Gegenstand dieser Arbeit soll der christliche Gottesdienst sein. Gemeint ist der Haupt¬gottesdienst mit Predigt und Abendmahl, denn die gottesdienstliche Versammlung der christlichen Gemeinde ist bestimmt von den zwei Formen göttlicher Anrede: dem Wort und dem Sakrament des Altares.
Die Formulierung des Themas versucht einem Mißverständnis auszuweichen, demzufolge der Gottesdienst als unser Dienst für Gott verstanden wird, wiewohl auch unser Handeln im Gottesdienst zur Ehre Gottes nicht gering geachtet werden soll.
Die Arbeit ist zur Untersuchung den Themas aus sytematisch-theologischer Sicht vergeben worden. Sie will deshalb versuchen, den Stoff in dieser Weise zu durchdringen. Sie läßt aber dem praktisch theologischen Bezug einen gewissen Raum, durch den die intradisziplinäre Handhabung gerechtfertigt ist. Die kirchengeschichtliche Her¬leitung der “Elemente“ scheint der Traditionsgebundenheit des Gottesdienstes wegen notwendig zu sein.
Der Stoff ist wiederholt behandelt worden. Das zeigt das Interesse, das ihm von jeher entgegengebracht worden ist. Diese Untersuchung muß sich an diese, meist sekundären Quellen halten. Sie vermeidet aber die bloße Rezension einiger Standardwerke, weil sie sich nicht jeder in ihnen über den Gottesdienst gemachten Aussage anschließen will.
Die Bearbeitung des Themas erfolgt in drei Abschnitten. In einem ersten wird die geschichtliche Entwickelung des Gottesdienstes verfolgt. Dabei steht die Hinführung auf den derzeit in der evangelischen Kirche der Union praktizierten Gottesdienst im Vordergrund. Jedoch ist auf die neutestamentliche Grundlegung und die Entwickelung bis zur Reformation keineswegs verzichtet worden.
Ein weiterer Abschnitt versucht, die wesentlichen Bestand¬teile des Gottesdienstes darzustellen und zu erläutern. Er behandelt in diesem Sinne die Wortverkündigung, das Abendmahl und das Gebet.
Zum Letzten will eine Untersuchung der gottesdienstlichen Formen das Finden tragfähiger Ordnungen der gottesdienstlichen Versammlung christlicher Gemeinde erleichtern. Dies geschieht vorrangig unter dem Gesichtspunkt evangelischer Freiheit. Das gilt besonders für die die Arbeit abschließende Betrachtung der Liturgie des evangelischen Gottesdienstes.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
A. Das werden des christlichen Gottesdienstes und seiner Gestalt (-Elemente-)
1. Jesus und der alttestamentliche Gottesdienst
2. Die neutestamentliche Grundlegung des Gottesdienstes und seine Gestalt bis in das dritte Jahrhundert
3. Die Gestalt des Gottesdienstes von der konstantinischen Zeit bis zur Reformation
4. Die Kritik der Reformatoren am römischen Gottesdienst und ihre Auswirkungen auf seine Gestalt
B. Der Bestand des christlichen Gottesdienstes (-Gehalt-)
1. Das Wort
2. Das Abendmahl
3. Das Gebet
C. Die Bedeutung des christlichen Gottesdienstes und seiner Form (-Gestalt-)
1. Die Gestalt in ihrer Gesamtheit
2. Die Betrachtung der Liturgie
Quellen
Thesen
Vorbemerkung
Gegenstand dieser Arbeit soll der christliche Gottesdienst sein. Gemeint ist damit der Hauptgottesdienst mit Predigt und Abendmahl, denn, wie zu zeigen sein wird, soll die gottesdienstliche Versammlung der christlichen Gemeinde bestimmt sein von den zwei Formen göttlicher Anrede: dem Wort und dem Sakrament des Altares.
Die Formulierung des Themas versucht einem Mißverständnis auszuweichen, demzufolge der Gottesdienst vorrangig als unser Dienst für Gott verstanden wird, wiewohl wir in diesem Gottesdienst, sei es in der einen Stunde am Sonntag oder etwa in unserem gesamten Leben, Gott an uns wirken und handeln lassen, wenn auch unser Handeln im Gottesdienst zur Ehre Gottes nicht gering geachtet werden soll.
