Dieses Essay befasst sich hauptsächlich damit, welche Bedeutung das heutzutage geflügelte Wort "Interkulturalität" für die Philosophie hat. Außerdem wird der Begriff "Kulturzentrismus" erläutert und dessen Implikationen diskutiert; sowie das Konzept des Polylogs kurz vorgestellt und auf seine Erfolgschance hin in den Blick genommen.
Inhaltsverzeichnis
1. Welche Bedeutung hat Interkulturalität für die Philosophie?
2. Ist Kulturzentrismus in der Philosophie vermeidbar? Wenn ja: Wie? Wenn nicht: Welche Folgen für philosophisches Denken ergeben sich daraus?
2.1 Sind Polyloge in der Philosophie nötig/möglich/ergebnisfähig?
3. Quellenverzeichnis
1. Welche Bedeutung hat Interkulturalität für die Philosophie?
„Interkulturalität“ ist gegenwärtig ein „geflügeltes Wort“; ob in den Naturwissenschaften, der Politik oder eben der Philosophie. Entweder wird die Interkulturalität „ […] als Ausweg aus der Flachheit einer Konsumkultur gepriesen oder als Verlust des Abendlandes beklagt.“1 Aber zuallererst stellt sich die Frage: Was ist Philosophie?
Allgemein angenommen ist die Gliederung der Philosophie in drei Bereiche: Ontologie (Was ist wirklich?), Epistemologie (Was ist erkennbar?) und Ethik (Was soll getan bzw. nicht getan werden?). Beschäftigt sich eine Kultur mit mindestens einer dieser drei Grundfragen und werden darüber hinaus noch eine Metasprache, Argumentationsverfahren und spezielle Terminologie gebildet und entwickelt, dann wird Philosophie betrieben. Nun ist diese Philosophie auch noch ein einen kulturellen Kontext eingebettet. Das bedeutet, dass die verschiedenen Lebens- und Verhaltensweisen eines Volkes einen Einfluss auf das Denken (den Schwerpunkt des Nachdenkens und die Art und Weise wie Gedanken strukturiert und zum Ausdruck gebracht werden) haben. Zum Beispiel war eine der wichtigsten philosophischen Fragen in der chinesischen Kultur die Frage nach der guten Gesellschaft; also eine Frage der Ethik.
Kommen wir zur „Interkulturalität“. Das lateinische „inter“ deutet darauf hin, dass es um ein Philosophieren zwischen den verschiedenen Kulturen geht - also um eine Art von Austausch. Das ist nicht immer einfach, denn manche Kulturen (z.B.: afrikanische Kulturen) haben jahrzehntelang vielleicht sogar jahrhundertelang ihr philosophisches Gedankengut ausschließlich mündlich überliefert und erst sehr viel später (wenn überhaupt) verschriftlicht. Lange Zeit war es ein wichtiges Kriterium, dass eine Schriftkultur entwickelt sein musste, um überhaupt Philosophie betreiben zu können. Heute wird das zum Teil nicht mehr so gesehen und auch orale Traditionen finden Beachtung. Ein Problem bei mündlichen Überlieferungen ist allerdings, dass sich der Inhalt mit jeder Generation, an die das Gedankengut weitergereicht wird, ein klein wenig verändert. So ist die Authentizität eines Gedankens nicht gewährleistet; während man schriftliche Abhandlungen meistens einem bestimmten Urheber zuschreiben kann.
Auch die Sprachen stellen eine Barriere zwischen den Kulturen dar. Am besten ist es natürlich ein (philosophisches) Schriftstück in der Originalsprache zu lesen. Auf der Welt werden ca. 4.000 verschiedene Sprachen gesprochen (wobei die Grenze zwischen eigenständiger Sprache und regionalem Dialekt nicht eindeutig gezogen werden kann und daher die Anzahl stark variiert)2 ; es ist daher ein Ding der Unmöglichkeit jede einzelne auf einem solch hohen Nivea zu erlernen, um sich dann in der jeweiligen Sprache mit dem philosophischen Denken auseinander zu setzen. Man ist also gezwungen mit Übersetzungen zu arbeiten. Übersetzungen „hinken“ aber; denn wie bereits erwähnt strukturiert nicht jede Kultur ihre Gedanken auf dieselbe Weise. Die chinesische Kultur zum Beispiel arbeitet oft mit Metaphern, die aber meist unübersetzbar sind, da ihre Bedeutung sonst verloren geht. Was in China für jeden Philosophiestudenten verständlich ist, liest sich für einen Studenten, der mit einer (womöglich auch noch schlechten) Übersetzung Vorlieb nehmen muss, wie das Rätsel der Sphinx.
Des Weiteren gilt es zu bedenken, dass ein philosophisches Werk immer in einem bestimmten historischen Kontext verfasst wurde. Konfuzius lebte 551 - 479 v.Chr.; also vor ca. 2.500 Jahren. Er war ein gebildeter Mann, der die Entwicklung Chinas prägte und beeinflusste; aber man muss sich auch überlegen, ob seine Lehren gegenwärtig (auch in China) überhaupt noch aktuell sind. Was keineswegs bedeuten soll, dass die Lehren des Konfuzius oder die Theorien des Aristoteles Schnee von gestern sind. Womöglich birgt das eine oder andere Werk eines Denkers aus der einen Kultur einen Lösungsansatz oder einen Denkanstoß für ein durchaus aktuelles Problem einer anderen Kultur. Zum Beispiel betont Aristoteles in seiner Ethik, dass man selbst aktiv danach streben muss, um die Glückseligkeit zu erlangen. Auf die Gegenwart übertragen könnte man in etwa sagen: Man muss selbst aktiv werden und etwas dafür tun, um ein gewünschtes Ziel zu erreichen und nicht einfach nur abwarten, bis einem das Glück in den Schoß fällt. So könnte z.B.: die österreichische Kultur etwas von einem antiken griechischen Philosophen lernen.
Optimal wäre es, wenn sich Philosophen verschiedener Kulturen, die jedoch vor einem ähnlichen Problem (welcher Art auch immer) stehen, zusammentun und gemeinsam nach einer Lösung suchen. „[…] jeder behaupteten Lösung [soll] ein Polylog möglichst vieler Traditionen [vorangehen].“3 Beim Polylog wird keine der am Gedankenaustausch beteiligten Traditionen als überlegen vorausgesetzt; jede Position steht voll und ganz zur Diskussion. Die verschiedenen Positionen sollen einander aufklären; durch die verschiedenen Denkansätze und Argumentationsstrategien gibt man sich gegenseitig neue Denkanstöße, die dann wiederum zu einer völlig neuen Lösung eines Problems führen, welche sich ohne Zwang durchsetzt.
[...]
1 http://them.polylog.org/1/fwf-de.htm#s3, Absatz 18
2 Vgl. http://sciencev1.orf.at/science/news/144292
3 Wimmer; S. 67
- Citar trabajo
- Evelyne Fröstl (Autor), 2010, Interkulturelle Philosophie: Bedeutung – Zentrismen - Polylog, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184357
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