Computergestützte Lernumgebungen, sogenannte "Electronic Classrooms", bieten multimediale Gestaltungsmöglichkeiten für den Unterricht und ermöglichen ortsunabhängiges Lernen, erfordern jedoch oft speziell eingerichtete Hardware und aufwendige Konfiguration.
Diese Arbeit beschreibt, wie unter Nutzung existierender Remote-Desktop-Technologien eine von mehreren Nutzenden gleichzeitig bedienbare Kollaborationsplattform realisierbar ist, die auf vorhandener Hardware und ohne aufwendige Konfiguration eingerichtet werden kann. Eine solche Kollaborationsplattform kann vor allem in der Lehre als "Electronic Classroom"eingesetzt werden, andere Verwendungszwecke sind jedoch ebenso denkbar.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Anwendungsszenarien
2.1 Präsentationen
2.2 Schulungen
2.3 Meetings
3 Anforderungsanalyse
3.1 Funktionalität
3.2 Benutzbarkeit
3.3 Performance
3.4 Sicherheit
4 Verfügbare Basistechnologien und Tools
4.1 X Window System
4.1.1 Remote Desktop Software
4.1.2 KoIIaborative Software
4.1.3 Annotationssoftware
4.2 Virtual Network Computing
4.2.1 Remote Desktop Software
4.2.2 KoIIaborative Software
4.2.3 Annotationssoftware
4.3 Ergebnisse der Recherche
5 Überlegungen zur Implementation
5.1 Implementationsziele
6 Implementation
6.1 Grundvoraussetzung: Xll mit MPX
6.1.1 Installation
6.1.2 Änderungen beim Umgang mit Eingabegeräten
6.2 Export von Kontrolle und Bildschirmin halt des Beamer Adapters mit Unterstützung mehrerer Mauszeiger
6.2.1 Erzeugung von Master Devices
6.2.2 Erstellen eigener Cursor
6.2.3 Portierung der Eingabebehandlung auf mehrere Geräte
6.3 Annotationen mit mehreren Mauszeigern gleichzeitig
6.3.1 Modifikation von GTK+ für MPX
6.3.2 Erweiterung von Gromit
6.4 Eine einfache Benutzeroberfläche auf Client-Seite
7 Evaluierung in Anwendungsfällen
7.1 Präsentationen
7.2 Schulungen
7.3 Meetings
8 Zusammenfassung und Ausblick
Literatur
1 Einleitung
»Electronic Classrooms« bieten herkömmlichen Lernumgebungen gegenüber einige Vorteile: So können mit dem Einsatz von Computertechnologie traditionelle Lehrmaterialien interaktiver gestaltet werden, abstrakte Konzepte können anhand von Simulationen anschaulich gemacht werden, Audio- und Videodokumente sind leicht einzubinden, es kann - über Netzwerke - ortsunabhängig gelernt und gelehrt werden. Zusätzlich eröffnen elektronische Klassenräume neue Möglichkeiten zum kollaborativen Arbeiten und Lernen, indem sie interaktive Lehrmaterialien, Audio- und Videodokumente für mehrere Nutzende gleichzeitig verfügbar machen und es diesen erlauben, gleichzeitig mit den bereitgestellten Materialien und miteinander zu interagieren.
Eine mögliche Erscheinungsform des »Electronic Classroom« ist der rechner unterstützte Unterricht, bei dem in einer Präsenz-Lernumgebung den Anwesenden elektronische Lehrmaterialien von einem Rechner aus per Beamer angezeigt und zugänglich gemacht werden. Verfügen die Anwesenden nun ebenfalls über Computer, eröffnet sich für sie prinzipiell die Möglichkeit, auf das Gezeigte Einfluss zu nehmen und am Beamerbild miteinander und mit den Lehrmaterialien zu arbeiten. »Prinzipiell«, weil hierfür ein etabliertes Computernetzwerk und speziell konfigurierte Rechner vorhanden sein müssen oder aber aufwendige Konfiguration nötig ist. Was aber, wenn ein mitgebrachter Laptop einfach an einen Beamer angeschlossen werden kann und das projizierte Bild per Ad-Hoc-WLAN durch andere Rechner ohne umfangreiche Konfiguration »fernbedienbar« gemacht wird?
