Forschendes Lehren findet im Rahmen der Aktions- bzw. Handlungsforschung statt. „Aktionsforschung ist die systematische Untersuchung beruflicher Situationen, die von Lehrerinnen und Lehrern selbst durchgeführt werden, in der Absicht, diese zu verbessern.“ (Altrich und Posch, 2007, S. 13).
Da das forschende Lehren einen Anlass benötigt, wird zunächst eine Unterrichtsreflexion beschrieben, aus welcher sich das zu erfoschende Thema ergibt. In dieser Arbeit ist das Resultat daraus die Untersuchung von Unterrichtsstörungen durch Lehrer, die im Anschluss mit Hilfe eines Fragebogen untersucht und im Anschluss ausgewertet wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung / Unterrichts- und Forschungskonzept
2 Reflexion des Unterrichtsversuchs
2.1 Reflexion der Vorbereitung
2.2 Durchführung
2.3 Reflexion der Durchführung
2.4 Kontrolle des Unterrichtsversuchs
3 Aufgreifen einer Problemstellung
4 Methodik
5 Untersuchung und Ergebnisse
5.1 Der Fragebogen
5.2 Durchführung und Auswertung der Umfrage
5.3 Ergebnis der Umfrage
5.4 Durchführung und Auswertung der Interviews
6 Hinweis und Handlungsempfehlungen für die Schule
7 Literaturverzeichnis
8 Anhang
8.1 Planung für den Unterrichtsbesuch im Rahmen des Fachpraktikums Wirtschaftswissenschaften
8.2 Fragebogen
8.3 Ergebnis der Umfrage
8.4 Auswahl der fünf gravierendsten Verhaltensweisen
8.5 Störende Verhaltensweisen von Lehrkräften
8.6 Grafische Auswertung des Verhaltens auf Störungen
1 Einleitung / Unterrichts- und Forschungskonzept
Forschendes Lehren findet im Rahmen der Aktions- bzw. Handlungsforschung statt. „Aktionsforschung ist die systematische Untersuchung beruflicher Situationen, die von Lehrerinnen und Lehrern selbst durchgeführt werden, in der Absicht, diese zu verbessern.“ (Altrich und Posch, 2007, S. 13)
Diese Definition trifft meiner Meinung nach den Kern des forschenden Lehrens. Lehren sollte aus eigenem Interesse des Lehrers[1] basieren, um durch die gewonnenen Erkenntnisse den eigenen Unterricht zu verbessern. (vgl. Mertler, 2006, S. 2).
Weiterhin ist es sinnvoll, die Ergebnisse zu publizieren, damit aus dem Forschen aus eigener Intention, Aktionsforschung wird. (Altrich und Posch, 2007, S. 29). Meiner Ansicht nach ist der erste Schritt damit getan, die Resultate mit dem Lehrerkollegium zu besprechen. Diese sind, wie ich im Rahmen meines Fachpraktikums für Wirtschaftswissenschaften festgestellt habe, meistens selbstkritisch eingestellt. Sie sind daran interessiert ihre eigenen Fähigkeiten mit den Erkenntnissen aus dem Forschenden Lehren zu vergleichen und gegebenenfalls ihren Unterricht zu verbessern.
Dem forschenden Lehren in Form von Steigerung des Leistungsniveaus kommt zudem ein großes öffentliches Interesse zu Gute, welches den hohen Grad an Notwendigkeit zeigt. Meiner Ansicht nach muss eine dauernde Verbesserung des Unterrichts stattfinden, damit eine kontinuierlich hohe Unterrichtsqualität gegeben ist und die Schüler leistungsstärker werden können, besonders im Hinblick auf die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie (vgl. Altrich und Posch, 2007, S. 22) Aus diesem sinkenden Leistungsniveau resultiert die unter anderem immer schlechter werdende Situation hochqualifizierten Personals, denn Bildung findet hauptsächlich in der Schule statt. Reicht das erlangte Niveau für ein Studium nicht mehr aus, wird die Zahl der Absolventen geringer und die Nachfrage nach diesen kann nicht mehr gedeckt werden (vgl. Bundesministerium für Forschung und Bildung, 2010).
