Die Hausarbeit „Die Stiftungen der Fugger“ hat das Ziel, Stiftungen und Stiftungswirklichkeit im Mittelalter zu analysieren und zu bewerten. So wird ein Stiftungsbeispiel, nämlich die Stiftungen der Fugger exemplarisch näher beschrieben. Dazu wird im ersten Abschnitt der vorliegenden Arbeit die Zeit, in der die Fugger gewirkt haben, kurz vorgestellt. Anschließend sollen der rasante Aufstieg und der besondere Erfolg des Handelshauses der Fugger aufgezeigt werden. Die Besonderheiten der Stadt Augsburg spielen dabei im Wirken der Familie Fugger ebenfalls eine bedeutende Rolle. Es geht in diesem Fall um eine Beschreibung von Augsburg als Innovationszentrum und Innovationsträger sowie der Herberge von reichen Geschäftsmännern, im Wirtschaftsdreieck Bodensee, Donau, Lech. Im Anschluß daran erfolgt die Auseinandersetzung mit zentralen Fragen dieser Hausarbeit:
1. Um was handelte es sich bei diesen Stiftungen?
2. Wer waren die Stifter?
3. Welchen Grund gab es für die Stiftungen?
Dazu werden die drei Stiftungen „Jakob“ Fuggers dem Reichen (d.R.) einer näheren Betrachtung unterzogen.In einer Rückschau wird nun versucht auf individuelle Beweggründe der Fugger als Stifter zu schließen, die sich aus ihrem Handeln als Geschäftsmänner und Mäzene ableiten lassen.
Die Hausarbeit geht in ihrer Gesamtheit der Fragestellung nach, ob die Fugger in ihrer Stiftungstätigkeit Vordenker oder Handelnde im Sinne ihrer Zeit waren.
Inhaltsverzeichnis
1. Personenregister und Stammbaum der Fugger
2. Einleitung
3. Vorbetrachtung
3.1. Beschreibung des historischen Kontext
3.2. Der Aufstieg der Fugger in Augsburg
3.3. Augsburg zur Zeit Jakob Fuggers des Reichen
4. Stiftungen im Mittelalter
4.1. Allgemeine Betrachtung
4.2. Beweggründe des Stifters
4.3. Verpflichtungen für beide Seiten
5. Die Stiftungen der Fugger
5.1. Überleitung von Stiftungen zu Fuggerstiftungen
5.2. Beschreibung der drei großen Fuggerstiftungen
5.2.1. Die Fuggerei
5.2.2. Die Prädikatur
5.2.3. Die Kapelle bei St. Anna
5.3. Stiftungshintergrund
5.3.1. Funktion von St. Anna
5.3.2. Zusammenhang zwischen den drei Stiftungen
6. Die Ambivalenz im Handeln der Fugger
7. Fazit
8. Literaturnachweis
1. Personenregister und Stammbaum der Fugger
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Einleitung
Die Hausarbeit „Die Stiftungen der Fugger" hat das Ziel, Stiftungen und Stiftungswirklichkeit ¡m Mittelalter zu analysieren und zu bewerten. So wird ein Stlftungsbelsplel, nämlich die Stiftungen der Fugger exemplarisch näher beschrieben. Dies geschieht, nachdem ein Rahmen für die intensive Auseinandersetzung mit Fuggerstiftungen geschaffen wurde. Dazu wird Im ersten Abschnitt der vorliegenden Arbeit die Zelt, In der die Fugger gewirkt haben, kurz vorgestellt. Anschließend sollen der rasante Aufstieg und der besondere Erfolg des Handelshauses der Fugger aufgezeigt werden. Die Besonderheiten der Stadt Augsburg spielen dabei Im Wirken der Familie Fugger ebenfalls eine bedeutende Rolle. Es geht In diesem Fall um eine Beschreibung von Augsburg als Innovationszentrum und Innovationsträger sowie der Herberge von reichen Geschäftsmännern, im Wirtschaftsdreieck Bodensee, Donau, Lech. Im Punkt 3.1. erfolgt die Auseinandersetzung mit den ersten zentralen Fragen dieser Hausarbeit. Was waren diese Stiftungen und wer waren die Stifter? Im Punkt 3.2. wird der Frage nach dem Stiftungsgrund nachgegangen. Anschließend werden die drei Stiftungen „Jakob" Fuggers dem Reichen (d.R.) einer näheren Betrachtung unterzogen, wobei der Schwerpunkt in der Beschreibung der Kapelle bei Sankt Anna liegt. In einer Rückschau von Punkt 4.3. auf die drei Stiftungen (4.2.) wird nun versucht Rückschlüsse auf Individuelle Beweggründe der Fugger als Stifter zu ziehen. Dies geschieht, Indem bestehende Zusammenhänge zwischen den drei Stiftungen erklärt werden, um ein Verhältnis zwischen den Fuggern als Geschäftsmänner und als Stifter herzustellen. Die Hausarbeit geht in Ihrer Gesamtheit der Fragestellung nach, ob die Fugger In Ihrer Stiftungstätigkeit Vordenker oder Handelnde im Sinne Ihrer Zeit waren?
