet und Telekommunikation.
Nach dem notwendigen Ausbau der technischen Infrastruktur durch die Netzinhaber, die zunehmend versuchen werden, sich als Anbieter von Programminhalten und Zusatzdiensten durch den Aufbau eigener digitaler Plattformen zu positionieren, werden sich den Konsumenten umfangreiche interaktive Mö glichkeiten bieten.
Gerade die durch einen integrierten Rückkanal mö gliche ‚Interaktivitä t’ erlaubt die Erschließ ung bislang nicht nutzbarer Potenziale für neue Geschäftsmodelle in den Bereichen Content, Assets, Applikationen und Werbung. Hier liegen für die TV-Veranstalter groß e Chancen, aber auch nicht zu unterschä tzende Risiken bis hin zu existenziellen Bedrohungen. Vorrangige Aufgabe des Managements dieser Sender wird es sein, ihr Unternehmen in den nä chsten Jahren strategisch bestmö glich auf die verä nderten Parameter des Marktes neu auszurichten und es so auf die Herausforderungen des digitalen Wettbewerbs vorzubereiten.
Die Veranstalter werden mittelfristig die Entscheidung zu treffen haben, ob sie ihr Angebot einfach beizubehalten versuchen, eine vertikale Diversifikation entlang der Wertschö pfungskette anstreben oder horizontal expandieren sollen.
Es besteht die Gefahr, dass die bisherige Kongruenz des Wachstums der Werbeeinnahmen und der Vermehrung der Programmangebote in der digitalen Zukunft keinen Bestand mehr haben wird: Es ist davon auszugehen, dass der Werbemarkt - wenn überhaupt - nicht mit der gleichen Geschwindigkeit Maß e wachsen wird, wie sie sich für die Zunahme der Programmangebote abzeichnet. Dies hat zur Konsequenz, dass die Refinanzierbarkeit dieser Inhalte in Frage gestellt wird. Letztendlich wird es darum gehen, ob der deutsche Markt überhaupt in der Lage ist, eine deutliche Vermehrung der Angebote unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu tragen.
Zwar gibt es bereits und wird es im Werbemarkt auch diverse, ebenfalls erst durch die Digitalisierung mö gliche, neue Werbeformen und somit neue Einnahmepotenziale geben, jedoch werden diese wohl eher zu Lasten bereits bestehender Werbespendings in klassischen Werbeformen (z. B. Spotwerbung) gehen.
Somit werden neue Formen der Finanzierung (z. B. Provisionen aus interaktiven, transaktionsbasierten Umsä tzen), vor allem aber auch die konsequente Nutzung bereits bekannter und bislang nicht optimal ausgeschö pfter Einnahmequellen bei gleichzeitiger Reduktion der Kosten in nahezu allen Bereichen eine tragende Rolle in der digitalen Fernsehlandschaft der Zukunft spielen.
Ziel dieser Arbeit ist es, Eckpunkte der Verä nderung und mö gliche, durch die Digitalisierung bedingte Entwicklungstendenzen des deutschen Fernsehmarktes für alle Marktakteure aufzuzeigen und auch Vorschlä ge für deren Handlungsoptionen zu entwerfen.
Dazu befasst sich Kapitel sechs mit dem digitalen Fernsehmarkt aus Sicht der Rezipienten, Kapitel sieben legt seinen Fokus auf die technischen Distributoren und Kapitel acht versucht, Auswirkungen der Verä nderungen im TV-Markt aus der Perspektive der Werbewirtschaft zu betrachten. Kapitel neun schließ lich beschä ftigt sich mit den Konsequenzen für künftige digitale Programmveranstalter.
Dies kann nicht ohne eine Berücksichtigung des aktuellen Status quo und die zur Zeit auf den TV-Markt und seine Akteure einwirkenden Faktoren geschehen. Dazu gehö rt sowohl eine Einführung in die technischen Grundlagen der Digitalisierung und die zugehö rigen Begrifflichkeiten in Kapitel eins, als auch die Darstellung technischer Determinanten und Trends in Kapitel zwei. Das dritte Kapitel befasst sich mit rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen. In Kapitel vier werden einige ö konomische Parameter betrachtet und das fünfte Kapitel geht nä her auf gesellschaftliche Aspekte ein.
Eine über die Skizzierung hinausgehende Betrachtung der Determinanten und Trends würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen. Ohne Anspruch auf Vollstä ndigkeit verfolgten die Verfasser lediglich das Ziel, mit den Erlä uterungen die Vielfä ltigkeit der Einflüsse auf den heutigen Markt, der sich in der Ü bergangsphase zwischen analogem und digitalem Zeitalter befindet, zum Ausdruck zu bringen. Die Komplexität der interdependenten Faktoren ä uß ert sich beispielsweise darin, dass die großen deutschen Sender technisch schon seit einigen Jahren in der Lage sind, ihre Programme digital auszustrahlen und dies auch - praktisch unter Ausschluss der Ö ffentlichkeit - tun. De facto gibt es hier also Markteinflüsse, die weit über die rein technische Realisierbarkeit hinausgehen. Nur langsam setzt sich auf Rezipientenseite dieses „neue Medium“ durch. Die oben genannten und in den Kapiteln dieser Arbeit ausgeführten Aspekte sind ein wesentlicher Grund hierfür.
Mit Hilfe eines schriftlichen Fragebogens wurde auß erdem die Meinung von Experten zu den Teilbereichen dieser Arbeit eingeholt. Die Ergebnisse finden sich an passender Stelle in den jeweiligen Kapiteln und in detaillierter, übersichtlicher Form unter ‚Auswertung der Rücklä ufe des Fragebogens’ im Anhang.
“There is nothing more difficult to initiate, more perilous to conduct, or more uncertain in its success, than the introduction of a new order of things. >Machiavelli (1509)
1. Basiswissen über digitales Fernsehen
1.1 Begriffsdefinition ‚Digitales Fernsehen’
Für das digitale Fernsehen in Europa steht stellvertretend generell die Abkürzung DVB, die dann noch um die Kurzbezeichnung der Distributionsweise (per Satellit [DVB-S], Kabel [DVB-C] oder Terrestrik [DVB-T]) erweitert angegeben wird. Hinter DVB verbirgt sich ein international vereinbarter Standard für die Ü bertragung digitaler Signale, welcher 1993 durch die Zusammenführung der einzelnen Forschungs-, Entwicklungsund Feldversuchsprojekte im sogenannten European DVB Project‘, also European Digital Video Broadcasting Project, entstand. Vorrangige Aufgabe des Projektes war und ist nach wie vor die Ausarbeitung der technischen Grundlagen für den konkreten Normierungsprozess und die Unterstützung bei der Einführung neuer Dienste (vgl. digital fernsehen [Internetprä senz] 2002).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Deutsche TV-Plattform 2001
Je nach Ü bertragungsqualität und -bedarf kann auf einem Kanal für analoges TV-Programm ein Mehrfaches an digitalen Fernsehprogrammen übertragen werden. DVB erlaubt zusä tzlich den Empfang von Radioprogrammen, Computerdaten bzw. Internet- und (multimedialen) Zusatzdiensten (vgl. Messmer 2002, S. 19). Die entsprechenden Informationen werden zunä chst auf Senderseite durch den Einsatz von Analog/Digital-Wandlern in einen Binä rcode aus Einsen und Nullen zerlegt, codiert und auf Empfä ngerseite wieder decodiert, um zu Bildern, Tö nen, Texten oder sonstigen Daten zusammengesetzt und schließ lich dargestellt werden zu kö nnen. Der Begriff des ‚digitalen Fernsehens‘ erscheint in der Literatur hä ufig neben Begriffen wie ‚Multimedia‘ oder ‚interaktives Fernsehen‘. In ä hnlicher Weise hat die Gleichsetzung des ‚digitalen Fernsehens’ mit dem Abonnentenfernsehen (Pay-TV) im Sprachgebrauch der deutschen Ö ffentlichkeit mehr und mehr zugenommen. Beide hier genannten Vorgehensweisen sind dazu geeignet, Verwirrung zu stiften. In der hier vorliegenden Arbeit mö chten die Verfasser der ungenauen Begrifflichkeit mit einer Definition des ‚digitalen Fernsehens’ entgegenwirken, mit deren Hilfe eine Eingrenzung des Begriffs insbesondere hinsichtlich der Problemstellung im Zusammenhang mit dem Ü bergang zu einem vollstä ndig digitalisierten Fernsehsystem in Deutschland erfolgen soll. Unter digitalem Fernsehen in diesem Sinne verstehen die Verfasser in erster Linie Angebote, die
- in Form digitaler Daten über verschiedene Distributionsmedien vom Sender zum Empfä nger transportiert und im Falle audiovisueller Inhalte besonderen Datenkompressions- und Datenreduktionsverfahren unterzogen werden,
- mit Ausnahme der reinen ‚1-to-1‘-Individual-Kommunikationsdienste Anwendungen, Programme bzw. Dienste darstellen, die zu den bereits heute bekannten und künftig hinzukommenden Interaktivitä tslevels zugerechnet werden kö nnen und
- nur mit einer digitalen Set-Top-Box empfangen werden kö nnen, die in der derzeitigen
Marktentwicklungsphase als Zusatzgerä t zum Analogempfä nger vertrieben wird und spä ter herstellerabhängig als Bauteil in einem digitaltauglichen Fernsehgerät integriert sein kann (Integrated Television). (Definition in Anlehnung an Messmer (vgl. Messmer 2002, S. 63).
