Eine Kultur, die von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. im Bereich der Unstrut bis zum Südharz existierte, steht im Mittelpunkt des Taschenbuches »Die Unstrut-Gruppe«. Ihr Kerngebiet war im Thüringer Becken. Einige Fundorte liegen im Fuldaer Becken in Nordhessen. Geschildert werden die Siedlungen, die Kleidung, der Schmuck, die Keramik, die Werkzeuge, die Waffen, das Verkehrswesen, der Handel und die Religion der damaligen Ackerbauern, Viehzüchter und Bronzegießer. Verfasser dieses Taschenbuches ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst. Er hat sich vor allem durch seine Werke »Deutschland in der Urzeit« (1986), »Deutschland in der Steinzeit« (1991) und »Deutschland in der Bronzezeit« einen Namen gemacht. Das Taschenbuch »Die Unstrut-Gruppe«« ist Dr. Rolf Breddin, Professor Dr. Claus Dobiat, Professor Dr. Markus Egg, Professor Dr. Hans-Eckart Joachim, Professor Dr. Albrecht Jockenhövel, Professor Dr. Horst Keiling, Professor Dr. Rüdiger Krause, Dr. Friedrich Laux, Professor Dr. Berthold Schmidt, Dr. Klaus Simon und Dr. Otto Mathias Wilbertz gewidmet, die den Autor mit Rat und Tat bei den Recherchen über Kulturen der Spätbronzezeit unterstützt haben.
Inhalt
Vorwort
Die Spätbronzezeit in Deutschland
Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen
Geschirr und Menschen als Opfergaben
Die Unstrut-Gruppe 19
Anmerkungen
Literatur
Bildquellen
Der Autor Ernst Probst
Bücher von Ernst Probst
Vorwort
Eine Kultur, die von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. im Bereich der Unstrut bis zum Südharz existierte, steht im Mittelpunkt des Taschenbuches »Die Unstrut- Gruppe«. Ihr Kerngebiet war im Thüringer Becken. Einige Fundorte liegen im Fuldaer Becken in Nord- hessen. Geschildert werden die Siedlungen, die Klei- dung, der Schmuck, die Keramik, die Werkzeuge, die Waffen, das Verkehrswesen, der Handel und die Religion der damaligen Ackerbauern, Viehzüchter und Bron- zegießer.
Verfasser dieses Taschenbuches ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst. Er hat sich vor allem durch seine Werke »Deutschland in der Urzeit« (1986), »Deutschland in der Steinzeit« (1991) und »Deutschland in der Bronzezeit« einen Namen gemacht. Das Taschenbuch »Die Unstrut-Gruppe«« ist Dr. Rolf Breddin, Professor Dr. Claus Dobiat, Professor Dr. Markus Egg, Professor Dr. Hans-Eckart Joachim, Professor Dr. Albrecht Jockenhövel, Professor Dr. Horst Keiling, Professor Dr. Rüdiger Krause, Dr. Friedrich Laux, Professor Dr. Berthold Schmidt, Dr. Klaus Simon und Dr. Otto Mathias Wilbertz gewidmet, die den Autor mit Rat und Tat bei den Recherchen über Kulturen der Spätbronzezeit unterstützt haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der dänische Archäologe
Christian Jürgensen Thomsen (1788-1865) hat 1836 die Urgeschichte
nach dem jeweils am meisten verwendetem Rohstoff in drei Perioden eingeteilt:
Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
PAUL REINECKE,
geboren am 25. September 1872
in Berlin-Charlottenburg,
gestorben am 12. Mai 1958 in Herrsching.
Er wirkte 1897 bis 1908
am Römisch-Germanischen Zentralmuseum
in Mainz. 1908 bis 1937
war er Hauptkonservator
am Bayerischen Landesamt
für Denkmalpflege in München.
1917 wurde er kgl. Professor.
Reinecke teilte 1902 die Bronzezeit
in die Stufen A bis D ein.
1902 sprach er von der Straubinger Kultur
sowie von der Grabhügelbronzezeit
und später von der Hügelgräber-Bronzezeit.