3. Vorbetrachtung
3.1. Beschreibung des historischen Kontext
Jakob Fugger (d.R.) lebte in einer Phase des Umbruchs über die Grenzen Europas hinaus. Wichtige Ereignisse in seinem Leben und seine persönlichen Entscheidungen trugen maßgeblich zur Entwicklungen der europäischen Geschichte bei. Aber wie stellte sich dieses Europa nun in der Zeit vom ersten Auftreten eines Fuggers (Hans Fugger 1367) in Augsburg bis zum Tod Jakob Fuggers (d.R.) dar? In der Mitte des 14. Jh. wurde Europa von einer Pestwelle überrollt, die etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung ausrottet.1 Damit einher ging auch eine Entvölkerung ganzer Landstriche, die sich durch die Landflucht und damit verbundene Verstädterung nur allmählich akklimatisierte. Die wachsenden Metropolen standen vor großen Aufgaben. Die Macht der Städte lag nicht immer in der Hand der Bürger, sondern konnte in weltlicher Adelshand oder in der geistlichen liegen. Aus diesem Grund war ein Wachstum der Städte positiv, denn „Je zahlenmäßig größer die Bürgerschaft war, desto selbstbewusster konnte sie auftreten."2 Damit gestaltete sich das Europa in der Zeit vom 14. bis 16. Jh. als ein Kontinent mit dezimierter Bevölkerung, die im Laufe der nächsten Jahrzehnte wieder wuchs. Gleichzeitig begann eine Urbanisierung, die den Städten die Macht gab nach Unabhängigkeit zu streben. In Deutschland war der Zielzustand der selbstbewussten Bürgerschaft die freie Reichsstadt, die weder weltlichen Fürsten, noch dem Klerus unterstand, sondern nur dem König verpflichtet war.3 Dieser Trend zur Unabhängigkeit wurde über das 14. und 15. Jh. hinaus getragen. Gleichzeitig war es die Zeit in der Johannes Gutenberg (1447) sein erstes Druckerzeugnis mit beweglichen Lettern produzierte.4 Das 15. Jh. brachte aber auch die großen Bauernaufstände5 mit sich und endete 1492 mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus. Im Nachfolgenden wird der Werdegang der Fugger in diesen schwierigen Zeiten aufgezeigt, ebenso wie deren rasanterAufstieg.
3.2. Der Aufstieg der Fugger in Augsburg
„Mir reicht's, ich gehe nach Augsburg. Gerade mal einen Gulden habe ich diese Woche verdient. Als einfacher Landweber werde ich's nie zu etwas bringen. Hans Fuggers Entschluss steht fest. Er wird sein bisschen Erspartes nehmen und wie so viele andere Bauern und Handwerker aus den umliegenden Dörfern sein Glück In der Reichsstadt versuchen."6
„An einem sonnigen Septembertage des Jahres 1367 wanderte des alten Hans Fugger gleichnamiger Sohn aus seinem Heimatdorfe Graben, das zwei Kilometer nordwestlich von Lager Lechfeld liegt, in die nahe Stadt Augsburg."7
Ob es sich so zugetragen hat, soll an dieser Stelle nicht von Belang sein. Nehmen wir einfach an, dass es sich an einem sonnigen Tag besser wandern lässt und diesem Marsch eine Phase des Überlegens voraus ging. Fest steht, dass 1367 Hans Fugger In das Steuerbuch der Stadt Augsburg eingetragen wird.8 Ob es sich bei ihm um den Auserwählten der Familie handelt oder ob er der Sohn/Abkömmling war, der keine Perspektiven Innerhalb des familiären Nachfolgegeflechts (z.B. jüngster Sohn, der den Hof nicht übernehmen wird) sah, Ist nicht belegt. Das expandierende Textilgewerbe und der Fernhandel boten zu diesem Zeitpunkt günstige Ausgangspositionen für das Handwerk In der Reichsstadt Augsburg. Diese ökonomischen Vorteile führten zu einer Landflucht, in dessen Sog