Der amerikanische Literaturwissenschafter Michael Hardt und der italienische Politikwissenschaftler Antonio Negri legen mit ihrem Werk >Common Wealth Das Ende des Eigentums <(Hardt / Negri 2010) den Abschluss einer Trilogie vor, die mit >Empire Die neue Weltordnung< (Hardt / Negri 2003) begann und die Fortsetzung mit >Multitude Krieg und Demokratie im Empire< (Hardt / Negri 2004b) erfuhr. In der Common-Wealth-Monographie, werden die Themen der beiden vorausgegangen Bücher aufgegriffen, gebündelt und zu einem Entwurf der revolutionären, gesellschaftlichen Umgestaltung zusammengefügt. Im Rahmen der Trilogie schenken die beiden Autoren den neuen Medien und ihrer Rolle beim revolutionären Geschehen wenig Beachtung. Gerade diese Medien sind aber aus der Lebenswelt vieler Menschen der westlichen Welt im 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken. So trägt z.B. eine Publikation den vielsagenden Titel:
>Gemeinsam Einsam – Wie Facebook, Google & Co unser Leben verändern<
(Göring 2011). Demnach scheinen die neuen Medien unser alltägliches
Zusammenleben zu beeinflussen und neu zu ordnen. Ebenso wird dem Web 2.0
eine gewisse politische Sprengkraft zugeschrieben, denn so war in den Medien in Bezug auf die gesellschaftlichen Veränderungen in der arabischen Welt, im Frühjahr des Jahres 2011, von einer >Facebook-Revolte< (www.tagesspiegel.de; 14.2.2011) zu lesen.
Nachfolgend soll also in der Arbeit >Neue Medien im Empire< danach gefragt
werden, welche Rolle die neuen Medien im Allgemeinen und Facebook im
Speziellen im Rahmen des revolutionären Entwurfs von Hardt und Negri spielen können. Dabei kann das >Empire< nach Hardt und Negri wie folgt charakterisiert werden: Durch die zunehmende (ökonomische) Globalisierung verfällt die Macht der Nationalstaaten, die vormals Souveränität besaßen. Mit dem Verschwinden dieser Elemente verschwindet aber nicht die Souveränität, sie hat nur eine andere Form angenommen. Sie bündelt eine Vielzahl von nationalen und supranationalen Organisationen und eint diese in eine einzige Herrschaftslogik, nämlich in der rechtlichen Festschreibung von Eigentumsrechten. Mit diesen Rechtsnormen wird
das Privateigentum legitimiert, welches die Ursache für Kapitalakkumulation, Expropriation, soziale Ungleichheit, Entfremdung, Armut usw. ist. Dabei ist Empire nicht mit Imperialismus gleichzusetzen, denn es gibt kein Zentrum der Macht, noch gibt es Begrenzungen und Schranken.[...]
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung:
I.Teil Der Entwurf von Hardt und Negri
1. Das Gemeinsame -Jenseits von Privat und Öffentlich- Hinführung
2. Biomacht und Biopolitik
2.1. Hinführung
2.2. Biopolitik/Biomacht nach Michel Foucault
2.3. Biomacht nach Hardt und Negri
3. Biopolitische Produktion und das Gemeinsame
4. Multitude ein neuer Klassenbegriff
4.1. Hinführung
4.2. Herleitung des Begriffs nach Baruch de Spinoza (1632-1677)
4.3. Multitude nach Hardt und Negri
5. Die Revolution gestalten -Altermodernität-
6. Zusammenfassung des I. Teil der Arbeit
Teil II Neue Medien im Empire
7.1. Hinführung
7.2. Funktion und Wirkung der Medien auf die Biomacht
7.2.1. Die Schweigespirale
7.2.2. Autonomieverlust der Medien
7.3. Fazit zum Einfluss der Medien auf die Biomacht
8. Die neuen Medien als ein Ort des Gemeinsamen?
8.1. Fazit -Das Internet als ein Ort des Gemeinsamen?
9. Die Multitude und das Soziale Online Netzwerk Facebook
9.1. Hinführung
9.2. Die Entstehung von Facebook
9.3. Wesentliche Funktionen von Facebook
9.4. Die Nutzer und Nutzungsmotivationen von Facebook Usern
9.5. Zwischenfazit -Facebook und politische Kommunikation Exkurs über die Entstehung von Revolutionen
9.6. Die Rolle von Facebook für die Revolution
10. E-Demokratie und Altermodernität
Teil III Abschließende Betrachtungen
11.Zusammenfassendes Fazit und Ausblick
Anhang
Literaturverzeichnis; Präsentation zur BA-Arbeit
0. Einleitung
Der amerikanische Literaturwissenschafter Michael Hardt und der italienische Politikwissenschaftler Antonio Negri legen mit ihrem Werk >Common Wealth Das Ende des Eigentums1 <(Hardt / Negri 2010) den Abschluss einer Trilogie vor, die mit >Empire Die neue Weltordnung< (Hardt / Negri 2003)2 begann und die Fortsetzung mit >Multitude Krieg und Demokratie im Empire< (Hardt / Negri 2004b)3 erfuhr. In der Common-Wealth-Monographie, werden die Themen der beiden vorausgegangen Bücher aufgegriffen, gebündelt und zu einem Entwurf der revolutionären, gesellschaftlichen Umgestaltung zusammengefügt. Im Rahmen der Trilogie schenken die beiden Autoren den neuen Medien4 und ihrer Rolle beim revolutionären Geschehen wenig Beachtung. Gerade diese Medien sind aber aus der Lebenswelt vieler Menschen der westlichen Welt im 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken. So trägt z.B. eine Publikation den vielsagenden Titel: >Gemeinsam Einsam - Wie Facebook, Google & Co unser Leben verändern< (Göring 2011). Demnach scheinen die neuen Medien unser alltägliches Zusammenleben zu beeinflussen und neu zu ordnen. Ebenso wird dem Web 2.0 eine gewisse politische Sprengkraft zugeschrieben, denn so war in den Medien in Bezug auf die gesellschaftlichen Veränderungen in der arabischen Welt, im Frühjahr des Jahres 2011, von einer >Facebook-Revolte< (www.tagesspiegel.de; 14.2.2011) zu lesen.
Nachfolgend soll also in der Arbeit >Neue Medien im Empire< danach gefragt werden, welche Rolle die neuen Medien im Allgemeinen und Facebook im Speziellen im Rahmen des revolutionären Entwurfs von Hardt und Negri spielen können. Dabei kann das >Empire< nach Hardt und Negri wie folgt charakterisiert werden: Durch die zunehmende (ökonomische) Globalisierung verfällt die Macht der Nationalstaaten, die vormals Souveränität besaßen. Mit dem Verschwinden dieser Elemente verschwindet aber nicht die Souveränität, sie hat nur eine andere Form angenommen. Sie bündelt eine Vielzahl von nationalen und supranationalen Organisationen und eint diese in eine einzige Herrschaftslogik, nämlich in der rechtlichen Festschreibung von Eigentumsrechten. Mit diesen Rechtsnormen wird das Privateigentum legitimiert, welches die Ursache für Kapitalakkumulation, Expropriation, soziale Ungleichheit, Entfremdung, Armut usw. ist. Dabei ist Empire nicht mit Imperialismus gleichzusetzen, denn es gibt kein Zentrum der Macht, noch gibt es Begrenzungen und Schranken. Das Empire ist in den Köpfen und Herzen der Menschen internalisiert und wirkt in ihnen und über ihnen zerstörerisch. (Hardt / Negri 2003, 9ff).