Die Realisierung einer solchen »Wireless Beamer Adapter«-Lösung für einen elektronischen Klassenraum ist Gegenstand dieser Arbeit.
Die grundlegende Motivation für solch eine Lösung ist, mit möglichst wenigen und einfachen Mitteln eine kollaborative »Electronic Classroom«-Umgebung zu schaffen: So soll es nicht nötig sein, vorkonfigurierte Rechner bereitzuhalten, stattdessen sollen die Anwesenden ihre eigenen Laptops, Tablet PCs oder Smartphones ohne viel Konfiguration benutzen können. Durch die optionale Nutzung von Ad-Hoc-WLAN soll keine existierende Netzwerkinfrastruktur nötig sein, die minimalen Anforderungen sollen sich vielmehr auf die Verfügbarkeit elektrischen Stroms, eines Beamers und einiger Client-Rechner beschränken:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Beamer, Beamer Adapter und Clients
Mit einer solchen »Wireless Beamer Adapter «-Lösung für einen elektronischen Klassenraum soll es für die Nutzenden einfach und schnell möglich sein, mit schon vorhandener Hardware ohne komplizierte Konfiguration am Beamerbild mit den dargestellten Lehrmaterialien und miteinander zu interagieren.
Dazu wird untersucht, wie spezifische Anwendungsszenarien aussehen können und welche genauen Anforderungen diese an eine Lösung stellen. Unter Einbeziehung dieser Anforderungen wird eine Bestandsaufnahme der verfügbaren Basisteehnologien gemacht. Dazu betrachte ich existierende Remote-Desktop-Technologien wie das X Window System, Virtual Network Computing (VNC) und das Remote Desktop Protocol RDP, Besonderes Augenmerk wird auf Funktionalität für kollahoratives Arbeiten gelegt, die eine gleichzeitige Interaktion der verbundenen Clients ermöglicht.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Recherche werden die grundlegenden Implementationsziele für eine »Wireless Beamer Adapter «-Lösung identifiziert und der Implementationsprozess selbst dokumentiert. Eine Evaluation des erstellten Softwarepakets schließt sieh an.
2 Anwendungsszenarien
Für die beschriebene »Wireless Beamer Adapter «-Lösung und den dadurch möglichen »Ad-Hoe Electronic Classroom« existiert eine Vielzahl von Anwendungsmögliehkeiten nicht nur in Lehr- und Lernumgebungen, Auch in Arbeitsumgebungen, in denen gemeinsam an elektronischen Dokumenten gearbeitet werden soll, ist der Einsatz eines solchen Beamer Adapters vorstellbar. Von einfachen Präsentationen bis hin zu kollaborativem Arbeiten von mehreren verbundenen Nutzenden sind also verschiedenste Szenarien denkbar, die ich im Folgenden näher beschreibe,
2.1 Präsentationen
Präsentationen mittels Laptop und Beamer werden heute in vielen Bereichen von Schule über Universität bis Wirtschaft gehalten. Die Vorgehensweisen sind dabei oft sehr ähnlich. Der/die Vortragende steht vor den Zuhörenden und stellt anhand projizierter Folien ein Konzept oder ein Idee vor. Die Zuhörenden sind hierbei normalerweise mehr oder weniger passiv.
Für die Vortragende Seite ist das bekannteste Problem wohl das Blättern der Folien, Wenn keine Fernbedienung verfügbar ist, muss jedes Mal von der eigentlichen Präsentation abgelassen und der Rechner bedient werden. Ein ähnliches Problem besteht, wenn am angesehlossenen Rechner etwas demonstriert werden soll: der/die Vortragende muss zum Rechner gehen und von dort aus die Demonstration bedienen. Das Eingehen auf Anmerkungen oder Hinweise auf bestimmte Teile des Beamerbildes sind so nur schwer möglich. Gewünscht wäre hier zusammen mit dem Beamer Adapter ein handlicher Rechner (ein Subnotebook, ein Smartphone), der in der Hand gehalten werden kann und von dem aus der Beamer Adapter bedient werden kann. Auf diese Weise kann die Präsentation bedient und gleichzeitig auf die Zuhörenden eingegangen werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Typisches Problem bei Präsentationen: Gleichzeitiges Erklären und Bedienen
Aus Sieht der Zuhörenden kommt es oft vor, dass Interaktionen mit dem am Beamer Dargestellten zwar erwünscht, aber nicht möglich sind. Bisher ist bei Anmerkungen nur sprachliche Interaktion möglich. Will ein/'e Zuhörer/in etwas zeigen, ist das nur sehr umständlich zu realisieren. Sehr viel nützlicher wäre es dagegen, wenn die Zuhörenden auf das Beamerbild Einfluss nehmen könnten, z, B, Annotationen vornehmen oder eine Anwendung von ihrem Rechner aus am Beamer vorführen könnten.