1.2 Entwicklung des deutschen Fernsehmarktes in der Retrospektive
Als das ö ffentlich-rechtliche Fernsehen am 25. Dezember 1952 mit dem Vorgä nger des ersten Programms der ARD seinen regulä ren, damals noch in ‚Schwarz-Weiss‘ ausgestrahlten Sendebetrieb aufnahm, war es noch weit vom Status eines Massenmediums entfernt (der offizielle Beginn des Farbfernsehens in der BRD fand erst 1967 statt, vgl. Grünwald 2001, S. 7). Da zudem die Empfangsgerä te in der damaligen Zeit aufgrund noch nicht einsetzender Serien- bzw. Massenfertigung noch sehr teuer waren, blieb der Empfang von Fernsehsendungen lediglich auf eine recht kleine, privilegierte Bevö lkerungsgruppe beschränkt. Dies ä nderte sich in den folgenden Jahren, als die Herstellung von TV-Empfangsgerä ten immer kostengünstiger wurde und zur Folge hatte, dass ein Fernsehgerä t bald mit zur Standardausstattung beinahe eines jeden bundesdeutschen Haushalts gehö rte. Der Umstand, dass die Fernsehprogramme damals nur ausschließ lich terrestrisch ausgestrahlt werden konnten, machte den aufwä ndigen Aufbau entsprechend ausgelegter Sendernetze erforderlich, so dass durch deren Transportkapazitä t im Jahre 1965 die Ü bertragung von insgesamt drei Fernsehprogrammen mö glich war (vgl. Messmer 2002 S. 15). Dieser Zeitabschnitt zu Beginn der Geschichte des Fernsehens in der damals noch jungen Bundesrepublik Deutschland, kann im Hinblick auf die Rundfunkveranstaltung als ‚erste Revolution‘ bezeichnet werden. In den Jahren von 1980 bis 1990 wurden dann durch Politik und technologische Entwicklung die Rahmenbedingungen für eine Reihe neuer, nun privatwirtschaftlich organisierter Rundfunkprogramme geschaffen. Durch die Mö glichkeit der Stationierung von LEOS-Satelliten (Low-Earth-Orbiter-Satellites) (LEOS kreisen in einer relativ niedrigen Flughö he von 500-1500 km um die Erde, so dass die Signale auch mit geringer Sendestärke übertragbar sind) auf erdnahen Orbitalpositionen und GEOS-Satelliten (Geo-Stationary-Orbiter-Satellites) (GEOS kreisen auf einer Umlaufbahn in 36000 km Hö he) auf geostationä ren Orbitalpositionen und der daraus resultierenden Bereitstellung von Transpondern auf den Satelliten, den Satellitendirektempfang und den Ausbau der Kabelverteilnetze war es von da an prinzipiell mö glich, in Deutschland etliche neue Programme zu empfangen. Damit konnte die ‚zweite Revolution‘ ihren Siegeszug antreten. Darüber hinaus wurde Anfang 1991 mit dem von Bertelsmann gegründeten Abonnentenfernsehsender Premiere das bis dahin in Deutschland vö llig unbekannte entgeltfinanzierte Fernsehen, welches in den Folgejahren als Pay-TV bekannt wurde, eingeführt. Mit der von der KirchGruppe im Juli 1996 am Markt eingeführten Pay-TV-Plattform DF1, dem ersten deutschen Anbieter digitaler Fernsehprogrammbouquets, vollzog sich der Beginn der ‚dritten Revolution‘ im Bereich des Fernsehens. Ein Novum der TV-Plattform DF1 bestand darin, dass deren Angebot ausschließ lich digital und nur mit Hilfe entsprechender vor den Fernsehempfänger zu schaltender Gerä te, sogenannter „Set-Top-Boxen“, die das digitale Eingangssignal in ein für die herkö mmlichen Fernsehgerä te verstä ndliches, abbildbares analoges Signal zurückwandelten, zu empfangen war. Die DF1-Abonnenten bezahlten eine monatliche, vom jeweiligen Umfang der georderten Programmpakete abhä ngige Gebühr und erhielten dafür im Gegenzug eine Zusammenstellung verschiedener Spartenprogramme (dies wird mit Pay-per-channel bezeichnet). Die beiden am Markt konkurrierenden TV-Programmbouquet-Anbieter PREMIERE und DF1 wurden dann im Oktober 1999 unter der Führung der KirchGruppe zum Digitalbouquet PREMIERE WORLD‘ zusammengeführt, das seither in Deutschland eine marktbeherrschende Stellung einnimmt. Eine von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission, die Initiative Digitaler Rundfunk (IDR), sprach sich angesichts der technischen Entwicklung dafür aus, spätestens im Jahr 2010 die analoge terrestrische Distribution von Fernsehveranstaltung in Abhä ngigkeit von der bis dahin realisierten Haushaltsreichweite endgültig auslaufen zu lassen und vollstä ndig durch die digitale Distributionstechnik zu ersetzen (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 1998, S. 1ff). Früher kö nnte hier in Deutschland die Umstellung nur über den Distributionsweg Satellit erreicht werden. In den USA dagegen wurde beschlossen, dass dort bereits im Jahr 2006 die analoge vollstä ndig von der digitalen Fernsehsignalverbreitung abgelö st sein soll (vgl. Messmer 2002, S. 16). Ob dieser von der Bundesregierung dem deutschen Markt aufoktruierte Zeitplan eingehalten werden kann, ist unklar. Es stellt sich in der Tat die Frage, wie lange die Ü bergangsphase bis zum analogen Switch-off tatsä chlich noch dauern wird.
1.3 Technische Grundlagen
1.3.1 Ü bertragungstechnische Standards
1.3.1.1 Analoge Fernsehübertragung
Verglichen mit der analogen Signalübertragung ist das digitale Fernsehen erst einmal nicht mehr als ein neues Verfahren zur Ü bertragung von Fernsehsignalen vom Sender hin zum Empfä nger. Kommen bei der analogen Technik dabei elektromagnetische Schwingungen zum Einsatz, greifen digitale Standards auf die aus der Computertechnik bekannten Datenströ me zurück, die durch die Abfolge von Nullen und Einsen, den so genannten Binä rcodes, entstehen (vgl. dazu Lenz/Reich 1999, S. 29). Werden auch in Konsequenz dieser Verfahrensanwendung erweiterte Anwendungsformen von Fernsehdiensten ermö glicht, ist die Digitalisierung „des Fernsehens“ prinzipiell allein die Verä nderung des Ü bertragungsverfahrens. Bei der analogen Fernsehübertragung wird zunä chst das zu sendende Objekt durch eine Kamera elektronisch „abgetastet“, die das Bild in eine Vielzahl einzelner Zeilen zerlegt (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 24). Das generierte Signal wird einer sogenannten Trä gerwelle per Amplitudenmodulation „aufgesetzt“ und von der Sendeantenne ausgestrahlt. Auß er den Bildsignalen selbst werden dabei auch sogenannte Synchronisierwellen gesendet, die den Gleichlauf des Elektronenstrahls in der Empfangsrö hre mit dem Elektronenstrahl der Senderö hre sicherstellen. Das zum jeweiligen Bild gehö rende Tonsignal wird auf einer eng benachbarten Trä gerwelle übertragen (vgl. dazu Grünwald 2001, S. 9). Nachdem diese Signale von der Empfangsantenne aufgefangen wurden, macht der Elektronenstrahl der Braun’sche Rö hre das Bild im TV-Empfangsgerä t des Zuschauers sichtbar (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 13ff). Bei der analogen Distribution werden jede Sekunde 25 Bilder übertragen, die als jeweils zwei Halbbilder auf dem Fernsehschirm dargestellt werden. Zuerst wird jeweils in den ungeraden Zeilen (1,3,5,...) das erste Halbbild vom Elektronenstrahl der Braun’schen Röhre abgebildet. Ist der Elektronenstrahl am unteren Ende des Bildschirms angekommen, wird nach der horizontalen und vertikalen Austastlücke mit den geraden Zeilen (2,4,6...) das fehlende zweite Halbbild dargestellt.
Im Gegensatz zur Videorekorder-Technik, bei der sich das VHS-System gegenüber Video 2000 und Betamax jedenfalls im so genannten ‚Consumerbereich‘ (Heim- bzw. Privatbereich) als weltweiter Standard etabliert hat, konkurrieren beim analogen Farbfernsehen nach wie vor drei verschiedene Systeme miteinander. Diese sind PAL (Phase Alternating Line), NTSC (National Television Systems Commitee) und SECAM (Sé quentiel Couleur Avec Memoire) (Ziemer 1997, S. 13ff). Das letztgenannte System ist in Frankreich und den meisten osteuropä ischen Lä ndern sehr stark verbreitet, NTSC in den
USA und Japan und PAL im restlichen Europa. Die drei Standards sind zueinander jeweils nicht kompatibel, weil alle drei Systeme bei der Abbildung farbiger Bilder auf unterschiedliche Art und Weise vorgehen (vgl. dazu Grünwald 2001, S. 9). In Konsequenz dessen bildeten sich im Bereich der TV-Geräte drei vollkommen eigenstä ndige Mä rkte heraus, da zum Beispiel ein PAL-Gerä t ein im NTSC-Modus übertragenes Bild nicht verarbeiten und folglich auch nicht darstellen kann. Die einzelnen analogen Fernsehstandards unterscheiden sich ferner nicht zuletzt in der Qualitä t der Bilddarstellung.
So setzt sich bei PAL und SECAM das Fernsehsignal aus 50 Halbbildern pro Sekunde mit je 625 vertikalen Bildpunkten zusammen, während NTSC bei 60 Halbbildern mit 525 vertikalen Bildpunkten arbeitet. Daraus resultiert ein unterschiedlicher Kapazitä tsbedarf der jeweiligen Signale bei der Ü bertragung. Dieser belä uft sich bei NTSC auf 6 MHz pro Fernsehsignal (Bild, Ton- und Farbinformation eines einzelnen Programms), wä hrend bei PAL und SECAM je 7 MHz dafür benö tigt werden (vgl. dazu Grünwald 2001, S.
9). Analoge Signale haben die Eigenschaft, wert- und zeitkontinuierlich zu sein, d.h. ein analoges Signal kann theoretisch zu jedem beliebigen Zeitpunkt jeden beliebigen Wert annehmen. Im Unterschied dazu sind digitale Signale wert- und zeitdiskret, d.h. jedem digitalen Signal ist, nachdem es durch Abtastung und Quantisierung digitalisiert wurde, zu jedem Zeitpunkt genau ein Wert zugeordnet, der beibehalten wird, bis eine neue Signalinformation erfolgt (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 27).
1.3.1.2 Datenreduktion und -kompression digitaler Signale nach den MPEG-Standards
Ein bewegtes Bild in Fernsehen oder Film ist prinzipiell nichts anderes als die Aneinanderreihung von 25 Einzelbildern pro Sekunde unter Ausnutzung der Augenträgheit. Bereits seit Jahren wird im Computerund Grafikbereich für einzelne (Stand-) Bilder das durch die Joint Picture Expert Group (kurz: JPEG) standardisierte und unter der Kurzbezeichnung JPEG bekannt gewordene Datenreduktionsverfahren angewendet. Durch die Digitalisierung der TV-Signale war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein ähnliches Verfahren auch für den Einsatz für digitale Fernsehbildsignale entwickelt werden würde. Das Ergebnis war ein inzwischen weltweit anerkannter und verbreiteter Datenreduktionsstandard, der unter der Bezeichnung MPEG bekannt ist. Dieser Standard wurde durch die Motion (bzw. Moving) Picture Expert Group entwickelt, die sich mit der digitalen Codierung von Bewegtbild und dazugehö rendem Ton beschä ftigt (vgl. Ziemer 1997, S. 236).
Die Gemeinsamkeit zwischen Datenkompression und Datenreduktion ist die Tatsache, dass die Trä gheit menschlicher Augen und Ohren es erlaubt, ‚überflüssige‘, also redundante Informationen bei Bildern und
Tö nen zusammenzufassen bzw. wegzulassen. Entscheidender Unterschied zwischen Datenkompressionsund Datenreduktionsverfahren ist die Behandlung der redundanten Informationen. Im Falle der Datenkompression werden die Daten ohne Informationsverlust auf ein Hö chstmaß zusammengepresst (komprimiert). Man kann diesen Vorgang mit dem „Zippen“ von Computerdateien vergleichen. Nach dem
„Entpacken“ stehen die Daten wieder in ursprünglicher Form zur Verfügung.
Datenkompressionsverfahren spielen im Bereich des digitalen Fernsehens eine nachrangige Rolle (siehe dazu Messmer, 2002, S. 21ff). Im Gegensatz dazu kommt die Datenreduktion, auch Quellcodierung genannt, in Form des MPEG 2-Verfahrens für die digitale TV-Signalverarbeitung und Distribution zum Einsatz. Bei der sogenannten Irrelevanzreduktion werden die überflüssigen, redundanten Bild- und Toninformationen bei der Ü bertragung einfach weggelassen. In der Praxis bedeutet das, dass lediglich nur noch die Bild- und Toninformationen übermittelt werden müssen, die sich zum vorhergegangenen Bild verä ndert haben, was als Redundanzeliminierung bezeichnet wird (vgl. dazu Lenz/Reich 1999, S. 33ff). Wenn sich im Bild im Vergleich zum vorherigen nichts ä ndert, ist es ausreichend, nur jedes zwö lfte Bild zu übertragen. Grund dafür ist auch in diesem Falle die Visions- und Auralpersistenz, also die Trä gheit der menschlichen Augen und Ohren.