Anhand der oben genannten Fragestellung ergibt sich der dreigeteilte Aufbau der Arbeit. Im ersten Teil wird der Entwurf den Hardt und Negri in >Common Wealth Das Ende des Eigentums< (Hardt / Negri 2010) entfalten dargestellt, dabei wird mitunter vom Verfasser, zum besseren Verständnis, auf die vorangehenden Werke Empire (Hardt / Negri 2003) und Multitude (2004b) der Trilogie eingegangen. Den Kern des Buches >Common Wealth Das Ende des Eigentums< (Hardt / Negri 2010) bildet das Konzeptes des Gemeinsamen. Dieses bringt der Autor explizit im Kapitel eins zur Sprache, dabei muss aber darauf verwiesen werden, dass durch den paradigmatischen Charakter des Gemeinsamen, dieses in den folgenden Kapiteln immer wieder hervortreten wird. Im zweiten Kapitel werden die Begriffe Biomacht und Biopolitik in den Fokus der Betrachtungen genommen, da Hardt und Negri mit diesem Begriffspaar die gegenwärtigen Machthierarchien der Gesellschaft beschreiben und gleichzeitig Möglichkeiten aufzeigen mit diesen Machthierarchien zu brechen. Dabei ist der gegenwärtige Produktionsprozess, den beide als biopolitisch Kennzeichnen und dessen Kern das Gemeinsame bildet, von großer Bedeutung. Diesen wird eigens ein Kapitel (drei) gewidmet. Im vierten Kapitel wird sich mit dem gesellschaftlichen Träger des revolutionären Potenzials beschäftigt, der Multitude. Anschließend wird dargelegt wie sich Hardt und Negri die Revolution vorstellen und wie die neue, demokratische Gesellschaft, die Altermodernität aussehen soll. Revolution wird dabei in Anlehnung an den Titel des Buches >Common Wealth< (ebd.), von beiden Autoren, als eine -durchaus gewaltsam- herbeigeführte Veränderung der Eigentumsverhältnisse und damit als Veränderung der gesellschaftlichen Machthierarchien, hin zu einer wirklichen Demokratie verstanden. Den Abschluss des Durchgangs durch das Werk >Common Wealth - Das Ende des Eigentums< (ebd.) bildet eine Zusammenfassung des bis dahin Dargelegten, welches der Leser in Kapitel sechs findet. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich, mit der Eingangs erwähnten Fragestellung. Im Grund folgt dabei der zweite Teil dem Aufbau des ersten. Zunächst wird einleitend im Kapitel sieben gefragt inwieweit Medien und speziell das Internet überhaupt auf die Biomacht Einfluss nehmen können. Dazu werden nachfolgend zwei divergierende Ansätze präsentiert und am Ende des Kapitels wird anhand der Darstellungen ein Fazit, in Bezug auf die Wirkungsmöglichkeiten der Medien und speziell der neuen Medien, auf die Biomacht, gezogen. Um sich im Weiteren am Entwurf von Hardt und Negri zu orientieren, wird im achten Kapitel die Frage gestellt inwieweit das Internet einen Ort des Gemeinsamen darstellen kann. Im neunten Kapitel wird speziell auf das Soziale Online Netzwerk (SON) Facebook eingegangen und es wird gefragt, inwieweit dieses zur politischen Kommunikation von den Usern genutzt wird. Dies wird dem Leser in Form eines Zwischenfazits nahegebracht, indem erste Überlegungen präsentiert werden, in wieweit die Plattform Facebook für die Ziele und Zwecke der Multitude von Relevanz sein kann. Vorher wird allerdings, kurz auf die Entstehungsgeschichte des SON eingegangen, seine wesentlichen Funktionen werden erläutert, sowie ein Blick auf die Nutzer von Facebook und ihre Nutzungsmotivationen geworfen wird.
Im weiteren Verlauf der Betrachtungen wird dann die Fragestellung spezifiziert werden und es wird gefragt inwieweit die Multitude Facebook nutzen kann, um Menschen zu sozialen Protesten zu mobilisieren, sprich inwieweit ist eine Facebook-Revolte tatsächlich möglich? Diesem Fragekomplex vorangestellt findet der Leser einen Exkurs, der sich mit der Thematik der Entstehungsbedingungen für Revolutionen, speziell aus marxistischer Sicht, beschäftigt. Dem Aufbau des ersten Teils folgend, wird dann in Kapitel zehn nach den Möglichkeiten der neuen Medien in einer postrevolutionären Ära (also der Altermodernität) zur demokratischen Gestaltung der Gesellschaft gefragt, das Schlagwort hierfür lautet >E-Demokratie<. Im dritten Teil und letzten Teil der Arbeit findet dann der Leser Kapitel zehn, mit einem zusammenfassenden Fazit und einem Ausblick über eine mögliche Weiterarbeit am Thema.
I.Teil Der Entwurf von Hardt und Negri
1. Das Gemeinsame -jenseits von Privat und Öffentlich- Hinführung
Das Gemeinsame ist etwas anders als das Private und das Öffentliche. „Das >Private< beinhaltet die Rechte und Freiheiten soziale Subjekte sowie die Rechte auf Privateigentum…“ (Hardt / Negri 2004b, 229). Die Individuen bzw.
Organisationen, die den Vorgang der Privatisierung vorantreiben, machen von diesem Recht auf Eigentum Gebrauch, indem sie das natürliche Gemeinsame, was alle Menschen gleichermaßen nutzen und teilen, wie z.B. Bodenschätze oder Wasser, sich einverleiben, um dadurch Profite zu erwirtschaften. Wir werden im Folgenden noch sehen, dass nicht nur die natürlichen Ressourcen als Formen des Gemeinsamen exstieren, sondern auch Formen, die von Menschenhand gemacht wurden und diese künstliche Gemeinsame unterliegt ebenso Privatisierungsversuchen.
