Noch immer ist sich die Literaturwissenschaft uneinig, wessen Vorlage der Regisseur Veit Harlan benutzte, um einen internationalen Blockbuster zu produzieren, der mit der nationalsozialistischen Ideologie im Einklang steht. Mit dieser Arbeit soll erstmals die Frage geklärt werden, ob „Feuchtwangers 'Süß' von Harlan buchstäblich ausgeschlachtet wurde.“
Der erste Teil befasst sich mit einem Textvergleich des Romans „Jud Süß“ von Lion Feuchtwanger und des gleichnamigen Drehbuchs von Veit Harlan anhand eines Textvergleichsprogrammes. Sowohl der Roman als auch das Drehbuch liegen als Textdatei vor. Durch ein Computerprogramm soll festgestellt werden, ob der Regisseur vom Autor „abgekupfert“ hat. Davor stellt sich die Frage, ob es eine Software gibt, die in der Lage ist, die Textdatei des Romans mit der des Drehbuchs zu vergleichen und Gemeinsamkeiten zu erkennen. Dabei wird überprüft, ob es sinnvoll ist, einen solchen Vergleich vorzunehmen.
Im zweiten Teil werden die beiden Werke mittels der Nutzentheorie verglichen. Durch die vergleichende Werkanalyse können empirische Daten erfasst werden. Die formalen Kriterien wie Personen, Personenzahl, Handlungsort, Ort-, Zeit- Personenwechsel und Lebensbereiche bilden die Erhebungseinheiten, die später von Erhebungsbögen abgefragt werden, dabei sind Drehbuch und Roman in ihre kleinste dramatische Einheit, genannt „Situation“, aufgeteilt.
Im dritten Teil geht es um die Frage, ob Harlan anhand der Brechtschen Abbauproduktion als Dieb geistigen Eigentums entlarvt werden kann. Während Bertolt Brecht gegen die faschistische Verfilmung seiner „Dreigroschenoper“ klagte, blieb Feuchtwanger ein Prozess verwehrt. Er konnte lediglich in einem offenen Brief sein Entsetzen über den Film äußern, indem er die Schauspieler direkt ansprach: „ […] wie Sie [gemeint sind die Schauspieler] alle dazu beigetragen haben, die Geschichte jenes Juden, von dem Sie alle wußten, daß er ein großer Mann war, ins genaue Gegenteil zu verkehren.[…]
Bertolt Brecht hingegen lieferte mit dem Essay „Der Dreigroschenprozess“ einen Beitrag zur Filmtheorie. Sein soziologisches Experiment handelt von dem Zerfall eines literarischen Produkts. Er schildert, inwiefern sich das Kunstwerk einem Abbauprozess unterziehen muss, um den Markt zu erreichen. In Anlehnung an dieses Schema wird im dritten Teil aufgezeigt, dass sich Harlan vom Feuchtwanger-Roman die eindrucksvollsten Motive „herauspickte“ und zu einer „spektakulären Schauergeschichte“ abbaute.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer
1. Teil: Das Textvergleichsprogramm
1. Vergleich der Textdateien von Roman und Drehbuch
1.1. Plagiatserkennungssoftware
2. Material und Methodik
2.1. Marktübersicht
2.2. Datei- und Dokumentenformate
2.3. Textvergleichsprogramm Beyond Compare
2.3.1. Textvergleichssitzung
2.3.2. Textvergleichseinstellungen
2.3.3. Grammatik
2.3.4. Textansichts- und Anzeigeoptionen
2.3.5. Definition eines Elements und einer Liste
2.3.6. Standard- und Pro- Edition
2.4. Textvergleichsprogramm Suite Compare
3. Ergebnis
3.1. Suite Compare
3.1.1. Auswahl „judenfeindlicher Aussagen“ vom Drehbuch
3.2. Ergebnis der Übereinstimmung
4. Diskussion
2. Teil Die vergleichende Werkanalyse
I Theorie: der Nutzenansatz oder Uses and Gratifications Approach
1. Ziel der Untersuchung: Deduktives Vorgehen
2. Erläuterung des nutzentheoretischen Ansatzes
3. Begründung der Anwendung
II Methode: Verfahren und Anwendung der Inhaltsanalyse
1. Inhaltsanalyse nach Berelson
2. Erklärung der Zähleinheiten: Erstellung der Kategorien und die Zähleinheit „Situation“
3. Aufbereitung des Untersuchungsmaterials
4. Die Operationalisierung
4. Variablen
III Auswertung und Interpretation der Daten
1. Personenliste nach sozialen Gruppen in Roman und Drehbuch
2. Personenliste nach sozialen Gruppen
3. Personenliste verteilt nach Geschlecht und sozialer Herkunft in Roman und Drehbuch
IV Variable 1: Größe der Beziehungseinheit
V Variable 2: Anwesenheit von Personen und Gruppen
4. Anzahl der Auftritte der sozialen Gruppen
4.1. Schwarz-Weiß-Malerei?
VI Variable 3: Schauplätze
VII Variable 4: Ortswechsel
VIII Variable 5: Zeitwechsel
IX Variable 6: Personenwechsel
X Variable 7: Lebensbereiche
XI Spezielle Auswertungen – Süß
XI Auswertung Insgesamt
3. Teil Die Abbauproduktion
1. Brechts Dreigroschenprozess
2. Feuchtwangers Offener Brief an die Schauspieler
3. Brechts Abbauproduktion
4) Motive, die Harlan übernommen hat
4.1. Feuchtwangers Hauptfigur als Vorlage
4.2.) Feuchtwangers „Straßenmotiv“ als Vorlage
4.3.) Das Liebesmotiv
4.3.1. Wilhelm Hauff als Vorlage
4.3.2. Oper Tosca als Vorlage
4.3.3. Feuchtwangers Vater- Tochter- Beziehung als Vorlage
5. Jud Süß als antisemitischer Hetzfilm?
6. Schluss
7. Literaturverzeichnis
Danksagung
Einleitung
Lion Feuchtwangers Roman Jud Süß (1925) wurde ein internationaler Bestseller und war in den USA das damals meistgelesene deutsche Buch, das sich bis heute weltweit mehr als drei Millionen Mal verkaufte. Kaum einem anderen Schriftsteller hat sein Buch soviel Erfolg und gleichzeitig soviel Schande eingebracht wie der Roman über die historische Figur des jüdischen Finanzienrats Joseph Süß Oppenheimer. Denn seit dem Auftrag des Propagandaministers Joseph Goebbels, einen „versteckten unpolitischen Propagandafilm“ zu produzieren, wurde die Figur zum antisemitischen Zerrbild. Regisseur Veit Harlan übernahm die berühmt berüchtigte Aufgabe.
Nach 1945 wurde öffentlich die Frage diskutiert, inwiefern Harlan durch seinen Hetzfilm an der Massentötung der Juden beteiligt war. Bei der Debatte ging es weniger um den „Klau geistigen Eigentums“ als um die Frage nach der Schuld. Der Anklagepunkt lautete „wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit“[1]. Feuchtwanger befand sich bereits im Exil in den USA als der Film in den europäischen Kinos lief. Dennoch war er sich sicher, dass Harlan von seinem Roman abgekupfert und daraus einen „wüst antisemitischen Hetzfilm […]“[2] gemacht hat.
Noch immer ist sich die Literaturwissenschaft uneinig, wessen Vorlage der Regisseur benutzte, um einen internationalen Blockbuster zu produzieren, der mit der nationalsozialistischen Ideologie im Einklang steht. Mit dieser Arbeit soll erstmals die Frage geklärt werden, ob „Feuchtwangers Süß von Harlan buchstäblich ausgeschlachtet wurde.“[3]
Der erste Teil befasst sich mit einem Textvergleich des Romans „ Jud Süß “ von Lion Feuchtwanger und des gleichnamigen Drehbuchs von Veit Harlan anhand eines Textvergleichsprogrammes. Sowohl der Roman als auch das Drehbuch liegen als Textdatei vor. Durch ein Computerprogramm soll festgestellt werden, ob der Regisseur vom Autor „abgekupfert“ hat. Davor stellt sich die Frage, ob es eine Software gibt, die in der Lage ist, die Textdatei des Romans mit der des Drehbuchs zu vergleichen und Gemeinsamkeiten zu erkennen. Dabei wird überprüft, ob es sinnvoll ist, einen solchen Vergleich vorzunehmen.