Um den Grad der Datenreduktion noch weiter zu erhö hen, kö nnen zusä tzlich verschiedene Verfahren der Bewegungskompensation (vgl. dazu Lenz/Reich 1999, S. 33ff) angewendet werden. Dabei wird die Bewegung zwischen zwei Bildern abgeschä tzt und dies als zusä tzliche Information den Daten hinzugefügt. Gleichzeitig wird die Bewegung in den Bildern kompensiert und die Differenz zwischen den Bildern gebildet. Diese Differenz beinhaltet dann nur noch die Ä nderungen zwischen den Bildern, die nicht durch Bewegung entstanden sind. Ein Beispiel: Ein Nachrichtensprecher sitzt im Studio vor einem Blue Screen, einem blauen Hintergrund, und trägt eine politische Meldung vor. Am Hintergrund ä ndert sich mehrere Minuten lang nichts, folglich muss nur jedes zwö lfte Bild zum Zuschauer übertragen werden. Lediglich die wenigen Bewegungen, die der Sprecher mit Kopf, Mund und ggf. seinen Hä nden macht, müssen in jedem Bild übermittelt werden. Im Gegensatz dazu ä ndern sich bei einer Fuß ballübertragung die Bildinhalte permanent. Folglich kö nnen diese wegen mö glichen Blocking- oder Burst-Fehlern nicht so stark datenreduziert werden, was bedeutet, dass ein digitaler Sportkanal einen größ eren Datenstrom zum Rezipienten übertragen muss als ein reiner Nachrichtenkanal. Daher benö tigt ein Sportkanal eine erheblich grö ßere Bandbreite bzw. Ü bertragungskapazitä t. Für das digitale Fernsehen ist bisher ausschließ lich MPEG 2 relevant. Nachfolgend sind die einzelnen MPEG-Varianten aufgeführt:
MPEG 1: Für Anwendungen hauptsä chlich im Computer- und Audiobereich (z. B. MPEG 1 Layer 3 = mp3 für Internetmusikdateien) mit einer Datenrate bis zu 1,5 Mbit/s (vgl. Messmer 2002, S. 22). MPEG 2: Für Anwendungen im Fernsehbereich, Reduktion auf Datenraten von 2 bis 15 Mbit/s mö glich. MPEG 2 erlaubt die Codierung von Bildern mit Standardauflö sung (720x576 Pixel) bis hin zur HDTVAuflö sung (1920x1152 Pixel) (vgl. Messmer 2002, S. 22; siehe dazu auch Ziemer 1997, S. 365). MPEG 3: Sollte die digitale Codierung für hochauflö sendes Fernsehen (HDTV) ermö glichen. Jedoch nicht weiterverfolgt, da HDTV bereits bei MPEG-2 umgesetzt wurde (vgl. Messmer 2002, S. 22). MPEG 4: Für Anwendungen im Multimediabereich vorgesehen. Kleine Datenraten von maximal 10kBit/s mö glich (vgl. Messmer 2002, S. 22.). Mit MPEG 4 soll eine gegenüber MPEG 2 erhö hte Codiereffizienz erreicht werden, des weiteren wird durch die Einführung von Objekten und Objektebenen ein Interaktiver Umgang ermö glicht. Darüber hinaus wird ein universeller Zugriff auf die Daten über verschiedenste Speichermedien und Netzwerke unterstützt. Der Normierungsprozess dauert an (vgl. Schmidt 2003, S. 149ff.).
MPEG 5 und MPEG 6: ist nicht definiert (Schmidt 2003, S. 149ff).
MPEG 7 : Knüpft an die Errungenschaften von MPEG 4 an, wobei MPEG 7 nicht das Ziel einer weiteren Erhö hung der Datenreduktion verfolgt, sondern das des Content Managements. MPEG 7 wird im Standard als Multimedia Content Description Interface ausgezeichnet und bietet eine Beschreibung dessen, was die bislang entwickelten MPEG-Standards liefern. Basis dafür sind die sogenannten Metadaten (Daten über Daten), die entweder zusammen mit dem Programm oder unabhä ngig davon gespeichert werden kö nnen. MPEG 7 hat aber den Anspruch, weit über die proprietä re (geschlossene) Verwendung von Metadaten hinauszugehen (vgl. Schmidt 2003, S. 149ff).
MPEG 8 bis MPEG 20 : ist nicht definiert (Schmidt 2003, S. 149ff).
MPEG 21 : Bindet zusä tzlich die Verwaltung digitaler Rechte (Digital Rights Management) mit ein. Mit Hinblick auf Interoperabilitä t auf Anwenderseite, also die Kompatibilitä t in Bezug auf Formate, Codecs und Metadaten in dynamischen Business-Systemen zielt MPEG 21 auf die Bereitstellung eines Multimedia Frameworks ab. Hierbei wird versucht, verschiedene Elemente der Infrastruktur vom Lieferanten des Contents bis zum Rezipienten und ihre Beziehungen zueinander zu beschreiben (vgl. Schmidt 2003, S. 149ff).
Beim digitalen Fernsehen werden die Bild- und Toninformationen vor der Ü bermittlung digitalisiert (sofern sie nicht schon in digital aufgezeichneter Form vorliegen), d. h. das jeweilige Eingangssignal wird in eine Abfolge von Binä rzahlen (Nullen und Einsen) zerlegt (die Einzelschritte im prozessualen Ablauf der Digitalisierung nennt man Abtastung und Quantisierung, vgl. Ziemer 1997, S. 26ff). Eine solche Folge von je vier Zeichen wird als ein ‚Bit‘ bezeichnet. Nach Abschluss des Digitalisierungsprozesses ist das Ergebnis ein kontinuierlicher Datenstrom (Bitstrom), der in Bits pro Zeiteinheit (Sekunden) gemessen wird. Ein digitalisiertes, nicht datenreduziertes Video- und Audiosignal in PAL-Qualitä t (SDTV) verursacht einen Datenstrom von etwa 220 Mbit/s, bei HDTV sogar einen von über 1,1 Gbit/s. Via Satellit oder Kabel steht aber lediglich eine Ü bertragungskapazitä t von weniger als 40 Mbit/s pro Kanal zur Verfügung, im Falle terrestrischer Ü bertragung sogar nur etwa 20 bis 25 Mbit/s.
Abb. 1: Datenraten bei analogem, digitalem und datenreduziertem digitalen Signal
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Lenz/Reich 1999, S. 33
Anstatt einem Datenstrom von 270Mbit/s müssen dann nur noch zwischen 2 und 8 Mbit/s übertragen werden. Beim Rezipienten ist am TV-Anschluss noch vor dem Fernsehempfä nger ein entsprechendes Gerä t, eine sogenannte Set-Top-Box, installiert, welches die binä r codierten Daten aus Bits und Bytes dann wieder decodiert und in Bilder, Tö ne und sonstige Daten umsetzt und schließ lich auf dem Fernsehschirm sichtbar macht. Je hö her der Datenreduktionsfaktor gewä hlt wird, desto weniger Daten müssen folglich übertragen werden (vgl. dazu Messmer 2002, S. 21).
Die Datenreduktionstechnologie ermö glicht somit eine Vervielfä ltigung der nutzbaren Kanä le auf das Sechs- bis Zehnfache (siehe Abb. 1). Mit den neuen Technologien verringert sich der Aufwand zur Verbreitung von Fernsehprogrammen. Dies ermö glicht auch Kleinanbietern die Ausstrahlung von Programmen in akzeptabler Bild- und Tonqualitä t (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 357).
1.3.1.3 Variable Signalqualitä t: Von HDTV bis LDTV
Durch den Einsatz von Irrelevanzreduktion, Bewegungskompensation und Statischer Redundanz ist es aufgrund der starken Komprimierung nach dem heutigen Stand der Technologie mö glich, auf einem Ü bertragungskanal, auf dem bisher nur ein Fernsehprogramm Platz hatte, je nach erforderlicher Bandbreite zwischen sechs und zehn Programme in erheblich besserer Qualitä t und zudem absolut stö rungsfrei zu übertragen. Datenreduktionsverfahren erzeugen je nach Ausgangssignal Ü bertragungsraten in erheblich unterschiedliche Hö he. Diese hö heren Datenraten sind z. B. bei Sportübertragungen infolge des stä ndig wechselnden Bildinhalts erforderlich. Die entsprechend notwendige Bandbreite zur Ü bertragung des digitalen Fernsehsignals sollte somit sinnvollerweise variabel sein. Die variable und temporä re Zuteilung ist heute bereits mö glich. Im Folgenden sind die verschiedenen Qualitä tsebenen aufsteigend sowie die dazugehö renden korrespondierenden Datenraten bei datenreduziertem Digitalen Fernsehen beschrieben:
- LDTV (Limited [bzw. Low] Definition Television) ist die Qualitä tseinstufung von Fernsehdiensten,
die auf kleinen Gerä ten bzw. Bildschirmen wiedergegeben und in einfacher Bild- und Tonqualitä t ausgestrahlt werden, die etwa einer bekannten Standard-VHS-Aufzeichnung entspricht. Programme in LDTV, bei denen die horizontale und vertikale Auflö sung jeweils etwa halbiert werden, wodurch sich ein System mit 288 Zeilen ergibt, haben also qualitativ herabgesetzte Wiedergabeeigenschaften gegenüber dem heute üblichen Fernsehsystem nach PAL-Norm. Die erforderliche Datenrate für LDTV beträ gt 1,5 bis 2 Mbit/s (vgl. Messmer 2002, S. 23 und Ziemer 1997, S. 426ff).
- SDTV (Standard Definition Television) ist vorgesehen für TV-Programme, welche die Qualitä tseinstufung mit etwa gleichen Wiedergabeeigenschaften wie beim heutigen PALFernsehsystem aufweisen und auf Standard-TV-Gerä ten wiedergegeben werden (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 426ff). Die Datenraten bei SDTV liegen bei 3 bis 4 Mbit/s (vgl. Messmer 2002, S. 23).
- EDTV (Enhanced Definition Television) dient als Qualitä tseinstufung für Fernsehprogramme, die auf mittleren bis groß en Fernsehgerä ten und Bildschirmen wiedergegeben und mit verbesserter Bildund Tonqualität im Vergleich zur PAL-Norm ausgestrahlt werden, wobei jedoch die vertikale Auflö sung mit effektiv 576 Zeilen beibehalten wird. EDTV-Formate sollen auch das neue Bildverhä ltnis 16:9 unterstützen (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 426ff). Die Datenrate bei EDTV beträ gt 6 bis 9 Mbit/s (vgl. dazu Messmer 2001, S. 23).
- HDTV (High Definition Television) ist das hochauflö sende Fernsehsystem, das mit mehr als 1000 Zeilen und mit einem Bildformat von 16:9 eine mit Kino vergleichbare Bildqualitä t erreicht. Die japanische Industrie entwickelte ein Konzept mit 1125 Zeilen/60 Hz und versuchte es weltweit durchzusetzen, woraufhin in Europa im Rahmen des Eureka-EU-95-Projekts ein alternatives System mit 1250 Zeilen/50Hz entwickelt wurde (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 426ff). Vorgesehen ist HDTV für TV-Programme, die in besonders hoher Ton- und Bildqualitä t gegenüber dem heutigen PAL-System auf Gerä ten mit groß en bis sehr groß en Bildschirmen (einschließ lich entsprechender Projektion) mit Verwendung stationä rer Parabol- und Dachantennen wiedergegeben werden. Die Datenraten von HDTV liegen bei 20 bis 30 Mbit/s (vgl. dazu Messmer 2002, S. 23).