sich auch Hans Fugger befand. Das fuggersche Ehrenbuch und die Fuggerchronik aus dem 16. Jh. geben Auskunft über Hans' erste Jahre in Augsburg. So geht Hans Fugger mit Klara Wldolf 1370, die vermutlich eine Tochter des damals amtierenden Zunftmeisters Oswald Wldolf gewesen Ist, eine Ehe ein.9 „Spätestens mit dieser Heirat dürfte er das Augsburger Bürgerrecht erworben haben."10 Durch die erste und eine zweite Heirat mit Elisabeth Gfattermann 1381 wird Hans Fugger der Aufstieg bis zum Zunftmeister der Weber 1386 geebnet. Nach seinem Tod betreibt die Witwe das Unternehmen bis zu ihrem Ableben 1436 weiter, worauf die Söhne Andreas und Jakob der Ältere (d.Ä.) die Geschäftsleitung übernehmen. Unter Ihnen erfolgt eine Trennung der geschäftlichen Interessen (1455 tauchen die Brüder getrennt im Augsburger Steuerbuch auf), wodurch sich zwei Famlllenzweige, nämlich die Fugger vom Reh und die Fugger von der Lille bilden. Da die Stiftungen der Fugger aus dem Famlllenzweig der Fugger von der Lille entstehen wird der Werdegang Im Unternehmen Jakob Fuggers (d.Ä.) weiter betrachtet. Bis zu seinem Tod 1469 kann er das Vermögen der Familie weiter mehren und schafft es so auf Platz sieben der „Steuerhltliste" Augsburger Bürger. Das Unternehmen wird darauf in die Hände von dreien seiner sieben Söhne, nämlich den Brüdern Ulrich, Georg und Jakob (d.R.) gegeben. In dieser Phase findet vermutlich auch ein Umschwenken In der Art des Handels statt. Während Jakob (d.Ä.) seine Gewinne hauptsächlich durch den Textilhandel macht, setzt bei den Söhnen ein sehr starker Handel mit Metallen und Anleihen (Krediten) ein.11 Dazu heißt es bei Hering, „Der Warenhandel beherrschte nach wie vor das Geschäft; erst allmählich traten der Erzhandel und das Geldgeschäft in den Vordergrund."12 Ihre ersten geschäftlichen Verbindungen mit dem Hause Habsburg werden durch die Jahreszahl 1473 belegt. Ulrich Fugger erklärt sich bereit die Ausstattung des königlichen Gefolges mit Gewändern zu übernehmen und erhält dafür am 09. Juni 1473 einen Wappenbrief.13 Dieser Handel stellt für die Fugger von der Lille den Anfang Ihrer riskanten, aber äußerst lukrativen Geschäfte mit dem Hause Habsburg dar. Die Übernahme der Handelsgesellschaft durch die drei Brüder Ist der Beginn einer Phase Immenser Kapitalanhäufung, welche die finanzielle Ausgangsposition für die Gründung der ersten Fuggerstiftungen schafft.
[...]
1 http://www.uni-graz.at/wsgwww_fugger_hoerzenauer_pfingstl.pdf.
2 Vgl. Chronik der Deutschen, S. 259.
3 Flachenecker, Helmut: Eid und Huldigung als Seismograph für die Beziehungen zwischen Bischof, Domkapitel und Bürgerschaft im spätmittelalterlichen Würzburg, S. 473.
4 Vgl. http://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_staedte_im_mittelalter.htm.
5 Vgl. Chronik der Deutschen, S. 283.
6 Vgl. Chronik der Deutschen, S. 297.
7 G/Geschichte 5/07: Vom Webstuhl zum „Global Player", S. 24.
8 Hering, Ernst: Die Fugger, S. 23.
9 Vgl. Häberlein, Mark: Die Fugger, S. 17.
10 Vgl. Häberlein, Mark: Die Fugger, S. 17f..
11 Häberlein, Mark: Die Fugger, S. 18.
12 Scheller, Benjamin: Memoria an der Zeitenwende, S. 34f..
13 Hering, Ernst: Die Fugger, S. 38.
- Arbeit zitieren
- Christian Zwer (Autor:in), 2008, Kunst, Künstler und Mäzene - Die Stiftungen der Fugger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182234
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