Die Thematik muß uns besonders am Herzen liegen, ist doch die anhaltende Gottesdienstnot in unseren Gemeinden m. E. eine der Hauptursachen der allgemeinen Glaubenskrise, in der sich die Gemeinde Jesu Christi in unseren Regionen derzeit befindet. Die Situation in manchen orthodoxen Kirchen, in denen Kritik am Glauben noch lange nicht zu einer Krise im Glauben führt, mag das belegen. Deshalb will die Arbeit versuchen, den Sinn gottesdienstlichen Handelns zu erkennen und somit Hilfe für die Gemeinde und den in ihrem Dienst stehenden Theologen zu sein.
Die Arbeit ist zur Untersuchung den Themas aus sytematisch-theologischer Sicht vergeben worden. Sie will deshalb versuchen, den Stoff in dieser Weise zu durchdringen. Sie läßt aber dem praktisch-theologischen Bezug einen gewissen Raum, durch den die intradisziplinäre Handhabung gerechtfertigt ist. Die kirchengeschichtliche Herleitung der “Elemente“ scheint der Traditionsgebundenheit des Gottesdienstes wegen notwendig zu sein.
Der Stoff ist wiederholt behandelt worden[1]. Das zeigt das Interesse, das ihm von jeher entgegengebracht worden ist. Diese Untersuchung muß sich an diese, meist sekundären Quellen halten. Sie vermeidet aber die bloße Rezension einiger Standardwerke, weil sie sich nicht jeder in ihnen über den Gottesdienst gemachten Aussage anschließen Will,
Die Bearbeitung des Themas nun erfolgt in drei Abschnitten. In einem ersten wird die geschichtliche Entwickelung des Gottesdienstes verfolgt. Dabei steht die Hinführung auf den derzeit in der evangelischen Kirche der Union praktizierten Gottesdienst im Vordergrund. Jedoch ist auf die neutestamentliche Grundlegung und die Entwickelung bis zur Reformation keineswegs verzichtet worden.
Ein weiterer Abschnitt versucht, die wesentlichen Bestandteile den Gottesdienstes darzustellen und zu erläutern. Er behandelt in diesem Sinne die Wortverkündigung, das Abendmahl und das Gebet.
Zum Letzten will eine Untersuchung der gottesdienstlichen Formen das Finden tragfähiger Ordnungen der gottesdienstlichen Versammlung christlicher Gemeinde erleichtern. Dies geschieht vorrangig unter dem Gesichtspunkt evangelischer Freiheit. Das gilt besonders für die die Arbeit abschließende Betrachtung der Liturgie des evangelischen Gottesdienstes.
Halle a. d. Saale, Johannes Baptistae 1975
A. Das Werden des christlichen Gottesdienstes und seiner Gestalt (-Elemente-)
Die in der „Agende der Evangelischen Union I“ festgelegte „Ordnung des Gottesdienstes an Sonn- und Feiertagen“ ist das Ergebnis, langjähriger gemeinsamer Beratungen der Synode[2] der Evangelischen Kirche der Union. Sie „vereint" „lutherische und reformierte Tradition gottesdienstlicher Ordnungen miteinander“[3] und hält damit an dem seit der Reformation gewordenen gottesdienstlichen Leben fest. Ihr legitimes Anliegen, "geistlichen Band sein“ zu wollen, "das die Gliedkirchen der Evangelischen Kirche der Union in Ost und West in wahrer Gemeinschaft am Evangelium, im Dienste Gottes und im Lobpreis seines Namens beieinander hält"[4], ist ebenso anzuerkennen, wie das Bestreben, Wurzeln überlieferter Formen in reformatorischen und vorreformatorischen Vorbildern zu suchen und zu finden. Immerhin ist es dadurch gelungen, zum einen die evangelischen Gemeinden in ihrem Gottesdienst bis zu einem gewissen Grade heimisch werden zu lassen und auch einer übergemeindlichen Verbundenheit der Glieder an Leibe Christi voranzuhelfen und zum anderen einen im Laufe von fast zweitausend Jahren gewordenen Gottesdienst zu erhalten und damit die Möglichkeit der Besinnung auf eine den "großen Kirchen" unserer Zeit ursprünglich gemeinsame Form christlicher Anbetung. Denn trotz der oft anzutretffenden Ablehnung alles "Katholischen" wird man doch mit Genugtuung feststellen müssen, dass der vorfindliche Gottesdienst auf dem Fundament fußt, das unsere gemeinsamen Vorväter übernommen haben von dem Bauherrn der Kirche, Jesus Christus.
