Einleitend möchte ich kurz meine Themenauswahl begründen und eine knappe
Begriffsklärung bieten, um einen sinnvollen Einstieg in das Thema zu finden.
1.1 Themenauswahl
Ich habe mich für die Bearbeitung des Themas „Armut in seelischen und psychischen
Krisen“ entschieden, da ich aus meinem Jahrespraktikum in einer Tagesstätte für
Menschen mit psychischen und seelischen Krisen, viele Personen kenne, die sich
aufgrund ihrer Krankheitsbilder und/oder ihrer momentanen schwierigen
Lebensumstände in einer finanziellen Notlage befinden du deshalb auch auf
Fallbeispiele zurückgreifen kann. Ich denke, Menschen, deren Lebensumstände
durch psychische oder seelische Störungen, Krankheiten oder Krisen
gekennzeichnet und erschwert sind, trifft eine drohende oder bestehende Armut
besonders hart, da die daraus resultierenden Anforderungen und Erwartungen an sie
beständig steigen und überfordernd sein können.
Ich habe erlebt, wie eine Armutssituation diese Menschen weiter in die Krise treibt
und die Problematik verstärkt und möchte dieses Thema hier deshalb weiter
vertiefen.
1.2 Begriffsklärung
1.2.1 Psychische und seelische Störungen und Krisen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Begriff der psychischen Störung zu
definieren, ich möchte nur ein paar der Versuche herausgreifen.
Nominaldefinition nach Bastine (1998):
Psychische Störungen sind diejenigen, die in Kategoriensystemen, Sammlungen
oder Klassifikationssystemen, wie beispielsweise der Internationalen Klassifikation
psychischer Störungen (ICD- 10), aufgeführt sind. Sie bestimmen sich aus den in den
genannten Systemen vorgegebenen Vorgehensweisen zur Identifikation psychischer Störungen, beispielsweise über konkrete Symptomkataloge. (vgl. Jungnitsch 1999,
S.56-57)
Definition nach der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD- 10):
Eine psychische Störung ist ein klinisch erkennbarer Komplex von Symptomen oder
Verhaltensauffälligkeiten verbunden mit Belastung und Beeinträchtigung von
Funktionen auf der individuellen bzw. sozialen Ebene. (ICD- 10 1999) [...]
Gliederung
1 Einleitung
1.1 Themenauswahl
1.2 Begriffsklärung
1.2.1 Psychische und seelische Störungen und Krisen
1.2.2 Armut
2 Armut als Folge psychischer Erkrankung
3 Fallschilderungen
3.1 Einleitung
3.1.1 Beschreibung der Einrichtung
3.1.2 Beschreibung der Lebenswelt
3.2 Fall: Herr W
3.3 2.Fall: Frau D
4 Wege aus der Notlage
4.1 Mögliche Einkommensquellen
4.1.1 Sozialhilfe
4.1.2 Erwerbsminderungsrente
4.1.3 Wohngeld
4.1.4 Eigenes Einkommen
4.2 Unterstützung durch Beratung oder andere Angebote
4.3 „Der zweite Arbeitsmarkt“
5 Schluss
6 Literatur
1 Einleitung
Einleitend möchte ich kurz meine Themenauswahl begründen und eine knappe Begriffsklärung bieten, um einen sinnvollen Einstieg in das Thema zu finden.
1.1 Themenauswahl
Ich habe mich für die Bearbeitung des Themas „Armut in seelischen und psychischen Krisen“ entschieden, da ich aus meinem Jahrespraktikum in einer Tagesstätte für Menschen mit psychischen und seelischen Krisen, viele Personen kenne, die sich aufgrund ihrer Krankheitsbilder und/oder ihrer momentanen schwierigen Lebensumstände in einer finanziellen Notlage befinden du deshalb auch auf Fallbeispiele zurückgreifen kann. Ich denke, Menschen, deren Lebensumstände durch psychische oder seelische Störungen, Krankheiten oder Krisen gekennzeichnet und erschwert sind, trifft eine drohende oder bestehende Armut besonders hart, da die daraus resultierenden Anforderungen und Erwartungen an sie beständig steigen und überfordernd sein können.