Um diesem Aneignungsprozess entgegen zu wirken, etabliert sich das Öffentliche, welches die zunehmende Privatisierung eingrenzen bzw. verhindern möchte. Die Folge hiervon ist, dass durch diesen Akt bürokratische Strukturen entstehen, die das Gemeinsame zu verwalten suchen. Damit etablieren sich - wie auch im Rahmen von Privatisierung - Machthierarchien, die Menschen wiederum vom Nutzen und Gebrauch des Gemeinsamen ausschließen. Diesen beiden Formen - dem Privaten und dem Öffentlichen- steht das Gemeinsame gegenüber. (Hardt / Negri 2010, 293). Wie zuvor schon ausgeführt, ist es zum einen durch die natürlichen Ressourcen gegeben, zum anderen wird es aber, in seiner künstlichen Form, aktiv von den Subjekten innerhalb des biopolitischen Produktionsprozesses produziert und reproduziert (siehe Kapitel drei). Indem Menschen in unterschiedlichsten Netzwerken interagieren, schaffen sie Sprachen, Wissensformen, Bilder, Codes, Affekte, etc. Diese werden von allen geteilt, erworben und verwendet. Damit dieses Gemeinsame entstehen kann ist ein freier Zugang, eine kostenlose Nutzung, eine freie Meinungsäußerung und freie Interaktion im Grunde unabdingbar, denn ohne diese Faktoren könnte es nicht ins Dasein gerufen werden (ebd., 293). Durch die vielseitige Interaktion der Singularitäten, entzieht sich das entstehende Gemeinsame immer mehr der Kontrolle des Empire, entwickelt eigene neue Lebensformen und eröffnet dem politischen Handeln einen neuen Raum, indem es die traditionellen Spaltungen zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen subjektiv und objektiv und zwischen privat und öffentlich überwindet. (Hardt / Negri 2004b, 228). „Das Gemeinsame markiert eine neue Form der Souveränität, eine demokratische Souveränität (oder genauer: eine Form sozialer Organisation, die an die Stelle der Souveränität tritt), in der die sozialen Singularitäten mit Hilfe ihrer eigenen biopolitischen Aktivität die Güter und Dienstleistungen kontrollieren, die die Reproduktion der Multitude als solcher ermöglichen.“ (ebd., 232). Es zeigt sich also, dass das Gemeinsam von allen gleichermaßen genutzt und produziert wird, es keine Instanz gibt die hegemoniale Zugriffsrechte auf dieses besitzt, soll es nicht zerstört werden. Daneben schafft das Gemeinsame sich ständig neu und bringt Neues hervor, was dem ständigen Dialog und Austausch der Subjekte innerhalb des Gemeinsamen geschuldet ist. Im weiteren Verlauf wird sich dem Leser der Begriff des Gemeinsamen noch differenzierter entfalten und zwar innerhalb der weiteren Darlegung der Begriffe die eng mit dem des Gemeinsamen verbunden sind (biopolitische Produktion, die oben erwähnte Multitude und die Altermodernität). Nachfolgend wird dargelegt, wie die künstlichen Formen des Gemeinsamen, innerhalb der biopolitischen Produktion erzeugt werden, davor wird sich aber noch mit den Begriffen der Biopolitik und der Biomacht auseinandergesetzt.
2. Biomacht und Biopolitik:
2.1. Hinführung
Für die Ausführungen Hardt und Negris sind die Begriffe Biomacht, Biopolitik, und biopolitische Produktion von entscheidender Bedeutung. Das Leben (Bios) selbst erfährt nicht durch ein transzendentes oder transzendentales Etwas seine ontologische Konstituierung, sondern es wird immanent, durch die von Menschenhand gemachten Realisierungen und deren entsprechenden pluralen Ausdrucksformen erzeugt. Das Begriffspaar >Biopolitik< und >Biomacht< entnehmen Hardt und Negri dem Werk Michel Foucaults (1926-1984). Dieses soll zunächst kurz erläutert werden, um sodann die Verwendung der beiden Begriffe bei Hardt und Negri besser verstehen zu können.
2.2. Biopolitik/Biomacht nach Michel Foucault
Michel Foucault verwendet die Begriffe Biopolitik und Biomacht synonym aber keineswegs einheitlich (Lemke 2011, 110ff). Zum einen stehen sie für eine historische Veränderung im politischen Handeln und Denken, des Weiteren spielt der Begriff bei der Herausbildung des Rassismus eine wichtige Rolle und schließlich bezeichnet sie auch eine Kunst des Regierens. Im Kontext der Arbeit erscheinen erstere und letztere Begriffbestimmung besonders relevant, aus diesem Grund wird auch im Folgenden nur auf diese eingegangen. Foucault entwickelt den Begriff der Biopolitik im ersten Band von >Der Wille zum Wissen, Sexualität und Wahrheit< (Foucault 1977) und in den Vorlesungen von 1979, die den Titel >Die Geburt der Biopolitik< (Foucault 2009) tragen (Lemke 2011, 110f). Er legt dar, dass souveräne Macht sich aus dem alten römischen Recht ableitet, nachdem der Familienvater das Privileg hatte, über das Leben seiner Kinder und seiner Sklaven zu verfügen. Indem er beiden quasi das Leben gab, konnte er es beiden auch wieder nehmen. „Der Souverän übt sein Recht über das Leben nur aus, indem er sein Recht zum Töten ausspielt - oder zurückhält.“ (Foucault 1977, 131). Im Zuge der Geistesgeschichte des Abendlandes wandelte sich diese Vorstellung: „…diese Macht ist dazu bestimmt, Kräfte hervorzubringen, wachsen zu lassen und zu ordnen, anstatt sie zu hemmen zu beugen oder zu vernichten.“ (ebd., 132). Jetzt konnte getötet werden um zu leben. „Man könnte sagen, das alte Recht, sterben zu machen oder leben zu lassen, wurde abgelöst von einer Macht, leben zu machen oder in den Tod zu stoßen.“ (ebd., 134). Innerhalb dieses Rahmens steht die Biomacht im Gegensatz zur Souveränitätsmacht. Erste lässt sterben und macht Leben und Letztere macht Sterben oder lässt Leben (Lemke 2011, 111).
Die so definierte Bio-Macht entwickelte seit dem 17. Jh. zwei Hauptformen, die aber miteinander verbunden sind. Zunächst wird der Körper als eine Art Maschine angesehen, deren menschlichen Fähigkeiten gesteigert werden sollten. Dazu bedarf es einer Dressur, welches es möglichen soll, die menschlichen Kräfte voll ausnutzen zu können und den Menschen zugleich politisch zu disziplinieren. Seit der Mitte des 18 Jhdts. Entwickelte sich ein anderes Verständnis heraus: hiernach versucht die Biopolitische-Macht auf die biologischen Prozesse des Lebens- der Fortpflanzung, Geburtenrate, Gesundheit etc.- Einfluss zu nehmen. Diese sollen reguliert und kontrolliert werden: „Die Disziplinen des Körpers und die Regulierungen der Bevölkerung bilden die beiden Pole, um die herum sich die Macht zum Leben organisiert hat.“ (Foucault 1977, 135). Indem so Souveränität und Todesmacht eine nachgelagerte Stellung bekommen, werden sie aber nicht eliminiert, sondern lediglich dem Leben untergeordnet. „Der Tod, der auf dem Recht des Souveräns beruhte, sich zu verteidigen oder sich verteidigen zu lassen, wird nun zur banalen Kehrseite des Rechts, das der Gesellschaftskörper auf die Sicherung, Erhaltung oder Entwicklung seines Lebens geltend macht.“ (ebd., 132). Damit die Bio-Macht bestehen kann, bedarf sie gewisser Institutionen, welche netzwerkartig agieren und die Subjekte in diesem Prozess disziplinieren. Diese Institutionen können z.B. Schulen, Gefängnisse, Fabriken, Heime, Universitäten usw. sein. Die Menschen werden durch die Disziplinarmacht gelenkt und es wird eben durch diese Institutionen vermittelt, was gedacht und wie gehandelt werden darf. Wird gegen die gängigen bzw. von der Biomacht gesetzten Normen verstoßen, drohen Sanktionen. Werden diese Herrschaftsmechanismen nun demokratisiert, d.h. werden sie im gesellschaftlichen Feld immer immanenter, da die Menschen sie zunehmend inkorporieren, wandelt sich die Disziplinargesellschaft in eine Kontrollgesellschaft. Die Machtstrukturen innerhalb dieser Kontrollgesellschaft durchziehen die ganze Gesellschaft mit ihren unterschiedlichsten Sozialformen. Etabliert sich nunmehr eine Gegenkraft, gegen die Mechanismen der Kontrollgesellschaft, wird das Leben selbst zum politischen Thema, da es umfassend von den Machtstrukturen umschlossen ist. „Weit mehr als das Recht ist das Leben zum Gegenstand der politischen Kämpfe geworden […] Das >Recht< auf die Wiedergewinnung all dessen, was man ist oder sein kann…“ (ebd., 140). Konsequenz dieser Vorstellungen von Biopolitik ist das Auftauchen von liberalen Theorien und Regierungsformen im 19. Jh. Denn es stellt sich nunmehr die Frage, wie Menschen regiert werden, die zum einen als biologische Lebewesen verstanden werden und zum anderen Rechtsubjekte sind. „Foucault begreift den Liberalismus nicht als eine ökonomische Theorie oder eine politische Ideologie, sondern als eine spezifische Kunst der Menschenführung, die sich an der Bevölkerung als einer neuen politischen Figur orientiert und die politische Ökonomie als Interventionstechnik besitzt.“ (Lemke 2011, 113). Im Folgenden wird nun darauf einzugehen sein, wie Hardt und Negri mit dem an dieser Stelle fragmentarisch dargestellten foucaultschen Begriffspaar Biomacht und Biopolitik weiter umgehen.