1. Jesus und der alttestamentliche Gottesdienst.
Der Ort der Gottesanbetung und -verehrung zur Zeit Jesu ist neben dem Kultus des Jerusalemer Tempels der synagogale Gottesdienst der jüdischen Gemeinde. Hier geschehen Verkündigung und Belehrung - die Verkündigung der überlieferten alttestamentlichen Glaubensinhalte und die Belehrung der jüdischen Gemeinde an Hand des von den Vätern überkommenen Gesetzes und der Propheten. Bestandteile dieses Gottesdienstes waren vor allem die Schriftlesung aus dem Pentateuch und den prophetischen Büchern, sowie deren Erklärung in einer Predigt, der Gesang von Psalmen und das Gebet.
Die neutestamentliche Überlieferung bezeugt uns die Teilnahme Jesu an solchen Gottesdiensten und sein öffentliches Auftreten in ihnen durch Lesen und Auslegen der Schrift[5]. Damit ist gezeigt, dass Jesus den alttestamentlichen Kultus und so das Kultische schlechthin nicht ablehnt, sondern dass er sich in die Tradition des Volkes Gottes und damit in das heilsgeschichtliche Handeln Gottes an seinem Volk hineingestellt weiß. Indem er das religiöse Brauchtum der jüdischen Gemeinde aufnimmt und daran anknüpft, macht er seine Sendung als vom Vater, dem Gott der israelitischen Väter, geschehen deutlich. Wir können also davon ausgehen, dass Jesus die bis zu dem Zeitpunkt seines Kommens in die Welt gewordene kultische Ordnung der Gottesverehrung bejaht.
Dem widersprechen anscheinend die anderslautenden Aussagen, wie sie uns etwa in Joh. 4,20-24 vorliegen. Hier begegnet uns ein dem alttestamentlich-jüdischen Tempelkult gegensätzliches Denken Jesu, in dem jüdisches Anbeten wahrem Anbeten gegenübergestellt wird. Ebenso ist an dieser Stelle das Wort Jesu von der Tetepelzerstörung[6] von Bedeutung. Wenngleich an dieser Stelle der „Neubau des Tempels“ den Bau eines geistlichen Hauses meint[7], liegt es im Blick auf die Parallele in Joh. 2,19 doch nahe, auch eine Absage an den Kultus der alttestamentlichen Gottesdienstgemeinde zu sehen. Wir müssen demnach auch davon ausgehen, dass Jesus Kritik geübt hat an Inhalt und Form des jüdischen Gottesdienstes seiner Zeit.
Wie nun ist dieser vermeintliche Widerspruch zu lösen? Wie lassen sich Jesu "Ja" zu diesem überkommenen Kultus einerseits und seine Kritik an dem religiösen Brauchtum des Judentums andererseits erklären?
Der jüdische Gottesdienst ist, wie alles Gesetz, nicht um seiner selbst willen, sondern um des Menschen willen gemacht.[8] Der Mensch ist also nicht Sklave des Gesetzes, wie z. B. die jüdische Sabbtobservanz glauben machen möchte, sondern er ist durch den Anbruch des Reiches Gottes in Christus von dem alten Gesetz befreit. Christus ist das Ende des Gesetzes[9], in ihm haben sich das alttestamentliche Gesetz und der alttestamentliche Kultus erfüllt. Bis zu dieser Zeit des Anbruchs des Reiches Gottes aber wird „das heilsgeschichtliche Recht des alttestamentlichen Kultus" ...“anerkannt“[10].
Die Ablösung diesen gewordenen Kultus nun ist kein abruptes Geschehen. Wie Jesus ja auch in der Synagoge gelehrt hat, so tun ihm dies seine Jünger nach, weil sie mit dem Neuen das Alte nicht ungültig machen wollen. So behalten sie die Lehre des Gesetzes und der Propheten bei, nur erscheinen diese beiden Dinge in ihrem Munde in einem anderen Licht - eben in dem Licht der Versöhnung. Was den christlichen Gottesdienst ausmacht, ist etwas anderes, etwas, wofür es kein abzulösendes Element im synagogalen Gottesdienst gibt.