2.2 Schulungen
Als Schulungen betrachte ich hier Lehrveranstaltungen, in denen sieh eine relativ kleine Gruppe intensiv, oft auch praktisch, mit einem bestimmten Thema auseinandersetzt, Lehrmaterialien können hier einfache Textdokumente, multimediale Audio- und Videodokumente oder auch Simulationen zur Darstellung komplexer Sachverhalte sein, Lehrveranstaltungen zur Benutzung einer bestimmten Anwendung sind ein weiteres großes Feld: Die Lehrenden demonstrieren einen Arbeitsablauf, die Gruppe versucht, ihn naeh- zuvollziehen.
Hier ist es für die Lernenden vorteilhaft, wenn sie (eingeschränkten) Zugriff auf den Desktop des Vorfiihrreehners haben: Beispielsweise können Fragen zu bestimmten Bedienelementen einer komplexen Software so viel schneller und exakter gestellt werden. Sollen die Lernenden auf den eigenen Rechnern einen komplizierten Arbeitsablauf naeh- vollziehen, kann es von Nutzen sein, wenn die Möglichkeit besteht, den eigenen Desktop auf den Beamer Adapter zu exportieren und so den anderen zeigen zu können, wo das Problem liegt.
Schließlich eröffnen sieh neue Möglichkeiten zum kollaborativen Lernen: Können die Lernenden gemeinsam auf das Beamerbild zugreifen, wird es möglich, in am Beamer visua- lisierter Gruppenarbeit Dokumente zu erstellen oder gemeinsam eine neue Anwendung zu erkunden. Durch die Möglichkeit, gemeinsam mit komplexen Objekten am Bildschirm zu interagieren, können sieh völlig neue Lernparadigmen ergeben|l, S, 132||2, S, 7| und die Vorteile[3] kollaborativen Lernens auch im eomputerunterstützten Unterricht nutzen lassen,
2.3 Meetings
Ich sehe Meetings als Arbeitstreifen, bei denen gemeinsam Informationen zusammengetragen, an einer Aufgabe gearbeitet und ein Problem gelöst wird. Es kann sein, dass die Teilnehmenden im selben Raum sitzen, andererseits ist es denkbar, dass sie von verschiedenen Firmenstandorten aus über das Internet kommunizieren. Als Unterschiede zum (Präsenz-)Sehulungsszenario sehe ich einerseits diese mögliche räumliche Trennung der Teilnehmenden, andererseits den Umstand, dass die Lernende/Lehrende-Hierarehie entfällt: In diesem Szenario arbeiten Professionelle gleichberechtigt an einer Aufgabe, Kollaborative Arbeit tritt also viel mehr in den Vordergrund,
Mögliche Einsatzgebiete für eine »Wireless Beamer Adapter «-Lösung in solch einem professionellen Umfeld sind beispielsweise: kollaboratives Brainstorming am Beamerbild, Demonstration von neu entwickelten Anwendungen vom eigenen Rechner aus oder die Funktion, einen Teil des Beamerbilds für die anderen hervorzuheben. Besonders für räumlich verteilt arbeitende Teams kann eine solche Lösung für computer supported collaborative work die Arbeit erleichtern[4], vor allem, wenn zusätzlich Techniken wie Audio- oder Video-Konferenzen benutzt werden können.