Meines Erachtens kann und sollte die Umsetzung von forschendem Lehren durch jede Lehrperson erfolgen. Die Kompetenzen, die dafür benötigt werden, bringt das Lehrpersonal aus der akademischen Ausbildung mit. Am wichtigsten ist jedoch, dass der Lehrer selbstkritisch ist und die Bereitschaft hat, sich und seinen Unterricht stetig verbessern zu wollen. Ich denke, dass Lehren nur erfolgreich ist, wenn zuvor ein Lernprozess seitens des Lehrpersonals statt gefunden hat. Dies betrifft nicht nur das Fachwissen, sondern auch seine richtige Vermittlung. Beim forschenden Lehren wird ermittelt, was am Unterricht verbessert werden kann, wodurch man wiederum neue Erkenntnisse und Ansätze aufdeckt und diese in der Praxis anwenden kann.
Es gibt verschiedene Arten des Lernens im Schulalltag. Der Fokus liegt hier vorrangig auf dem Beobachten und Beobachtet werden. Der Lehrende betrachtet im beruflichen Leben tagtäglich das Schülerverhalten. Er sollte es nicht nur im Rahmen der Evaluation betrachten, sondern hier Chancen für eine Reflexion und gegebenenfalls für eine Umgestaltung des eigenen Unterrichts sehen. Zudem kann die Lehrperson durch Hospitationen in den eigenen Schulstunden zu neuen Erkenntnissen gelangen. Diese können zum einen durch Kollegen sowie durch Studenten erfolgen, die demnächst Einzug in die Schulen aufgrund der Erweiterung der Praxisphasen während des Studiums halten werden. Außerdem sollten nach meiner Auffassung Feedbackbögen und Gespräche mit den Schülern als Methoden zur Qualitätssteigerung des Unterrichts eingesetzt werden.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten wie die Aktionsforschung in der Praxis umgesetzt werden kann, wobei das Grundgerüst aus Planen, Entwickeln, Handeln und Reflektieren besteht (vgl. Mertler, 2006, S. 33). Unter Planen ist die Auswahl einer Forschungsfrage zu verstehen. Diese kann sich auf eine konkrete Fragestellung beziehen, mehrere Entwicklungsinteressen verfolgen oder offen gestellt sein (vgl. Altrich und Posch, 2007, S. 62). Außerdem sollte der Lehrende einen Forschungsplan entwickeln, in dem er die Ziele, den Zeitraum und die für die Datenerhebung geeigneten Methoden wie z.B. Beobachtungen, Fragebögen, Interviews usw. erfasst. Auch sollte er über die Nutzung eines Tagebuchs, in welchem er sowohl die Unterrichtsstunden als auch seine Gedanken und Erinnerungen in Form von Memos erfasst. Diese Verfahren helfen der Lehrperson sich bei der späteren Auswertung an die unterschiedlichen Situationen zu erinnern (Altrich und Posch, 2007, S. 30 ff.). Altrich und Posch messen dem Handeln und Reflektieren jedoch eine höhere Bedeutung zu. Handeln ist die Umsetzung der gewonnenen Informationen in die Praxis, wobei unter Reflexion die nachfolgende Bewertung dieser Handlungserfahrung gemeint ist. „Beide werden dadurch gewinnen: dem Handeln werden durch die Reflexion neue Möglichkeiten eröffnet, und die Reflexionsergebnisse werden durch das Handeln einer Überprüfung unterzogen“ (Altrich und Poch, 2007, S. 15). Ich stimme Altrich und Posch (2007) darin zu, dass das Handeln und Reflektieren wichtiger ist, als geeignete Methoden zur Untersuchung zu verwenden. Denn im Mittelpunkt des forschenden Lehrens steht der Anspruch der Verbesserung des Unterrichts und der Hebung des Leistungsniveaus.