2. Die neutestamentliche Grundlegung des Gottesdienstes und seine Gestalt bi in das dritte Jahrhundert.
"Dies tut zu meinem Gedächtnis"[11] ist der Auftrag des Herrn, der so vielfältige Erfüllung erfahren hat. Unzählige Generationen haben sich um ihn bemäht und ihn so bis heute lebendig erhalten. Die Apostelgeschichte bietet uns drei Belege für die Erfüllung dieses Auftrages In der Urkirche[12]. In Acta 2,42 wird uns berichtet, dass sie „beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und
im Brotbrechen und im Gebet“ blieben. Nun erfahren wir allerdings nirgends etwas über die Gestalt dieser Feier, doch läßt sich verhältnismäßig sicher erheben, mit welchen Elementen dieses Brotbrechen verbunden wurde. Das ist zunächst das Gebet (2,42) und dann die Predigt (20,7). Das Brotbrechen aber bleibt das Zentrum dieser vorläufig häuslichen Tischgemeinschaft.
Mit dem Anwachsen der Gemeinden wird der Rahmen Häuslicher Versammlung zwangsläufig gesprengt. Im Ergebnis dieser Entwickelung wurden Sättigungsmahl und Herrenmahl voneinander getrennt. Bei dieser Gelegenheit entfällt auch der sowohl jüdische als auch hellenistische Brauch, die Mahlfeier "zu abendlicher Stunde“[13] zu feiern. "Man verlegte sie nun auf den Morgen als ein Zeugnis für den österlichen Charakter der Eucharistie“[14]. Die Versammlung der christlichen Gemeinde wird so durch äußere Umstände zum eigenständigen Bestandteil christlichen Lebens. Sie lebt von der Gemeinschaft der Gläubigen, von ihrem Anteil an Leib und Blut Christi, von ihrem Anteil an seinem Opfertod[15]. Diese Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn wird in dem Opfermahl Wirklichkeit. In ihm kommt sowohl eschatologische Erwartung der Urgemeinde als auch die Interpretation des Geschehenden als Gedächtnis des Geschehenen, die hellenistischem Denken entspricht, zum Ausdruck[16].
Für die Form dieser eucharistischen Feier sind uns aus der Frühzeit der katholischen Kirche kaum Beispiele überliefert. Lediglich Justinus beschreibt in seiner ersten Apologie um 150 den Verlauf einer Versammlung derer, die sich Brüder nennen“[17]. Er berichtet dort von der Schriftlesung aus den „Denkwürdigkeiten der Apostel“, von den Lesungen aus den Propheten, von einer Ansprache des Vorstehers, von Gebeten und der Danksagung über Brot und Wein, die vom Volk mit „Amen“ beantwortet wurde, von dem Genuß der Elemente durch alle Getauften und von einer Sammlung zur Unterstützung der Witwen und Waisen. Erst die um 215 entstandene „Apostolische Überlieferung“ des römischen Presbyters Hippolyt hat uns einen Wortlaut des eucharistischen Gebetes erhalten[18]. „Dieses Gebet zeigt zum ersten mal die klassische Struktur, die für die Folgezeit maßgebend geblieben ist:
1. Salutatio, Sursum corda, Gratias agimus...
2. Dankgebet, beginnend mit „wir sagen Dir Dank...“
3. Einsetzungsworte
4. Anamnese
5. Epiklese.“[19]
Dieses Beispiel der römischen Meßfeier des 3. Jahrhunderts hat keinen allgemeingültigen Charakter. Es gibt zur Zeit Hippolyts keinen verbindlichen Text der Meßliturgie. Vielmehr sind alle schriftlich fixierten Texte nur Vorschläge, die der freien Textschöpfung Raum lassen wollen[20]. Sie wollen keine einheitliche Formulierung, sondern nur eine einheitliche Ordnung. Nicht der Wortlaut des Dankgebetes, wohl aber sein Grundschema ist seit dieser Zeit gleichbleibend.
Zusammenfassend kann bisher also gesagt werden, dass sich die Versammlung der christlichen Gemeinde seit dem Passahmahl der Jünger mit ihrem Herrn Jesus Christus am Gründonnerstag an den Bedürfnissen und an den Umständen, unter denen diese Gemeinde lebte, orientiert herausgebildet hat. Sie ist das geistliche Zentrum der christlichen Gemeinde, in deren Mitte die zwei Pole der Wortverkündigung und der Feier des heiligen Abendmahls stehen, an denen sich alle weitere äußere Gestaltung dieser Versammlung orientiert.
3. Die Gestalt des Gottesdienstes von der
konstantinischen Zeit bis zur Reformation.