Doch auch der Datenreduzierung digitaler Signale sind Grenzen gesetzt. Bei zu geringen Datenübertragungsraten werden die Manipulationen an Bild- und Tonqualitä t schließlich doch für die menschlichen Sinnesorgane erkenn- und wahrnehmbar. Die Datenrate steigt proportional mit der Zunahme der zu übertragenden Detailinformationen. Aufgrund des per se fehlenden Qualitä tsniveaus des digitalen Fernsehens ist es mö glich, verschiedene Bildqualitä tsstufen mehr oder weniger frei zu definieren. Dies ist von den Vorgaben des Programmanbieters, von den Bildinhalten und vom jeweiligen Qualitä tsanspruch abhä ngig. Es ist beispielsweise mö glich, auf einem 8-MHz-Fernsehkanal lediglich ein Programm in HDTV-Qualitä t oder aber jeweils 16 Programme in LDTV-Qualitä t digital zu übertragen. Entsprechende Verfahrenstechnologien, welche die Ü bertragungsdatenraten dynamisch je nach Bedarf innerhalb eines Programms bzw. Programmbouquets laufend anpasst, befinden sich derzeit bereits in der Entwicklungsphase, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Nutzung der dann zur Verfügung stehenden Ü bertragungskanä le nach Markteinführung einer derartigen Technik noch effizienter vonstatten gehen wird (vgl. Ziemer 1997, S. 147). Eine weitere bei der Datenreduzierung ebenfalls eingesetzte Technik, nä mlich die des Fehlerschutzes, gestattet es, die bei der Ü bertragung zum Rezipienten verlorengegangenen Teile der Bild- und Toninformationen durch eine Mittelwertberechnung ohne sichtbaren Qualitä tsverlust erneut zu generieren und gemeinsam mit dem übrigen Fernsehsignal zu übertragen (vgl. Lenz/Reich 1999, S. 24ff).
1.3.1.4 Digitale Modulation und Multiplexing
In Zukunft werden weitere denkbare Komponenten wie EPG, interaktive Dienste u. ä . bei der Ü bertragung von Fernsehprogrammen neben den üblichen Bild- und Tondaten in einem einzigen Kanal vom Sender zum Empfä nger übertragen (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 188ff). Ein datenreduziertes Fernsehsignal benö tigt inklusive Stereo-Audiosignal und sonstiger programmspezifischer Daten wie z. B. Video- oder Teletext in der bisher nach dem PAL-System üblichen Bildqualitä t eine Datenübertragungsrate von 4,6 bis 4,7 Mbit/s. Auf einem Ü bertragungskanal im Breitbandkabel und via Satellit sind derzeit Datenraten zwischen 33,8 Mbit/s und 38,0 Mbit/s erreichbar (vgl. Messmer 2002, S. 25). Durch diese Ü bertragungskapazitä t wird die Ü bertragung von sechs bis acht digitalen Programmen mö glich. Um die gesendeten Daten durch die Empfangsgerä te verarbeiten lassen zu kö nnen, müssen die Daten bereits in einer bestimmten Art und Weise vordefiniert gegliedert sein. Es ist erforderlich, dass die Audio-, Videound Zusatzdaten vor der Distribution transportgerecht verpackt werden (vgl. dazu Ziemer 1997, S. 188ff).
Dabei kommt dem sogenannten Multiplexverfahren eine bedeutende Aufgabe zu. Diese besteht darin, alle Ü bertragungskomponenten in einem einzigen Datenstrom zu vereinigen. Das Multiplexverfahren gliedert sich in zwei Schritte: Erst werden die sogenannten Packetized Elementary Stream (Elementardatenströ me) erstellt, welche in einem zweiten Schritt zu einem einzigen Transport Stream (Transportdatenstrom), auch als Programmdatenstrom bezeichnet, zusammengeführt werden. Dieser Transportdatenstrom beinhaltet neben den jeweiligen Programmangeboten auch die entsprechenden Steuerinformationen, die via entsprechendem Kanal distribuiert werden sollen. Die nach der MPEG 2Norm bearbeiteten und in einem einzigen Transportstrom zusammengeführten Daten bekommen somit eine Paketstruktur. Für ein sogenanntes Transportpaket, welches aus dem Header, der hauptsä chlich Informationen zur Identifikation der Daten enthä lt, und dem Payload, also den Nutzdaten in Form von Video-, Audio- und Zusatzdaten, besteht, wird dann jeweils nur eine Sendefrequenz benö tigt (vgl. Messmer 2002, S. 25). Im sogenannten Playout-Center, einer Art Sendezentrum für das digitale Fernsehen, wird das Multiplexing abgewickelt. Hier werden alle Programme von leistungsfähigen Rechnern digitalisiert („gemultiplexed“) und die Transportpakete, auch als Container oder Multiplexe bezeichnet, auf den Weg zum Zuschauer gebracht. Folglich ist der Multiplexer ein Bestandteil der Senderseite. Sein Gegenstück ist der Demultiplexer auf der Empfä ngerseite. Dessen Aufgabe besteht darin, die mit dem vereinigten Transportdatenstrom empfangenen Komponenten wieder in den bereits beschriebenen Payload und den Header zu extrahieren. Daher sollen die einzelnen Komponenten mit ihren Bitraten im Multiplexer sehr flexibel gehandhabt werden kö nnen. Das Zusammensetzen beim Multiplexing sowie das Trennen beim Demultiplexing der in Paketen zu übertragenen Programmkomponenten erfordert zwischenzeitliche Datenspeicherung, zeitliche Synchronisierung der Datenpakete und schließ lich die Ü berwachung der ordnungsgemäß en seriellen und zeitlichen Strukturierung der einzelnen Datenpakete. Im Folgenden ist eine schematische Darstellung dieses Prozesses samt Demultiplexing, also dem Decodiervorgang beim Empfänger durch die Set-Top-Box dargestellt (vgl. dazu Messmer 2002, S. 26).
Die Multiplexe (Transportpakete) kö nnen sowohl für die bundesweite Ausstrahlung via Satellit, wie von den Playout-Centern von ARD, ZDF und Premiere genutzt, als auch für die Versorgung der Kabelnetze zusammengestellt werden. Kabelnetzbetreiber, die daran interessiert sind, die Vorteile ihres Distributionsmediums bereits bei der Zusammenstellung des Angebots nach jeweiligen regionalen Kriterien zu nutzen, benö tigen ein regionales Playout-Center, indem dann die via Satellit an der Kabelkopfstation angelieferten Daten von bundesweiten Programminhalten mit regionalen TV-Angeboten oder/und Onlinediensten zu einem neuen Angebotsbouquet konfiguriert werden.
Abb. 2: Multiplexing im Playout-Center und Demultiplexing beim Empfä nger
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Ziemer 1997, S. 188
Damit digitale Fernsehsignale auf den bekannten gä ngigen Distributionswegen (Satellit, Kabel, Terrestrik) übertragen werden kö nnen, muss der ‚gemultiplexte‘ Transportdatenstrom, genau wie analoge Signale, mit einer hochfrequenten Trägerschwingung zusammengeführt werden. Diesen Vorgang, der bei analoger Ü bertragung als Modulation bezeichnet wird (vgl. Kap. 1.3.1.1) nennt man in Anlehnung daran entsprechend digitale Modulation. Auf Empfä ngerseite der Ü bertragungsstrecke ist es dann erforderlich, aus dem modulierten, digitalen Fernsehsignal wieder ein brauchbares Nutzsignal extrahieren zu kö nnen (vgl. dazu Lenz/Reich 1999, S. 50ff. und Ziemer 1997, S. 198ff).
1.3.1.5 API: Application Program Interfaces
Die Set-Top-Box besitzt wie jeder Computer ein Betriebssystem sowie verschiedene sogenannte Applikationen (Anwendungen), welche das Gerä t steuern und bestimmte Zusatzfunktionen mö glich machen. Sollen mehrere Programm- und Diensteanbieter ihre individuellen Dienstleistungen generieren kö nnen, die auf der gleichen Set-Top-Box beim teilnehmenden Zuschauer als Anwendungsprogramme ablaufen, so sind standardisierte Software-Schnittstellen, sogenannte Application Program Interfaces (API), erforderlich. Auf dem Markt sind bisher im Bereich der Anwendungen als auch im Bereich der Betriebssysteme sowohl proprietä re, also geschlossene Systeme, als auch nicht-proprietä re, d.h. offene Systeme. Wie es in den Jahren bis heute die Hersteller von Computer-Betriebssystemen taten, so konkurrieren auch verschiedene Unternehmen um die Etablierung und Durchsetzung ihrer jeweiligen API als Standardsystem für die Software der Set-Top-Boxen. (vgl. dazu Messmer 2002, S. 31ff und Ziemer 1997, S. 327ff).
Von grundsä tzlicher Bedeutung ist nun hierbei, dass diese Set-Top-Boxen nicht nur für den Empfang und die Umwandlung der digitalen Fernsehsignale sorgen, sondern darüber hinaus weitere Funktionen erfüllen. Dazu gehö ren z. B. die Prüfung der Zugangsberechtigung zum Pay-TV Programm (Conditional Access - CA), die Abrechnung oder auch neue Funktionen, wie z. B. die Darstellung von elektronischen Programmführern (Electronic Program Guide - EPG) oder von noch weitergehenden (interaktiven) Multimedia-Funktionen (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). Zur Lö sung dieser Aufgaben gab es zunä chst keinerlei Vorschriften in den DVB-Standards, so dass jeder Anbieter sein eigenes System entwickelte. Gemeinsam ist allen Anbietern, dass dabei in der Anfangszeit nur Systeme mit proprietä ren APIs (Application Programming Interface) entstanden sind. Konkret sind dies in Deutschland das von der Kirch-Gruppe eingeführte System auf Grundlage der d-Box mit BetaCA und BetaNova-API und spä ter das vom F.U.N.-Projekt eingeführte System auf Basis des OpenTV-API und OpenTV-Common Interface. Die aktuellen Bestrebungen gehen dahin, in Zukunft diese proprietä ren APIs durch ein einziges für alle ‚offenes‘ DVB-API, die Multimedia Home Platform (MHP) abzulö sen. Damit ist gewährleistet, dass alle Anwendungen und alle Inhalte in Zukunft mit allen Gerä ten empfangen und dargestellt werden kö nnen (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). Für die einwandfreie Funktion der jeweiligen Anwendungsprogramme (Application Program), wie z. B. eines elektronischen Programmführers (EPG = Electronic Program Guide), ist es erforderlich, dass erstens der zugehö rige Prozessor (in der Set-TopBox) leistungsfä hig genug ist und zweitens Betriebssoftware und Anwendung aufeinander abgestimmt sind. In der Praxis stellt die Betriebssoftware eine Schnittstelle bereit, auf der die Anwendung aufsetzt eben das Application Programming Interface (API). Jede Anwendung muss passend zu dieser Schnittstelle geschrieben werden (siehe dazu auch Messmer 2002, S. 31ff). Deshalb ist es erforderlich, dass für diese Schnittstelle eine eindeutige Vereinbarung oder eine verbindliche Standardisierung existiert. Ebenso wichtig ist, dass die Daten dieser Schnittstelle allen Anwendern bekannt sind und frei zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang spricht man dann von einer ‚offenen‘ Schnittstelle. In der Praxis heißt das: Multimediale Anwendungen wie z. B. elektronische Programmführer (EPG), werden grundsä tzlich für ein bestimmtes API erstellt und erfordern für ihre Darstellung auf dem Bildschirm die Verfügbarkeit des gleichen API in der Set-Top-Box (vgl. Ziemer 1997, S. 327ff). Ist dort jedoch ein anderes API vorhanden, so wird die Anwendung von der Box nicht verstanden.