2 Reflexion des Unterrichtsversuchs
Mein Unterricht fand am 16.06.2010 im Berufsgrundschuljahres statt. Das Thema der Unterrichtsstunde „Finanzierung eines eigenen Betriebs“ war die dritte Stunde in der Unterrichtsreihe „Selbstständigkeit“. Dabei handelte es sich um ein nicht im Lehrplan vorgesehenes Thema. Da die Klasse zuvor bereits mit dem kompletten Lehrplan fertig war, wurde uns Praktikanten freigestellt, eine komplette Unterrichtsreihe frei zu gestalten und unseren Unterrichtsversuch darin abzulegen. Wir haben dieses Thema gewählt, da die Schüler in diesem Schuljahr viel theoretisches Wissen erlangt haben, welches wir ausbauen und festigen wollten. Darüber hinaus wollten wir ihnen einen Einblick verschaffen, wie sie sich selbstständig machen können. Das Ziel der Unterrichtsreihe war den Schülern die Perspektive des Unternehmers näher zu bringen und so die Berührungsangst zu diesem Thema zu senken.[2]
2.1 Reflexion der Vorbereitung
Ich habe bei der Vorbereitung zunächst die Kompetenzen der Schüler sowie meine bereits gesammelten Erfahrungen mit ihnen bedacht, da ich bereits vor meinem Unterrichtsversuch in dieser Klasse unterrichtet habe. Dort herrschte ein gutes Klassenklima und die Schüler verfügten über sehr gute Sozial- und Humankompetenzen. Ihre Methodenkompetenz empfand ich ebenfalls als gut. Die Jugendlichen waren in der Lage sich selbstständig in Gruppen zu organisieren und alle Arbeitsaufträge fast ohne Probleme zu lösen. Weiterhin haben sie im Verlauf des Schuljahres bereits alle für diese Unterrichtsreihe relevanten Themen behandelt. Darauf basierend war ein Ziel des Unterrichtsversuchs das Wissen ins Gedächtnis zu rufen und auf das Thema Selbstständigkeit zu transferieren. Durch die genannten Aspekte fühlte ich mich der Klasse sowohl pädagogisch als auch fachlich, da ich die fachlichen Inhalte im Rahmen meines Studiums behandelt hatte, gewachsen.
Bei der Gestaltung der Arbeitsaufträge habe ich bei der Vorbereitung überdacht, inwiefern die Materialien, die ich aus dem Existenzgründerportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie entnommen habe, didaktisch reduziert werden müssen. Hierbei habe ich mich bewusst dafür entschieden, nicht alle für den Unterrichtsstoff irrelevanten Aspekte zu kürzen, damit die Schüler erkennen, welche Einnahmen und Ausgaben sie erwarten können. Dies sollten sie unter Einbezug des Internets in Erfahrung bringen und auf diese Weise einen Überblick über den Markt und seine Preise gewinnen. Zusätzlich sollten die Jugendlichen erkennen, dass die Bearbeitung des gesamten Materials arbeitsteilig erfolgen muss, um die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit zu erledigen.
Der einzige unklare Faktor in meiner Planung war, ob die Schüler bereits Internetrecherchen durchgeführt haben. Da diese Generation in ihrer Freizeit viel mit dem Computer arbeitet, habe ich das als Alltagswissen vorausgesetzt.
Als didaktische Reserve habe ich die Erstellung einer Powerpoint-Präsentation geplant. Mit dieser sollten die Schüler ihre Ergebnisse vorstellen.
2.2 Durchführung
In dem von mir vorbereiteten Unterricht habe ich darauf geachtet, dass sich die Sozialform des Öfteren ändert. Der Unterricht war in zwei Themengebiete aufgeteilt. Zu Beginn der Doppelstunde haben sich die Schüler mit Rechtsformen beschäftigt und im Anschluss ist die Finanzierung ihres eigenen Betriebs mit Hilfe des Internets bearbeitet worden.
Als erstes habe ich als Sozialform das Klassengespräch gewählt, damit wir gemeinsam die Gesellschaftsformen, die in der vorherigen Stunde bereits wiederholt wurden, ins Gedächtnis rufen konnten. Hierzu haben die Schüler ein Merkblatt[3] mit allen wesentlichen Eigenschaften erhalten. Im Anschluss teilten sich die Jugendlichen in ihren Gruppen auf, um eine Rechtsform für ihren Betrieb zu wählen. Diese haben sie am Ende der Stunde vorgetragen und ihre Wahl begründet.