Im zweiten Teil werden die beiden Werke mittels der Nutzentheorie verglichen. Durch die vergleichende Werkanalyse können empirische Daten erfasst werden. Die formalen Kriterien wie Personen, Personenzahl, Handlungsort, Ort-, Zeit- Personenwechsel und Lebensbereiche bilden die Erhebungseinheiten, die später von Erhebungsbögen abgefragt werden, dabei sind Drehbuch und Roman in ihre kleinste dramatische Einheit, genannt „Situation“, aufgeteilt. Diese Zähleinheit ermöglicht den intermedialen Vergleich unterschiedlicher Produkte einerseits und andererseits die Auswertung von Rezeptionsdaten auf der Grundlage derselben Zähleinheit.
Im dritten Teil geht es um die Frage, ob Harlan anhand der Brechtschen Abbauproduktion als Dieb geistigen Eigentums entlarvt werden kann. Während Bertolt Brecht gegen die faschistische Verfilmung seiner „Dreigroschenoper“ klagte, blieb Feuchtwanger ein Prozess verwehrt. Er konnte lediglich in einem offenen Brief sein Entsetzen über den Film äußern, indem er die Schauspieler direkt ansprach: „ […] wie Sie [gemeint sind die Schauspieler] alle dazu beigetragen haben, die Geschichte jenes Juden, von dem Sie alle wußten, daß er ein großer Mann war, ins genaue Gegenteil zu verkehren.[…][4]
Bertolt Brecht hingegen lieferte mit dem Essay „Der Dreigroschenprozess“ [5] einen Beitrag zur Filmtheorie. Sein soziologisches Experiment handelt von dem Zerfall eines literarischen Produkts. Er schildert, inwiefern sich das Kunstwerk einem Abbauprozess unterziehen muss, um den Markt zu erreichen. In Anlehnung an dieses Schema wird im dritten Teil aufgezeigt, dass sich Harlan vom Feuchtwanger-Roman die eindrucksvollsten Motive „herauspickte“ und zu einer „spektakulären Schauergeschichte“[6] abbaute.
Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer
Die zahlreichen Bearbeitungen des „Jud Süß- Stoffes“ basieren auf dem wahren Leben des Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimers, kurz genannt Jud Süß, der 1698 in Heidelberg geboren wurde. Schon in seiner Jugend übte er verschiedene Finanz- und Handelstätigkeiten aus, bis er sich erfolgreich als Geldhändler etablierte und sich ein beträchtliches Vermögen anhäufte. Als Süß 1732 dem Prinzen Karl Alexander von Württemberg aus seiner finanziellen Not heraus half, übergab ihm der Prinz, sein wirtschaftliches Geschick schätzend, das Amt des Hof- und Kriegfaktors. Ein Jahr später wurde Karl Alexander zum Herzog von Württemberg ernannt. Aufgrund seines luxuriösen Lebensstils geriet er in Konflikt mit den Landständen, die den Herzog schon von Anfang an genau ins Visier nahmen. Keiner konnte verstehen, wie er einem Juden ein so hohes Amt übertragen konnte. Süß war für die komplette Finanzierung des Hofstaates verantwortlich. Mit seinem unternehmerischen Talent vermehrte er sein Vermögen kontinuierlich. Auch er hatte einen Sinn für Luxus und stellte seinen Besitz öffentlich zur Schau. Dadurch zog er den Neid der christlichen Kaufleute förmlich an sich. Als der Herzog 1737 an einem Schlaganfall starb, verlor Süß gleichzeitig den Schutz seines Herrn und wurde noch am selben Tag verhaftet. Elf Monate lang zerbrach sich das Stuttgarter Gericht den Kopf über Beweise für die Anklage. Die Wissenschaft kann bis heute keine Beweise für seine Schuld erbringen. Jedoch ist davon auszugehen, dass Oppenheimer sich häufig mit Christinnen einließ:
„Zunächst war Basis der Anklage ein altes Reichsgesetz, welches die fleischliche Vermengung von Juden und Christen unter Todesstrafe stellte, für jeden der Beteiligten. “[7]
Da man aber durch diese Anklage auch zahlreiche schwäbische christliche Frauen hätte belangen müssen, wurde sie fallengelassen. Obwohl keine weiteren Beweise auftauchten, wurde Süß schließlich am 4. Februar 1738 in einem zehn Meter hohen Vogelkäfig öffentlich hingerichtet.
Die Geschichte Oppenheimers, vom schnellen Auf- und Abstieg, dient seitdem als Vorlage für Theater, Film, Fernsehen, Hörspiel und Literatur.[8]
1. Teil: Das Textvergleichsprogramm
1. Vergleich der Textdateien von Roman und Drehbuch
1.1. Plagiatserkennungssoftware
Plagiate gibt es in der Kunst, der Wissenschaft und im Bildungswesen schon seit jeher. Im Streit zwischen Autor und Regisseur wird häufig die Frage gestellt, ob eine bestimmte Inszenierung eine Beeinträchtigung der Rechte des Autors darstellt. Das geistige Eigentum ist ein wesentliches wirtschaftliches Merkmal. Um es zu schützen werden von Jahr zu Jahr mehr Patente angemeldet.1 Das Aufspüren von Plagiaten gestaltet sich nach wie vor schwierig.[9] Wenn dem Leser oder Zuschauer die Originalquellen nicht gut bekannt sind, weisen, wenn überhaupt, nur Stilbrüche oder „ungewohnte“ Schreibweisen/Techniken auf Plagiate hin. Liegt dann ein Verdacht des Plagiierens vor, muss zuerst der Nachweis mit den Originalquellen belegt werden. Hierzu ist jedoch eine aufwändige Recherche notwendig wie beispielsweise das Lesen bzw. eher „Wälzen“ von Literatur oder das Übersetzen eines Textes. Abhilfe sollen besondere Plagiatserkennungssoftware schaffen, die bei immer mehr Bildungsinstitutionen Anwendung finden. Plagiat-Finder-Programme arbeiten grundsätzlich ganz ähnlich wie die „Autoren der Plagiate“ selbst, bis auf einen Unterschied: die Sotfware sucht nach gleichen bzw. ähnlichen Textpassagen aus dem zu überprüfenden Dokument und plagiiert sie nicht.
Die Auswahl und der Einsatz einer geeigneten Plagiaterkennungssoftware für den Vergleich von Drehbuch und Roman bedingt eine sorgfältige Auseinandersetzung über den Sinn und Zweck einer Software-geschützen Plagiatsüberprüfung. Hierbei reicht die Spanne von einem einfachen Textvergleichsprogramm, das zwei unterschiedliche Texte Zeile für Zeile hinsichtlich Übereinstimmungen bzw. Unterschieden durchsucht bis hin zur Analyse von z.B. Arbeiten und Publikationen einer Hochschule, um die Aufdeckungsquote von Plagiatsfällen zu maximieren.[10]
Der vorliegende Teil der Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit dem Aufspüren von ähnlichen oder gleichen Textstellen von Roman und Drehbuch. Für dieses Vorhaben können all diejenigen Plagiaterkennungssoftware nicht berücksichtigt werden, die Textinhalte mit diversen Internetquellen, primär Web-Seiten und Dokumenten aus Datenbanken vergleichen. Diese Programme wie beispielsweise „Turnitin“ von iParadigms werden häufig von Universitäten oder Schulen benutzt, um Plagiate zu erkennen. Da die Software nicht zwei Texte miteinander vergleicht, sondern einen Text mit dem Internet vergleicht, kann aufgespürt werden, ob eine Arbeit bereits im Internet existiert.
