Nur geringfügig findet er Anerkennung in der Medien- bzw. Filmwissenschaft. Neben
bedeutenden Filmklassikern oder innovativsten Independent-Filmen wird er vornehmlich als
irrelevanter Werbespot abgetan: der Musikclip.
Dabei wird vielleicht vergessen, dass auch der Film Anlaufschwierigkeiten auf dem Weg zur
Wertschätzung hatte. Trotzdem nahm man ihn schon zu seinen Anfängen in den
wissenschaftlichen Diskurs auf. Ebenso wurden Ende der 1980er Jahre einige Studien zum
Musikclip publiziert. Diese erscheinen mit Blick auf zeitgemäße Umgestaltungen in diesem
Bereich zum Teil allerdings als rückständig. Zudem ermöglichen sie selten die Öffnung hin
zur filmwissenschaftlichen Betrachtung.
Zur Erweiterung des Feldes der Musikclipstudien in diese Richtung verfolgt vorliegende
Arbeit das Ziel, die Werke von Regisseuren zu fokussieren, die auf dem Gebiet der
Musikclips als auch an Filmen arbeiten. Diese Arbeit möchte Lücken schließen, die in bisher
eher allgemein geprägten Studien zu Musikclips zurück geblieben sind und durch spezifisch
filmwissenschaftliche Analysen nicht aufgegriffen wurden. Eine solche Lücke stellt die
Verbindungsarbeit zwischen britischem Film und anderen Medien dar. Großbritannien ist
betreffs des Musikclips Kern der Betrachtung, weil es neben den USA ebenfalls eine
entscheidende Rolle in der Musikclipentwicklung gespielt hat. Das Music Television (MTV)
wurde 1981 zwar in den USA ins Leben gerufen, womit sie die bezeichnende Stellung in
Musikclipstudien inne haben. Großbritannien aber beheimatete schon Regisseur Bruce
Gower, dessen Clip für Bohemian Rhapsody von Queen als erster Musikclip gilt. Auch kam
noch zu Anfangszeiten MTVs der Großteil der Musikclips aus Großbritannien. Selbst in aktuelleren Studien werden kaum neue Musikclips behandelt.
Gegenwartsbezogenheit sollte dennoch gerade in der Medienwissenschaft, mit speziellem Bezug auf jüngere Medien wie den Musikclip, einer der gewichtigsten Ansprüche sein. Daher
verfolgt diese Arbeit das Ziel, so aktuell wie möglich zu bleiben.
Die beiden zu untersuchenden Filme stammen demgemäß aus dem zu Beginn des
Arbeitsprozesses unlängst zurückliegenden Jahr 2008. Britische Filme und Clips werden
hierbei als von britischen Filmemachern inszeniert verstanden. Zwei jener Musikclip- sowie
Filmregisseure – die Briten John Maybury und Garth Jennings – brachten im genannten Jahr
jeweils einen Film auf den Markt, welche hier im Zentrum stehen sollen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Film und Video: Objekte und Träger
- 3. Vom Musikclip zum Film – Standpunkte der beiden Regisseure
- 4. Annäherung an den Musikclip
- 5. “film-making is film-making.” – Schnittstellen zwischen Musikclip und Film
- 5.1. Mise en scène
- 5.1.1. Rahmen und Bewegung
- 5.1.2. "The message is the style"
- 5.1.3. Erzählkino und Musikclip-Stil
- 5.1.4. Ersatz gestriger Ideale der Musikclips
- 5.2. Montage
- 5.2.1. „Suche mit offenem Ausgang“ – Situationsabstraktive Montage
- 5.2.2. Betrachtung der Filme
- 5.2.3. „Wir wollten Videos wie kleine Filme machen“: Segmentieren zu einem narrativen Ganzen
- 5.2.4. Musikclipbetrachtung
- 5.3. Figuren
- 5.3.1. Im Zentrum der Aufmerksamkeit? - Stars und Nicht-Stars in Musik- und Filmbranche
- 5.3.2. Bedeutung, Blick, Aussehen - Austauschbarkeit der Figurentypen
- 5.3.3. Körper in Bewegung - die Performance
- 5.3.4. Filmische und musikalische Performance im Wechselspiel
- 6. Fazit und Vorausschau
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Schnittmengen zwischen Musikclips und Filmen der britischen Regisseure John Maybury und Garth Jennings. Ziel ist es, die bisherigen Studien zum Musikclip zu erweitern, indem spezifisch filmwissenschaftliche Analysen angewendet werden und die Verbindungsarbeit zwischen britischem Film und anderen Medien beleuchtet wird. Die Arbeit konzentriert sich auf ausgewählte Filme und Musikclips aus den späten 1990er und frühen 2000er Jahren und analysiert diese anhand filmanalytischer Aspekte.