2.3. Biomacht nach Hardt und Negri
Hardt und Negri folgen Foucaults Unterscheidung zwischen Disziplinargesellschaft und Kontrollgesellschaft. Die Biomacht verkörpert in Form des Empire den gesamten gesellschaftlichen Raum, den es bis in den hintersten Winkel durchdrungen hat. „Die Biomacht steht über der Gesellschaft, transzendent, als souveräne Gewalt, und zwingt ihr ihre Ordnung auf.“ (Hardt / Negri 2004b, 113). Die Biomacht ist aber, obwohl Bios in ihr steckt, nicht mit dem Leben gleich zu setzen. Aus diesem Grund muss zwischen Biomacht und Biopolitik unterschieden werden. Biopolitik lässt sich als die Macht über das Leben kennzeichnen, wie es auch Foucault tut, Biopolitik hingegen ist das Widerstandspotenzial des Lebens und sie birgt zugleich eine Bedingung für die Hervorbringung von neuen Formen von Subjektivität in sich. „Nach unserem Verständnis ist Biopolitik gleichbedeutend mit den jeweiligen produktiven Potenzialen des Lebens - das heißt, mit der Produktion von Affekten und Sprachen durch soziale Kooperation und Interaktion von Körpern und Begehren, die Erfindung neuer Formen der Beziehung zu sich und anderen etc. -, doch darüber hinaus bekräftigt Biopolitik das Schaffen neuer Subjektivitäten, die sich als Widerstand und als Entsubjektivierung gleichermaßen präsentieren.“ (Hardt / Negri 2010, 72). Biopolitik ist demnach nichts Statisches, sondern ein sich immer wieder konstituierendes Ereignis, welches nicht durch die Biomacht determiniert ist, sondern außerhalb derselben liegt. Wenn aber dieses Ereignis in einem Raum außerhalb der Biomacht angesiedelt ist und es kein transzendentales bzw. transzendentes Etwas sein soll, muss danach gefragt werden, was seine Kriterien für Wahrheit und Autorität sind? Diese Kriterien werden durch das Gemeinsame gebildet und letzteres schafft zugleich eine neue Wirklichkeit. Denn nur das Gemeinsame kann den Gegensatz von Partikular und Universal überwinden, da im Gemeinsamen verschiedene Singularitäten gleichberechtigt miteinander interagieren, netzwerkartig kooperieren und prozesshaft das Sein entwerfen. Für diesen Vorgang ist es unabdingbar, dass die Rationalität ebenso wie die Technik in den Dienst des Lebens zu stellen sind, was Bewahrung der Natur und die Schaffung einer wirklichen Beziehung zu ihr beinhaltet und letztendlich die Akkumulation von Reichtum wie die menschlichen Fähigkeiten überhaupt gänzlich in den Dienst des Gemeinsamen stellt (ebd., 137). Dieses Gemeinsame kann aber nur - wie schon beschrieben - durch gemeinsame Interaktionen hervorgebracht werden. Ein für Hardt und Negri wesentlicher Ort, wenn nicht sogar der wesentliche Ort der Hervorbringung des Gemeinsamen, ist der gegenwärtige ökonomische Produktionsprozess, den sie als biopolitisch kennzeichnen. Somit verlagern sie die Macht des Lebens selbst in die Produktion hinein, die nun das das Potenzial besitzt etwas Neues hervorzubringen. „Der Ausdruck biopolitisch weist darauf hin, dass traditionelle Unterscheidungen zwischen dem Ökonomischen, dem Politischen, dem Gesellschaftlichen und dem Kulturellen zunehmend verwischen.“ (Hardt / Negri 2004b, 127). Wie unter solchen Bedingungen nun das Gemeinsame herausgebildet werden kann, soll im nächsten Schritt untersucht werden.
3. Biopolitische Produktion und das Gemeinsame
Hardt und Negri fühlen sich der marxistischen Tradition verpflichtet. Entsprechend steht für sie der Produktionsprozess, den sie als biopolitisch kennzeichnen, im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Die ursprünglich rein ökonomischen Produktionsprozesse werden nach Meinung der Autoren biopolitisch durch drei globale Trends, die sich in den letzen Jahren, in Bezug auf die technische Zusammensetzung der Arbeit identifizieren lassen. Durch diese Veränderungen entstehen Möglichkeiten, neben der bloßen Herstellung von materiellen Gütern auch menschliche Beziehungen wie auch das gesellschaftliche Leben selbst zu schaffen. Erster Trend ist die Hegemonie bzw. Prävalenz der immateriellen Produktion im kapitalistischen Produktionsprozess. Das bedeutet, dass „…Bilder, Informationen, Wissen, Affekte, Codes und soziale Beziehungen bekommen im kapitalistischen Verwertungsprozess ein immer größeres Gewicht gegenüber den stofflich-materiellen Waren oder den materiellen Dimensionen von Waren.“ (Hardt / Negri 2010, 145f). Die materielle Produktion von Waren geht dabei nicht zurück, vielmehr wird sie aber der immateriellen Produktion nachgelagert bzw. ist von dieser abhängig (ebd., 146). Eine weitere Haupttendenz ist die Feminisierung der Arbeit. Dies meint zum einen, dass der Anteil der Frauenerwerbsarbeit in den letzen Jahren stark angestiegen ist. Zudem verweist der Begriff auf eine Flexibilisierung der Arbeitszeit, die beiderlei Geschlecht betrifft. „Binnen weniger Jahre ging der so genannte Normalarbeitstag unter […] der in der Regel acht Stunden Arbeitszeit, weitere acht Stunden Freizeit, sowie acht Stunden Schlaf gegenüberstellte.“ (ebd., 147). Teilzeitbeschäftigungen, die Ausübung mehrerer Jobs parallel, Arbeitslosigkeit oder informelle Beschäftigungsverhältnisse prägen die Arbeitslandschaft. Weiterhin kann mit dem Begriff der Feminisierung eine Veränderung gekennzeichnet werden, die sich auf Qualitäten bezieht, welche Einzug in die Arbeitswelt erhalten, die bislang als typisch weiblich galten so z.B. Tätigkeiten, denen affektive, emotionale und zwischenmenschliche Attribute zugeschrieben werden. Damit bringt die kapitalistische Produktion neben den Waren auch Beziehungen und Lebensformen hervor, was sie im Grunde schon immer getan hat, nur dass diese Lebensformen und Beziehungen nun völlig neuartig sind. Die Trennung von Arbeits- und Lebenszeit wird verwischt und „die Produktivkraft der lebendigen Arbeit wird zum Vermögen, gesellschaftliches Leben hervorzubringen.“ (ebd., 147). Als dritter Punkt der Veränderung der technischen Zusammensetzung der Arbeit lässt sich die Migrationsbewegung identifizieren. Die Unternehmen brauchen legale bzw. illegale Migranten um ihren Bedarf an Arbeitskräften abzudecken. Dem entgegen stehen nationalistische, moralische oder rassistische Kräfte, die genau diesen Zustrom verhindern wollen. „Doch letztendlich wohnt den Migrationen, selbst wenn sie mit extremen Härten und Leid konfrontiert sind, immer das Potenzial inne, die rassistischen Spaltungen zu untergraben und zu kippen, ökonomisch und gesellschaftlich, nämlich durch Exodus ebenso wie durch direkte Konfrontation.“ (ebd., 149).