Textvergleichsprogramme wurden ursprünglich aus dem „Wunsch nach Datenordnung“ heraus entwickelt. Die steigende Datenvielfalt erforderte die Entwicklung von Programmen, die in der Lage sind, Dateien zu verwalten, abzugleichen und zu synchronisieren. Aus diesem Grund wurden Vergleichsprogramme entwickelt. Kann beispielsweise anhand der technischen Eckdaten wie Datum und Dateigröße nicht mehr erkannt werden, welche Datei veraltet und welche Datei beibehalten werden soll, macht es ein Vergleichsprogramm möglich, die Inhalte der Dateien genauer unter die Lupe zu nehmen. So lässt sich etwa der Quellcode von HTML- oder Programmdateien schnell vergleichen. Eine Weiterentwicklung dieser Programme macht es möglich, zwei verschiedene Texte miteinander zu vergleichen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten festzustellen. Nachfolgend werden eine Marktübersicht sowie Kriterien für die Auswahl eines Textvergleichsprogrammes und dessen Funktionen vorgestellt.[11]
2. Material und Methodik
2.1. Marktübersicht
Der Markt für Softwareprodukte zur Text-Vergleichs-Analyse ist inzwischen recht umfangreich. Zum größten Teil stützt sich die Suche nach geeigneten Programmen auf das Internet. Die Recherche (als Quellen dienten Testergebnisse, Online Tutorials zum Thema Textvergleichsprogramme, einschlägige Forumseinträge, Suchmaschinen und Gespräche mit Softwareexperten und Informatikern) ergab Hinweise auf 5 Programme, die am häufigsten für den gesuchten Zweck benutzt wurden: „Beyond Compare“ von Scooter Software, „Suite Compare“ von AKS-Labs, „Campare it“ von Grig Software, „Diff Doc“ von Softinterface und „Merge“, ein Open-Source-Projekt. Der Aufbau der Programme unterscheidet sich bis auf bestimmte Sonderfunktionen nur unwesentlich voneinander.
2.2. Datei- und Dokumentenformate
Der Einsatz dieser Programme bedingt gewisse allgemeine Vorgaben oder Rahmenbedingungen wie z.B. Anschaffungs-und Betriebskosten, Lizenzbedingungen, Sprache der Software oder technischer Support – auf diese Art von Bedingungen soll hier nicht weiter eingegangen werden, da für alle Programme eine Testversion von 30 Tagen zur Verfügung steht. Spezielle Auswahlkriterien ergeben sich durch die Gegebenheiten innerhalb einer Institution oder eines Privatmannes, in Abhängigkeit von Faktoren, wie z.B. was möchte man mit einem Textvergleich bezwecken, welche Art von Dokument möchte man analysieren oder wie weit ist die Automatisierung der Überprüfung angedacht. Eine Privatperson beansprucht bei der Vergleichsanalyse einen relativ hohen Ressourcenverbrauch wie z.B. Netzwerkbelastung, Rechenzeit und häufige Aktualisierungen. Eine Server-basierte Lösung benachrichtigt den Anwender, nachdem die Datei hochgeladen und überprüft wurde, in der Zwischenzeit sind alle anderen Funktionen des Rechners benutzbar. Die meisten Software-Systeme unterstützen die am weitesten verbreiteten Standardformate wie HTML, txt, pdf und doc. Für eine detaillierte Erläuterung der Programme werden exemplarisch die Software „Beyond Compare“ und „Suite Compare“ beschrieben, da diese Programme aufgrund ihrer Funktionen und Schnelligkeit für einen Textvergleich am geeignetsten erschienen.
2.3. Textvergleichsprogramm Beyond Compare
Beyond Compare 3 vergleicht und synchronisiert einerseits Daten zwischen verschiedenen Rechnern. Dadurch wird das Auffinden und Abgleichen von Unterschieden in Quellcode, Ordnern, Bildern und Daten erleichtert. Andererseits stimmt die Software den gesamten Vergleichsvorgang von der Ordnerstruktur bis hin zum einzelnen Unterschied in Dateien ab. Beispielsweise kann das Programm Dateien vom PC am Arbeitsplatz mit den Dateien vom heimischen Rechner abgleichen und fehlende sowie aktuellere Daten auf den anderen Rechner verschieben. Dazu wird zum Beispiel ein genauer Verzeichnispfad vorgegeben. Sollen Dateien eines bestimmten Typs oder eines bestimmten Erstellungsdatums ausgeschlossen werden, lässt sich ein entsprechender Filter vorgeben. Daraufhin ignoriert das Programm entsprechende Daten. Die Benutzung von Beyond Compare erfordert das Betriebssystem: Win95/98/98SE/Me/2000/NT/XP/2003/Vista/Windows7, dabei werden folgende Systeme für die Funktion mindestens vorausgesetzt: Prozessor: 200 MHz, Arbeitsplatz 32 MB, Speicherplatz 15 MB, Internet Explorer 4. Autor des Programms ist der amerikanische Hersteller „Scooter Software“.
2.3.1. Textvergleichssitzung
Eine Textvergleichssitzung zeigt einen optischen Vergleich zweier Textdateien in vertikaler und horizontaler Gegenüberstellung an. Anhand von Anzeige-, Such- und Bearbeitungsfunktionen lassen sich Unterschiede analysieren. Die Textvergleichsansicht zeigt zwei Bereiche mit Editoren, in denen sich der Text gemeinsam bewegen lässt. Der Text wird gefärbt, um Unterschiede zwischen den Dateien kenntlich zu machen. Standardmäßig verwendet das Farbschema die Farbe Rot, um wichtige Unterschiede (Einfügungen, Löschungen und Änderungen) zu kennzeichnen, und Blau zur Kennzeichnung unwichtiger Unterschiede. Regeln und Dateiformate einer Sitzung steuern, wie der Text klassifiziert wird. Der Hintergrund der Anzeige wird ebenfalls eingefärbt, um das Auffinden von Unterschieden zu unterstützen. Ein hellroter Hintergrund kennzeichnet, dass sich irgendwo in der Zeile ein wichtiger Unterschied befindet, während Hellblau auf einen unwichtigen Unterschied hinweist. Der hellrote Hintergrund hat Priorität vor dem hellblauen. Dies vereinfacht das Auffinden von Unterschieden, sogar wenn sie horizontal aus der Anzeige heraus bewegt/gescrollt wurden.[12]
2.3.2. Textvergleichseinstellungen
Zunächst muss in der Textvergleichssitzung aus dem Menü „Sitzung“ der Eintrag „Sitzungseinstellungen“ ausgewählt werden, damit in einer Vorauswahl die passenden Einstellungen getroffen werden können. Im folgenden werden die 4 Tabs (Tap-Reiter) vorgestellt:
Format
Wichtigkeit
Ausrichtung
Ersetzung
1. Format
Das Dateiformat, das beim Lesen der linken und/oder rechten Datei verwendet werden soll, muss bestimmt werden. Das Überschreiben der Kodierung ermöglicht der Sitzung die Zeichensatzkodierung für jede Datei zu überschreiben. Normalerweise wird diese vom ausgewählten Dateiformat gesteuert. Wenn beide zu vergleichenden Dateien das gleiche Format haben, wird die Gegenüberstellung für den Nutzer vereinfacht, da die einzelnen Zeilen direkt nebeneinander auf einer Höhe erscheinen.
2. Wichtigkeit
Unter diesem Menüpunkt wird gesteuert, welche Unterschiede in der aktuellen Sitzung als wichtig angesehen werden. Wichtige Unterschiede sind in der Vergleichsansicht rot gekennzeichnet. Unwichtige Unterschiede sind blau gekennzeichnet (oder gar nicht, falls „unwichtige Unterschiede ignorieren“ eingeschaltet ist.“) Unter dem Punkt „Grammatikelemente “ wird die Steuerung der Unterschiede genauer ausgeführt.