Die Spätbronzezeit in Deutschland
Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen
Heute ordnet man der Spätbronzezeit außer den Stufen Hallstatt A und B (etwa 1200 bis 800 v. Chr.) auch die Bronzezeit D (etwa von 1300 bis 1200 v. Chr.) zu, die vorher als letzte Stufe der Mittelbronzezeit galt. Die Stufenbezeichnung und Inhalte der Bronzezeit D, Hallstatt A und B entsprechen weitgehend der 1902 vorgenommenen Gliederung des damals in Mainz ar- beitenden Prähistorikers Paul Reinecke (1872-1958). Als die wichtigsten damaligen Kulturen in Deutschland gelten die Urnenfelder-Kultur, die Lausitzer Kultur und die nordische Bronzezeit, die sämtlich besonders große Gebiete einnahmen. Daneben gab es etliche kleinere Kulturen und Gruppen.
Baden-Württemberg, Bayern, das Saarland, Rheinland- Pfalz, Hessen, Teile Nordrhein-Westfalens (Nieder- rheinische Bucht) und Südthüringens gehörten von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. zum Bereich der Urnenfelder- Kultur.1 Diese war im Raum nördlich der Alpen verbreitet.
Im Niederrheinischen Tiefland Nordrhein-Westfalens existierte von etwa 1200 bis 750 v. Chr. die Niederrheinische Grabhügel-Kultur, eine Untergruppe der Urnenfelder-Kultur.
Karte auf Seite 15:
Verbreitung der Kulturen und Gruppen
während der Spätbronzezeit
(etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr.)
in Süddeutschland und der mittleren Bronzezeit
in Norddeutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für Norddeutschland gilt die bronzezeitliche Chro- nologie des schwedischen Prähistorikers Oscar Mon- telius (1843-1921). Ihr zufolge wird in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und im nördlichen Brandenburg die Zeit von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. als mittlere Bronzezeit (Periode III) und die Zeit von etwa 1100 bis 800 v. Chr. als jüngere Bronzezeit (Perioden IV und V) bezeichnet. Die durch das Kul- turgefälle in der Frühbronzezeit zwischen dem Süden und dem Norden bewirkte Phasenverschiebung von Bronzezeitstufen setzt sich also terminologisch fort. In die mittlere Bronzezeit fallen in Niedersachsen die Lüneburger Gruppe, die Allermündungs-Gruppe und die Stader Gruppe, letztere aber nur noch mit wenigen sicher datierbaren archäologischen Funden.
In der jüngeren Bronzezeit gab es in Niedersachsen ebenfalls eine Anzahl von Regionalgruppen, so die Lüneburger Gruppe, die Stader Gruppe und die EmsHunte-Gruppe. In anderen Landstrichen Niedersachsens spricht man nur allgemein von der jüngeren Bronzezeit , obschon auch hier Ansätze für eine regionale Gliederung erkennbar sind.
In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, im Stader Bereich (Niedersachsen) und im nördlichen Brandenburg behauptete sich von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. die nordische mittlere Bronzezeit und von etwa 1100 bis 800 v. Chr. die nordische jüngere Bronzezeit. Das Zentrum der nordischen Bronzezeit lag in Skandinavien.
Im Thüringer Becken existierte von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. die Unstrut-Gruppe (s. S. 19). Etwa zur gleichen Zeit gab es in Sachsen-Anhalt die Helmsdorfer Gruppe und die Saalemündungs-Gruppe. Sachsen und das südliche Brandenburg zählten von etwa 1300/1200 bis 500 v. Chr. zur Lausitzer Kultur und zum Kreis ihrer Nachfolgekulturen, zum Beispiel Billen- dorfer Kultur und Hausurnen-Kultur. Die Lausitzer Kultur war damals in Osteuropa heimisch.
WILHELM ALBERT VON BRUNN,
geboren am 17. September 1911 in Köthen/Anhalt,
gestorben am 8. Mai 1988 in Wiesbaden.