- Analyse der Wechselbeziehung zwischen Musikclips und Filmen eines Regisseurs
- Vergleich der Stilmittel und Verfahren von Maybury und Jennings in beiden Medien
- Untersuchung der Mise en scène, Montage und Figuren in ausgewählten Musikclips und Filmen
- Bewertung der Bedeutung des britischen Films im Kontext der Musikclipentwicklung
- Aktualisierung der Musikclipstudien durch Einbeziehung neuerer Arbeiten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und begründet die Relevanz von Musikclipstudien im Kontext der Filmwissenschaft. Der Fokus liegt auf der bisher unzureichenden filmwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Musikclips, insbesondere im Bezug auf britische Regisseure. Die Arbeit will diese Lücke schließen, indem sie die Werke von John Maybury und Garth Jennings analysiert und die Wechselwirkungen zwischen Musikclips und Filmen untersucht. Die Auswahl der Regisseure und Werke wird begründet, wobei die aktuelle Relevanz und die Möglichkeit eines historischen Vergleichs hervorgehoben werden.
2. Film und Video: Objekte und Träger: Dieses Kapitel unterscheidet grundlegend zwischen Film und Video, um die Begrifflichkeiten zu klären und die Grundlage für die Analyse zu schaffen. Es analysiert die verschiedenen Trägermedien und ihre Bedeutung für die jeweiligen ästhetischen Ausdrucksformen und die damit verbundenen Möglichkeiten der filmischen Gestaltung. Die Bedeutung dieser Unterscheidung im Kontext von Musikclips wird besonders betont.
3. Vom Musikclip zum Film – Standpunkte der beiden Regisseure: Dieses Kapitel stellt die Arbeitsweisen und -philosophien der beiden Regisseure John Maybury und Garth Jennings vor. Es beleuchtet ihre individuellen Sichtweisen auf die Beziehung zwischen Musikclips und Spielfilmen und analysiert wie diese Sichtweisen ihre Arbeit prägen. Hier wird auf die jeweiligen künstlerischen Ansätze und deren Auswirkung auf das Gesamtwerk eingegangen.
4. Annäherung an den Musikclip: Dieses Kapitel untersucht das Wesen des Musikclips, indem es auf vorherige Studien und deren Ergebnisse zurückgreift. Es skizziert wichtige Eigenschaften und Konventionen des Musikclips und bereitet so den Boden für die darauf folgende detaillierte Analyse von Mayburys und Jennings' Werken. Die Stärken und Schwächen der bisherigen Forschung werden kritisch beleuchtet.
5. “film-making is film-making.” – Schnittstellen zwischen Musikclip und Film: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und analysiert die ausgewählten Musikclips und Filme von Maybury und Jennings anhand filmanalytischer Aspekte. Die Kapitel 5.1 (Mise en scène), 5.2 (Montage), und 5.3 (Figuren) untersuchen jeweils die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit diesen filmischen Elementen in beiden Medien. Dabei werden detaillierte Beispiele aus den einzelnen Werken analysiert, um die stilistischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten.