Im zweiten Teil der Doppelstunde war das Thema die Finanzierung des Betriebs. Ich habe dies mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation vorgestellt. Danach haben die Schüler Arbeitsmaterial erhalten, anhand dessen sie die Finanzierung planen sollten. Um die verschiedenen Beträge zu ermitteln, haben sie das Internet zur Hilfe genommen. Die Ergebnisse sind am Ende der Stunde vorstellt worden.
2.3 Reflexion der Durchführung
Der erste Teil der Stunde verlief ohne Schwierigkeiten. Das verwendete Merkblatt enthielt zwar sehr viele Informationen, jedoch war das Thema bereits im Schuljahr besprochen worden, wodurch es nur einen wiederholenden Charakter hatte. Der einzige Kritikpunkt meinerseits ist, dass die Schüler mehr Zeit für die Aufgabenlösung benötigten als von mir dafür vorgesehen, wodurch mir bereits an diesem Zeitpunkt klar wurde, dass die didaktische Reserve überflüssig sein würde.
Meiner Einschätzung nach ist die Durchführung größtenteils gut verlaufen. Auch das Zusammentragen der Ergebnisse am Schluss der Stunde, funktionierte wie in den vorhergehenden Stunden einwandfrei.
Zunächst ist mir aufgefallen, dass es einige Schwierigkeiten gab es bei der Aufgabenbearbeitung. Die Schüler hatten in den vergangenen Stunden bereits in den Gruppen gearbeitet, was auch dieses Mal sehr gut funktionierte. Eins meiner Ziele war, dass sie nun die Aufgaben in Eigenregie aufteilen und erledigen sollten. Hierbei gab es unerwartete Probleme, da die Jugendlichen die Aufträge nicht direkt sinnvoll untereinander aufgeteilt haben. Ich musste sie mehrfach darauf hinweisen, dass sie die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit nicht lösen können, wenn sie versuchen, sie gemeinsam zu bearbeiten. Nachdem ich ihnen diesen Hinweis gegeben hatte, funktionierte die Aufteilung gut.
Weiterhin stellte ich während der Reflexion fest, dass meine didaktische Reduktion nicht ausreichend war. Die Schüler waren zuvor immer sehr leistungsstark und haben sich immer aktiv am Unterrichtsgeschehen beteiligt. Dies versuchten sie in der von mir durchgeführten Doppelstunde auch, allerdings war die Stofffülle zu groß für dieses Leistungsniveau. Meiner Ansicht nach, hatte ich die Unterlagen bereits ausreichend gekürzt. Während der Stunde fiel mir aber auf, dass die Lerner mit den Aufgaben überfordert waren. Sinnvoller wäre gewesen, die Aufgabenblätter auf die wesentlichen Inhalte reduzieren sollen. Es wurden darin beispielsweise Leasingkosten oder Tilgungskosten erfragt. Diese und einige andere Punkte haben die Lerner, im Nachhinein betrachtet, durcheinander gebracht. Problematisch war hierbei, dass sie sich uneinig waren, welche Dinge sie in ihrem geplanten Betrieb benötigen. Daraufhin habe ich viele Hilfestellungen geben müssen und einige Aspekte im Verlauf des Unterrichtsversuchs vereinfacht. Dass Ziel, dass die Schüler die benötigten Ausgaben und Einnahmen aus dem Material filtern, wurde nur teilweise erfüllt.
In Bezug auf die Internetrecherche hatte ich die Schüler falsch eingeschätzt. Sie konnten zwar mit dem Internet umgehen, hatten aber Probleme dabei, gezielt Daten und Informationen zu suchen und diese zu verwenden. Sinnvoller wäre gewesen, im Rahmen meiner Vorbereitung einige Beispielquellen auszuwählen und den Jugendlichen vorzugeben. Außerdem haben sie das Ziel sich einen Überblick über den Markt und seine Preise zu verschaffen, nur unzureichend erfüllt. Sie hätten beispielsweise verschiedene Versicherungen betrachten und Vergleiche anstellen sollen.