Er arbeitete 1938 bis 1947
am Landesmuseum Halle/Saale,
1951 bis 1961 am Institut für Vor- und Frühgeschichte
der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
danach bis 1964 am Institut
für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel
und darauf bis 1979 an der Universität Gießen.
Er schlug 1943 den Begriff
Unstrut-Gruppe vor.
Geschirr und Menschen als Opfergaben
Die Unstrut-Gruppe
Zu den selbständigen Kulturen der Spätbronzezeit in Mitteldeutschland gehörte die nach dem gleichnamigen thüringischen Fluss benannte UnstrutGruppe. Sie ist aus der mittelbronzezeitlichen Hügelgräber-Kultur hervorgegangen und wurde dabei stark von der Urnenfelder-Kultur geprägt. Den Begriff Unstrut-Gruppe hat 1943 der damals am Landesmuseum Halle/Saale wirkende Prähistoriker Wilhelm Albert von Brunn (1911-1988) vorgeschlagen.
Manche Prähistoriker verwenden statt dessen den Namen Walterslebener Gruppe, der sich auf das Grä- berfeld von Erfurt-Waltersleben in Thüringen bezieht. Von der Walterslebener Gruppe hat 1928 als erster der Studienrat und Altertumsforscher Ernst Lehmann (1893-1950) aus Erfurt gesprochen. Nicht durchzu- setzen vermochten sich die etwas umständlich klin- genden Bezeichnungen »Kultur des Friedhofes auf dem Erfurter Flughafen«1 und »Kultur der thüringischen Steinpackungsgräber«2.
Die Unstrut-Gruppe war von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. im Bereich der Unstrut bis zum Südharz verbreitet. Ihr Kerngebiet lag im Thüringer Becken, wo sich der fruchtbare Lößboden gut für den Ackerbau
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Studienrat und Altertumsforscher
Ernst Lehmann (1893 - 1950) aus Erfurt
hat 1928 den Begriff
Walterslebener Gruppe in die Literatur eingeführt.
Diese Bezeichnung bezieht sich
auf das spätbronzezeitliche
Gräberfeld Erfurt-Waltersleben.
eignete. Einige Fundorte befinden sich im Fuldaer Becken in Nordhessen.
Die Unstrut-Gruppe hatte Kontakt zu benachbar- ten Kulturen und wurde von diesen mehr oder minder stark beeinflusst. Im Südwesten Thüringens wirkte sich - nach Erkenntnissen des Jenaer Prähistorikers Karl Peschel - zunächst die westböhmisch-ostbaye- rische Urnenfelder-Kultur in wesentlicher Weise aus. Sie formte die Unstrut-Gruppe mit und prägte den am Oberlauf der Saale und der Weißen Elster heimischen Zweig der Lausitzer Kultur zur Osterländischen Grup- pe, die sich schätzungsweise 250 Jahre lang behaup- tete.
Später gerieten der Westen und die Mitte Thüringens in den Einflussbereich der untermainisch-schwäbischen Gruppe der Urnenfelder-Kultur und schließlich von deren niederhessischer Randzone. Damals verschmolzen mitunter die Formen und Verzierungen der Keramik der Unstrut-Gruppe und der niederhessischen Ur- nenfelder-Kultur.
Im Nordosten Thüringens jenseits von Helme und Unstrut ging die Unstrut-Gruppe in die Helmsdorfer Gruppe über. Diese Gemeinschaft war im östlichen und nördlichen Harzvorland von Sachsen-Anhalt ansässig. Obwohl sich die Menschen der Unstrut- Gruppe und der erwähnten Osterländischen Gruppe der Lausitzer Kultur in Tracht und Kult unterschieden, vermischten sich beide in Ostthüringen. Zudem standen die Unstrut-Leute in Verbindung zur böhmischen Kno- vízer Kultur und praktizierten wie diese die Leichen- zerstückelung.
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- Arbeit zitieren
- Ernst Probst (Autor:in), 2011, Die Unstrut-Gruppe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182136
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