3. Ausrichtung
Die Einstellungen auf dem Tap-Reiter „Ausrichtung“ steuern jenen Algorithmus, der für die gegenseitige Ausrichtung der links- und rechtsseitigen Zeilen zuständig ist. Die Standard-Methode richtet die Zeilen aneinander aus, indem sukzessive kleinere Abschnitte jeder Datei miteinander verglichen werden. Teile der Ausrichtung können bereits angezeigt werden, bevor der gesamte Vergleich beendet ist. Der „Übereinstimmungssuchbereich“ gibt an, wie weit der Algorithmus nach Übereinstimmungen sucht. Beim Vergleich von Dateien mit vielen oder umfangreichen Einfügungen kann ein höherer Wert zu besserer Ausrichtung führen. Die Option „Näheangleichung“ versucht, die übrigen ungleichen Zeilen, basierend auf ihrer Ähnlichkeit, aneinander auszurichten. Die Alternative Methode richtet die Zeilen unter Verwendung eines gewöhnlichen LCS-Algorithmus aus (Longest Common Subsequence = Längste gemeinsame Teilfolge). Dieses kann in bestimmten Fällen zu besseren Übereinstimmungen führen, z.B. bei umfangreichen Einfügungen, oder wenn die Dateien viele sich wiederholende Texte enthalten. Da die Dateien auf einmal verglichen werden, benötigen größere Dateien mehr Zeit als die Standard-Methode. Zudem werden die Dateien nicht angezeigt, bevor nicht der Vergleich beendet ist. Diese Methode unterstützt keinen Ähnlichkeitsvergleich, sodass Unterschiede in Blöcken gruppiert werden. Um Dateien zu vergleichen, ohne die Zeilen basierend auf ihrem Inhalt auszurichten, muss die Option „nicht ausgerichtet“ verwendet werden. So sind ungleiche Zeilen als hinzugefügte oder gelöschte Blöcke dargestellt und nicht als geänderter Text.
4. Ersetzung
Ersetzungen sind wiederkehrende Änderungen, die als unwichtig angesehen werden sollen. Der entsprechende Text kann auf der einen Seite spezifiziert werden, der den Text auf der anderen Seite quasi ersetzt. Diese Funktion ist ausschließlich in der Pro Edition erhältlich. Die Ersetzungsregel lässt nur zu, dass ganze Wörter und nicht Teile von Wörtern mit dem Suchtext übereinstimmen. Der reguläre Ausdruck gibt an, dass der Suchtext ein PCRE ist. Es ist zudem eine auflappbare Liste rechts neben dem Suchtext vorhanden, die gängige Begriffe regulärer Ausdrücke enthält. Der Tap „Seite“ spezifiziert, auf welcher Seite gesucht wird.
2.3.3. Grammatik
Die „Kontrollkästchen“ in der Objektliste geben an, welche Eigenschaften für den Vergleich wichtig sind. Die Grammatik muss innerhalb des ausgewählten Dateiformates definiert werden. Die Einstellung „Standardtext“ steuert die Wichtigkeit von Text, der nicht in der Grammatik definiert ist (oder für Dateiformate, für die keine Grammatikdefinition vorliegt). Die Option „Führende Leerzeichen“ steuert, ob Leerzeichen/Whitespace (Leerschritte und Tab-Zeichen) am Zeilenanfang als wichtig angesehen werden. Die Option „Eingebettete Leerzeichen“ steuert, ob Leerzeichen innerhalb der Zeile als wichtig angesehen werden. Die Option „Leerzeichen am Ende“ steuert, ob Leerzeichen am Zeilenende als wichtig angesehen werden. Die Option „Alles andere“ bezieht sich auf den Text, der kein Leerzeichen ist, und nicht bereits als Grammatikelement definiert ist. Die Option Groß-/Kleinschreibung wird markiert, wenn für den "Alles andere"-Text die Groß-/Kleinschreibweise von Wichtigkeit ist. Um eine zusätzliche Leerzeile (oder eine eingefügte Zeile, die nur unwichtigen Text enthält) als wichtigen Unterschied anzusehen, wird das Kontrollkästchen „Zeilen-Singles sind immer wichtig“ markiert.
Dateiformate beschreiben die Syntax bestimmter Dateiarten, indem Elemente definiert werden. Typischerweise werden Dateiformate, basierend auf der Dateierweiterung, automatisch verwendet. Die Spezifikation eines Dateiformates kann eine Grammatik-Definition enthalten. Diese wird für die Syntaxfärbung verwendet und unterstützt dabei, welche Unterschiede als wichtig angesehen werden sollen. Das Dateiformat für beispielsweise C/C++ Quellcode enthält eine Grammatik, die Schlüsselworte, Kommentare und Zeichenketten erkennt. Um ein Grammatikelement zu bearbeiten, wird entweder ein existierender Elementname aus der Auswahlliste oder ein eigener, neuer Name bestimmt. Ein einfaches Grammatikelement wird in der Kategorie „Text übereinstimmend mit“ definiert, genauso wie die Beachtung der Groß- und Kleinschreibung und ob die Zeichenkette ein regulärer Ausdruck ist.
2.3.4. Textansichts- und Anzeigeoptionen
Diese Optionen beziehen sich auf Textvergleichs- und Text-Merge-Sitzungen. Wenn die Option „Autom. Einrücken“ aktiviert ist, wird beim Erstellen einer neuen Zeile automatisch eine Einrückung vorgenommen, die sich nach den führenden Leerzeichen der vorherigen Zeile richtet. Es werden unmittelbar hinter den führenden Leerzeichen und anschließendem Drücken der Rückschritttaste so viele Leerzeichen entfernt, dass die Einrückung der aktuellen Zeile der der jeweiligen vorherigen Zeile entspricht. Ist die Option „Positionierung hinter Zeilenende erlauben“ aktiviert, wird der Eingabe-Cursor nicht vom Textende in einer Zeile aufgehalten. Textvergleichsberichte ermöglichen die Informationen eines Vergleichs zur späteren Ansicht abzuspeichern, ohne dass der Vergleich erneut durchgeführt werden muss. Diese Berichte können direkt ausgedruckt, oder in HTML- oder reinem Textformat gespeichert werden .
Ein Großteil der Anzeigeoptionen für Textvergleich und Text-Merge befinden sich auf den Seiten „Anzeige“ und „Vergleichsfarben“ im Optionendialog. Es können einzelne Pixel im Feld „Zusätzlicher Zeilenzwischenraum“ addiert oder subtrahiert werden, um die Textzeilennähe in der Ansicht zu ändern. Um eine senkrechte Linie an einer bestimmten Position anzuzeigen, muss das Feld „Senkrechte Linie zeigen“ auf den gewünschten Wert gesetzt werden. Nun muss der Wert auf Null (0) stehen, um die Linie zu verbergen. Wenn eine Proportionalschriftart verwendet wird, richtet sich die Position der Linie nach der Breite des Leerschritts (Space). „Anzahl gefilterter Zeilen anzeigen“ muss aktiviert sein, um die jeweilige Zeilenanzahl anzuzeigen, die durch die Anzeigefilter versteckt werden. „Anzahl der Kontextzeilen“ definiert die Anzahl identischer Zeilen, die vor und hinter einem ungleichen Abschnitt angezeigt werden, wenn „Kontext anzeigen“ im Textvergleich verwendet wird
2.3.5. Definition eines Elements und einer Liste
Zum Definieren eines durch Zeichen eingeschlossenen Elementes wird die Kategorie „Begrenzt“ gewählt. Entweder müssen Start- und Endbegrenzungszeichen oder ein Startbegrenzungszeichen und die Option „Am Zeilenende stoppen“ bestimmt werden. Ein Escape-Zeichen ermöglicht, dass das Endbegrenzungszeichen auch Teil des eigentlichen Elementes sein kann. Die Zeichenkette im folgenden Codestück ist beispielsweise mit Apostrophen (') begrenzt, und der Backslash (\) dient hier als Escape-Zeichen. (s = ’I can/’t see straight’)
Um eine Liste zu definieren müssen die zur Liste gehörenden Worte eingegeben werden. Diese Worte werden nach dem Vergleich hervorgehoben. Wieder ist die Bestimmung wichtig, ob Groß- und Kleinschreibung beachtet werden soll, und ob es sich um reguläre Ausdrücke handelt.
