Im Spätsommer des Jahres 2007 verteilte die Muslimbruderschaft den ersten Entwurf eines Parteiprogramms, inmitten großer Erwartungen seitens der herrschenden Elite Ägyptens sowie seitens der Oppositionsbewegungen, an eine kleine Gruppe Intellektueller und Analysten. Dieser Programmentwurf kann weder als Dokument einer existierenden Partei, noch als eines einer sich in der Gründungsphase befindlichen Partei angesehen werden, da die Muslimbruderschaft weiterhin ohne rechtliche Anerkennung in Ägypten existiert. [...] Während der letzten Wochen des Monats August im Jahr 2007 wurde das eben erwähnte Parteiprogramm an circa 40 Intellektuelle, Analysten und Journalisten innerhalb und außerhalb Ägyptens mit der Bitte um Stellungnahme verschickt. Mit diesem Schritt wollte man sich erstens politisch positionieren, zweitens die verschiedenen Strömungen innerhalb der eigenen Organisation in politischen Grundsatzfragen auf eine gemeinsame Position verpflichten und drittens demonstrieren, dass man offen für einen Dialog mit anderen Kräften sei. Die Mehrheit derer, welche den ersten Entwurf des Programms erhielten, bevorzugte es, ihre Kommentare und Stellungnahmen in Zeitungsartikeln herauszugeben oder aber das Programm in der Öffentlichkeit zu kommentieren. Diese neu geschaffene Realität, sprich die nun öffentliche Debatte über die Ansichten der Muslimbrüder, zwang eine große Anzahl der Führungsriege dieser Oppositionsbewegung dazu, das eigene Programm inklusive der hierzu entstandenen Kritik zu kommentieren und zu verteidigen, vor allem in Bezug auf Kernsaussagen, die in weiten Teilen durch Widersprüchlichkeiten charakterisiert sind.
Diese Arbeit will erläutern, welche spezifischen Kontroversen und Unvereinbarkeiten durch das Parteiprogramm der Muslimbrüder aufgeworfen wurden. Die zentrale Kernfrage, mit welcher sich diese Arbeit beschäftigen wird, ist zunächst einmal die der Widersprüchlichkeiten innerhalb des Parteiprogramms. [...] Hierzu sollen im weiteren Verlauf zwei ausgewählte Punkte aus dem Parteiprogramm aufgegriffen werden, die als besonders problematisch angesehen werden können, sie seien an dieser Stelle kurz genannt: Der Ausschluss von Frauen und Kopten von den obersten Staatsämtern sowie die Einführung eines Rats von Rechtsgelehrten (šūrā), die ein Gesetz zu Fall bringen können, sollte es gegen islamische Vorschriften verstoßen.
Inhaltsverzeichnis
I. EINLEITUNG:
II. GESCHICHTE DER MUSLIMBRÜDER:
A. GRÜNDUNG UND ENTWICKLUNG:
B. POLITISIERUNG:
III. DAS PARTEIPROGRAMM:
A. STRUKTUR UND AUFBAU:
B. KONTROVERSE IN BEZUG AUF FRAUEN & KOPTEN:
C. KONTROVERSE IN BEZUG AUF DEN ŠURĀ-RAT:
IV. FAZIT:
V. QUELLENVERZEICHNIS:
VI. LITERATURVERZEICHNIS:
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- Jessica Plambeck (Author), 2009, Widersprüchlichkeiten im Parteiprogramm der Muslimbrüder von 2007, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183240
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