Die Konstitution des Konstantin aus dem Jahre 313, die die Kirche von der Verfolgung befreit, hat auch maßgeblichen Einfluss auf die Entwickelung der gottesdienstlichen Formen. Wenn bisher die Eucharistie und die sie umgebenden Gebete und Schriftlesungen alleiniger Bestandteil der christlichen Verkündigung waren, so werden durch die Anerkennung der christlichen Religion und ihre sich daraus bildende Stellung als Staatsreligion auch dem Gottesdienst „eine Reihe von Zeremonien geschenkt, die "ihm "gar nicht gemäß waren“[21], denn mit der Herausbildung der „Volkskirche“ wird eine straffe Ordnung des religiösen Lebens notwendig. Aber auch die in die Kirche „einströmenden Menschenmassen“[22], die die Kirche ihrer verschiedenen religiösen Herkunft wegen mit den verschiedensten heidnischen Riten und Bräuchen konfrontieren, haben ihren Einfluss auf das Leben der christlichen Gemeinde. So werden in Analogie zur Verehrung der weltlichen Würdenträger den Bischöfen mannigfache Huldigungen entgegengebracht. Ebenso wird den weltlichen Festen mit kirchlichen Festen entsprochen, sodass daraus das „Kirchenjahr“ entsteht[23]. Diesen sich herausbildenden Bräuchen und Zeremonien werden durch die Zentralisierung der kirchlichen Macht einheitliche Formen gegeben, die, schriftlich fixiert, für größere Gebiete maßgebend waren. So kommt es im 4. Jahrhundert zu den ersten agendarischen Formularen für das gottesdienstliche Leben der christlichen Gemeinde. Ihr Wortlaut ist in unterschiedlichen Gegenden zu verschiedenen Zeiten wenig einheitlich, doch ist der äußere Aufbau des Gottesdienstes in allen überlieferten Formularen sehr ähnlich. Man kennt grundsätzlich zwei Typen der römischen Messe: die gallischen Liturgien[24] und die römischen Liturgien[25]. Die gallischen Riten „bilden sich“ als „selbständige Lokalriten heraus, die...eine gewisse Zeit nebeneinander“ in Geltung waren[26]. Sie werden „im 8. Jahrhundert von römischen Ritus aufgesogen, freilich nicht ohne diesen erst tiefgreifend beeinflusst zu haben“[27]. Gemeinsam ist ihnen die gemeinsame Gottesdienstsprache und der Wechsel der einzelnen Gebete nach dem Kirchenjahr[28].
Zur Zeit Karls des Großen wurde die römische Liturgie Gregors des Großen mit ihren gallischen Einflüssen auch für den germanischen Raum maßgebend. Die Herausbildung einer einheitlichen, allgemein verbindlichen Liturgie aber ist vor allem den Mönchsorden, besonders dem der Franziskaner zu verdanken, die dadurch, dass sie nicht an einen Ort gebunden waren, ihre Gottesdienstformen im Ganzen Lande verbreiteten. Es geht über die Aufgabenstellung dieser Arbeit hinaus, den genauen Gang der Messe dieser Zeit zu rekonstruieren. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Verlauf dieser Feier in etwa dem des römischen Stationsgottesdienstes, „wie er sich bis zum 8. Jahrhundert entwickelt hat"[29], entspricht. Zu Beginn wird von der Schola[30] der Introitus angestimmt, dem das Gloria Patri und das Kyrie folgen. Sodann stimmt der Zelebrant das Gloria in exelsis an, dem der Friedensgruß und ein Gebet folgen. Danach liest der Subdiakon die Epistel. Die Schola intoniert das Graduale mit dem Alleluja. Hierauf folgt die feierliche Verlesung des Evangeliums, danach das 0ffertorim. Nun beginnt der Zelebrant das seit Hippolyt um einige Teile ergänzte Eucharistiegebet mit dem Gruß Dominus vobiscum". Bevor die Einsetzungsworte gesprochen werden, fallen die Subdiakone in das "Sanctus“ ein. Nachdem der Zelebrant die Einsetzungsworte und das "Unde et memores" bis zum "Per quem haec omnia" gesprochen hat, folgt dem Friedensgruß "Pax Domini“ das von der Schola angestimmte "Agnus Die“. Während der nu folgenden Kommunion von Zelebrant, Klerus und Volk singt die Schola den Kommunionspsalm. Der Zeletrant spricht danach die Postkommunio und ermächtigt den Diakon zum "Ite, missa est", worauf die Gemeinde mit "Deo gratias" antwortet.