Unter der Kategorie „Spalten“ wird die Start- und Endspaltennummer oder eine Startspalte und die Option bis Zeilenende bestimmt. Beim Vergleich von Berichtsausgaben kann eine einzige Änderung sämtliche nachfolgenden Seitenköpfe verschieben, was zu vielen zusätzlichen Unterschieden führen kann. Um das zu verhindern besteht die Möglichkeit, ein Grammatikobjekt für Kopfzeilen zu definieren, um diese Unterschiede zu ignorieren. Die Zeichenkette muss definiert werden, die dem Kopfbereich auf jeder Seite entspricht (Formfeed-Zeichen)
2.3.6. Standard- und Pro- Edition
Es gibt zwei Editionen von Beyond Compare 3: die Standard und die Pro-Edition. Die Standard-Edition übernimmt den Funktionsumfang von Beyond Compare 2 und enthält den Vollbearbeitungsmodus für Dateien, volle Unicode-Unterstützung und Syntaxfärbung. Folgende Funktionen, die sich ausschließlich auf den Textvergleich beziehen, sind in der Pro-Edition enthalten: Der 3-Wege-Text-Merge vergleicht unabhängige Änderungen gegen einen gemeinsamen Vorgänger, um einen neuen, zusammengeführten Inhalt zu erstellen. Die Textersetzungen spezifizieren den Text als unwichtig, wenn er auf einen bestimmten Wert auf der anderen Seite geändert wird. Beispielsweise kann Apfel auf der linken Seite, verglichen mit Birne auf der rechten Seite als unwichtiger Unterschied angesehen werden.[13]
2.4. Textvergleichsprogramm Suite Compare
Suite Compare ist ein Vergleichstool, um Ordner und Dateien zu vergleichen. Das Programm ist ähnlich aufgebaut wie Beyond Compare. Einerseits wird die Software zur Qualitätssicherung benutzt, um herauszufinden, welche Änderung es im Dokument gibt und ob diese Änderungen korrekt sind. Software-Entwickler- und Tester benutzen Suite Compare zum Zweck der Versionskontrolle, um zum Beispiel den Unterschied von zwei Versionen ein und desselben Dokuments zu finden. Menschen, die im Büro mit elektronischen Dokumenten arbeiten, benutzen das Programm, um Archive zu vergleichen, Änderungen in Dokumenten zu finden und statistische Analysen auszuführen, um beispielsweise die Anzahl der gemeinsamen und einzigartigen Schlüsselwörter auszurechnen. Diese Funktion bietet sich für einen Textvergleich an, da das Vergleichsverfahren „nach Schlüsselwörtern suchen“ für ein beliebiges Dokument eingesetzt werden kann, im Gegensatz zu dem Verfahren „nach Wörtern“ und „nach Zeichen“ suchen, das nur bei Dokumenten mit gemeinsamer Quelle verwendet werden kann. Da das Programm die Zahl der einzigartigen Schlüsselwörter in jedem Dokument und die Zahl der gemeinsamen Schlüsselwörter tabellarisch anzeigt, hilft es bei einer statistischen Analyse. Zudem kann auf diese Weise ein allgemeiner Eindruck über den Inhalt der Dokumente erhalten werden. Die Funktion „Ignorieren beim Vergleich“ legt fest, dass bestimmte Schlüsselwörter ignoriert werden. Z.B. die Festlegung „Schlüsselwort Cat ignorieren“ bedeutet, dass alle Änderungen, die an diesem Wort vorgenommen wurden, ignoriert werden. Oder wenn zum Beispiel zwei Dokumente Wörter wie „cat“ und „cats“ enthalten, wird das Programm keinen Unterschied zwischen den beiden Dokumenten anzeigen. [14]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Beispielseite von Suite Compare
3. Ergebnis
Nachdem der Text von Roman und Drehbuch mit den oben vorgestellten Programmen verglichen wurde, kann folgendes Ergebnis festgestellt werden: 3.1. Beyond Compare Es stellte sich als schwierig heraus, unterschiedliche Gattungen miteinander zu vergleichen, vor allem bei umfangreichen Abweichungen, da der Rechner eine sehr lange Rechenzeit benötigt und die Gefahr von falschen Zuordnungen der Textstücke besteht. Dies geschieht, wenn sich in zwei verschiedenen Stücken eine gleiche Wortfolge von mindestens drei Worten findet. Die Einstellung „Zeile für Zeile vergleichen“ ist hier hinfällig, da Roman und Drehbuch unterschiedliche Längen haben. So sind fast alle Wörter in jeder Zeile rot markiert. Insgesamt besteht der Roman aus 199.131 Wörtern und das Drehbuch aus 18.274, davon kommen 4074 Wörter sowohl im Drehbuch als auch im Roman vor. Eine kleine Auswahl der in beiden Texten vorkommenden Wörter soll einen Überblick über die Gewichtung der Problematik/des Inhalts geben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.1. Suite Compare
Im Romantext finden sich 31.216 einzigartige Wörter und im Drehbuch lassen sich 4.856 Wörter zählen, die nur ein einziges Mal vorkommen. Die Text-Ähnlichkeit wurde durch Deskriptoren in Prozent ermittelt: laut Suite Compare besteht eine Ähnlichkeit von 5%.
Nachdem die Ergebnisse der Anzahl der gemeinsamen und einzigartigen Schlüsselwörter vorliegen, soll die Anzahl der gleichen Zitate ausgerechnet werden. Hierfür sind vom Drehbuch einschlägige judenfeindliche Aussagen ausgewählt und mit dem Romantext verglichen worden. Die Namen der einzelnen Personen wurden beim Vergleich ausgelassen, da die Protagonisten im Roman und Drehbuch unterschiedliche Namen haben.
3.1.1. Auswahl „judenfeindlicher Aussagen“ vom Drehbuch
v. Remchingen: Wart´ oben auf dem Römerberg. Ich will nicht, daß du hier in der Judengasse hältst.
Faber: In der Residenz Stuttgart gibt es keine Judenherbergen!
103. Sturm: Hast du Angst vor ´nem Juden, Dorothea?
145. Faber: […} und wie er die Gelder eingesammelt hat und die Gelder der württembergischen Bauern in seine dreckigen Taschen gesteckt hat.
Sturm: Die Juden sind gar nicht klug, die sind nur schlau!
145. Mätresse: Wie klug du bist - aber grausam.
162. Schmied: Sieht er sich die Menschenschinderei noch an!
164. Fiebelkorn: Vom Herzog - vom Juden sind sie eingeladen! Der Jude arrangiert wieder mal´n Fleischmarkt, diesmal im Schloß, und unsere Töchter sind gut genug, die Ware dafür abzugeben.
178. Herzog: Worauf dieser Teufelskerl kommt!
Süß: Wie der Herr die Schafe von den Böcken, so trenne ich die Töchter von den Eltern!
195.
Faber: Viel Geld, das ihr da verschenkt, Herr. Habt ihr das alles ehrlich verdient?
216. Faber: Das schöne Geld! Ihr spielt so gelassen damit, als ob ihr gar nicht wüßtet, wie viel Schweiß der armen Leute daran klebt!
224. 11
Faber: Er spielt um Württemberg! Der Jude spielt um eure Töchter, und der Herzog hält diejenigen Bank!
225. Mann: Judenhure!
241. Faber (zornig): Zu Hunderten ziehen die Juden in die Stadt. Die Bevölkerung ist in hellem Aufruhr!
Sturm: Wie die Heuschrecken kommen sie über unser Land. Schon diktiert Herr Oppenheimer die Steuern. Der Jude hat die Hand auf der Münze, auf dem Salz, auf Bier, auf ´em Wein, ja sogar auf dem Getreide!
Herzog und die Delegation
so sollten Euer Durchlaucht sich doch wenigstens an Luthers Rat halten, und der sagt: „Darum wisse, du lieber Christ, daß du nebst dem Teufel keinen giftigeren Feind hast denn einen rechten Juden. Ich will dir meinen treuen Rat geben, erstlich, daß man ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecke,
268. v.Röder: Ich meine als alter Soldat: Wenn der Jude sein säuisches Wesen will treiben an unseren Frauen und Töchtern, so ist´s an Euch, mein Herzog, ihm das Handwerk zu legen!
273. Herzog: Ausrotten! - Wie denn ausrotten? -
286. Süß: Beherrsch´ ich den Fürsten, beherrsch´ ich das Volk!
294. Loew: Den Ferschten verzeiht man,äJid wird gehängt!
296. Sturm: Meine Tochter wird keine Judenkinder in die Welt setzen.
Sturm: Wenn hier einer des Kaisers Majestät und des Herzogs Namen beschmutzt, so ist das euer dreckiges, stinkendes Gewäsch.