Die Vorstellung des Themas mit Hilfe der Powerpoint-Präsentation habe ich im Nachhinein ebenfalls als ungeeignet empfunden. Ich habe während des Vortrags in sehr kurzer Zeit sehr viele Informationen vermittelt, wodurch ich die Schüler meiner Ansicht nach überfordert habe. Wenn ich dieses Thema wiederholt unterrichten sollte, würde ich diese Form des Vortrags nicht mehr wählen. Ich würde es ohne technische Hilfsmittel vorstellen und Tafelbilder zur Sicherung verwenden. Außerdem habe ich den gesamten Unterricht im Computerraum gehalten. Anstatt diesem würde ich für die Gruppenarbeit und die Vermittlung des Stoffs ein normales Klassenzimmer nutzen und erst im Anschluss zur Internetrecherche in den Computerraum wechseln. Durch die Rechner war die Atmosphäre in der Klasse nicht optimal, da die PCs eine Barriere im Sichtfeld darstellten, was ich persönlich als störend empfand.
Den Unterricht als ganzen betrachtet, sind meiner Meinung nach die meisten Ziele erreicht worden. Die Schüler haben die Vor- und Nachteile der Rechtsformen erkannt und die für sie geeignete gewählt. Außerdem haben sie trotz der anfänglichen Schwierigkeiten viele Daten per Internetrecherche gefunden. Leider reichte die Zeit nicht aus, um das gesamte Arbeitsmaterial zu bearbeiten, da dass Wissen über die Gesellschaftsformen trotz der Wiederholung in der vorangegangenen Stunde, nicht mehr präsent war. Rückblickend betrachtet empfinde ist das als nicht problematisch. Die Schüler sollten die Fähigkeiten erlangen, mit dem Internet geeignet umzugehen und sich in den Gruppen zu organisieren. Dies ist meiner Ansicht nach gut gelungen.
2.4 Kontrolle des Unterrichtsversuchs
In meinem Unterrichtsversuch waren der Praktikumsleiter und zwei weitere Studenten anwesend. Ich habe direkt nach meinem Unterricht ein konstruktives Feedback von ihnen erhalten, was ich als sehr nützlich empfunden habe. Allen ist aufgefallen, wie mir auch bereits während der Stunde, dass die Stoffmenge zu umfangreich und die Vorstellung des Themas mit Unterstützung einer Powerpoint-Präsentation nicht optimal war. Außerdem bin ich, entgegen meiner Planung, auf einen Schüler, der bereits selbstständig einen Autohandel betriebt, nicht eingegangen. Ansonsten fand ich gut, dass alle drei bemerkt haben, dass ich mich in der Lehrerrolle wohl gefühlt habe und gerne unterrichte. Dieses Feedback empfand ich als besonders hilfreich, da es mir zeigte, dass ich in meiner Berufswahl richtig liege und dies auch vermitteln kann.
Um weiterhin konstruktives Feedback zu bekommen, werde ich in Zukunft versuchen, Kollegen zu finden, die in einigen meiner Unterrichtsstunden hospitieren. Ich würde einen Unterrichtsentwurf anfertigen, damit der Beobachter über alle wichtigen Informationen und Ziele verfügt und so eine nützliche Reflexion geben kann. Hätte ich für meinen absolvierten Unterricht keinen Entwurf vorbereitet, wäre mein Fehler, dass ich auf den bereits selbstständigen Schüler nicht eingegangen bin, nicht aufgefallen. Eine weitere Möglichkeit zur Evaluation meines Unterrichts ist, Gespräche über den Stundeverlauf und mein Verhalten mit den Jugendlichen zu führen, damit diese eine Gelegenheit bekommen, Verbesserungsvorschläge anzubringen und so Störungen meinerseits zu beseitigen. Den Einsatz von Feedbackbögen halte ich weiterhin für sinnvoll, da diese anonym ausgefüllt werden. Ich denke nämlich, dass einige Schüler eventuell Angst haben, ihre Meinung offen in der Klasse zu vertreten.