3 Anforderungsanalyse
Aus den angeführten Anwendungsszenarien lassen sieh wiederum Anforderungen an die benutzte Software ableiten. Diese habe ich in die Kategorien Funktionalität, Benutzbarkeit, Performance und Sicherheit aufgeteilt. Die Anforderungen an die Funktionalität der Software unterscheiden sieh je nach Anwendungsszenario naturgemäß am meisten, Anforderungen an Sicherheit und Benutzbarkeit dagegen eher weniger.
3.1 Funktionalität
Wie eingangs erwähnt, ist es bei Präsentationen vorteilhaft, wenn die Zuhörenden auf das Gezeigte Einfluss nehmen können, mithin die Interaktion zwischen Vortragenden und Zuhörenden verbessert wird. Vorstellbar ist hier die Möglichkeit der Fernbedienung des Präsentationsdesktops (Verschieben von Fenstern, Vor- und Zurüekblättern von Folien etc,), die Möglichkeit, Annotationen vorzunehmen (um besser zeigen zu können, was gemeint ist) und die Möglichkeit, eigene Anwendungen am Beamer darzustellen (um z, B, allen ein bestimmtes Dokument zu zeigen). Von Nutzen sein kann hier auch eine abgestufte Zugriffskontrolle, die einzelnen Benutzer/innen den Zugriff gestattet, ihn einschränkt oder ganz verbietet. Schließlich soll die eingesetzte Software plattformunabhängig sein, da bei Präsentationen bei den Zuhörenden verschiedenste Rechner zum Einsatz kommen können,
Anforderungen sind also:
- der Export von Kontrolle (Maus und Tastatur) des Beamer Adapters
- ein Annotations-Modus
- die Möglichkeit für Clients, eigene Bildsehirminhalte auf den Beamer Adapter zu importieren
- eine abgestufte Zugriffskontrolle
- Plattformunabhängigkeit
Für Schulungen oder Workshops sind die Anforderungen ähnlich geartet, nur dass hier nun die Trennlinie zwischen Server und Clients ein wenig verwaschener ist: Einerseits soll es den Lernenden ermöglicht werden, ihren eigenen Desktop (oder Teile davon) freizugeben, um spezifisch Hilfe erhalten zu können. Andererseits soll es ihnen möglich sein, den Desktop des Beamer Adapters eingeschränkt zu kontrollieren, um beispielsweise eine Frage zur Bedienung der demonstrierten Anwendung besser stellen zu können. Es ist also eine gewisse Form der Zugriffskontrolle und Rechteverwaltung erforderlich. Wird Wert auf kollaboratives Lernen gelegt, bei dem die Teilnehmenden einer Schulung etwas gemeinsam am Beamerbild erarbeiten, entsteht zusätzlich die Anforderung zur Unterstützung mehrerer Mauszeiger, mit denen es möglich wird, gemeinsam und gleichzeitig mit Objekten auf dem Beamerbild zu interagieren. Der Punkt der Plattformunabhängigkeit wiegt hier im Gegensatz zum Präsentationsszenario allerdings nicht ganz so schwer: Im Falle einer Schulung ist meist ein homogener Pool von Rechnern vorhanden.
Die Anforderungen für Schulungen sind demnach:
- der Export von Kontrolle und Bildsehirminhalt der Rechner der Teilnehmenden
- der Export des Bildsehirminhalts des/der Lehrenden
- die Unterstützung für mehrere Mauszeiger (für kollaboratives Lernen)
- eine abgestufte Zugriffskontrolle
Für Meetings sehen die Anforderungen denjenigen für Präsentationen recht ähnlich. Was hier allerdings hinzukommt, ist die Anforderung, dass kollaboratives, das heißt gleichzeitiges oder quasi-simultanes Arbeiten am Beamerbild möglich sein solle. Da die grundlegenden Mittel zur Bedienung eines Rechners Maus und Tastatur sind, ist dies also die Frage der Unterstützung mehrerer Mauszeiger und Eingabefoei am Beamer Adapter, Für Teilnehmende, die sieh nicht vor Ort befinden, soll es möglich sein, das am Beamer dargestellte Bild via Netzwerkübertragung zu betrachten.