347. Sturm: Aber Herr Rat Metz, merkt ihr denn nicht, wie hier etwas gedreht und verklausuliert wird, nur um einen Grund zu finden, der mich erledigt? Reicht ihr die Hand zu einem Bubenstück, das dieses talmudische Judenhirn sich ausgebrütet hat? 12
400. Herzog: Also, das ist doch ein - Judengedanke, wie er im Buche steht!
410. Herzog: Ah, ich meine, daß dir nichts heilig ist, nicht einmal die Frau deines Herzogs, Jud. Nur deine Interessen, dein Profit –
423. Sturm: Es ist ja alles gefälscht, gefälscht von der Hand des heimtückischen Juden!
441. v.Röder: Ich weiß es genau, vom Mamelucken des Herzogs! Der Jude hat das alles eingefädelt. Die Juden finanzieren den Krieg unseres Herzogs gegen sein eigenes Volk!
450.
Herzog: Er ist doch ein rechter Saujude! Weiß er, was er mir da rät? Mit Württembergern auf Württemberger schießen, was?
479. Süß: Was? - Bete nur, bete nur zu deinem Gott, bete nur? Aber nicht nur ihr Christen habt einen Gott. Wir Juden haben auch einen und das ist der Gott der Rache. Auge um Auge, Zahn um Zahn! Bedank´ sie sich bei ihrem Vater.
515. 1.Mann: Losschlagen!
2.Mann: Totschlagen, den Schinder!
3.Mann: Der Jude muß weg!
535. Faber: Der hat´s verdient, der Judenknecht!
582.
Faber: Euer Ratgeber ist ein Mörder!
Aber weit größer scheint mir die Schuld des Juden, wenn man sie an der Schande, dem Schaden, dem Leid ermißt, die unser Volk durch ihn an Leib und Seele erlitten hat. Und darum meine ich, jetzt sollte der sprechen, der am tiefsten gekränkt und beleidigt worden ist.
Sturm: Ihr Herren, nicht Vergeltung, sondern nur, was rechtens ist. 13
605. Gerichtsvorsitzender: ´So aber ein Jude mit einer Christin sich fleischlich vermengt, soll er durch den Strang vom Leben zum Tode gebracht werden.
608. Sturm: Die Landstände verkünden durch meinen Mund den Willen des württembergischen Volkes: Alle Juden haben innerhalb dreier Tage Württemberg zu verlassen. Für ganz Württemberg gilt hiermit der Judenbann!
3.2. Ergebnis der Übereinstimmung
Keine der judenfeindlichen Aussagen kommt wörtlich im Roman vor. Wird der Text jedoch auf die Schlüsselwörter der judenfeindlichen Aussagen untersucht, lassen sich einige Gemeinsamkeiten feststellen. So kommen beispielsweise die Wörter Judengasse, Saujud. Judenherberge, Teufelskerl, Mamelucken, Ware, heimtückisch, ausrotten in beiden Textdateien in einem ähnlichen Kontext vor. Zum Beispiel sagt der Herzog im Drehbuch „Worauf dieser Teufelskerl kommt“![15] (aus der Szene geht hervor, dass es sich um Jud Süß handelt) und im Roman überlegt Karl Rudolf „Eigentlich waren sie Teufelskerle, diese Juden.“[16] Solche Zitate belegen nicht, dass der Regisseur vom Autor kopiert hat, allerdings zeigen sie auf, dass die gleichen Wörter in ähnlichen Kontexten verwendet wurden.
4. Diskussion
Der Einsatz von Textvergleichsprogrammen bei Roman und Drehbuch löst vor allem eines nicht: die Problematik des Plagiierens. Um dieser zu begegnen ist vielmehr die geistige Arbeit gefordert. Es hat sich herausgestellt, dass kein Computerprogramm existiert, das in der Lage ist, einen sinnvollen Vergleich zwischen zwei Texten anzustellen, die keine gemeinsame Quelle haben. Lediglich die Anzahl bestimmter Signalwörter, die Aufschluss über die inhaltliche Gewichtung eines Textes geben, wird durch die Suche einer Software erleichtert. Welches System geeignet sein könnte und wie dieses eingesetzt werden soll, hängt davon ab, was das Ziel dieser Kontrolle ist. Sollen Plagiatsfälle aufgedeckt werden, mit denen sich Plagiatoren Abschlüsse oder wissenschaftliche Reputationen erschleichen könnten, trägt der Einsatz von Plagiatserkennungssoftware dazu bei, abgeschriebene Arbeiten zu entlarven. Eine solche Software durchsucht das Internet nach gleichen bzw. ähnlichen Textpassagen.
Anders verhält es sich bei Texten mit unterschiedlichen Gattungen und Quellen. Hier muss „das Aufspüren von Dieben“ intellektuell geleistet werden.
Die Grammatikdefinition ist sowohl in Beyond Compare als auch in Suite Compare recht schlicht. Es werden keine verschachtelten oder kontextspezifischen Definitionen unterstützt. Daher gestaltet sich die Behandlung von "tagged" Sprachen wie HTML und PHP schwierig. Auch ein Kontextvergleich von zwei Texten ist mit dieser Grammatikfunktion nicht möglich. Ein weiterer Grund, warum es sinnvoll erscheint, ein Vergleichsprogramm auf zwei wissenschaftliche Texte anzuwenden und weniger sinnvoll, Vergleichsprogramme auf Literatur anzuwenden, sind die unterschiedlichen Stile. Der Schreibstil einer wissenschaftlichen Arbeit ist knapp, nüchtern, unaufgeregt und sachlich. So kann es für den Leser hilfreich sein, anhand der Häufigkeit einzelner Schlagwörter den Kern des Textes zu erfassen. Die Sprache eines Romans hingegen lebt von der Abwechslung. Außer Eigennamen ist es wenig hilfreich, einen literarischen Text auf Schlagwörter zu untersuchen, da der Kontextverstand unabdingbar ist.
2. Teil Die vergleichende Werkanalyse
Darstellung der Methode und der Forschung in der vergleichenden Werkanalyse
I Theorie: der Nutzenansatz oder Uses and Gratifications Approach
1. Ziel der Untersuchung: Deduktives Vorgehen
Zunächst muss geklärt werden, dass es sich um ein deduktives Vorgehen in dieser Untersuchung handelt. „Deduktiv sind Untersuchungen, die von einer schon bekannten Theorie oder daraus ableitbaren Hypothesen oder von plausiblen, aber nicht ausformulierten explizierten Vermutungen ausgehen und diese Vermutungen dann einem exakten Test auf Widerlegung (Falsifikation) bzw. Bestätigung bis auf weiteres unterwerfen.[17]
2. Erläuterung des nutzentheoretischen Ansatzes
Die zugrunde liegende Theorie dieser Untersuchung ist die Nutzentheorie oder „Uses and Gratifications Approach“, diese hat verschiedene Phasen der Anwendung hinter sich. Eine der ersten Studien wurde 1940 von Herzog durchgeführt – eine Analyse der Quizprogramme im amerikanischen Rundfunk. Erst in den späten sechziger Jahren bis früh in die siebziger hinein wurde die Nutzentheorie wieder von Forschungsinstituten aufgegriffen.
Die Nutzentheoretische Fragestellung brachte eine Veränderung in der Wirkungsforschung mit sich. Die Frage „was machen Menschen mit Massenkommunikation?“ änderte die Auffassung in der Wirkungsforschung von passiven Konsumenten. Der Empfänger spielte jetzt eine aktive Rolle in dem Kommunikationsprozess. Von Kritikern werden u.a. folgende Nachteile des Uses and Gratifications Theorie und Forschung genannt:
1. Vernachlässigung der kulturellen und symbolischen Aspekte des Medienkonsums
2. Einbeziehung breit gelagerter sozialer Strukturen wird versäumt
3. Konzept ist nicht gewissenhaft genug
4. Wahrnehmung wird nicht als ein aktiver Vorgang gesehen.[18]
3. Begründung der Anwendung
In diesem Teil der Arbeit wird wie folgt die Nutzentheorie in der vergleichenden Werkanalyse herangezogen. In ihrer Anwendung kann weder etwas über die Leser-Rezeption von Feuchtwangers Roman noch desgleichen über das Drehbuch zum Halan-Film ausgesagt werden. Dies ist auch nicht die Aufgabe der Untersuchung. Was durch die Anwendung der Theorie ausgesagt werden kann, bezieht sich auf Harlans Nutzung des Feuchtwanger-Romans. Im Klartext: wie „nutzt“ Harlan Feuchtwangers Roman, um einen internationalen Blockbuster zu produzieren, der mit der nationalsozialistischen Ideologie im Einklang steht.