Ich habe erlebt, wie eine Armutssituation diese Menschen weiter in die Krise treibt und die Problematik verstärkt und möchte dieses Thema hier deshalb weiter vertiefen.
1.2 Begriffsklärung
1.2.1 Psychische und seelische Störungen und Krisen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Begriff der psychischen Störung zu definieren, ich möchte nur ein paar der Versuche herausgreifen.
Nominaldefinition nach Bastine (1998):
Psychische Störungen sind diejenigen, die in Kategoriensystemen, Sammlungen oder Klassifikationssystemen, wie beispielsweise der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD- 10), aufgeführt sind. Sie bestimmen sich aus den in den genannten Systemen vorgegebenen Vorgehensweisen zur Identifikation psychischer Störungen, beispielsweise über konkrete Symptomkataloge. (vgl. Jungnitsch 1999, S.56-57)
Definition nach der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD- 10):
Eine psychische Störung ist ein klinisch erkennbarer Komplex von Symptomen oder Verhaltensauffälligkeiten verbunden mit Belastung und Beeinträchtigung von Funktionen auf der individuellen bzw. sozialen Ebene. (ICD- 10 1999)
Comer:
Comer kommt nach der Analyse entsprechender Definitionsversuche zu der Aussage, dass bislang keine einheitliche Definition gegeben ist. Als gemeinsame Merkmale sind jedoch
a) Abweichung
b) Leidensdruck
c) Beeinträchtigung sowie
d) Gefährdung
zu nennen. (vgl. Jungnitsch 1999, S.57)
Auf den betroffenen Personenkreis werde ich unter Punkt 2.1.1 dieser Arbeit noch besonders eingehen.
1.2.2 Armut
Da es eine Vielzahl von Definitionen für den Begriff der Armut gibt und es an dieser Stelle zu umfassend wäre alle zu verdeutlichen, beschränke ich mich auf die Erläuterung des Armutsbegriffes, der für diese Arbeit relevant ist. Hier relevant ist der Begriff der „Sozialhilfe- Armut“, d.h., arm ist, wer Anspruch auf Sozialhilfe hat. Die Sozialhilfe ist eine staatliche Leistung, auf die jeder Bürger unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch hat. Sie ist eine Hilfe für Menschen, die in eine Notlage geraten, die sie aus eigener Kraft nicht bewältigen können. Sozialhilfe soll Not und Armut verhindern, kann dies aber aufgrund begrenzter Mittel nur in einem eingeschränkten Rahmen. Die Sozialhilfe sichert das Existenzminimum und ist somit der Beginn von Armut.
Notiz : Gegensätzlich hierzu der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung „Lebenslagen in Deutschland“, S.74
Häufig wird in der öffentlichen Diskussion Sozialhilfebezug fälschlicherweise mit Armut gleich-gesetzt. Insbesondere bei steigenden Empfängerzahlen wird von einer zunehmenden Armut gesprochen. Diese Einschätzung ist besonders dann irreführend, wenn durch eine Anhebung der Leistungen der Sozialhilfe der Kreis der Anspruchsberechtigten ausgeweitet wird. Eine solche Entwicklung kann nicht als Anzeichen für eine steigende Armut interpretiert werden, sondern ist Ergebnis des gesetzgeberischen Willens zur Verbesserung der Lebenslage auf Sozialhilfe angewiesener Menschen. Eine länger dauernde Angewiesenheit auf Sozialhilfe kann aber zu einem Leben auf unterem Lebensstandard führen, das mit Einschränkungen verbunden sein kann.
Wichtig zu erwähnen finde ich an dieser Stelle noch die Begriffe der sozialen und kulturellen Armut, die mit finanziellen Notlagen oft einhergehen, da die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben meist auch Kosten mit sich bringt, die das Budget eines Sozialhilfeempfängers und seiner Familie zu sehr belasten. Somit sind viele dieser Menschen von der Teilhabe ausgeschlossen.