Zusammengefasst sieht die Obermenge der Funktionalitätsanforderungen aller Szenarien demnach wie folgt aus:
- der Export von Kontrolle (Maus und Tastatur) des Beamer Adapters
- der Export des Bildsehirminhalts des Beamer Adapters
- die Möglichkeit für Clients, eigene Bildsehirminhalte auf den Beamer Adapter zu importieren
- ein Annotations-Modus
- die Unterstützung für mehrere Mauszeiger
- eine abgestufte Zugriffskontrolle
- Plattformunabhängigkeit
3.2 Benutzbarkeit
Bei näherer Betrachtung der einzelnen Szenarien wird klar, dass unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Kenntnissen das System benutzen werden. Die verwendete Software muss also einfach, intuitiv und schnell bedienbar sein.
Im Einzelnen heißt dies: Die Benutzersehnittstelle ist in Form einer graphischen Benutzeroberfläche zu realisieren, mit der die grundlegenden Operationen wie Verbinden, Interaktion und Abbruch möglich sind. Die GUI sollte sieh dabei nach Möglichkeit an den Bedienkonventionen des Betriebssystems, unter dem sie ausgeführt wird, orientieren.
Schließlich ist es für die betrachteten Szenarien besonders wichtig, dass der Verbindungsaufbau zum Beamer Adapter so schnell und einfach wie möglich, d. h. ohne Kenntnis technischer Details wie IP-Adressen oder Portnummern möglich ist. Auf Client-Seite sollte also eine Funktion zur Serversuche implementiert sein, die im lokalen Netz verfügbare Server automatisch anzeigt und Details wie IP-Adressen und Ports versteckt.
Zum Zustandekommen einer Verbindung darf auf Client-Seite keine weitere Konfiguration als das Auswählen eines Servers nötig sein.
3.3 Performance
Da Bildsehirminhalte über ein Netzwerk übertragen werden sollen, sind Netzwerkdurchsatz und verwendete Übertragungslogik bestimmende Faktoren. Für die geschilderten Szenarien ist anzunehmen, dass vielfach statt Ethernet ein WLAN nach 802,lla/g oder gar nur 802.11b vorhanden ist (mit 54 MBit/s respektive 11 MBit/s Bruttodatenrate).
Als primären Flaschenhals sehe ich daher den maximal möglichen Datendurehsatz des verwendeten Netzes an. Sollte dieser nicht ausreiehen, muss die Übertragungslogik durch Einsatz von Techniken wie Datenkompression und/oder inkrementeller Übertragung optimiert werden. Auch Latenz der Verbindung und auftretender Jitter können ein Problem darstellen[5], müssen also möglichst gering gehalten werden.
3.4 Sicherheit
Unter der Sicherheit des Systems verstehe ich einerseits Sicherheit nach innen., also eine Zugriffskontrolle, die regelt wer was darf, andererseits Sicherheit nach außen, also Garantie von Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität der stattfindenden Kommunikation. Die verwendete Software muss beide Aspekte berücksichtigen.
4 Verfügbare Basistechnologien und Tools
Erster Schritt zur Verwirklichung einer Wireless Beamer Adapter Lösung war eine Bestandsaufnahme der verfügbaren Basisteehnologien und Tools, die die gestellten Anforderungen erfüllen können und auf denen aufbauend eine Implementation begonnen werden konnte. Die Recherche ist den Anforderungen nach grob in die Bereiche »Remote Desktop Software«, »Kollaborative Software« und »Annotationssoftware« gegliedert. Schnell stellte sieh heraus, dass als grundlegende Remote-Desktop-Technologien nur die bereits etablierten und bekannten in Frage kommen würden.
Ein erster nahe liegender Kandidat war das X Window System, das bereits vom Design her auf Netzwerkübertragung von Benutzeroberflächen ausgeriehtet ist. Eine viel versprechende Alternative ist VNC (Virtual Network Computing), dass vor allem durch seine Einfachheit (und dadurch weite Verbreitung) besticht. Schließlich machte auch Microsofts Remote Desktop Protocol RDP einen viel versprechenden Eindruck.
In dieser Reihenfolge wurde die Recherche schließlich vertieft: Zuerst suchte ich nach verwertbaren, bereits existierenden Lösungen auf Basis des X Window Systems, danach schaute ich mir auf VNC basierende Software näher an. Microsofts Remote Desktop Protocol RDP zog ich anfangs auch in Betracht, musste es dann aber wegen mangelnder verfügbarer Dokumentation und seiner Windows-Zentriertheit wieder fallen lassen.
