Ziel dieser Arbeit ist es, die spezifischen Zielsetzungen, Anforderungen und Ausgestaltungsmöglichkeiten eines Anreiz- und Vergütungssystems für junge Wachstumsunternehmen aufzuzeigen und Handlungsempfehlungen zur Auswahl der geeigneten Anreizinstrumente zu liefern. Auch wenn in dieser Abhandlung, ein Gesamtüberblick über sämtliche Belohnungskomponenten gegeben wird, liegt ein Schwerpunkt auf Long-Term Incentives in Form von aktienbasierter Vergütung, da diese in der Praxis die bevorzugte Form einer erfolgsorientierten Vergütung darstellt.10 Steuerliche Aspekte und die bilanzielle Behandlung von Mitarbeiterbeteiligungen werden dagegen wegen des begrenzten Umfangs der Diplomarbeit nicht behandelt.11 Um das Humankapital als wichtigsten Erfolgsfaktor bzw. Werttreiber identifizieren zu können, werden im zweiten Kapitel zunächst die besonderen Charakteristika der New Economy und junger Wachstumsunternehmen zusammengefasst. Anschließend wird im dritten Kapitel anhand der Principal-Agent-Theorie und einer Auswahl der bedeutendsten Motivationstheorien die Notwendigkeit eines wert- bzw. leistungsorientierten Anreizsystems theoretisch belegt. Darauf aufbauend werden in Kapitel vier die besonderen Anforderungen an ein Anreiz- und Vergütungssystem unter Berücksichtigung der speziellen Ziele eines Wachstumsunternehmens strukturiert. Danach werden in Kapitel fünf ausgewählte Komponenten monetärer und non-monetärer Anreizinstrumente vorgestellt und auf ihre Effektivität in bezug auf die Zielsetzung untersucht, um auf den zentralen Aspekt dieser Abhandlung - die optimale Ausgestaltung des Vergütungssystems - hinzuführen. Auf Grundlage der wesentlichen Erkenntnisse entwickelt der Verfasser daran anschließend ein Gesamtbelohnungsmodell, das als optimales und individuelles Kombinationskonzept der vorgestellten Belohnungskomponenten zu verstehen ist.
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1.1 Problemstellung
Veränderte politische, volkswirtschaftliche und technische Rahmenbedingungen, in Verbindung mit der Globalisierung der Märkte, ließen im vergangenen Jahrzehnt eine „Neue Ökonomie“ entstehen. Durch die Verbreitung des Mediums Internet entstand ein komplett neues Wirtschaftssystem, welches Transaktionskosten mindert, Markteintrittsbarrieren schwinden und nationale Grenzen als unwichtig erscheinen lässt. Es resultierte weltweit eine Gründungswelle junger Wachstumsunternehmen, die zu einem Anstieg des internationalen Wettbewerbs führte. 1
In diesem Kontext erlangte das Humankapital eine zunehmende Bedeutung. Insbesondere in humankapitalintensiven Branchen wird die Leistung der Mitarbeiter auf allen Hierarchie-Stufen des Unternehmens der entscheidende Wettbewerbsfaktor. 2
Die Nachfrage der Unternehmen nach hochqualifizierten und spezialisierten Mitarbeitern ist stark angestiegen, wodurch sich der globale Wettbewerb um Schlüsseltalente, der „War for Talents“, verschärfte. Parallel dazu zog es in den letzten Jahren viele hochqualifizierte Hochschulabsolventen in junge Wachstumsunternehmen, die statt dessen auf besser dotierte Arbeitsverträge bei renommierten und etablierten Unternehmen verzichteten. Neben diesen „High Potentials“ wechselten auch viele erfahrene Top Manager von großen Investmentbanken, Unternehmensberatungen oder Industrieunternehmen zu Unternehmen der New Economy. 3
Auch wenn das knappe Gut „Human Resource“ für alle Unternehmen mehr oder weniger erfolgsentscheidend ist, bildet es speziell für Unternehmen in humankapitalintensiven Wachstumsbranchen, den mit Abstand wichtigsten Erfolgsfaktor. 4 Ein adäquates Anreiz- und Vergütungssystems, mit dem es gelingt, Schlüsseltalente zu rekrutieren, langfristig an das Unternehmen zu binden und ihre Motivation zu fördern, erleichtert es dem Management, sich
1 Vgl. MOSDORF, SIEGMAR (2001), S. 28; SIEBERT, HORST (2000), S.2 ff.; ROSEN, RÜDIGER V. / BEDNARCZUK,
PIOTR (2001), S. 5
2 Vgl. GOLDMANN, ROBERT (1998)
3 In 2000 gingen 21% aller Harvard Business School Absolventen zu Unternehmen der New Economy mit
weniger als 25 Mitarbeitern; 1999 waren es nur 16%. Ihre eigene Firma gründeten 1999 ca. 5% und 2000 ca.
12%. Siehe: www.hbs.edu/career_services/subsites/ec_placement2000_ext.htm; Vgl. HALUSA, MARTIN (1999);
FRANCK, EGON / OPITZ, CHRISTIAN (2000), S.1 f.
4 Eine Untersuchung der wachstumsstärksten Unternehmen in Europa, durchgeführt von GROWTHPLUS, belegt
die große Bedeutung des Humankapitals als wichtigsten komparativen Konkurrenzvorteil.
Vgl. dazu v.a.: GROWTHPLUS (2000); SCHERER, MIRKO (2000), S. 64
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