Dieser Umstand beschrä nkt z. B. gegenwärtig teilweise (noch) die Darstellung von Applikationen von Free-TV-Anbietern. D.h., unverschlüsselt übertragene Anwendungen wie z. B. derzeit der EPG von ARD und ZDF, welche unter einem anderen API erstellt wurden, kö nnen auf der d-Box von Premiere nicht dargestellt werden. Umgekehrt kö nnen ebenso Applikationen, die auf Basis des BetaNova-API von Premiere entwickelt wurden, auf einer Set-Top-Box mit F.U.N.-Spezifikation (OpenTV-API) nicht dargestellt werden (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001).
1.3.1.6 MHP: Multimedia Home Platform
Die im Rahmen des DVB-Projektes entwickelten Ü bertragungsstandards für Satellit, Kabel und Terrestrik bilden die Grundlage dafür, dass jeder Teilnehmer prinzipiell mit jedem Gerä t jedes klassische TVProgramm an jedem Ort (an dem diese Standards Anwendung finden) empfangen kann. Doch die Basisstandards allein genügen nicht, um auch die neuen Zusatzangebote wie z. B. Programmführer, Hintergrundinformationen, Pay-TV oder Pay-per-view, On-demand-Programme und -Dienste, eCommerce-Dienste oder interaktive Anwendungen und allgemeine Datendienste für private oder kommerzielle Nutzung empfangen zu kö nnen. Diese neuen Dienste und Anwendungen bilden ein wesentlich breiteres Spektrum von Inhalten als bisher (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). Hinzu kommt das Zusammenwachsen von Unterhaltungselektronik, Telekommunikation und Informationstechnik. Auch dies wird vö llig neue, heute noch gar nicht überschaubare Programmformen, Inhalte und Geräte hervorbringen.
Alle diese zusätzlichen Funktionen und Inhalte sind ihrer Natur nach ja nichts anderes als Datenpakete, die diese Empfangsgerä te künftig verarbeiten kö nnen müssen (vgl. Ziemer 1997, S. 327ff). Für diese Inhalte waren in den DVB-Standards zunä chst keine Festlegungen getroffen worden. Es kann zwar bereits seit (der Einführung der d-Box) 1996 mit jeder DVB-kompatiblen Set-Top-Box jedes (im DVB-Standard verbreitete) Fernsehprogramm empfangen werden, nicht aber automatisch auch alle Zusatzdienste, die jeder Anbieter nach eigenen Vorstellungen und Anforderungen erstellen kann und in der Anfangszeit auch getan hat (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). So wurde von der damaligen KirchGruppe das BetaNova-System entwickelt und in Gestalt der d-Box seit 1996 am Markt eingeführt (vgl. Messmer 2002, S. 31ff). Alle bisherigen Set-Top-Boxen empfangen zwar alle Zusatzdienste des eigenen Systems, sind aber inkompatibel zu jedem anderen System. Ein Zuschauer, der Wert auf die Nutzung eines mö glichst breiten Programmangebots legt, müsste sich demnach mehrere Set-Top-Boxen - eine für jedes System - kaufen, was keinesfalls zufriedenstellend wä re. Grundlage für die freie Entwicklung eines regulä ren Marktes ist die Mö glichkeit, dass alle Geräte auch alle Programme, einschließ lich der Zusatzdienste, von allen Anbietern empfangen kö nnen.
Die Vorteile für alle Beteiligten liegen darin begründet, dass die Inhalteanbieter nicht an einen bestimmten Programm- und Diensteanbieter gebunden sind und dass die „Reichweite“ der Programmanbieter schneller wä chst, wenn sie mit allen im Markt befindlichen Gerä ten empfangen werden kö nnen. Ferner werden durch die schnellere Marktentwicklung die Verteilnetze der Netzbetreiber besser ausgelastet und ihnen entstehen neue Geschäftsfelder. Für die Gerä teindustrie sind größ ere Serien und damit niedrigere Kosten mö glich, und die Zuschauer profitieren von den günstigeren Preisen und dem größ eren Inhalteangebot und benö tigen nur noch ein Gerä t, um alle Programme bzw. Inhalte empfangen und darstellen zu kö nnen.
So entstand bereits 1997 innerhalb des DVB-Projektes ein erstes Konzept für die Multimedia-HomePlatform (MHP). Ziel der MHP ist es, einen gemeinsamen Standard oder eine Schnittstellendefinition für alle digitalen Anwendungen im Rahmen des DVB-Standards so zu verabreden, dass mö glichst neben allen Fernsehprogrammen auch alle zukünftigen neuen Dienste von allen Anbietern auf allen Empfangsgeräten zugä nglich gemacht werden kö nnen. Neben progressiven interaktiven TV-Anwendungen einschließlich neuer On-demand-Dienste war dabei von Anfang an auch der Internet-Zugang vorgesehen. Die MHP verbindet also die Welten von Rundfunk und Internet, von TV und Computer. Der MHP-Standard ist der einzige, der allen Fernsehzuschauern einen diskriminierungsfreien Zugang zum digitalen Fernsehen garantiert und unterscheidet sich inzwischen in drei sogenannte Profiles: Innovativer Rundfunk, Interaktivitä t mit Rückkanal und Internet-Fä higkeit (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). In den Jahren 2000 bis 2002 tauschten Hardware-Entwickler und Anwendungs-Programmierer ihre Erfahrungen in mehreren sogenannten ‚Interoperability Workshops‘ aus und diskutierten über optimale Systemauslegungen. Erste Prototypen von MHP-Anwendungen und MHP-Gerä ten waren bereits auf der IFA 2001 zu sehen, so z. B. eine Kombination aus digitaler Set-Top-Box mit Festplatte, genannt Personal Video Recorder (PVR) (vgl. Wynn 2002), die digitale TV-Aufzeichnungen speichert. Ein solches Modell von Panasonic im gehobenen Preissegment befindet sich bereits seit Herbst 2002 auf dem Markt. Derartige Kombinationen sind die Vorgä nger für spä tere Heim-Server-Systeme, die neben Audio- und Videoprogrammen auch digitale Fotos, Internet-Seiten und Multimedia-Anwendungen speichern und zum Abruf über ein Heimnetzwerk bereithalten. Nachdem sich die Beteiligten eines Spitzengesprä chs von ARD, ZDF, RTL, KirchGruppe und den Landesmedienanstalten für eine zügige Einführung des MHP-Standards, der künftig ein Fernsehen ohne Grenzen mö glich machen soll (vgl. epd/Kifu 2003) ausgesprochen hatten, wurden erste interaktive Dienste auf MHP-Basis ab Herbst 2002 angekündigt und tatsä chlich auch angeboten. Die Multimedia Home Platform kö nnte im Rahmen der steigenden Verbreitung des digitalen Fernsehens als einheitliche neue Norm für Multimediaanwendungen demnä chst in Deutschland einen nachhaltigen Reichweitenschub erhalten. (vgl. digitalfernsehen [Internetpräsenz] 2003).
In der sogenannten Mainzer Erkä rung (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. o. J.) vom 19. September 2001, die vom ARD-Vorsitzenden Fritz Pleitgen, dem damaligen Intendanten des ZDF, Dieter Stolte, dem stellvertretenden Vorsitzenden der damaligen KirchGruppe, Dieter Hahn, dem Vorsitzenden der Geschä ftsführung von RTL, Gerhard Zeiler sowie dem Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, Norbert Schneider unterzeichnet wurde, einigten sich die Sender darauf, gemeinsam auf die Durchsetzung der offenen Programmierschnittstelle (API) MHP hinzuwirken. Dies wurde von der Industrie als „Entscheidung zugunsten der Konsumenten“ einhellig begrüß t. Neben den Sendern stellten sich auch die Deutsche Telekom, die Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Vertreter der
Medienwissenschaften, der Wohnungswirtschaft sowie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ausdrücklich hinter MHP (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. o. J.). MHP ist auch international auf dem Vormarsch. Ä hnlich positiv wie in Deutschland verlief die Entwicklung für MHP auch im europä ischen und internationalen Bereich. Kurz vor Jahresende 2001 erfolgte die Verabschiedung des „TelekomPakets“ in zweiter Lesung durch das Europä ische Parlament. Damit schlug sich das Parlament auf die Seite der Europä ischen Kommission, die sich für die Realisierung des MHP-Standards ausgesprochen hatte. Die Cable Television Laboratories, Inc. (kurz: CableLabs), Technologiezentren der Kabelnetzbetreiber in Nord- und Südamerika, übernahmen die von DVB entwickelte MHP unter der Marke OpenCable. Damit ist MHP fester Bestandteil der OpenCable Application Platform (OCAP). Die Mitglieder der CableLabs versorgen ca. 85% der Kabelhaushalte in den USA und Kanada und 12% in Mexiko (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. o. J.).
1.3.1.7 Conditional-Access-Systeme (CA)
Mit dem Aufkommen neuer Programmformen, wie Pay-TV oder Pay-per-view wurde auch ein System erforderlich, das den Zugang des Zuschauers, der die Inhalte zur Rezeption abonnieren will, zu diesen Programmen kontrolliert und steuert. Beim sogenannten Conditional Access (CA), werden die Daten senderseitig zunä chst nach einem festen vorgegebenen Schlüssel verwürfelt (‚gescrambled‘). Beim Empfä nger werden sie dann - sofern der Schlüssel bekannt ist - wieder entschlüsselt (decodiert) und auf diese Weise die ursprüngliche Datenfolge wieder rekonstruiert (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001).
Beim digitalen Fernsehen nutzen alle verwürfelten Programme einen einheitlichen, von DVB entwickelten, den sogenannten 'Common Scrambling' Algorithmus (CSA) (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). Als Nachweis für die Autorisierung des Endkunden dient in der Praxis eine so genannte Smartcard, also eine Chipkarte, die in ein speziell dafür vorgesehenes Lesegerä t (das Conditional-AccessModul) in der Set-Top-Box eingeschoben wird. Ein entscheidender Vorteil der digitalen Ü bertragung ist die besonders einfache Mö glichkeit, beliebige Signale zu verschlüsseln. Diese Verschlüsselung ist für das Zugangs- und Kosten-Management von Pay-TV-Angeboten erforderlich, also zur Selektion der berechtigten Zuschauer als auch zur Erfassung und Abrechnung der Gebühren. Aber auch bei Free-TV kann es verschiedene Gründe geben, grundsä tzlich alle Inhalte zu verschlüsseln, z. B. zur Transportsicherung gegen unautorisierten Zugang zum jeweiligen Ü bertragungsmedium (z. B. Kabel), zur
Identifizierung des Kunden und/oder zur Reichweitenkontrolle. Im Falle der Grund- oder Basisverschlüsselung muss allerdings in jedem Empfä nger automatisch eine Entschlüsselung erfolgen, was auch einfache Low-End-Gerä te aufwä ndiger und teurer macht (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). Derzeit gibt es weltweit eine Vielzahl unterschiedlicher CA-Systeme. In Europa zum Beispiel nutzen Sender der ehemaligen Kirch-Gruppe ein anderes CA als etwa CANALplus in Frankreich oder BSkyB in Groß britannien. Der Grund für diese Vielfalt liegt hauptsä chlich darin, dass dem CA-System über die technische Funktion der Zugangsregelung zu bestimmten Programmteilen hinaus noch eine weitere, ganz entscheidende Bedeutung zukommt. Ü ber das CA-System kann der Marktzutritt in diesem Bereich kontrolliert werden. Bei den genannten Beispielen handelt es sich in allen Fä llen um so genannte ‚proprietä re‘ Systeme, die sozusagen ‚im Besitz‘ und damit unter der Kontrolle eines einzigen Anbieters sind. In solchen Fä llen kann dieser eine Anbieter das gesamte System kontrollieren. Er allein entscheidet, z. B. welche anderen Marktteilnehmer zusä tzlich noch integriert werden, in welcher Weise diese Integration erfolgt und welche Freiheiten die Wettbewerber haben. Das CA-System kann also (theoretisch) als Werkzeug zur Abschottung des Marktes gegen Wettbewerber eingesetzt werden (vgl. Lenz/Reich 1999, S. 145). Dies kann in der Pionierphase eines neuen Marktes durchaus sinnvoll sein, z. B. um den ersten Anbietern, die den Markt durch hohe und riskante Investitionen überhaupt erst in Gang gebracht haben, eine Mö glichkeit zu bieten, ihre Investitionen z. B. gegen Nachahmer zu schützen. Anders stellt sich die Situation dar, wenn der Markt von der Pionierphase in die Wachstums- und Sä ttigungsphase übergeht. Dann sind proprietäre Systeme eher hinderlich, weil der Markt durch diese segmentiert und der freie Wettbewerb eher eingeschrä nkt und behindert wird.