Aus Gründen der Erweiterbarkeit, Einsiehtbarkeit und Rekombinierbarkeit habe ich ausschließlich Open Source Lösungen betrachtet.
4.1 X Window System
Das X Window System ist von Haus aus auf Netzwerktransparenz ausgelegt, es war nahe liegend, auf dieser Technologie basierende Lösungen zu untersuchen.
4.1.1 Remote Desktop Software x2x
Eine der einfachsten Möglichkeiten, eine bereits bestehende X-Session zu kontrollieren, ist das Tool x2x[6]. Laut Beschreibung können damit Tastatur und Maus eines X- Displays benutzt werden, um ein anderes zu kontrollieren, x2x erstellt je nach Konfiguration an einem Rand des lokalen Bildschirms ein unsichtbares, 1 Pixel breites Fenster, Wird der Mauszeiger über dieses Fenster hinaus bewegt, sendet x2x die Maus- und Tastaturbefehle an den fernzusteuernden Rechner, Wird der Mauszeiger wieder zurück bewegt, wird wie vorher der Desktop des lokalen Rechners bedient, x2x ist damit für eine grundlegende Fernbedienung geeignet, hat allerdings einige gravierende Nachteile: wie der Name impliziert, lassen sieh damit nur Х-Displays von Х-Displays fernbedienen, es existiert keine Unterstützung für andere Betriebssysteme, Schade ist auch, dass sieh keine Fenster auf den Remote Desktop verschieben lassen. Schließlich muss der/die fernbedienende Nutzer/in Siehtkontakt zum fernbedienten Display haben, Fernbedienung über große Distanzen via Internet ist also nicht möglich, NoMachine NX
Dieses Manko hat eine Fernbedienung mittels Nomaehine NX[7] nicht: Damit lässt sieh ein Х-Display über ein auf dem lokalen Rechner erscheinendes Fenster fernsteuern. Es ähnelt also Lösungen wie VNC, bei denen der entfernte Desktop durch ein Fenster auf dem lokalen Desktop repräsentiert wird, NX-Clients existieren für die meisten Betriebssysteme, es lassen sieh also Х-Displays plattformübergreifend fernbedienen. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Geschwindigkeit, die NX dabei erreicht. Der NX-Server schaltet sieh als Proxy zwischen das fernbediente Х-Display und die Clients, komprimiert den Datenfluss und legt einen Cache für schon übertragene Daten (z, B, Icons) an. Dadurch entfallen viele unnötige Roundtrips zwischen X-Client und X-Server, Die Proxy-Arehitektur macht eine X-Verbindung außerdem gewissermaßen zustandslos: wo bei einer "normalen" X-Verbindung bei einer Unterbrechung auch die gestarteten Anwendungen abgebrochen werden, ist es mit dem NX-Proxy möglich, sieh erneut zu verbinden und an der Stelle weiterzuarbeiten, an der abgebrochen wurde.
So schön die Vorteile klingen, die NX bringt, so schwierig gestalten sieh allerdings Installation und Einrichtung, Die zugrunde liegenden Bibliotheken sind zwar Open Source, Client und Server allerdings nicht. Es existiert zwar eine freie Implementation des Servers namens FreeXX[8], diese bekam ich allerdings nicht zum Laufen und musste auf den proprietären Server ausweiehen. Dieser lässt leider nur 3 registrierte Clients zu. Die Performance allerdings ist beeindruckend, Videos lassen sieh fast flüssig über eine 11 MBit/s-Verbindung abspielen, NX bietet also eine plattformübergreifende und schnelle Fernbedienung eines X-Displavs auch über große Entfernung hinweg. Der große Nachteil ist jedoch, dass die Technologie nur teilweise Open Source ist, insbesondere gibt es keine funktionierenden freien Clients, Das macht eine Erweiterung um kollaborative Fälligkeiten leider schwierig bis unmöglich, xtv Mit xtv[10] ist es möglich, ein entferntes Х-Display lokal in einem Fenster zu betrachten, xtv macht dabei periodisch eine Kopie vom Root-Window und allen Kind-Fenstern, der Mauseursor ist bei dieser Methode nicht zu sehen. Durch die Übertragung des gesamten Bildschirminhalts ist dieses Tool recht langsam und in einer WLAN-Umgebung nur mit viel gutem Willen benutzbar.