3 Aufgreifen einer Problemstellung
Zunächst beabsichtigte ich, mich mit dem Thema des perfekten Lehrers beschäftigen. In diesem Zusammenhang wären die Eigenschaften, die ein guter Lehrer aus Schülersicht haben soll, beleuchtet worden. Nach einigen Recherchen ist jedoch deutlich geworden, dass dieses Thema bereits ergebnislos erforscht wurde. Es gibt keine bestimmten Merkmale, die Lehrer haben müssen, um guten Unterricht durchzuführen. (vlg. Nolting, 2009, S. 21). Eine gute Lehrperson sollte nicht versuchen dem Mythos des perfekten Lehrers zu folgen. Den besten Umgang zu den Jugendlichen haben die Lehrenden, die einfach sie selbst sind (vgl. Gordon, 2006, S. 32).
Dementsprechend habe ich mich dazu entschlossen, mein Thema zu ändern. Durch die Hospitationen an der Praktikumsschule und meinen gehaltenen Unterricht ist mir aufgefallen, wie viele Aspekte bei der Vorbereitung und Durchführung beachtet werden müssen. Dazu gehören unter anderem Unterrichtsstörungen, da sie etwa 35 Prozent des Unterrichts ausmachen (vgl. Keller 2008, S.28). Nach einer Umfrage von Seitz (1991) empfinden Lehrpersonen an erster Stelle verbale Störungen mit 42,4 Prozent, wie Kommentare zu Lehreräußerungen oder Schwätzen, und an zweiter Stelle mit 19,2 Prozent nonverbale Aktivitäten, wie Eigenaktivitäten (z.B. Zappelphillip) oder Aktivitäten zwischen Schülern (z.B. raufen), als sehr störend. Es gibt viele Theorien zur Prävention und Intervention bei Störungen. Gordon (2006) beschäftigt sich mit den verschiedenen Konfliktkonstellationen (S. 28 ff.). Seine Präventions- und Interventionsmaßnahmen basieren auf der Ermittlung der Person, die die Situation als störend empfindet. Hierbei unterscheidet er, wer genau das Problem besitzt Fühlt sich der Lehrer oder der Schüler gestört? Oder handelt es sich um einen Konflikt zwischen beiden Parteien? Dem Ergebnis dieser Überlegung folgt die richtige Interventionsmaßnahme. Ein anderes Modell, welches mehr auf die Vermeidung von Störungen eingeht, ist das Präventionsmodell nach Lohmann (2007, S. 100 ff.). Dieser schlägt einige Maßnahmen vor, mit welchen Lehrkräfte Störungen durch Schüler vermeiden können. Hierbei geht er auf drei Ebenen vor: der Beziehungsebene, der Disziplinmanagementebene und der Unterrichtsebene. Unter den verschiedenen Punkten befinden sich unterschiedliche Handlungsanweisen. Im Zusammenhang mit der Beziehungsebene diskutiert er die Notwenigkeit eines angemessenen Auftretens, die Wichtigkeit der Beziehung zu den Schülern, die professionelle Kommunikation und den Aufbau eines guten Klassenklimas. Zum Thema Disziplinmanagement schlägt er vor, Klassenregeln einzuführen und einen Klassenrat zu bilden, der die Regeln einführt und sich um die Einhaltung dieser kümmert. Unter der dritten Ebene versteht er, dass vom Lehrkörper gute Vorbedingungen wie eine gute Beziehung geschaffen, Arbeitsbündnisse mit Schülern eingegangen und die Schülerperspektiven erfasst werden müssen. Auch wurden von Nolting (2009, S. 26 ff.) Umfragen unter Lehrern gemacht, welche Maßnahmen zur Störungsprävention sinnvoll sind.