II Methode: Verfahren und Anwendung der Inhaltsanalyse
1. Inhaltsanalyse nach Berelson
Nach Berelson, Autor des Standardwerkes der Inhaltsanalyse „Content Analysis“, lässt sich die Inhaltsanalyse folgendermaßen definieren: „Inhaltsanalyse ist eine Forschungstechnik für die objektive, systematische und quantitative Beschreibung des manifesten Kommunikationsinhaltes.“[19] Außerdem setzt sie voraus, dass gültige Aussagen gemacht über den Zusammenhang von Intention und Inhalt und den von Intention und Wirkung gemacht werden können. Maßgebend für das inhaltsanalytische Verfahren ist die Quantifizierbarkeit der Kommunikationsinhalte. „Kommunikationsinhalte sind die Summe von Bedeutungen, die sich in verbalen musikalischen, bildlichen, plastischen und gestischen Symbolen ausdrücken.“[20]
2. Erklärung der Zähleinheiten: Erstellung der Kategorien und die Zähleinheit „Situation“
Für die Inhaltsanalyse lassen sich folgende Konkretionen vornehmen: Personen, Größe der Gruppe, Schauplatz, Ort-, Zeit- und Personenwechsel, Lebensbereiche. Sie bilden die Erhebungseinheiten, die von dem Erhebungsbogen abgefragt werden sollen.
Zunächst muss die kleinste inhaltsanalytische Zähleinheit festgelegt werden. Dies ist die kleinste zu berücksichtigende Einheit. Im Falle der Werkanalyse muss diese Einheit der gemeinsame Nenner sein, da es sich um zwei unterschiedliche Methoden handelt: ein Roman und ein Film-Drehbuch. Da die Annahme besteht, dass das Drehbuch eine „Dramatisierung“ des Romans ist, muss demzufolge der Roman erst dramatisiert werden, d.h. beide, Drehbuch und Roman, wurden in die kleinste dramatische Einheit, den Auftritt, aufgeteilt.
Der Auftritt ist im Drama die kleinste Handlungseinheit, die zum Zwecke der Untersuchung „Situation“ genannt wird.
Die Wahl dieser Kategorien kann dadurch begründet werden, dass ein dramatischer Stoff aus Personen und Handlung besteht. Das Handeln der Personen ist wiederum an Raum und Zeit gebunden. Der Schauplatz und der Lebensbereich sind mit dem Raum der Handlung verbunden. Ein Wechsel der Personen, Ort und Zeit stellt eine Veränderung im Handlungsablauf dar. Die Häufigkeit des Auftretens einer Kategorie ist die Messung, in der die erhobenen Daten quantifiziert werden.[21]
Der Begriff „Situation“ (Auftritt) wurde gewählt, nicht nur weil es die kleinste Handlungseinheit darstellt, sondern weil es eindeutige Vorteile aufweist in der Genauigkeit der Messung im Gegensatz z.B. zu der Szene als Zähleinheit. In einer Szene können mehrere Personenkonstellationen vorkommen, in einer Situation nur eine.
Abschließend zu diesem Teil soll die Definition des Begriffs Situation genauestens aufgeführt werden:
Die kleinste Zähleinheit ist die Situation. Sie wird bestimmt durch drei Elemente: Personen, Schauplatz und Zeit. Ändert sich eines dieser Elemente, so liegt ein Situationswechsel vor.
Jede Person oder Gruppe, die in Beziehung tritt oder eine Beziehung auflöst, verursacht einen Situationswechsel. Dies gilt auch für Einperson-Situationen und für Massenszenen.
Jede Situation ist an einen Ort gebunden. Ändert sich der Ort, so ändert sich auch die Situation. Ebenso ändert sich die Situation, wenn sich die Zeit ändert.
3. Aufbereitung des Untersuchungsmaterials
Barbara Weber von der TU Berlin verglich 1984 in Ihrer Magisterarbeit den Feuchtwanger- Roman mit dem Drehbuch „Jew Suess“ von Lothar Mendes. Sie hat bereits damals den Feuchtwanger- Roman komplett aufgeschlüsselt und ihn in seine kleinsten Bestandteile zerlegt, um den Roman mit dem Drehbuch zu vergleichen. Auf diese Aufschlüsselung des Feuchtwanger- Romans wird bei dieser Werkanalyse zurückgegriffen. Für die Zerlegung der Szenen des Harlan- Drehbuches wird eine Excel-Tabelle benutzt, die automatisch rechnet.
Zunächst wurden Roman und Drehbuch auf handelnde Personen hin gelesen und markiert. Die Personen wurden mit Seitenzahl auf Karteikarten übertragen. Alle Romanfiguren bekamen orangefarbige Karteikarten und alle Drehbuchfiguren weiße Karteikarten. Ein Register, der im Roman und im Drehbuch vorkommenden Einzelpersonen und Gruppen wurde angefertigt und alphabetisch nach sozialen Gruppen geordnet: Adel, Büger/Volk, Juden. Jede soziale Gruppe ist noch zusätzlich in Untergruppen aufgeteilt: 1. handelnde Einzelpersonen mit Namen, 2. handelnde Einzelpersonen ohne Namen und 3. handelnde Gruppen mit und ohne Namen.
Anhand der Definition der „Situation“ wurden die Zähleinheiten im Roman und im Drehbuch festgelegt. Der Beginn jeder neuen Situation wird im Text mit einem Schrägstrich markiert und am linken Rand in Zeilenhöhe nummeriert. Die Personen und Gruppen, die zueinander in der Situation in Beziehung stehen, werden neben der Nummer links notiert. Mit jeder Seite wird eine neue Nummerierung der Situationen begonnen. Die vorkommenden Einzelpersonen und Gruppen in einer Massenszene werden in der Reihenfolge, in der sie im Text erwähnt werden, am linken Rand notiert.
Jede Situationseinheit kommt an einem Ort zustande, der als Schauplatz der Handlung bezeichnet wird. Der Schauplatz wird am rechten Rand eingetragen, ebenfalls in Zeilenhöhe und möglichst mit dem Wort des Schriftstellers. Ein Zeitwechsel wird mit dem Zeichen Ø gekennzeichnet und neben dem Schauplatz notiert. Wenn kein Zeitwechsel stattfindet, wird demzufolge nichts hingeschrieben.
Es gibt Fälle, in denen Personen, Schauplatz und Zeit wechseln. Hier wird der Beginn der Zähleinheit mit zwei Schrägstrichen markiert. Wenn kein Zeitwechsel stattfindet, wird demzufolge nichts hingeschrieben. Die laufende Nummer wird links beibehalten.
Es gibt Passagen im Roman, die keiner Figur oder Gruppe zugeordnet werden können. Die Abschnitte werden zunächst mit einem Randstrich markiert. Diese Reflexionen des Autors können in der Auswertung wegfallen. Sie sind für die Werkanalyse nicht erforderlich.
4. Die Operationalisierung
a)Codieranweisung für den Erhebungsbogen: Situationen in Feuchtwangers „Jud Süß“ und im gleichnamigen Drehbuch zur Harlan-Verfilmung
Die Nummerierung der Erhebungsbögen erfolgt folgendermaßen: im rechten Kasten wird die Situationseinheit des Romans eingetragen; erst die Seitenzahl der Textseite und dann die laufende Nummer der Situation. Da mehr als eine Situationseinheit auf einer Textseite vorkommen kann, ist es notwendig, für jede Situation einen Erhebungsbogen auszufüllen. Als Zähleinheit gilt nur die Situation, nicht die Seitenzahl, auch in Fällen, in denen sich eine Situation über mehrere Seiten ausdehnt. In den Kästen auf der linken Seite des Erhebungsbogens wird später die laufende Zahl der Bögen eingetragen. Das folgende Faksimile eines Erhebungsbogens wurde von Barbara Weber erstellt und gilt für diese Arbeit nur für die Roman- Auswertung.