4.1.2 Kollaborative Software
XMX
XMX[9] ist ein »X Protokoll Multiplexer«. Damit soll eine X-Session auf mehrere andere Displays verteilt und von diesen auch kontrolliert werden können. XMX sitzt wie NX auch als eine Art Proxy zwischen den Kommunikationspartnern. Die ferngesteuerte X- Session wird dabei wie bei NX in einem Fenster angezeigt. Das Besondere an XMX ist, dass es auf mehrere Benutzer ausgelegt ist und eine entsprechende Zugriffskontrolle implementiert ist.
Leider war der letzte Release 1999, entsprechend schwierig gestaltete sich die Kompilation des Pakets. Erst nach unzähligen Anpassungen im Quellcode (und immer noch mit etlichen Warnungen beim Kompilieren) konnten drei Binaries erstellt werden, die aber mit X-Protokoll-Fehlern abstürzten. Es wäre sicher interessant gewesen, XMX genauer zu untersuchen, das hohe Alter des Codes macht sich aber leider bemerkbar.
MPX
MPX[11] steht für Multi Pointer X. Es ist eine Modifikation bzw. Erweiterung des X.org- Servers und ermöglicht eine Bedienung mit mehreren Mauszeigern gleichzeitig. MPX ist laut[12] das erste Groupware Windowing System: Multi-User-Unterstützung wird hier statt in Anwendungen in das darunterliegende Windowing System eingebaut. Existierende Anwendungen müssen daher nicht verändert werden, so können mehrere User verschiedene Anwendungen auf einem Desktop gleichzeitig bedienen. Um eine einzelne Anwendung gleichzeitig zu bedienen, muss diese jedoch »multi pointer aware« gemacht werden, viele Applikationen gehen davon aus, dass nur ein Mauszeiger existiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Mehrere Mauszeiger mit MPX[13]
Zusammen mit dem experimentellen Window Manager MPWM[14] bietet MPX Features wie gleichzeitiges Verschieben von Fenstern und gleichzeitige Interaktion mit verschiedenen Anwendungen.
MPX ist Ende Mai 2008 in den Master-Branch von X.org aufgenommen worden und wird offiziell wohl mit X.org 7.5[15] erscheinen.
4.1.3 Annotationssoftware
Gromit
Gromit[16] steht für » Graphics Over Miscellaneous Things«. Es ist ein Tool, mit dem graphische Annotationen auf einem Х-Display vorgenommen werden können. Mit einer einstellbaren Tastenkombination kann es aktiviert und deaktiviert werden. Ist Gromit aktiv, verwandelt sich der Cursor in ein Fadenkreuz, es kann auf den Bildschirm gezeichnet werden, Interaktion mit Anwendungen ist nur noch über Tastatur möglich.
Gromit unterstützt (via GTK I[37] ) Eigenschaften erweiterter Eingabegeräte wie Druck- sensitivität bei Graphiktabletts.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Annotationen mit Gromit[17]
4.2 Virtual Network Computing
Virtual Network Computing oder VNC ist eine Technologie, mit der der Bildschirminhalt eines entfernten Rechners auf den lokalen per Netzwerk übertragen wird und im Gegenzug Tastatur- und Mauseingaben des lokalen Rechners an den entfernten Rechner gesendet werden. Also eine Remote-Desktop-Technologie, allerdings mit einigen Unterschieden gegenüber dem X Window System:
VNC ist zustandslos - nach einer Unterbrechung der Verbindung kann an der selben Stelle weiter gearbeitet werden. Beim X Window System würde ein Verbindungsabbruch eine Unterbrechung der Verbindung zwischen X-Server und X-Clients bedeuten, die Anwendungen stürzen ab.
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- Quote paper
- Christian Beier (Author), 2009, CollabKit. Eine Electronic Classroom-Lösung auf Basis von VNC, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182167
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