Das DVB-System sieht grundsä tzlich zwei Mö glichkeiten für die Realisierung eines offenen CA-Systems vor, die sich in ihrer Struktur und Funktion wesentlich unterscheiden (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). In beiden Fä llen wird vorausgesetzt, dass sich die Systeme des Common Scrambling Algorithmus bedienen und den jeweils aktuellen Schlüssel den autorisierten Kunden zur Verfügung stellen. Beim ersten Verfahren, Multicrypt (vgl. Messmer 2002, S. 29ff. und Ziemer 1997, S. 342) genannt, fügt jeder Anbieter seinem Programmbouquet die CA-Kennung seines CA-Systems hinzu. Auf dem Sendeweg sind also Programmpakete mit jeweils einer Kennung eines beliebigen CA-Systems zulä ssig. Das Empfangsgerä t muss dann, je nachdem, welches Programmbouquet der Teilnehmer empfangen will, mit je einem CA-Modul und einer Smart-Card für jeden gewünschten Pay-TV-Anbieter ausgestattet sein. Um flexibel zu sein, insbesondere wenn Programmbouquets von mehreren Anbietern empfangen werden sollen, wird man zweckmäß igerweise die CA-Module im Empfä nger auswechselbar, d.h. in der Praxis von auß en steckbar ausführen, vergleichbar z. B. der PC-Karte (= PCMCIA-Modul) beim Computer. Eine offene Schnittstelle für solche CA-Module ist z. B. das sogenannte Common Interface (CI). Beim zweiten Verfahren, mit Simulcrypt (vgl. Ziemer 1997, S. 341 sowie Messmer 2002, S. 29) bezeichnet, werden dem Programmsignal die CA-Kennungen aller verwendeten CA-Systeme hinzugefügt, so dass im Markt alle Set-Top-Boxen, in denen eines dieser CA-Systeme implementiert ist, betrieben werden kö nnen. Unabhä ngig von dem jeweils implementierten System kö nnen so dennoch mit jedem Gerä t alle Programme empfangen werden. Simulcrypt folgt somit dem alten Grundsatz im Rundfunk: Hoher technischer Aufwand auf der Senderseite, dafür mö glichst einfache und preisgünstige Gerä te auf der Empfä ngerseite. Dadurch wird eine schnellere Marktentwicklung unterstützt. Multicrypt und Simulcrypt stehen im Prinzip gleichwertig nebeneinander. Mit beiden Verfahren kö nnen zugangsoffene CA-Systeme realisiert werden. Gleichwohl aber hat jedes System auch seine prinzipiellen Vor- und Nachteile, die von den verschiedenen Marktteilnehmern unterschiedlich bewertet werden (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001).
1.3.1.8 Das Common Interface (CI)
Die Bauweise einer Set-Top-Box und die Einbindung eines CA-Systems kö nnen grundsä tzlich entweder fest integriert oder modular erfolgen. Auch hierbei haben beide Lö sungen Vor- und Nachteile: So ist eine integrierte Lö sung im Gegensatz zur modularen Lö sung bei der Herstellung kostengünstiger und erfüllt nach Meinung der Experten der ehemaligen KirchGruppe hö here Sicherheitsanforderungen in bezug auf Schutz vor Piraterie. Dafür bietet die modulare Lö sung mehr Flexibilitä t. Bei Bedarf ermö glicht sie dem Boxenhersteller ohne groß en Aufwand eine neue Konfiguration. Darüber hinaus gibt es aber noch eine weitere Variante, die noch mehr Flexibilitä t und Freiheit, vor allem für den Anwender, bietet: Die Common Interface-Lö sung. Hier ist der Hardware-Baustein, der die Verbindung zwischen Endgerä t und Smartcard darstellt, von auß en steckbar (vorzugsweise mit mehreren Steckplä tzen) ausgeführt (vgl. Deutsche TVPlattform e. V. / FKTG e. V. 2001).
Technisch ist dies nach DVB mit einer sogenannten PC-Card (der PCMCIA-Standard aus der Computertechnik) relativ einfach zu realisieren. Der Vorteil: Mit einer so ausgerüsteten Empfangsbox muss man sich nicht schon beim Kauf auf ein bestimmtes System festlegen. Vielmehr kann der Anwender selbst auch nachträ glich jederzeit jedes beliebige CA-System nachrüsten, ohne sich eine zusä tzliche komplette Box kaufen zu müssen (Alle übrigen Baugruppen sind ohnehin bei allen Systemen baugleich bzw. kompatibel). Damit diese Kombination jedoch funktioniert, ist für die einzusteckende Baugruppe eine standardisierte Schnittstelle erforderlich. Nach Ansicht vieler Marktteilnehmer sollten möglichst alle Geräte mit einer solchen genormten Schnittstelle ausgerüstet sein, um dem Kunden mö glichst hohe Flexibilitä t zu bieten. Das Common Interface wird von ihnen als die gegenwä rtig einzig verfügbare realistische Lö sung hierzu betrachtet. Andere wiederum halten das Preisargument für wichtiger und plä dieren deshalb für fest integrierte, so genannte ‚Embedded CA-Lö sungen‘, bei denen auf eine CI-Schnittstelle verzichtet werden kann. Beide Lö sungen stellen keinen Widerspruch dar, sondern ergänzen sich komplementä r (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001). Durch das Nebeneinander von Endgerä ten mit fest eingebautem CA und solchen mit steckbarem CA über ein Common Interface wird ein offener Wettbewerb forciert. „Damit jedoch dieser Ansatz wirklich zu einer Ö ffnung des Marktes für Inhalteanbieter, Netzbetreiber und Endgerä tehersteller gleichermaß en führt, muss sichergestellt werden, dass
- alle Ü bertragungswege, also Terrestrik, Kabel und Satellit, für Endgerä te mit fest eingebautem CA und solche mit steckbarem CA über ein Common Interface (CI) freigegeben werden und
- alle Diensteanbieter und Netzbetreiber Ihre Inhalte nicht nur für Endgeräte mit fest eingebautem CA, sondern auch für solche mit steckbarem CA über ein Common Interface (CI) verfügbar machen; d. h. es muss auch die Verfügbarkeit entsprechender CA-Module sichergestellt werden“ (Deutsche TVPlattform e. V. / FKTG e. V. 2001).
Das „Nebeneinander“ verschiedener Implementierungen oder unterschiedlicher CA-Systeme führt zu einen freien Wettbewerb, der in der Regel nach kurzer Zeit zu sinkenden Preisen für den Kunden führt. Auch in anderen Lä ndern hat man über Lö sungen wie das Common Interface intensiv nachgedacht. So z.
B. in den USA, wo die neuesten Bestimmungen des FCC ab dem Jahr 2001 zur Vermeidung von Marktverzerrungen durch die Dominanz einzelner Marktteilnehmer den Verkauf von Set-Top-Boxen, die ein CA-System fest eingebaut haben, verbieten. Ein CA-Modul in Empfangsgerä ten ist dort zukünftig nur noch in Form von extern steckbaren Einheiten erlaubt (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001).
1.3.1.9 Die Set-Top-Box
Damit der Zuschauer, der auf Digitalempfang umsteigen will, nicht gezwungen ist, sich gleich einen komplett neuen Fernseher zu kaufen, verstä ndigten sich Gerä tehersteller auf die sogenannte Set-TopBox. Diese ist ein Zusatzgerä t und wird, ä hnlich wie ein Satelliten-Receiver, zwischen Antennen-,
Kabelanschluss oder die Satelliten-Parabolantenne und das Fernsehgerät angeschlossen. Künftig kö nnte die Set-Top-Box auch in das dann digitale TV-Gerä t mit integriert sein (Integrated Television). Die SetTop-Box empfängt die (digital codierten) Signale, verarbeitet sie zusä tzlich auch weiter, ä hnlich wie ein Computer. Die eigentliche Bild- und Tonwiedergabe kann weiterhin auf dem bereits vorhandenen Fernsehgerä t beliebiger Bauart und Größ e erfolgen (vgl. Ziemer 1997, S. 31ff. sowie Messmer 2002, S. 27).
Bei der Einführung des digitalen Fernsehens in ganz Europa spielten die Pay-TV-Anbieter die Vorreiterrolle, die ihren Kunden zusammen mit dem Programmabonnement auch die erforderliche SetTop-Box lieferten. Das hat bis heute zu einer Segmentierung des Marktes in mehrere nicht miteinander kompatible Systeme mit jeweils eigenstä ndigem, proprietä rem API geführt. In Deutschland erwarben oder mieteten auf diesem Wege seit 1996 bis März 2003 etwa 2,6 Millionen Pay-TV-Zuschauer von Premiere die so genannte d-box (I oder II), die speziell auf das Programm- und Inhalteangebot der Sender der ehemaligen KirchGruppe sowie deren Systemeigenschaften zugeschnitten ist (vgl. Evert 2003). Ein entsprechender Markt für Kaufboxen entwickelt sich erst seit etwa zwei Jahren mit unterschiedlichen Preis- und Leistungsklassen. Die meisten der bisher zu kaufenden Gerä te arbeiten mit dem von der F.U.N.-Gruppe (Free Universe Network) eingeführten System auf der Basis des OpenTV-API und OpenTVCommon Interface. Dieser deutsche Markt lässt sich derzeit in vier Segmente unterteilen:
- d-box I und II
- F.U.N.-Boxen
- (FTA) Free-to-air- bzw. Zapping-Boxen ohne API und ohne bzw. mit integriertem CA-System (vgl. Ziemer 1997, S. 341 sowie Messmer 2002, S. 29).
- Set-Top-Boxen mit neuem MHP-API und modularem CA-System
Im Folgenden sollen diese bisher existierenden Systeme kurz vorgestellt werden:
Bei der auf dem BetaResearch-System basierenden von der ehemaligen KirchGruppe in Zusammenarbeit mit Nokia entwickelten d-Box stehen die eigenen Pay-TV Angebote von Premiere im Mittelpunkt und werden durch verschiedene Maß nahmen, wie z. B. den elektronischen Programmführer (EPG) und den Navigator unterstützt. Prinzipiell kö nnen mit der d-Box zwar auch alle übrigen unverschlüsselt ausgestrahlten Fernsehprogramme empfangen werden, allerdings nur die reinen Programme, nicht aber die Zusatzanwendungen, denn diese funktionieren nur mit Unterstützung der speziell dafür entwickelten Betriebssoftware des jeweiligen Anbieters (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001).