Schlüsselwörter
Musikclip, Film, John Maybury, Garth Jennings, britischer Film, Filmanalyse, Mise en scène, Montage, Figuren, Medienwissenschaft, Wechselwirkung, Stilmittel, Vergleich, Filmtheorie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Schnittmengen zwischen Musikclips und Filmen von John Maybury und Garth Jennings
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht die Schnittmengen zwischen Musikclips und Spielfilmen der britischen Regisseure John Maybury und Garth Jennings. Sie analysiert, wie diese Regisseure filmische Techniken und Stilmittel in beiden Medien einsetzen und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es gibt.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit erweitert bisherige Studien zum Musikclip durch filmwissenschaftliche Analysen. Sie beleuchtet die Verbindung zwischen britischem Film und anderen Medien und konzentriert sich auf ausgewählte Filme und Musikclips aus den späten 1990er und frühen 2000er Jahren. Die Analyse umfasst die Wechselbeziehung zwischen Musikclips und Filmen eines Regisseurs, den Vergleich der Stilmittel beider Regisseure, die Untersuchung von Mise en scène, Montage und Figuren und die Bewertung der Bedeutung des britischen Films im Kontext der Musikclipentwicklung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Film und Video: Objekte und Träger, Vom Musikclip zum Film – Standpunkte der beiden Regisseure, Annäherung an den Musikclip, “film-making is film-making.” – Schnittstellen zwischen Musikclip und Film (inkl. Unterkapitel zu Mise en scène, Montage und Figuren) und Fazit und Vorausschau.
Was wird im Kapitel „Film und Video: Objekte und Träger“ behandelt?
Dieses Kapitel klärt die grundlegenden Unterschiede zwischen Film und Video hinsichtlich der Trägermedien und deren Einfluss auf die ästhetischen Ausdrucksformen und filmischen Gestaltungsmöglichkeiten. Die Bedeutung dieser Unterscheidung im Kontext von Musikclips wird hervorgehoben.
Wie werden die Regisseure John Maybury und Garth Jennings in der Arbeit betrachtet?
Das Kapitel „Vom Musikclip zum Film – Standpunkte der beiden Regisseure“ stellt die Arbeitsweisen und -philosophien der beiden Regisseure vor. Es beleuchtet ihre individuellen Sichtweisen auf die Beziehung zwischen Musikclips und Spielfilmen und analysiert, wie diese Sichtweisen ihre Arbeit prägen.
Was ist der Schwerpunkt des Kapitels „“film-making is film-making.” – Schnittstellen zwischen Musikclip und Film“?
Dieses zentrale Kapitel analysiert ausgewählte Musikclips und Filme von Maybury und Jennings anhand filmanalytischer Aspekte (Mise en scène, Montage, Figuren). Es untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit diesen filmischen Elementen in beiden Medien anhand detaillierter Beispiele.
Welche filmanalytischen Aspekte werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die Mise en scène (Rahmen, Bewegung, Stil, Erzählkino, Ideale der Musikclips), die Montage (situationsabstraktive Montage, Segmentieren zu einem narrativen Ganzen) und die Figuren (Stars und Nicht-Stars, Austauschbarkeit, Performance, Wechselspiel zwischen filmischer und musikalischer Performance).
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Musikclip, Film, John Maybury, Garth Jennings, britischer Film, Filmanalyse, Mise en scène, Montage, Figuren, Medienwissenschaft, Wechselwirkung, Stilmittel, Vergleich, Filmtheorie.
Welche Zeitspanne wird in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit konzentriert sich auf ausgewählte Filme und Musikclips aus den späten 1990er und frühen 2000er Jahren.
Welche Lücke in der Forschung soll die Arbeit schließen?
Die Arbeit will die bisher unzureichende filmwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Musikclips, insbesondere im Bezug auf britische Regisseure, schließen.
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- Marlen Richter (Author), 2010, "Film hates video. Video hates film. Film loves video. Video loves film", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183537