Empfängerquoten laufender Hilfe zum Lebensunterhalt am Jahresende 1998
Empfänger-Quoten
Anteil der Sozialhilfebezieher an der jeweiligen Bevölkerung in % -
Männer 3,2
Frauen . 3,8
Deutsche . 3,0
Ausländer 9,1
Kinder (unter 18 Jahre) .. 6,8
Ältere Menschen (65 und älter) . 1,3
Früheres Bundesgebiet . 3,7
Neue Länder und Berlin-Ost .. 2,7
Empfänger insgesamt 3,5
Quelle: Statistisches Bundesamt, Sozialhilfestatistik, aus Lebenslagen in Deutschland. Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. S. 79
2 Armut als Folge psychischer Erkrankung
Es gibt viele Ursachen für Armut, die alle hier aufzuführen zu umfangreich wäre. Ich beschränke mich auf den für diese Arbeit relevanten Aspekt, also der Armut als Folge einer psychischen Störung oder einer seelischen Krise.
Menschen, die an einer psychischen Störung leiden oder sich in einer schweren seelischen Krise befinden, verlieren oft Ausdauer und Durchhaltevermögen, Sie sind aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr in der Lage, selbst für ihren Unterhalt aufzukommen und deshalb auf fremde Hilfe angewiesen. Viele dieser Menschen haben nicht die Möglichkeit oder auch einfach Angst davor sich anderen anzuvertrauen und Hilfe zu fordern und bleiben so in ihrer schlechten finanziellen Lage.
Als Beispiel eine junge Frau, die erfolgreich einen Beruf erlernt hat und auch einige Jahre in fester Anstellung war. Diese junge Frau bekommt mit 28 Jahren eine depressive Episode. Sie kann sich niemandem anvertrauen, da sie selbst nicht weiß, was mit ihr los ist und kein Vertrauen mehr zu ihren Mitmenschen hat. Sie kündigt ihren Arbeitsplatz und zieht sich immer mehr in ihre Wohnung zurück, wo sie in Grübeleien versinkt und tagelang nur im Bett liegt. Die Familie versteht nicht, was passiert und reagiert mit Unverständnis („Die spinnt doch“) und entzieht Fürsorge und auch die finanzielle Unterstützung. Als die junge Frau sich schließlich einem Arzt anvertraut, leitet dieser verschiedene Hilfsmaßnahmen in die Wege und verweist sie unter anderem auch an das Sozialamt, wo sie Sozialhilfe beantragt, da sie momentan nicht in der Lage ist, selbst für ihren Unterhalt aufzukommen. So wird aus einer bis dahin leistungsfähigen und erwerbstätigen jungen Frau innerhalb kurzer Zeit ein „Sozialhilfefall“.
Durch verschiedene Arten von psychischen Störungen geht die Fähigkeit selbst für den Unterhalt zu sorgen auf unterschiedliche Art und Weise verloren, ohne dass die Person etwas dafür kann. Sie gerät unverschuldet in Not und Armut.
So ergeht es vielen Menschen, ich werde dies in den Punkten 3.2 und 3.3 an zwei Fallbeispielen verdeutlichen.
3 Fallschilderungen
3.1 Einleitung
Einleitend zu den Fallschilderungen möchte ich unter Punkt 3.1.1 die Einrichtung beschreiben, in der die Befragten Angebote in Anspruch nehmen und einen Großteil ihrer Freizeit verbringen. Unter Punkt 3.1.2 möchte ich weiter die Lebenswelt der beiden Befragten beschreiben, also ihr Umfeld, wie auch infrastrukturelle Bedingungen des Wohnorts und das soziale Netzwerk beschreiben. Durch die beiden Punkte möchte ich verdeutlichen, welche Voraussetzungen gegeben sind und wie die Lebensumstände von Herrn W und Frau D beschaffen sind.