[...]
[1] vgl. die angegebenen Quellen
[2] vgl. Agende für die Ev. Kirche der Union, Bd. I: Die
Gemeindegottesdienste, Vorwort
[3] ebda.
[4] ebda.
[5] vgl. Lk. 4,15-31.44
[6] Mk. 14,58
[7] W. Grundmann, Das Evangelium nach Markus, S. 301
[8] vgl. Mk. 2,27
[9] Rm. 10,4
[10] W. Hahn, Gottesdienst und Opfer Christi, S. 15
[11] Lk. 22,19; 1. Kor. 11,24f.
[12] Acta 2,42.46; 20,7
[13] J. A. Jungmann S.J., Missarum Sollemnia I, S. 22
[14] R. Stählin, Die Geschichte des christlichen Gottesdienstes,
in: Leiturgia I, S. 13
[15] ebda, S. 14
[16] ebda, S. 15
[17] dort: c.65; zitiert nach Jungmann, a.a.O. I, S. 29
[18] “Wir danken dir Gott durch deinen geliebten Knecht Jesum Chrisztum, den du in den letzten Zeiten uns als Heiland und Erlöser und Boten deines Willens gesandt hast, das ‘Wort’, das von dir ausgeht, durch das du alles erschaffen hast, den du geruhtest vom Himmel in einer Jungfrau Schoß zu entsenden, der in ihrem Leibe Fleisch wurde und als dein Sohn erwieden durch die Geburt aus dem Heiligen Geiste und der Jungfrau. Dienen Willen zu erfüllen und dir ein heiliges Volk zu bereiten, breitete er die Hände aus, da er litt, auf dass er vom Leiden erlöse, die das Glauben an dich gewonnen haben. Und als er sich dem freiwilligen Leiden überlieferte, um den Tod zu lösen und die Bande des Teufels zu zerreißen, die Hölle zu zertreten, die Gerechten zu erleuchten, den Grenzstein aufzurichten und die Auferstehung zu offenbaren,
nahm er das Brot, dankte und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird.
Desgleichen auch den Kelch und sprach: Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird. Sooft ihr dies tut, begeht ihr mein Gedächtnis.
Also gedenken wir seines Todes und seiner Auferstehung und bringen dir dar das Brot und den Kelch und danken dir, dass du uns würdig geachtet hast, vor dir zu stehen und dir priesterlich zu dienen,
und bitten dich: Sende deinen Heiligen Geist herab auf das Opfer der Gemeinde. Vereinige sie und gib allen Heiligen, die davon genießen, (dass es ihnen gereiche) zur Erfüllung mit Heiligem Geiste, zur Stärkung des Glaubens in der Wahrheit, damit wir dich loben und preisen durch deinen Knecht Jesus Christus, durch den dir sei Preis und Ehre in der heiligen Kirche jetzt und in alle Ewigkeit.”
[19] R. Stählin a.a.O., S. 21
[20] vgl. Jungmann a.a.O. I, S. 39
[21] R. Stählin, a.a.O., S. 25
[22] ebda., S. 26
[23] ebda., S. 25f.
[24] Jungmann unterscheidet vier Hauptformen der gallischen Liturgien: 1. Die Mailändihe Liturgie, 2. Die altspanische Liturgie, 3. Die keltische Liturgie, 4. Die gallikanische Liturgie. Sie alle nehmen verschiedene Traditionen auf, sind aber in ihrem Typus miteinander verwandt (vgl. Jungmann, a.a.O. I, S. 58f.; auch Stählin, a.a.O. S. 35f)
[25] Die römischen Liturgien (das Leonianum, das Gelasianum und das Gregorianum) sind drei aus Rom stammende Sakramentare, die sich teilweise vermutlich auf die Päpste, nach denen sie benannt sind, zurückführen lassen und mehr oder weniger kirchenamtliche Bedeutung hatten (vgl. Jungmann a.a.O. I, S. 78ff)
[26] Stählin, a.a.O., S. 35
[27] ebda. S. 35
[28] ebda. S. 35
[29] Jungmann a.a.O. I, S. 88; vgl. im Folgenden den entsprechenden Abschnitt ebda.
[30] Liturgischer Chor aus Geistlichen oder Laien bestehend, zum Gesang des gregorianischen Chorals und der liturgischen Stücke (W. Jung, Liturgisches Wörterbuch, S. 138).
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