Das 1999 gegründete Free Universe Network (F.U.N.) entwickelt Set-Top-Boxen mit DVB-CI und dem API der amerikanischen OpenTV Inc. Das F.U.N. steht grundsä tzlich allen potenziellen Marktteilnehmern offen. Das Ziel-API von F.U.N. ist jedoch MHP, das DVB-API. Alle F.U.N.-Decoder sind mit mindestens einem CI ausgestattet (vgl. Ziemer 1997, S. 341 sowie Messmer 2002, S. 29). Entsprechende Gerä te werden von diversen Herstellern am Markt angeboten. Zusammen mit OpenTV stellen die F.U.N.-Boxen nach aktuellem Stand der Diskussion, da man sich in Deutschland auf den MHP-Standard geeinigt hat (siehe „Mainzer Erklärung“).
Zapping- bzw. Free-to-air-Boxen, welche bis zur Einführung von MHP die einzigen waren, die ohne proprietä re Elemente auskamen, kö nnen zwar alle unverschlüsselten digitalen Programme empfangen, nicht aber die Zusatz-Applikationen. Ein wesentliches Funktionselement dieser Decoder ist der Basisnavigator, der die SI-Daten aller verfügbaren Programme auswertet. Die FTA-Boxen decken somit also nur die Grundfunktionen des digitalen Fernsehens ab. Man kann mit ihnen Fernsehen und Hö rfunkprogramme empfangen, aber keine multimedialen Inhalte oder Pay-TV darstellen. Für viele (via DVB-T versorgten) Zuschauer mag dies aber heute wie in Zukunft eine vö llig ausreichende Funktionalitä t sein, was darauf schließ en lä sst, dass es auch nach erfolgter Einführung des MHP-Standards einen relevanten Markt für Zapping- bzw. FTA-Boxen geben wird, da diese Endgerä te wegen geringerer Anforderungen an Prozessorleistung und Speichergrö ße mit niedrigeren Kosten hergestellt und angeboten werden kö nnen als Boxen mit proprietä ren oder MHP-APIs (vgl. Deutsche TV-Plattform e. V. / FKTG e. V. 2001).
MHP-Boxen befinden sich aktuell in der Markteinführung: Erste entsprechende Set-Top-Boxen, die mit der neuen, offenen Programmierschnittstelle MHP ausgestattet sind, wurden von Humax, allerdings bislang nur für den Empfang für DVB-S und DVB-T, auf dem 5. Nationalen Kabelkongress in Leipzig angekündigt und befinden sich bereits im Handel (vgl. WEB-MEDIA.at 2003). Die einschlä gige Konkurrenz hat darauf reagiert und bietet ihrerseits neben MHP-kompatiblen Gerä ten auch bereits Systeme mit integriertem Festplattenspeicher und zahlreichen Zusatzfunktionen an.
1.4 Digitale Ü bertragungswege
1.4.1 DVB-T: Terrestrische Ü bertragung
Bis zum Jahr 2010 soll in Deutschland die terrestrische TV-Distribution auf das digitale Ü bertragungsformat DVB-T (auch als Ü berallFernsehen bezeichnet, siehe www.ueberall-tv.de) umgestellt werden, welches in Europa im Februar 1997 vom ETSI (European Telecommunications Standards Institute) normiert wurde und sich an den Vorgaben für die digitale Kabel- und Satellitenverbreitung orientiert (vgl. Messmer 2002, S. 47).
Die Vorteile von DVB-T liegen auf der Hand: Der stö rungsfreie Empfang in portablen und mobilen Gerä ten, die Mö glichkeit der Verbreitung von Lokalprogrammen und die sich daraus ergebende Erhö hung der Programmvielfalt sowie diverse, zum Teil neuartige Applikationen wie Verkehrsinformationen, Location Based Services (Informationen rund um den Aufenthaltsort), usw. Der analoge terrestrische TV-Rundfunk nutzt in Deutschland zur Zeit noch Kanä le mit Bandbreiten zwischen 7 MHz im VHF- und 8 MHz im UHFBereich, wobei die Programme über Sender ausgestrahlt werden, die in hö hergelegenen Positionen wie z. B. auf Bergen, in Fernsehtürmen, etc. installiert sind (vgl. Ziemer 1997, S. 133). Mit der bisherigen analogen Distribution via terrestrischer Senderketten (Grundnetz- und Füllsender) kö nnen flä chendeckend nur 3 bis 4 Programme übertragen werden, was in der hohen Sendeleistung begründet ist. Für den Betrieb von DVB-T im Gleichwellennetz (Single Frequency Network, [SFN]), das allerdings erst etwa ab dem Jahr 2015 nach der Umstellung der Mehrfrequenznetze auf DVB-T aufgebaut werden wird, lä sst sich die Sendeleistung erheblich reduzieren. Um die daraus resultierenden technischen Probleme zu beseitigen, werden verschiedene Modulationsverfahren (COFDM, QPSK, 16-QAM, 64-QAM) (vgl. Ziemer 1997, S. 136ff) eingesetzt. Die sich hieraus und aus der gewünschten Empfangsart (stationä r, portabel, mobil) ergebenden mö glichen Ü bertragungsraten liegen zwischen 4,98 Mbit/s und 31,67 Mbit/s, was theoretisch die Ü bertragung von bis zu 80 Programmen in SDTV-Qualitä t ermö glicht (vgl. Messmer 2001, S. 48f).
Da jedoch zum flä chendeckenden Aufbau eines Netzes zur digitalen TV-Verbreitung freie Kanä le benö tigt werden, die aber in der gegebenen Situation nicht verfügbar sind, wurde von der Initiative Digitaler Rundfunk für die Ü bergangszeit bin zur Abschaltung der analogen Frequenzen (analoger Switch-off) im Jahr 2010 ein sogenannter Simulcast-Betrieb, also die parallele Programmausstrahlung in analoger sowie digitaler Technik, beschlossen (vgl. BMWA o. J.). In der Terrestrik kann der Simulcast-Betrieb aufgrund der Tatsache, dass von den Kanä len 61 bis 69, die dem Rundfunk zugewiesen wurden, nur vier bis fünf Kanä le für die digitale Ausstrahlung zur Verfügung stehen, nur in den Ballungsrä umen und nur für kurze Zeit erfolgen.
Hierfür wurden bereits die Frequenzbereiche 174-230 MHz, 470-582 MHz und 582-862 MHz für DVB-T reserviert (vgl. BMWA o. J.).
Da die digitale Ausstrahlung via DVB-T auß er Rundfunkprogrammen auch hochratige Daten- und Zusatzdienste umfassen kann, ist DVB-T neben den Telekommunikationstechnologien auch mit zu den drahtlosen Anschlusstechnologien zu zä hlen (vgl. BMWA o. J.). Da die Spezifikationen des DVB-T-Systems bisher lediglich eine unidirektionale Nutzung in Form eines Downstreams vorsehen, kann die Realisation eines Rückkanals nur durch Aufbau eines Hybridsystems mit anderen Anschlusstechnologien erfolgen. So ist es z. B. vorstellbar, dass Signale in Upstream-Richtung mittels UMTS-Netzen (siehe Kap. 1.5.1.4.2) oder WLL (siehe Kap. 1.5.1.4.3) transportiert werden, um Datenströ me über DVB-T zum Downstream anzufordern. Auf diese Weise kö nnten freie Kapazitä ten der digitalen Sender genutzt werden, um die der anderen Netze zu entlasten und generell die Frequenzeffizienz zu verbessern. Mit derartigen Hybridnetzen aus DVB-T und UMTS / WLL wird jedoch erst nach dem Jahre 2010 gerechnet. Voraussetzung dafür werden die flä chendeckende Verfügbarkeit des digitalen Rundfunks und ausreichend verfügbare UMTS-Ü bertragungskapazitä ten sein (vgl. BMWA o. J.).
1.4.2 DVB-C: Breitbandkabel-Verteilnetze
Für die Fernsehprogrammveranstalter in Deutschland sind die Breitbandkabelnetze (kurz BK-Netze, BK kann in diesem Zusammenhang als Abkürzung für Breitbandkabel als auch für Breitbandkommunikation verwendet werden) der Verbreitungsweg mit der hö chsten Reichweite. Das BK-Netz besteht aus einer Vielzahl von Einzelnetzen unterteilt in vier Ebenen unterschiedlicher Dimensionierung (siehe Abb. 3). Mit ca. 1600 Einzelnetzen besaß die Deutsche Telekom AG, (im Folgenden: Deutsche Telekom), den größ ten Anteil in Deutschland und war damit gleichzeitig der größ te Netzbetreiber. Das betreffende Netz umfasste 1,45 Mio. Kilometer Kupferkoaxialkabel mit einer Bandbreite von 450 MHz und 150000 Kilometer Glasfaserkabel mit einer Bandbreite von 862 MHz, das also bereits auf Highend-Niveau ausgebaut ist (vgl. Messmer 2002, S. 37).
Netzebene 1, der überregionale Abschnitt des BK-Netzes, beginnt in den Fernsehstudios und reicht bis zu den sogenannten Breitbandkommunikations-Verteilstellen (BKVtSt). Diese BKVtSt sind für den terrestrischen Empfang und die Annahme von Satellitenprogrammen zustä ndig. Die Netzebene 2, der regionale Abschnitt des BK-Netzes, ist zustä ndig für die Ü bertragung der in den BKVtSt auf die vordefinierten Kanä le gelegten Programme zu den übergeordneten BreitbandkommunikationsVerstä rkerstellen (Ü BKVrSt), die auch als Kabelkopfstationen bezeichnet werden (vgl. Ziemer 1997, S. 145ff). Diese Kabelkopfstationen werden in der Regel noch von der Deutsche Telekom, aber auch bereits (vor allem in den neuen Bundeslä ndern) von privaten Kabelnetzbetreibern betrieben. Auf Netzebene 2 werden die TV-Programme in die entsprechenden regionalen Kabelnetze eingespeist. Netzebene 3, der jeweilige Ortsabschnitt mit Baumstruktur des BK-Netzes, beginnt in den Ü BKVrSt, die vorwiegend in Gebä uden der Deutsche Telekom untergebracht sind, verlä uft in den im ö ffentlichen Grund und Boden noch in Form von Kupferkoaxialkabeln verlegten ö ffentlichen Verteilnetzen und endet an den sogenannten Ü bergabepunkten (Ü P) in den Kellern der Privathä user. In Netzebene 4 werden schließlich die Hausverteilanlagen zusammengefasst, in denen nicht immer nur einzelne Gebä ude, sondern auch ganze Stadtteile verkabelt sein kö nnen (siehe Abb. 3, vgl. Ziemer 1997, S. 145ff).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 Ü bersicht der vier Netzebenen des BK-Netzes
Quelle: Steindorf 2000
Von der Netzebene 4 werden 5,8 Millionen deutsche Haushalte direkt mit Fernsehdiensten beliefert, 7,7 Millionen Haushalte werden von Mitgliedsunternehmen der ANGA (Verband privater Kabelnetzbetreiber) und weitere 7,8 Millionen von sonstigen privaten Netzbetreibern versorgt. Die Netzebenen 1 bis 3 wurden bis zum Verkauf der Kabelnetze von der Deutsche Telekom quasi in Monopolstellung bedient, denn bis zur Netzebene 4 sind bislang etwa 17,6 Millionen Haushalte an die Kabelnetze der Deutsche Telekom angeschlossen (vgl. dazu Messmer 2002, S. 38).
