1. Einleitung
Die Vollstreckung einer individuellen Freiheitsstrafe hat Auswirkungen auf (Familien-)Angehörige und eng verbundene Bezugspersonen eines Inhaftierten. Durch den Freiheitsentzug sind Angehörige wie Ehepartner, Lebenspartner, Eltern und Kinder eines Straftäters mit betroffen, was oft mit tief greifenden Folgen für die Bedingungen im Alltag bzw. die Lebenssituation verbunden ist. Einige Studien belegen eine Vielzahl von Problemen, die auf die Betroffenen, überwiegend die Frauen und Kinder, zukommen, wenn der Partner inhaftiert wurde und welche nicht direkt erkennbar oder offensichtlich sind. Leider stammt das Datenmaterial mehrheitlich aus dem Ausland und die Erhebungen dazu in Deutschland sind, bis auf wenige Ausnahmen, vornehmlich mehr als 20 Jahre alt. Dieses Praxisprojekt habe ich mit der Intention begonnen auf der Basis von Bedürfnissen der Angehörigen, Anregungen oder Vorschläge für Angebote für die Angehörigen von Inhaftierten zu ermittelten. Ebenso ist es meine Absicht herauszufinden, wie und ob die Zusammenarbeit von Institutionen (z. B. der Justizvollzugsanstalt, dem Justizsystem, Hilfsangeboten etc.) bzw. ein Austausch von Informationen funktioniert, die mit Beginn der Inhaftierung eines Partners für die Betroffenen relevant sind oder sein könnten.
In erster Linie ist es mir aber ein besonderes Anliegen, mehr Transparenz und Beachtung in den Umfang und die Komplexität der Realitäten zu bringen, die im Zusammenhang mit einer Inhaftierung von Familienangehörigen entstehen. Hinterfragt werden soll, wie das Leben für die Personen weiter geht, die in familiären Bindungen und/ oder engen Beziehungen mit dem Delinquenten vor seiner Haft gelebt haben sowie die Auswirkungen einer Inhaftierung auf die aktuelle Lebenssituation und das Umfeld der Angehörigen. Des Weiteren möchte ich zur Aufmerksamkeit anregen, dieses Thema in zukünftigen Forschungen zu beachten, sowie dessen Bedeutung im Wachstum und der Etablierung von neuen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit zu präzisieren und zu vervollständigen.
Im Rahmen der Familienbesuchstage in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Zeithain (bei Riesa in Sachsen), bei denen die Väter die Gelegenheit haben einen ganzen Nachmittag mit ihren Kindern zu verbringen, war ich anwesend. In dieser Zeit wurden die Befragungen mit den begleitenden Angehörigen zu ihrer Lebenssituation durchgeführt.
Im nachstehenden Kapitel wird der aktuelle Forschungsstand, die Anzahl der Betroffenen, das Projekt Familienbesuche, ...
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Stand der Forschung
2.2 Anzahl der betroffenen Angehörigen und Kinder
2.3 Die Bedeutung von Beziehungen während einer Haftzeit
2.4 Spezifische Unterstützungsangebote für Angehörige
2.5 Familienorientierung im sächsischen Strafvollzug
2.6 Organisatorischer Rahmen für die Durchführung des Projektes
2.7 Belastungsfaktoren für Partnerinnen und Kinder
2.8 Die Bedeutung der Angehörigen und Kinder bei der Resozialisierung
2.9 Eine Inhaftierung aus der Perspektive der Frauen
2.10 Die Rolle der weiteren Familie
3. Fragestellung der Arbeit
4. Planung und Durchführung der Untersuchung
4.1 Vorbereitungsphase der Untersuchung
4.2 Untersuchungsgegenstand und Untersuchungsplan
4.3 Methodik der Untersuchung
4.4 Das problemzentrierte Interview
4.5 Qualitative Inhaltsanalyse
4.6 Schritte der Durchführung
4.6.1 Entwicklung des Interviewleitfadens
4.6.2 Ablauf eines Familiennachmittages
4.6.3 Durchführung der Befragungen – exemplarischer Ablauf
4.6.4 Auswertung der Befragungen
5. Darstellung der Ergebnisse
5.1 Merkmale der Stichprobe
5.2 Verlauf des Kriminalisierungsprozesses
5.3 Alltag der Frauen
5.3.1 Finanzielle Lage
5.3.2 Wohnsituation
5.3.3 Kontakt mit Behörden
5.3.4 Neue Aufgaben im Alltag
5.4 Situation der Kinder
5.4.1 Wissen der Kinder
5.4.2 Reaktionen der Kinder
5.4.3 Erziehung
5.4.4 Familienbesuche
5.5 Kontakt zur Umwelt
5.5.1 Wissen
5.5.2 Reaktionen
5.5.3 Unterstützung
5.6 Das Gefängnis
5.6.1 Besuche im Gefängnis
5.6.2 Familienbesuche
5.6.3 Weitere Kontaktmöglichkeiten
5.7 Materielle Unterstützung
5.8 Kontakte mit anderen Betroffenen
5.9 Partnerschaft
5.9.1 Befürchtungen
5.9.2 Kommunikation während der Haft
5.10 Veränderungen
5.11 Kraftquellen
5.12 Bedürfnisse der Frauen
6. Bewertung der Ergebnisse
6.1 Überprüfung der Hypothesen
6.2 Diskussion der Ergebnisse
6.3 Reflexion der angewendeten Methode
6.4 Reflexion und Anregungen für die Forschung und Praxis
7. Fazit
Quellenverzeichnis
Literatur
Internet
Anhang
- Quote paper
- Sozialpädagogin B.A. Petra Anna Maria Hermes (Author), 2011, Zur Lebensrealität der Angehörigen von Inhaftierten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182751