3.1.1 Beschreibung der Einrichtung
Bei der Einrichtung, die die Befragten besuchen, handelt es sich um eine Tagesstätte für Menschen mit chronischen psychischen Störungen und in seelischen Krisen, die vor sechs Jahren ergänzend zu den Angeboten der Sozialpsychiatrischen Dienste, der niedergelassenen Nervenärzte, von verschiedenen Arbeitsprojekten und abgestuften Formen von betreutem Wohnen, sowie natürlich auch ergänzend zu den stationären Einrichtungen, wie z.B. der naheliegenden Bezirksklinik und mehreren Heimen in E geschaffen wurde. Die Tagesstätte ist geeignet, den schwer erreichbaren Personenkreis der chronisch psychisch Kranken anzusprechen, stationäre Aufenthalte in Heimen und Kliniken zu vermeiden und zu verkürzen und Hilfen bei der Wiedereingliederung von langfristig hospitalisierten Patienten in den Alltag anzubieten. Damit trägt die Tagesstätte auch zur Entlastung der Angehörigen bei. Die Tagesstätte „Waldhaus“ steht allen Menschen, auch den Angehörigen, im Landkreis E offen, die seit langer Zeit chronisch unter seelischen Belastungen und psychischen Krankheiten leiden, ist aber auch offen für Menschen, die sich vorübergehend in einer schweren seelischen Krise befinden und Hilfe und Unterstützung suchen. Die Tagesstätte soll ohne Zeitdruck sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten, Kurs- und Trainingsmöglichkeiten schaffen und ein offener Treffpunkt für Austausch, Gespräch und Kennenlernen sein. Das „Waldhaus“ liegt zentral in einem schönen, alten Haus mit großem Garten in E, ist relativ günstig erreichbar und es bestehen gute Vernetzungsmöglichkeiten zur Nachbarschaft und den Angeboten der Stadt E.
Räumlichkeiten
Im Haus stehen verschiedene Räume zur Verfügung. Im Erdgeschoss gibt es eine große Küche, die täglich zum gemeinsamen Kochen und regelmäßig zum Backen genutzt wird, eine Cafeteria mit Thekenbetrieb, die von Besucherinnen oder Besuchern der Tagesstätte betrieben wird, einen Raucherraum, der immer gut besucht ist und ein WC für die Besucherinnen und Besucher. Im Obergeschoss befinden sich Personalräume, also ein Büro für die Mitarbeiterin der Verwaltung und ein Büro für das sozialpädagogische Personal, außerdem ein Computer. und Fitnessraum und ein Raum, der hauptsächlich für therapeutische Angebote, wie zum Beispiel Kunst- und Musiktherapie, aber auch für Einzelgespräche genutzt wird. Eine wichtige Rolle spielt der große Garten, der vor allem im Sommer für verschiedenste Freizeitmöglichkeiten aus dem Bereich Sport und Spiel, aber auch für Ruhe und Erholung genutzt wird.
Zielgruppe
Die Tagesstätte „Waldhaus“ ist eine Einrichtung für chronisch psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen. Insgesamt kommen in etwa 70 Personen im Monat zu unterschiedlichen Zeiten in die Tagesstätte, von denen aber nur ein geringer Teil täglich kommt. Das „Waldhaus“ ist auf zwanzig Besucher ausgelegt.
Das „Waldhaus“ richtet sich an Menschen,
- die aufgrund ihrer psychiatrischen Störung nicht im normalen Erwerbsleben stehen, dauerhaft arbeitslos oder teilweise beschäftigt sind, über einen längeren Zeitraum keine Beschäftigung finden können oder Sozialhilfeempfänger sind
- die Probleme haben, Kontakte aufzunehmen und längere Bindungen zu halten oder die ohne soziale Bindungen, oft ohne Partner oder Partnerin oder familiäre Bindung leben und nur über eingeschränkte soziale Fähigkeiten verfügen
- die in belasteten Familiensystemen leben
- die aus stationärer Behandlung entlassen sind und anschließende Angebote suchen
- die für vorhandene Rehabilitationsprogramme für Menschen mit psychischen Störungen zu viele Defizite aufweisen.
Mehrfachdiagnosen, wie z.B. das gleichzeitige Auftreten von psychischen Erkrankungen, Lernbehinderungen und Suchterkrankungen, stellen kein Ausschlusskriterium dar.
[...]
- Quote paper
- Sandra Bieber (Author), 2003, Armut in psychischen und seelischen Krisen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18539
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