Die fast ausschließ lich via Satellit angelieferten TV-Programme werden in nahezu alle BK-Netze, entsprechend der Entscheidung der jeweils pro Bundesland zustä ndigen Landesmedienanstalt,
eingespeist und auf die mit Kabelanschluss ausgestatteten Haushalte verteilt. Dazu werden die von den Programmveranstaltern angelieferten Fernsehsignale über sogenannte Uplinkstationen bzw. PlayoutCenter zu den Satelliten gesendet. Das QPSK-modulierte Signal wird in der Kabelkopfstation in ein QAMmoduliertes Kabelsignal gewandelt. Jeweils eine Kabelkopfstation ist zur Versorgung eines kompletten BKNetzes notwendig (vgl. Lenz/Reich 1999, S. 97ff. und Ziemer 1997, S. 146ff). Unabhä ngig vom Kabelanlagenbetreiber ist die für die Verbreitung digitaler Fernsehsignale im BK-Netz (DVB-C) nur der als Hyperband bezeichnete Frequenzbereich von 302 bis 446 MHz vorgesehen. Die dazugehö renden, jeweils 8 MHz breiten Sonderkanä le S21 bis S38 kö nnen für die Verbreitung genutzt werden (vgl. Lenz/Reich 1997, S. 106). Bei einer mö glichen Ü bertragungsrate von 35 Mbit/s eines 8-MHz-Kanals ergibt sich somit eine Gesamtdatenkapazitä t von 630 Mbit/s für den ganzen erweiterten Sonderkanalbereich. Somit kö nnen via DVB-C innerhalb dieses Frequenzbereichs entweder 18 HDTV-, 72 EDTV-, 144 SDTV- oder 288 LDTV-Programme übertragen werden (vgl. Ziemer 1997, S. 147). Weil die Ü bertragungskapazitä t des Hyperbandes für die digitale TV- und Zusatzdienste-Verbreitung im BK-Netz heute bereits nicht mehr ausreicht, ist es erforderlich, den ebenfalls der Rundfunkübertragung vorbehaltenen Bereich oberhalb des Hyperbandes von 450 bis 862 MHz im Kabel durch entsprechende Investitionen „aufzurüsten“ und nutzbar zu machen. Würden alle BK-Netze auf Ü bertragungsfrequenzen bis 862 MHz ausgebaut, wäre dadurch eine Gesamtkapazitä t von ca. 2345 Mbit/s gegeben, die es rein technisch zusammen mit den 30 Kanä len, die derzeit noch mit Analogprogrammen belegt sind, erlaubt, etwa 1500 Fernsehprogramme in niedriger LDTV-Qualitä t zu übertragen, in bisher gewohnter SDTV-Qualität wä ren es immerhin noch 776 Programme (vgl. Messmer 2002, S. 41). Aufgrund dieses Potenzials, welches DVB-C mit sich bringt, rechnen die Medienanstalten bei der Vergabe von Kabelkanalplä tzen mit einer deutlichen Entspannung, da die Kabelkanä le im analogen Teil des Kabelnetzes bereits seit einiger Zeit nicht mehr für alle Programmveranstalter ausreichen, die an entsprechenden Kabelkanä len interessiert sind.
Ein weiterer Aspekt ist die bereits erwä hnte Problematik der Rückkanalfä higkeit, um das ganze Spektrum digitaler TV- und Zusatzangebote bis hin zu multimedialen und interaktiven Diensten via Breitbandkabelnetz anbieten zu kö nnen. Ein voll rückkanalfä higes BK-Netz bietet die Mö glichkeit, Datenströ me mit Bewegtbild bidirektional, also im Down- als auch im Upstream in gleicher Qualitä t zu senden. In Berlin erweiterte die Deutsche Telekom ihr BK-Netz vor einigen Jahren bereits mit einer Investition von damals 20 Millionen DM auf Hybrid-Fiber-Coax, eine Kombination aus Kupferkoaxial- und Glasfaserkabel, stellte dadurch 600000 Haushalten erheblich mehr Platz im Kabel für den digitalen (wie auch analogen) Empfang zur Verfügung, der den Nutzern z. B. Fast Internet, eCommerce oder IP40 basiertes Fernsehen ermö glichte (vgl. Messmer 2002, S. 41). Im highend-ausgebauten, voll rückkanalfä higen Breitbandkabelnetz sind also neben der Ü bertragung einer Vielzahl digitaler Fernsehund Radioprogramme auch Hochgeschwindigkeits-Internetzugang, Sprachtelefonie, sowie Anwendungen aller Interaktivitä tsstufen mö glich.
1.4.3 DVB-S: Satellitennetze
Ein Satellitensystem besteht aus drei Komponenten: Der Erdfunkstelle, dem eigentlichen Satelliten und einer Satelliten-Parabolantenne am Boden. Zum Satelliten gesendet werden die TV-Programme von einem so genannten Uplink aus, dem die Signale vom Fernsehstudio aus über festinstallierte Leitungen oder terrestrischen Richtfunk zugeführt werden. Viele TV-Programmveranstalter besitzen ihre eigene Uplinkanlage und senden ihr Signal direkt an den entsprechenden Satelliten. Die Satelliten, die bereits erwä hnten Low-Earth-Orbiter-Satellites (LEOS), beschreiben eine geostationä re Umlaufbahn in einer Hö he von 36000 Kilometer über der Erdoberflä che (siehe Kap. 1.2, geostationä r bedeutet, das der Satellit mit der Bahngeschwindigkeit der Erdrotation kreist. Dadurch bleibt der Satellit stets auf derselben Position, um die zu versorgende Region am Boden konstant mit seiner sogenannten Ausleuchtzone (footprint) zu bedecken, siehe dazu Lenz/Reich 1999, S. 57). Der Transponder im Satelliten empfängt die Signale, verstä rkt und transformiert sie in den Empfangsfrequenzbereich, der bei digitalen Signalen von 11,7 GHz bis 12,75 GHz (oberes Band) (vgl. Lenz/Reich 1999, S. 60 und Ziemer 1997, S. 152) und künftig auch von 21,4 GHz bis 22,0 GHz (vgl. Messmer 2002, S. 43) liegt. Vom Transponder werden sie zur Erde zurückgesendet, wo sie über einen sogenannten Downlink, eine Parabolantenne, aufgefangen werden, um dann schließ lich von einer DVB-S-fä higen Set-Top-Box in den für gä ngige TV-Gerä te zu empfangenden Frequenzbereich umgesetzt und für den Rezipienten dargestellt werden. Im Gegensatz zu früheren Zeiten liegt heute aufgrund der Erhö hung der Sendeleistung der Fernmeldesatelliten der für den Satellitenempfang erforderliche Parabolantennen-Durchmesser je nach regionaler Lage gemessen am footprint des Satelliten nur noch zwischen 50 und 120 cm (vgl. Lenz/Reich 1997, S. 57). Der Kategorie der Rundfunksatelliten zugerechnet werden auch die so genannten High-Power-Satellites, also Satelliten mit grundsä tzlich hö herer Sendeleistung (vgl. Ziemer 1997, S. 149). Satelliten sind aufgrund ihrer Konzeption zur Versorgung groß er Gebiete geeignet. Die von ihnen ausgestrahlten Signale kö nnen nur in vorher festgelegten Gebieten, den bereits erwä hnten Ausleuchtzonen oder footprints, empfangen werden. Fast alle in deutscher Sprache ausgestrahlten Programme sind über die Satellitensysteme ASTRA und EUTELSAT empfangbar. Folglich umfassen die footprints der ASTRA- und EUTELSAT-Satelliten weite Teile Europas. Daher werden per Satellit besonders Voll- bzw. Spartenprogramme verbreitet, im Gegensatz dazu haben Lokal- und Regionalprogramme abgesehen von ausstrahlungsrechtlichen Fragen nicht zuletzt aufgrund der hohen Betriebs- und Belegungskosten meist schlechte Aussichten auf eine Distribution via Satellit (vgl. Messmer 2002, S. 44).
Da die Satellitenbetreiber ein Interesse daran haben, dass die Signale ihrer verschiedenen Satelliten mit einer Parabolantenne zu empfangen sind, werden die Satelliten mit einer Versetzung von ca. 100 Kilometern auf einer Umlaufbahn positioniert, wie das z. B. bei den ASTRA-Satelliten mit einer Position von 19,2° Ost der Fall ist (vgl. Ziemer 1997, S. 150ff). Mit modernen Empfangssystemen ist es durch den sogenannten Multifeed-Betrieb mö glich, Signale von Satelliten verschiedener Positionierung parallel zu empfangen. So kann der Zuschauer Programme über EUTELSAT (13° Ost) (vgl. Lenz/Reich 1999, S. 60), die auf dieser Position sowohl analoge sowie digitale Programme für Europa ausstrahlen, als auch über ASTRA (19,2° Ost), empfangen. Von der Socié té Europé enne des Satellites (SES) wird auß erdem die Orbitalposition 28,2° Ost genutzt, wo sich die Satelliten ASTRA 1D und 2A befinden. Ü ber den ASTRA 2A werden auch Business-TV-Angebote und das so genannte Satellite News Gathering (SNG), welches besonders für die Inhalteübermittlung (dem „Absetzen“) der aktuellen Berichterstattung der Rundfunkveranstalter von groß er Wichtigkeit ist, neben den üblichen Programmzuführungs- und Kabeleinspeisungsdiensten für die Kabelnetze der Betreiber der Ebenen drei und vier distribuiert. Aufgrund der groß flä chigen Abstrahlung eines Programms wird nur ein so genannter Transponder (Satellitenkanal) benö tigt. Dadurch ist die Distribution via Satellit besonders frequenzö konomisch und kostet verglichen mit der terrestrischen Ausstrahlung wesentlich weniger. Darüber hinaus kö nnen Satelliten einen flä chendeckenden und weitestgehend stö rungsfreien Empfang auch in Gebieten gewä hrleisten, die (noch) keinen Zugang zum BK-Netz haben bzw. für den terrestrischen Empfang ungünstig gelegen sind (vgl. Messmer 2002, S. 45). Der Standard DVB-S auf Basis der MPEG 2-Norm zur Satellitenübertragung, welcher 1994 vom European DVB Project erarbeitet und am 01.01.95 in Kraft trat, war die Voraussetzung dafür, dass SES-ASTRA im Jahr 1995 seinen ersten mit 18 digitalen Transpondern ausgestatteten Medium-Power-Satelliten, den ASTRA 1E, in die Erdumlaufbahn auf die Position 19,2° Ost verbringen konnte (vgl. Messmer 2002, S. 45).
In den folgenden Jahren wurden drei weitere mit digitalen Transpondern ausgerüstete Satelliten (ASTRA 1F bis 1H) auf der gleichen Orbitalposition mit einem Versatz von je 100 km positioniert. Es kö nnen je nach Qualitä t sechs bis zehn Fernseh-Programme sowie weitere Medien- und Zusatzdienste auf den jeweiligen Kanälen dieser Satelliten übertragen werden.
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- Citar trabajo
- Sebastian Daul (Autor), Ingo Ehrmann (Autor), 2003, Die Digitalisierung des deutschen Fernsehmarktes - Entwicklung und potenzielle Auswirkungen auf die Marktakteure, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18582
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