Die so ausgeprägte biopolitische Produktion kann kaum noch mit der traditionellen Fließbandarbeit verglichen werden, innerhalb derer jeder Arbeiter für sich isoliert tätig ist. Die immaterielle Produktion hingegen ist durch Kooperation und aktiven Austausch der einzelnen Produzenten bestimmt. Diese Kooperationen und Netzwerke benötigen aber aufgrund ihres herzustellenden, immateriellen Produkts nicht die Anwesenheit aller Akteure unter einem Dach. Sie können vielmehr auf Grund der modernen Kommunikations- und Informationstechnologien ein dezentrales virtuelles Gebäude errichten, da die modernen Informationstechnologien Entfernungen immer weniger entscheidend machen. (Hardt / Negri 2003, 307). Indem Menschen durch die drei Veränderungen der technischen Zusammensetzung der Arbeit, in kooperativen Netzwerken zusammenarbeiten, dabei affektiv und emotionale Qualitäten einbringen, sich austauschen unabhängig von Herkunft und Geschlecht, kreativ werden und dabei immaterielle Produkte entwickeln, bringen sie das Gemeinsame hervor. „Produzieren bedeutet zunehmend; Kooperation, Kommunikation und Gemeinsamkeiten herzustellen.“ (ebd., 313). Das Kapital5 stellt zwar der biopolitischen Arbeit Produktionsmittel zur Verfügung, aber die produktive Kooperation, den Fluss der Gedanken, die Etablierung von Netzwerken, kreativen Austausch etc kann es nicht organisieren. „Gewöhnlich kooperieren kognitiv und affektiv Arbeitende unabhängig vom kapitalistischen Kommando, selbst unter sehr ausbeuterischen Bedingungen, die wenig Spielräume bieten…“ (Hardt / Negri 2010, 154). Werden diese Netzwerke zerstört, verliert die immaterielle Produktion ihre Produktivkraft. Indem aber das Kapital auf diese kreativen Kooperationsprozesse innerhalb des Netzwerks kaum Einfluss nehmen kann - will es diese nicht zerstören -, gewinnt die biopolitische Arbeit immer mehr Autonomie gegenüber dem Kapital, sie emanzipiert sich quasi von diesem. Das Gemeinsame wird praktisch zum Kern dieses Produktionsprozesses. Es „bezieht sich gleichermaßen auf etwas durch Arbeit Hervorgebrachtes und auf künftige Produktionsmittel […], es umfasst gleichermaßen die Sprachen, die wir schaffen, die Formen gesellschaftlichen Handelns, die wir etablieren, die Arten des sozialen Zusammenlebens, die unsere Beziehungen definieren, und so weiter.“ (ebd., 153). Damit rückt „das Gemeinsame ins Zentrum des Wirtschaftslebens...“(ebd., 291), denn die oben beschriebenen Hervorbringungen bilden keine Externalitäten des Arbeitsprozess, sondern sind in ihm gänzlich immanent und wesentliche Faktoren der Produktion. Durch diese Veränderungen, die sich durch die technische Zusammensetzung der Arbeit ergeben, werden die Menschen zunehmend in die Lage versetzt, sich innerhalb des Produktionsprozesses selbst hervorzubringen und zwar, wir sahen es bereits, in Autonomie vom Kapital.
Nach Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) bringt die Bourgeoisie das Proletariat hervor (MEW 4, 468), im Zuge der oben beschrieben biopolitischen Produktion bringen sich die Subjekte in ihrer Vielheit, für die, wie noch näher auszuführen ist, Hardt und Negri den Begriff >Multitude< (siehe nächstes Kapitel) verwenden selbst hervor. Sie bekommen lediglich die Produktionsmittel bereitgestellt, aber die biopolitische Kooperation der Produzenten, der Fluss der Ideen und Gedanken etc, kann nicht vom Kapital organisiert und beherrscht werden. Dennoch gibt es Versuche, die autonomen Produktionskräfte - und damit die biopolitische Arbeit mit ihrer Hervorbringung des Gemeinsamen - auszubeuten. Die Formen des Gemeinsamen, also Sprache, Bilder, Affekte und soziale Beziehungen unterliegen Expropriierungsversuchen des Kapitals, welches durch diese Vorgänge einen Mehrwert erwirtschaften möchten. Im Grunde werden aber an dieser Stelle nicht die Individuen an sich ausgebeutet, sondern das Gemeinsame das sie hervorbringen. Dies leitet sich davon ab, dass innerhalb der biopolitischen Produktion nichts ohne Kooperationen produziert werden kann. So sind immer mindestens zwei Subjekte in diese involviert. „Biopolitische Ausbeutung bedeutet daher die Expropriation des Gemeinsamen auf der Ebene der gesellschaftlichen Produktion und Praxis.“ (Hardt / Negri 2010, 155). So versucht das Kapital durch intensive Strategien die produktiven Kooperationen zu segmentieren bzw. zu zerteilen, um eine größere Kontrolle über und Disziplinargewalt auf den Produktionsprozess ausüben zu können (ebd., 159). Dabei kann es sein, dass es zu einer Intensivierung der Entfremdungserfahrung auf Seiten der Produzenten kommt. Denn die Herstellenden fühlen sich nicht nur, um es klassisch mit Marx auszudrücken, von ihrem Produkt entfremdet (Marx 1968) sondern, vom Herstellungsprozess selbst, indem z.B. die Fähigkeiten zu denken, oder zu sorgen nicht als ihre eigenen Kräfte empfunden werden, sondern quasi von außen erzwungen werden (ebd., 154). Am deutlichsten wird dies, wenn wir die prekäre Arbeit betrachten. Sie „ist ein Kontroll- und Herrschaftsmechanismus, der die Zeitlichkeit der Arbeit und der Arbeitenden determiniert und dabei die Trennung von Arbeitszeit und Nichtarbeitszeit zersetzt; von den Arbeitenden wird entsprechend erwartet, zwar nicht die ganze Zeit zu arbeiten, aber permanent verfügbar zu sein.“ (ebd., 160). Die biopolitische Produktion löst aber die Trennung von Arbeitszeit und Nichtarbeitszeit auf. Denn „Gedanken und Bilder zu verfertigen, Affekte hervorzubringen oder zu zeigen lässt sich nur schwerlich auf bestimmte Zeiten am Tag begrenzen […] Doch die durch die Prekarisierung auferlegte Kontrolle nimmt ihnen die Verfügung über die Zeit, sodass ihnen unter Bedingungen der Prekarität keine Zeit bleibt, die ihre eigene wäre.“ (ebd., 161).