Was jedoch meiner Meinung nach in der Literatur nicht genügend Beachtung findet, sind Störungen, die durch Lehrer verursacht werden. Zwar wird das im Zusammenhang mit allen von mir vorgestellten Theorien genannt und ich möchte nicht abstreiten, dass diese Modelle in der Praxis angewandt Störungen beiderseits vorbeugen können, allerdings werden in der Literatur kaum Handlungsanweisungen zur Vermeidung von Störungen durch Lehrpersonen gegeben. Ich denke, dass vielen Lehrern nicht bewusst ist, wie störend manche Verhaltensweisen sind, und dass der Lernerfolg durch eine Veränderung ihres eigenen Verhaltens gesteigert werden könnte. Hierbei trifft häufig folgende Aussage zu: „Viele Lehrer/innen stören ihren eigenen Unterricht!“ (Nolting, 2009, S. 68).
Diese Tatsache habe ich während der Hospitationen beobachten können. Die Lehrer selbst nehmen diese Art von Störungen selten zur Kenntnis. Besonders auffallend war, wie unterschiedlich die Reaktionen der Schüler waren und welche Meinung sie über die verschiedenen Lehrerpersonen hatten. Daraufhin habe in der Literatur nach Umfragen unter Schülern gesucht, dies endete jedoch erfolglos. Mich interessiert in diesem Zusammenhang, welche Verhaltensweisen die Jugendlichen am meisten stören und ob diese überwiegend mit dem Unterricht und der Vermittlung des Lehrstoffs, oder mit den Charaktereigenschaften von Lehrern zusammenhängen.
Begründet durch die Beobachtungen während der Hospitationen legte ich das Augenmerk auf Störungen meinerseits während meines Unterrichtsversuchs. Dabei fielen mir verschiedene Aspekte auf. In meinem Feedback bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass ich den Schüler, welcher bereits Erfahrungen als selbstständiger Unternehmer hat, nicht genügend in den Unterricht einbezogen habe. Störend hierbei ist der fehlende Realitäts- bzw. Praxisbezug des Unterrichtsthemas. Weiterhin kann ich mir vorstellen, dass einige Jugendliche die Art meines Vortrags, den ich mit Hilfe der Powerpoint-Präsentation gehalten habe, als störend empfunden haben. Die Gruppenarbeit könnte ebenfalls nicht positiv angenommen worden sein. Diese möglichen Störfaktoren verunsicherten mich. Ich stellte mir folgende Fragen: "Wie wirke ich auf die Schüler? Was halten diese von mir und meiner Art zu unterrichten? Welche Wünsche könnten sie bezüglich der Änderung meines Verhaltens haben?"
Meine eigenen Erfahrungen gaben mir einen persönlichen Bezug zum Thema, auf Grund dessen ich diese Problemstellung in den Fokus meines forschenden Lehrens stellte.
Eine weitere Überlegung von mir war, ob es sinnvoll sei, Verhaltensregeln für Lehrer gemeinsam mit Schülern aufzustellen. In den meisten Theorien werden Verhaltensregeln zur Vorbeugung von Unterrichtsstörungen vorgeschlagen. Alle von mir vorgestellten Theorien enthalten diese Präventionsmaßnahme (vgl. Lohmann, 2007, S. 131 ff.; Nolting 2009, S. 45 ff.; Gordon, 2006, S. 28). Allerdings habe ich in der Literatur keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass dies bereits umgekehrt erprobt wurde. Eine gemeinsame Erstellung dieser Richtlinien könnte meiner Meinung nach ebenso Störungen durch Lehrkräfte reduzieren, da sie ihr eigenes Verhalten darauf stützen könnten. Außerdem hätten die Schüler eine Möglichkeit ihre Ansichten und Wünsche anzubringen und auf diese Weise direkt an der Unterrichtsgestaltung teilzunehmen.
[...]
[1] Um die Lesbarkeit des Textes zu verbessern, spreche ich in diesem Bericht von Schülern, Lehrern und Stundenten. Selbstverständlich sind stets Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Studentinnen und Studenten gemeint.
[2] Siehe Anlage 8.1.
[3] siehe Unterrichtsentwurf A1
- Citar trabajo
- Magdalena Malinowski (Autor), 2010, Forschendes Lehren - Störungen durch Lehrer, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184729
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