Um die der Arbeit zu Grunde liegende Fragestellung, die der Titel aufwirft, beantworten zu können, sollen zunächst der für die Fragestellung relevante Teil seiner Theorie (Kap. 2), vor Allem aber die Ursachen, die Pierre Bourdieu für die Chancenungleichheit nennt, dargestellt werden – denn nach Bourdieu folgt die Selektion im Schulsystem einer inneren Logik, die die Schüler der unteren Klassen benachteiligt. Dazu findet zunächst eine Einführung in die Soziologie Pierre Bourdieus über grundlegende Begriffe wie Habitus, Kapital, Feld und Klasse statt (2.1). Darauf folgend kann dann die Funktionsweise der kulturellen Reproduktion erläutert werden (2.2, 2.3) und beschrieben werden, wie Bourdieu in diesem Zusammenhang den Begriff Chancenungleichheit versteht (2.4).
Den Ungleichheit reproduzierenden Mechanismen des Schulsystems kann nach Bourdieu nur durch eine Rationale Pädagogik entgegengewirkt werden (2.5), diese Mittel und Wege, die aus der Chancenungleichheit herausführen, sollen anschließend aufgezeigt werden (2.6). Hierzu werden auch die vom Collège de France entwickelten Vorschläge für ein Bildungswesen der Zukunft miteinbezogen, an denen Bourdieu maßgeblich mitwirkte.
Um zu überprüfen, ob Bourdieus Theorie einen plausiblen Erklärungsansatz bieten kann, werden im zweiten Teil aktuelle Ergebnisse der Empirie hinzugezogen (Kap. 3): Die PISA-Studie 2009 untersuchte die Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft. Hierbei ergaben sich unterschiedlich starke Zusammenhänge, d.h. in jedem Schulsystem hat die soziale Herkunft eines Schülers einen anderen Einflussgrad auf den Schulerfolg. Wenn nun Bourdieu die Gründe für ungleiche Bildungschancen korrekt erfasst hat, müssen sich die Länder in diesen Punkten voneinander unterscheiden. Exemplarisch werden die Länder Finnland und Deutschland untersucht – Finnland mit einem Schulsystem, in dem die Chancenungleichheit eher gering ist und Deutschland als ein Land, in dem die Bildungschancen in größerer Abhängigkeit von der sozialen Herkunft stehen. Beide Schulsysteme sollen auf die von Bourdieu genannten Punkte untersucht werden – finden wir im finnischen Schulsystem, stärker als im deutschen, eine Übereinstimmung mit der Bourdieuschen Idee einer Rationalen Pädagogik?
Im Ergebnis der Arbeit (Kap. 4) kann dann festgehalten werden, ob in Finnland die Forderungen an eine Rationale Pädagogik stärker erfüllt sind als in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion
- Habitus, Klasse, Feld, Kapital – theoretische Grundelemente
- Wie funktioniert die kulturelle Reproduktion?
- Die Rolle der Schule in der kulturellen Reproduktion
- Die Illusion der Chancengleichheit
- Die Rationale Pädagogik – der Weg aus der Chancenungleichheit
- Forderungen an eine Rationale Pädagogik
- Das deutsche und das finnische Schulsystem im Vergleich
- Kurze Darstellung der beiden Schulsysteme
- Ergebnisse der PISA-Studie 2009 zur Abhängigkeit der Bildungschancen von sozialer Herkunft
- Ergebnisse Deutschland
- Ergebnisse Finnland
- Umsetzung der Forderungen an eine Rationale Pädagogik
- Rationale Pädagogik in Deutschland
- Rationale Pädagogik in Finnland
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht, ob die von Pierre Bourdieu formulierte Rationale Pädagogik einen Weg aus der von sozialer Herkunft abhängigen Chancenungleichheit im Bildungssystem darstellt. Die Arbeit analysiert Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion und ihre Implikationen für die Bildungschancen von Schülern aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Dabei werden die Ergebnisse der PISA-Studie 2009 herangezogen, um die Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft in Deutschland und Finnland zu vergleichen. Die Arbeit beleuchtet die Umsetzung der Forderungen an eine Rationale Pädagogik in beiden Schulsystemen und untersucht, ob Finnland, im Vergleich zu Deutschland, die Voraussetzungen für eine gerechtere Bildungslandschaft besser erfüllt.
- Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion
- Die Rolle der Schule in der Reproduktion sozialer Ungleichheit
- Die Rationale Pädagogik als Ansatz zur Chancengleichheit
- Die Ergebnisse der PISA-Studie 2009 zur Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft
- Der Vergleich der Schulsysteme in Deutschland und Finnland im Hinblick auf die Umsetzung der Forderungen an eine Rationale Pädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der Chancenungleichheit im Bildungssystem dar und führt in die Fragestellung der Arbeit ein. Sie erläutert, warum Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion und die Rationale Pädagogik als relevanter Ansatz für die Analyse der Bildungschancen betrachtet werden können.
Kapitel 2 widmet sich Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion. Es werden die zentralen Begriffe Habitus, Kapital, Feld und Klasse erläutert und die Funktionsweise der kulturellen Reproduktion im Bildungssystem dargestellt. Der Abschnitt beleuchtet die Rolle der Schule in der Reproduktion sozialer Ungleichheiten und die Illusion der Chancengleichheit. Schließlich wird Bourdieus Konzept der Rationalen Pädagogik als möglicher Weg aus der Chancenungleichheit vorgestellt.
Kapitel 3 vergleicht das deutsche und das finnische Schulsystem im Hinblick auf die Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft. Es werden die Ergebnisse der PISA-Studie 2009 analysiert und die Umsetzung der Forderungen an eine Rationale Pädagogik in beiden Ländern untersucht. Der Abschnitt beleuchtet die Unterschiede in den Schulsystemen und die jeweiligen Stärken und Schwächen im Hinblick auf die Chancengleichheit.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Rationale Pädagogik, die kulturelle Reproduktion, Pierre Bourdieu, soziale Ungleichheit, Bildungsgerechtigkeit, Chancenungleichheit, PISA-Studie, Schulsystem, Deutschland, Finnland, Vergleich, Schulsystem, Bildungssystem, Bildungsreformen, Bildungspolitik.
- Citar trabajo
- Marlie Hoffmann (Autor), 2011, Bourdieu im Kontext der PISA-Studie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182398
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