Andere Strategien, etwa die des Finanzkapitals, greifen im Gegensatz zu den oben erwähnten nicht direkt in die biopolitische Produktion ein. Sie legen sich vielmehr über die produktiven Netzwerke, „um das Gemeinsame und den gemeinsamen Reichtum zu expropriieren und zu privatisieren…“ (ebd., 159). Aber indem diese Strategien in den biopolitischen Produktionsprozess in welcher Form auch immer eingreifen, ob durch Segmentierung oder Privatisierung, zerstören sie quasi die Produktivkraft bzw. legen dieser Fesseln an. Denn: „Die biopolitische Produktion muss so eine Art circulus virtuosus etablieren, einen positiven Kreislauf, der vom existierenden zum neuen Gemeinsamen führt, das schon im nächsten Augenblick wieder zum Ausgangspunkt der erweiterten Produktion wird.“ (ebd.,160).
Das Gemeinsame wird also innerhalb der Netzwerke der biopolitischen Produktion hergestellt und dient gleichzeitig wiederum als Basis für weitere Produktion. Besteht ein freier, gleicher Zugang zu diesen Netzwerken, kann sich jeder an der Produktion des Gemeinsamen beteiligen. Diese Vorgänge etablieren sich zunehmend autonom vom Kapital, das zwar das Kapital versucht in die Prozesse einzugreifen, um sich entstehenden Mehrwert anzueignen, aber im Grunde zerstört es dabei das Gemeinsame und die aus ihm entwachsenden Produktivkräfte. Das Gemeinsame wird also vom Kapital korrumpiert. Wir haben an dieser Stelle das Gemeinsame, wie es im konkreten biopolitischen Produktionsprozess im Kontext der Arbeitswelt (die immer mehr mit der Lebenswelt verschmilzt) entsteht dem Leser nahe gebracht.
In anderen gesellschaftlichen Bereichen bzw. Institutionen finden wir aber ebenso Formen des künstlichen Gemeinsamen vor. Diese Bereiche sind aber nicht von der Sphäre der Ökonomie getrennt bzw. als von dieser unabhängig zu verstehen. Hardt und Negri identifizieren solches Gemeinsame in den Bereichen der Familie, der Nation und - wie im Kontext der biopolitischen Produktion dargestellt - dem Unternehmen. Die wichtigste Rolle innerhalb dieser Trias nimmt dabei momentan die Familie ein. In ihr kommuniziert man miteinander, macht kollektive Erfahrungen, man ist besorgt um den anderen, pflegt eine gewisse Intimität und so weiter. Diese Formen des Gemeinsamen werden aber z.B. durch Hierarchien und Geschlechternormativitäten korrumpiert. Diese Korrumpierung der zwischenmenschlichen Beziehungen wird zudem gesellschaftlich legitimiert indem nämlich die Familie als das einzige Modell akzeptiert wird, in welchem solidarische und intime Beziehungen gepflegt werden können. Anderen Formen werden nicht toleriert. Durch das Recht auf Erbschaft korrumpiert die Familie das Gemeinsame, denn sie wird damit zum „Rückrat der Akkumulation und des Transfers von Privateigentum…“ (ebd., 175). Die korrumpierte Form der Familie, mit ihren Geschlechterhierarchien und den Möglichkeiten Privateigentum zu Akkumulieren muss also bekämpft werden, damit allen die freie und gleiche Teilhabe am Gemeinsamen möglich ist. Dies steht im Grunde hinter der Idee der Familie, in ihrer nicht korrumpierten Form. Ähnliche Korruptionsmechanismen und mehr wirken auch bei der Nation und im Unternehmen. „Diese Institutionen stellen trotz allem Netzwerke produktiver Kooperation dar, Quellen des Reichtums, die offen zugänglich sind, kommunikative Strukturen; sie entfachen die Sehnsucht nach dem Gemeinsamen und enttäuschen sie zugleich.“ (ebd. 177).
Die obige Darstellung der biopolitischen Produktion, also die Arbeit im und am Gemeinsamen, hat nunmehr unmittelbare Auswirkungen auf den Bereich des Politischen, „weil die ökonomischen Fähigkeiten und Tätigkeiten selbst unmittelbar politisch sind.“ (ebd., 188). Denn „Die drei Charakteristika biopolitischer Arbeit - Kooperation, Autonomie und netzwerkartige Organisation - bilden solide Bausteine für eine demokratische politische Organisation.“ (ebd., 359). So wird sich das Zusammenleben der Menschen eben durch diese Hervorbringungsprozesse verändern. Es bildet sich die >Multitude<. Diesem Begriff soll nun weiter nachgegangen werden.
4. Multitude - eine neuer Klassenbegriff
4.1. Hinführung
War bei Karl Marx und Friedrich Engels das Proletariat als soziale Klasse der Träger der revolutionären Bewegung, entwickeln Michael Hardt und Antonio Negri einen neunen Klassenbegriff und zwar den der Multitude. Im Folgenden wird nunmehr die Idee der Multitude, so wie sie sich bei Hardt und Negri entfaltet dargestellt. Vorab wird dazu, wiederum geschaut aus welcher Tradition sie diesen Begriff entlehnen und wie sie ihn dann weiter verwenden.