Barbara Weber: „Jud Süß“: Ein nutzentheoretischer Vergleich des Drehbuchs von Lothar Mendes (1934) mit dem Roman von Lion Feuchtwanger (1925). Magisterarbeit erstellt am Fachbereich Kommunikations- und Geschichtswissenschaften der TU Berlin, betreut von Prof. Dr. Friedrich Knilli, 1984.
Für die Auswertung des Drehbuchs wurde nach dem gleichen Muster folgende Excel- Tabelle angefertigt. Durch die Rechenkästchen wurden die einzelnen Variablen automatisch zusammengezählt.
Beispiel eines Erhebungsbogens aus der Excel-Tabelle
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4. Variablen
Variable 1: Größe der Beziehungseinheit
in dieser Variable wird abgefragt, wie viele handelnde Einzelpersonen und/oder Gruppen in der zu codierenden Situation auftreten.
Var. 1 Größe der Beziehungseinheit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Variable 2: Anwesenheit von Personen und Gruppen
Hier werden die Personen/und oder Gruppen, die in einer Situation auftreten, identifiziert. Auf einem Beiblatt sind alle im Roman oder im Drehbuch vorkommenden Einzelpersonen und Gruppen in einer nummerierten Liste eingetragen. Die zu der jeweiligen Figur oder Gruppe zugeteilte Nummer/Code wird dann auf dem Erhebungsbogen eingekreist.
Variable 3: Schauplatz
Der Ort der Handlung wird als freie Formulierung hier eingetragen. Die Schauplätze werden in einem zweiten Schritt zusammengefasst und systematisiert.
Variable 4: Ortswechsel
Hier wird abgefragt, ob der Ort zur vorübergehenden Situation wechselt.
Variable 5: Zeitwechsel
In dieser Variable wird abgefragt, ob ein Zeitwechsel zur vorhergehenden Situation stattgefunden hat.
Variable 6: Personenwechsel
Hier wird abgefragt, ob ein Personenwechsel zur vorhergehenden Szene stattgefunden hat.
Variable 7: Lebensbereiche
In dieser Variable werden die Lebensbereiche der handelnden Personen und/oder Gruppen identifiziert. Die gleichen Lebensbereiche wurden verwendet, die auch in der Untersuchung von Knilli in der Studie „Die Gesamtheit von Faschisten und Antifaschisten gegenüber dem NS-Film ‚Jud Süß’[22] vorkommen.
Var. 7 Lebensbereiche
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
III Auswertung und Interpretation der Daten
Liste der im Roman und Drehbuch vorkommenden Einzelpersonen und Gruppen
a) Adel
I. Handelnde Einzelpersonen - mit Namen
1 v. Beulwiz, Regierungspräsidenten
2 v. Bouwighausen, Oberstleutnant
3 Buckow, Rittmeister
4 de Castro, Madame
5 Eberhard Ludwig, Herzog v. Württemberg
6 Eugen, Prinz v. Savoyen
7 Eusebius, Johann, Fürstabt v. Einsiedeln
8 Fichtel, Geheimrat Würzburg
9 v. Forstner, Rat & Präsident des Conseils
10 Friedrich Heinrich, Prinz
11 Fugger, Graf Johann Albrecht
12 Geheimrat von Gaisberg
13 v. Gaisberg, General
14 Glaser, Major
15 Grävenitz, Gräfin Christl
16 Grävenitz, Friedrich Wilhelm
17 Grävenitz, Söhne
18 Grävenitz, Mutter
19 v. Grunweiler, Rat
20 Hardenberg, Minister
21 v. Heydersdorf, der Geist des Feldmarschalls
22 Johanna Elisabetha, Herzogin v. Württemberg
23 Karl Alexander, Herzog v. Württemberg (R) und (D)
24 Karl Eugen, Erbprinz
25 Karl Rudolf v. Neuenstadt, Herzog-Administrator
26 Keller, Geheimrat
27 v. Lamprecht, Domänenpräsident
28 v. Lamprecht, Söhne ( Pagen)
29 Laubsky, Oberst
30 Marie Auguste, Herzogin v. Württemberg (R) ; Herzogin v. Württemberg, Gattin von Karl Alexander (D)
31 Pancorbo, Dom Bartelemi
[...]
[1] Der Ausdruck ist ein Straftatbestand, der zum ersten Mal 1945 für den Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher geschaffenen Militärsgerichtshof als Tatbestand vertraglich festgelegt wurde.
[2] Lion Feuchtwanger: „Offener Brief an sieben Berliner Schauspieler“. In: Walter Huder und Friedrich Knilli: „Lion Feuchtwanger: Für die Vernunft, gegen Dummheit und Gewalt.“Publica Verlagsgesellschaft. Berlin, 1985.
[3] Friedrich Knilli: Zweiter Offener Brief an den neuen Jud Süß-Regisseur (Oskar Röhler) vom 02.05.2009 http://www.feuchtwanger.de/204.html#c467 Seite zuletzt geöffnet am 27.4.2010.
[4] Feuchtwanger: offener Brief
[5] Vgl.: Bertolt Brecht: Der Dreigroschenprozess. In: Ders.: Gesammelte Werke 18, Schriften zur Literatur und Kunst, Frankfurt 1967, S. 155
[6] Friedrich Knilli: Ich war Jud Süß. Die Geschichte des Filmstars Ferdinand Marian. 2. Aufl. Leipzig 2010, S. 9.
[7] Rolf Schneider: Süß und Dreyfus, Göttingen 1991, S. 48.
[8] Vgl.: Christian Hardinghus: Filmpropaganda für den Holocaust. Eine Studie anhand der Hetzfime Der ewige Nude und Jud Süß, Marburg 2008 S. 71f.
[9] Vgl.: Roswitha Körner: Der Text und seine bühnenmäßige Aufführung. Eine urheberrechtliche und theaterwissenschaftliche Untersuchung über die Inszenierung, Hamburg 1999.
[10] Vgl.: Robert Barth [Hrsg]: Wissensklau, Unvermögen oder Paradigmenwechsel? Plagiate als Herausforderung für Lehre, Forschung und Bibliothek. In: Churer Schriften zur Informationswissenschaft. Schrift Nr. 33, 2009, S. 96f
[11].:Vgl.: http://beyond-compare.softonic.de/, Seite zuletzt geöffnet am 23.11.2009. 2
[12] Vgl.: http://beyond-compare.softonic.de/, Seite zuletzt geöffnet am 23.11.2009.
[13] Vgl.: www.beyond-compare.download Seite zuletzt geöffnet am: 1.12.2009.
[14] Vgl.: http://www.comparesuite.com/download.htm Seite zuletzt geöffnet am 1. 12.2009.
[15] Textdatei Drehbuch „Jud Süß“ von Veit Harlan, Szene 178.
[16] Textdatei Roman „Jud Süß“ von Lion Feuchtwanger, S. 533. 14
[17] Vgl.: Klaus Merten: Inhaltsanalyse – Einführung in Theorie, Methode und Praxis. Opladen: 1983, S.314.
[18] Alphons Silbermann: Handwörterbuch der Massenkommunikation und Medienforschung. Bd.1, Berlin: Volker Spiess Verlag 1982, S. 151 – 152.
[19] Bernard Berelson: Content Analysis in Communication Research. USA, Glencoe 1952, S. 54.
[20] Clemens Schwender: Entwurf eines inhaltsanalytischen Auswerungsplans für die Fernsehserie „Holocaust“ unter Einbeziehung der Forschungsliteratur zur Warenästhetik, Berlin, Technische Universität, Fakultät 1. Magisterarbeit. 1983, S. 31-36.
[21] Vgl.: Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart: 1969, S. 564.
[22] Friedrich Knilli: Die Gemeinsamkeit von Faschisten und Antifaschisten gegenüber dem NS-Film „Jud Süß“. In: „Jud Süß“ Preprints zur Medienwissenschaft. Hrsg. F. Knilli, T. Maurer, T. Radevagen, S. Zielinski, Berlin 1983, S. 57-67.
- Quote paper
- Julia Trefzer (Author), 2010, "Jud Süß". Ein Vergleich des Drehbuchs von Veit Harlan (1940) mit Lion Feuchtwangers Roman (1925), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182958
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