Dieser Essay will zunächst in einer ersten Studie unter dem Titel Existenzialismus und Humanität im Werk von Camus anhand ausgewählter Werke des Autors einen kurzen Überblick geben über wesentliche Phasen in der Entwicklung seines Denkens. Epikureische Diesseitsbezogenheit und
atheistischer Existenzialismus sind schon in seinen frühen Essais Noces (1939) Konstanten seiner Reflexionen. Dies führt ihn dann auch im Mythe de Sisyphe (1942) und im Etranger (ebenfalls 1942)zur zentralen Auseinandersetzung mit seiner Erkenntnis der Absurdität der menschlichen Existenz. So kann der fast gleichzeitig mit dem Mythos vom Sisyhus erschienene Etranger als Illustration jenes philosophischen Essays angesehen werden. Denn in Romanform bot und bietet sich dem Leser eher
die Möglichkeit der Identifikation mit dem Helden. So sprach dieser Roman vor allem zum Zeitpunkt seines Erscheinens eine große, intellektuelle Leserschaft an. Der Zweite Weltkrieg ließ viele am Sinn
des Lebens und an Gott zweifeln. Der historische Kontext erklärt also, warum der atheistische Existenzialismus zu jener Zeit einen günstigen Nährboden fand.
Für Camus gibt es nur zwei essentielle Realitäten: Das Leben und der Tod. Aus dieser unversöhnlichen Opposition entsteht in seinem Denken das Gefühl der Absurdität. Da das Leben zum Tod führt, ist das Altern gewissermaßen die unheilbare Krankheit des Menschseins schlechthin, denn «la vieillesse ne se guérit pas».) Das Gefühl der Absurdität des Daseins leitet er aus der
Opposition zwischen der Irrationalität der Existenz und dem verzweifelten Versuch des Menschen, rationale Einsichten in alle Zusammenhänge zu gewinnen, ab.
Doch Camus überwand diese Phase und sah sie als Ausgangspunkt für eine Auflehnung (la révolte) gegen die in seinen Augen absurde Existenz und für ein aktives Engagement im Dienst am Menschen. Dr. Rieux, der Held in La peste (1947) setzt seine ganze Kraft für seine Mitmenschen ein und
unterscheidet sich als Protagonist völlig von dem in sozialer Hinsicht ziemlich indifferenten Meursault, der daher in seiner Gesellschaft ein Fremder bleibt.
Für Camus stellte sich dann die Frage, wie weit soziales Engagement gehen darf, etwa im Kampf gegen Unrecht und Unterdrückung. Die Antwort gibt er im Drama Les Justes (1949), wo die Auflehnung eine révolte limitée bleibt. Deren Grundlage ist die humanitär begründete mesure, um exzessive Reaktionen in der Revolte zu verhindern.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Kurzanalyse des Romans «L´ Etranger» von Albert Camus
- Meursault, Erzähler und Antiheld des Romans, führt ein an den Augenblick hingegebenes Leben in Algier.
- In den Szenen vor dem Tribunal (Teil II, Kap. 2 + 3) wird schnell deutlich, dass Meursault dem ganzen Gerichtswesen völlig hilflos ausgeliefert ist.
- Im Prozess werden zusammenhanglose Begebenheiten aus dem Leben Meursaults zu einer Kausalkette von schuldhaften Verhaltensweisen verknüpft.
- Die endgültige Entscheidung für diese Wahrheit, die einen Sinn des Lebens ausschließt, macht ihn bereit zur bewussten Annahme der Absurdität des Daseins.
- Das Denken von Albert Camus angesichts der «condition humaine»
- Existenzialismus und Humanität im Werk von Albert Camus
- Die 1. Phase umfasst die Jugendwerke, in denen Camus überschwänglich die mediterrane Naturlandschaft verherrlicht und sich zu einer epikureischen Diesseitsbezogenheit bekennt.
- Die Parallele zur zunächst unbewusst und dann bewusst gelebten Philosophie von Meursault im Etranger liegt auf der Hand.
- Die 3. Phase in der literarischen Produktion von A. Camus kann durch die Schlüsselworter la révolte und la mesure überschrieben werden.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Kurzanalyse des Romans «L´ Etranger» von Albert Camus analysiert das Verhalten des Protagonisten Meursault, der sich durch seine Indifferenz gegenüber gesellschaftlichen Normen und Konventionen als Außenseiter erweist. Der Text beleuchtet die Absurdität des Daseins, die Meursault bewusst annimmt, und die daraus resultierende Freiheit im Angesicht des Todes. Die Analyse des Romans zeigt, wie Camus die Absurdität der menschlichen Existenz durch die Figur des Meursault veranschaulicht und die Grenzen der menschlichen Vernunft und Moral hinterfragt.
- Die Absurdität des Daseins
- Die Freiheit im Angesicht des Todes
- Die Grenzen der menschlichen Vernunft und Moral
- Die Indifferenz gegenüber gesellschaftlichen Normen
- Die Rolle des Außenseiters in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Kurzanalyse beleuchtet Meursaults Indifferenz gegenüber gesellschaftlichen Normen und Konventionen. Seine Reaktion auf den Tod seiner Mutter und sein Verhalten in der Gesellschaft werden als Ausdruck seiner unbewussten Reaktion auf die Absurdität seiner Existenz interpretiert. Der Titel des Romans findet hier seine Erklärung, da Meursault sich als Fremdling in der Gesellschaft erweist.
Das zweite Kapitel analysiert die Szene des Verbrechens, in der die Sonne als schicksalhafte Macht dargestellt wird, die die Katastrophe herbeiführt. Die dramatische Spannungskurve des Kapitels lässt sich in eine Tragödie mit fünf Akten umsetzen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Verhör Meursaults durch den Untersuchungsrichter. Der Richter versucht, Meursaults Reue zu wecken, doch dieser leugnet Gott und stellt für den Richter ein Rätsel dar. Die moralische Überlegenheit des Atheisten Meursault gegenüber dem intoleranten Richter wird deutlich.
Das vierte Kapitel beschreibt den Prozess gegen Meursault, in dem zusammenhanglose Begebenheiten aus seinem Leben zu einer Kausalkette von schuldhaften Verhaltensweisen verknüpft werden. Meursaults Ehrlichkeit und Intelligenz wirken sich zu seinen Ungunsten aus, da er nicht in das gewohnte Verhaltensmuster der Juristen passt.
Das fünfte Kapitel analysiert Meursaults Entscheidung, die Absurdität des Daseins bewusst anzunehmen. Er lehnt es ab, falsche Gefühle zu heucheln und die doppelbödige Moral seiner Gesellschaft mitzuspielen. Er stellt sich dem Unvermeidlichen, obwohl und weil seine Hinrichtung eine absurde Begründung erfahren hat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Roman «L´ Etranger» von Albert Camus, den Protagonisten Meursault, die Absurdität des Daseins, die Freiheit im Angesicht des Todes, die Grenzen der menschlichen Vernunft und Moral, die Indifferenz gegenüber gesellschaftlichen Normen und die Rolle des Außenseiters in der Gesellschaft. Der Text analysiert Meursaults Verhalten und seine Reaktion auf die Absurdität seiner Existenz, wobei die Themen der menschlichen Freiheit, der Moral und der gesellschaftlichen Normen im Vordergrund stehen.
- Arbeit zitieren
- Dr. Georg Bergner (Autor:in), 1979, Das Denken von Albert Camus angesichts der "condition humaine" unter besonderer Berücksichtigung des "Etranger", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183838
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