4.2. Herleitung des Begriffs nach Baruch de Spinoza (1632-1677)
Antonio Negri verfasste 1981 im Gefängnis (er wurde aufgrund von Terrorismusvorwürfen inhaftiert) eine Spinoza - Monographie (Negri 1982). Im Denken Spinozas entdeckte er einen Schlüssel für die kommende demokratische Umgestaltung der Gesellschaft. „Denn Spinoza denkt Negri zufolge die Produktivkräfte der produzierenden Massen wilder und entfesselter…“ (Saar 2006, 188). Menschen sind als singuläre Einzelwesen „so gut wie nichts“ (Spinoza 2006, PT II § 15). Schließt sich aber ein Individuum mit anderen Menschen zusammen, gewinnt er an Macht (Streben nach Selbstbehauptung) hinzu, kann aber im gleichen Gegenzug nicht mehr als singuläres Wesen handeln. Nunmehr müssen die Handlungen gemeinsamen aufeinander abgestimmt werden und Formen des Zusammenlebens entwickelt werden. Die Menge (multitudinis) wird zu dem konstitutiven Element der sozialen Interaktionen und der Gesellschaft. „Die Macht der Menge (potentia multitudinis) ist daher die Macht, auf der das Zusammenleben der Menschen sich gründet.“ (Hindrichs 2006, 18). Und „Je mehr Individuen zu einer Einheit in dieser Weise zusammenkommen, um so mehr Recht haben sie alle insgesamt.“ (Spinoza 2006, PT II § 15). Nur wenn die politischen Strukturen des Staates sich auf der Macht der Menge gründen, darf dieser sich eine Demokratie nennen (Spinoza 2006, PT II § 17). „…das Recht des Staates oder der höchsten Gewalten nichts anderes ist als eben das Recht der Natur, das durch die Macht, nun nicht mehr jedes einzelnen, sondern der wir von einem Geist geleiteten Menge bestimmt wird.“ (PT III § 2). Es wird deutlich, dass die Menge als ein wesentliches konstitutives Element für die Gesellschaft gesehen wird. Sie ist nicht ohne Macht und trägt in sich eine Kraft gesellschaftliche Strukturen zu verändern bzw. zu legitimieren. Der Leser mag sich in diesem Zusammenhang an die bekannte Äußerung von Ulrike Meinhof, nach dem Attentat auf Rudi Dutschke erinnern: "Wirft man einen Stein, so ist das eine strafbare Handlung. Werden tausend Steine geworfen, ist das eine politische Aktion. Zündet man ein Auto an, ist das eine strafbare Handlung, werden hunderte Autos angezündet, ist das eine politische Aktion." (Meinhof zitiert nach www.nrhz.de; 3.6. 2011).
Es müsste hier noch differenzierter auf den Begriff der multitudinis im Werk Spinozas eingegangen werden, dies würde aber den Rahmen der Arbeit sprengen. Im Grunde wurde die wesentliche Dimension des Begriffs, welche auch für Hardt und Negri wesentlich ist, veranschaulicht: Die Menge ist nicht ohne Macht und sie bringt diese zum Ausdruck, indem sie dialogisch ihre Handlungen untereinander abstimmt bzw. koordiniert und Widertstandspotenzial gegenüber der Biomacht entfaltet.
4.3. Multitude nach Hardt und Negri
Für Hardt und Negri ist Multitude ein Klassenbegriff (Hardt / Negri 2004b, 121). Nun kann man die Gesellschaft des 21. Jh nicht einfach dichotom in zwei verschiedene Klassen einteilen, die sich aus dem Produktionsprozesse ableiten, wie es Marx Mitte des 19. Jh. tat (Burzan 2007). So kann die Gesellschaftsstruktur auch entlang anderer soziostruktureller Merkmale wie etwa Geschlecht, Region, Bildungsstand oder Alter, beschrieben werden. Demnach ist die gegenwärtige Gesellschaft durch eine Vielzahl von Klassen bzw. Milieus gekennzeichnet, die sich je nach Blickwinkel unterschiedlich konstruieren lassen. Hardt und Negri geben aber auf Grund dieser Beobachtung nicht die traditionelle marxistische Sichtweise preis. Vielmehr verdichten sie die oben erwähnten Charakteristika in einem einzigen Konzept der Multitude. Die dichotome Auffassung (marxistische Tradition) und die plurale Auffassung (liberale Argumentation) müssen sich nicht ausschließen, denn Klasse als empirisches Konzept übersieht leicht, „in welchem Maße Klasse selbst politisch bestimmt ist.“ (ebd., 122). Und das Kennzeichen dieser politischen Bestimmung ist der Klassenkampf, ein kollektiver Widerstand gegen die Missstände, die für die jeweilige Klassen spezifisch sind. Dies ist der Kern des Multitudbegriffs bei Hardt und Negri. Ihrem Verständnis nach impliziert Multitude eine irreduzible Vielfalt, deren grundlegendes Kennzeichen der Widerstand gegen die Biomacht in ihrer jeweiligen spezifischen Singularität ist.
„Die einzelnen sozialen Differenzen, die die Multitude konstituieren, müssen jederzeit einen Ausdruck finden und können niemals zu Einförmigkeit und Einheitlichkeit, Identität und Indifferenz eingeebnet werden.“ (ebd., 123). Diese Definition macht den Unterschied zwischen der Multitude und dem Begriff des Volks deutlich. Das Volk ist aus unterschiedlichen Segmenten, nämlich einzelnen Individuen und Klassen zusammengesetzt und dennoch bildet dieses Gebilde, trotz seiner Unterschiedlichkeit, eine Identität heraus bzw. lässt sich von den Hegemonialenmächten des Eigentums auf eine Identität reduzieren. „Die Multitude hingegen ist nicht vereinheitlicht, sondern bleibt plural und vielfältig.“ (ebd., 117). Durch die biopolitische Produktion wird das Gemeinsame geschaffen, dies ist konstitutiv für die Multitude. Sie „konstituiert sich selbst, indem sie im Gemeinsamen die einzelnen Subjektivitäten zusammensetzt, die aus diesem Prozess hervorgehen.“ (Hardt / Negri 2010, 12). Es ist zuvor bereits ausgeführt worden, wie nach Hardt und Negri das Kapital versucht, die biopolitische Produktion auszubeuten und ihren emanzipativen Charakter zu zerstören. Abstrakter formuliert ist dies ein Vorgang zwischen verschieden Subjektivitäten, die ihre unterschiedliche Genese durch die jeweiligen Eigentumsverhältnisse erfahren. Diejenigen, welche Eigentum besitzen, legitimieren ihren Anspruch auf Allgemeinheit und Repräsentanz der gesamten Gesellschaft allein aus ihren Besitzverhältnissen. Demnach sind sie bestrebt, die Eigentumsordnung und damit die gesellschaftlichen Hierarchien aufrechtzuerhalten. Die biopolitische Produktion hingegen, deren Basis nicht das Eigentum, sondern das Gemeinsame ist, bringt eine gesellschaftliche Subjektivität hervor, „deren Resultat ein radikal offener und pluraler politischer Körper ist, der dem Individualismus und dem ausschließenden, vereinheitlichten gesellschaftlichen Körper des Eigentums entgegensteht.“ (ebd., 54). Eben durch diese Produktivität wird die Multitude zu „einer wirklichen und tatsächlichen Bedrohung für die Republik des Eigentums“ (ebd., 54). Hardt und Negri haben für ihren Multitude Begriff viel Kritik hinnehmen müssen (ebd., 180ff), aus diesem Grund wollen sie von der Frage was die Multitude ist absehen und vielmehr die Frage, was die Multitude schafft in den Mittelpunkt ihrer weiteren Überlegungen stellen (ebd., 183).
Im weiteren Verlauf soll nun genau dieser Argumentationslinie der beiden Autoren nachgegangen werden. Durch die biopolitische Produktion werden eigene und neue Formen von Subjektivität produziert, die anders sind als die Subjektivitäten, die das Eigentum hervorbringt. Letztere sind auf Identität, also auf Gleichsein, bedacht und damit an der Etablierung der alten Hierarchien interessiert, in deren Mittelpunkt das Private bzw. das Eigentum steht. „Identität muss unausweichlich zu einem zentralen Vehikel für den Kampf innerhalb der Republik des Eigentums und gegen sie werden, denn Identität selbst beruht auf Eigentum und Souveränität.“ (ebd., 334). Die neuen Formen von Subjektivität wollen aber gerade Identitäten zerstören, da diese die Etablierung des Gemeinsamen als etwas Neuem behindert. Es gilt nicht Identitäten zu schaffen, sondern Singularitäten. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht für sich alleine bestehen können, zum anderen, dass sie in sich selbst mannigfaltig sind - und schließlich befinden sich die Singularitäten stets in einem Prozess des Anders-Werdens (ebd., 346). Die Multitude muss also als ein Werden bzw. Gemachtwerden verstanden werden, sie verändert sich demnach ständig. „Durch die Produktion von Subjektivität wird die Multitude selbst zum Schöpfer ihres ständigen Anders- Werdens, eines ununterbrochenen Prozesses kollektiver Selbstveränderung.“ (ebd., 187). Wie es innerhalb der biopolitischen Produktion keine hegemoniale Kraft gibt welche Sprachen, Codes etc. entwickelt, sondern dass die Produktion von diesen immateriellen Gütern nur durch ein Netzwerk erzeugt werden kann, in dem viele als gleichberechtigte Partner involviert sind, so formt sich die Multitude ebenso ohne eine hegemoniale Macht. In der Vergangenheit der kommunistischen Bewegung kam z.B. der Partei eine solche Hegemonialstellung zu (Lenin 2010). Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung und des soeben entfalteten Multitudeverständnisses der beiden Autoren ist von einer solchen Vormachtstellung eines singulären Elements der Multitude abzusehen. Das von Hardt und Negri entwickelte ökonomische Modell der biopolitischen Produktion, dient quasi als eine Analogie für das politische Handeln. Dabei ist es zugleich mehr als nur eine bloße Analogie: „Die Fähigkeiten der Produzenten, die Kooperation autonom zu organisieren und dabei kollektiv und planvoll zu produzieren, hat mit anderen Worten unmittelbare Folgen im Bereich des Politischen, weil sie Instrumente, Haltungen und Verhaltensweisen zu Verfügung stellt, die in kollektiven Entscheidungen zum Einsatz kommen.“ (Hardt / Negri 2010, 188). Sie ist demnach Ursache und organisierte Wirkung in einem, bedarf keines besonderen revolutionären Anstoßes von außen.
Als ein grundlegendes Element für diesen Prozess und für die politische Orientierung der Multitude sehen Hardt und Negri vor allem die Liebe an. Die Liebe hält die verschiedenen Elemente des Entwurfs der beiden Autoren, wie etwa die Altermodernität, auf die noch genauer einzugehen ist, die biopolitische Produktion, den Exodus aus den korrumpierten Formen des Gemeinsamen und die Multitude in einem kohärenten Projekt zusammen. Um aber den Liebesbegriff für das Politische nutzbar zu machen, muss er zunächst genau bestimmt werden, um nicht der Gefahr zu unterliegen bei der Heranziehung des Begriffs, ihn in sentimentaler Betrachtung verschwimmen zu lassen. Aus diesem Grund wählen Hardt und Negri für diese Bestimmung die Perspektive der Armen. Da sich innerhalb dieser Gesellschaftsschicht Solidarität und soziale Produktivität zwischen den Mitgliedern entwickelt und sichtbar wird. „Solidarität, die Sorge um andere, Gemeinschaft zu stiften und in gemeinsamen Dingen zu kooperieren sind für sie wichtige Überlebensmechanismen.“(ebd., 193). Betrachtet man Armut aus diesem Blickwinkel, dann erscheint sie als ein Potenzial, das wohl am ehesten in der Lage ist, etwas Gemeinsames hervorzubringen. Dabei gleicht dieses Gemeinsame einem Körper, der mehr ist als ein isolierter, subjektiver Corpus. Auch im ökonomischen Prozess, in der biopolitischen Produktion lässt sich Liebe identifizieren, indem auch hier etwas Gemeinsames hervorgebracht wird. „Sie ist eine Aktion, ein biopolitisches Ereignis, planvoll und gemeinsam herbeigeführt.“(ebd., 93). Liebe lässt sich in einem weiteren Schritt auch noch ontologisch verankern. Sie bricht mit dem Existierenden und bringt Neues hervor das Gemeinsame. Aber Liebe kann wie das Gemeinsame korrumpiert werden, indem sie nämlich nicht mehr dazu anhält, Gemeinsames zu produzieren, sondern bestrebt ist immer Gleiches hervorzubringen und dadurch den pluralen Raum zu vereinheitlichen. Liebe heißt aber die Alterität zu lieben. Das Gemeinsame ist dabei mit dieser Vielheit oder Andersartigkeit vereinbar. „Gäbe es keine gemeinsame Welt, die wir teilen, so wären wir nicht imstande, miteinander zu kommunizieren oder unsere Bedürfnisse und Wünsche wechselseitig aufeinander zu beziehen; und wären wir keine vielfältigen Singularitäten, dann gäbe es keine Veranlassung zu Kommunikation oder Interaktion.“(ebd., 196).
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1 Im englischen Original erschien das Buch bereits 2009, unter dem Titel: >Commomwealth< (Hardt / Negri 2009).
2 Bereits im Jahr 2000 veröffentlichten sie das Original in englischer Sprache unter dem Titel >Empire< (Hardt / Negri 2000).
3 Im gleichen Jahr wie die deutsche Übersetzung, erschien das englische Original mit dem Titel: >Multitude. War and democracy in the age of empire< (Hardt / Negri 2004a).
4 Für den Begriff der neuen Medien gibt es keine einheitliche Definition. Grundlegend für die Abgrenzung zu den >alten Medien< ist die Digitalisierung, die neue interaktive Möglichkeiten der verschiedensten Form eröffnet, so z.B. asynchrone Kommunikation (www.medpaed.de; 23.6.2011). Wenn im Folgenden die Begriffe neue Medien, Internet, world wide web (www) oder Netz gebraucht werden, dann ist damit stets das Web 2.0 gemeint, welches sich vom Web 1.0 dadurch unterscheidet, dass letzteres nur statische Flächen kennt, auf deren Inhalte nicht interaktiv bzw. nur beschränkt reagiert werden konnte und Partizipation nicht möglich war. Im Web 2.0 hingegen „dreht sich alles um Kommunikation, Interaktion und Partizipation“ (Münker 2009, 18). In diesem Zusammenhang wird es auch oft als das >Mitmach web< bezeichnet. Jeder kann Inhalte einstellen, auf Inhalte reagieren und sich durch die kommunikativen Möglichkeiten mit anderen vernetzen und austauschen.
5 Kapital meint nichts anderes, als eine unpersönliche Form der Herrschaft, welche ökonomischen Gesetzen folgt und das gesellschaftliche Leben bestimmen, indem durch Kapitalkonzentration in den Händen von wenigen sich Hierarchien herausbilden. Die große Menge wird gezwungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen, oder muss gar ein Dasein führen das selbst von diesem Ausbeutungsmechanismen ausgeschlossen ist, aber dennoch durch das Kapital determiniert ist. Das Kapital kann also im Weiteren analog zum Begriff der Biomacht gelesen werden, wenn auch mit letzterem Begriff eine noch größere Wirkungsdimension aufgezeigt wird. (Hardt / Negri 2010, 23; MEW 4, 468ff).
- Quote paper
- Maik Wunder (Author), 2011, Neue Medien im Empire, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181594
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