Das vielfältige Erscheinungsbild von Psychosen sorgt bei Betroffenen, Angehörigen und Professionellen immer wieder für Verunsicherung, Ratlosigkeit oder Ohnmacht und führt zu erheblichen Veränderungen aller Lebensbereiche sowie der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Symptome von Psychosen wirken auf Außenstehende meist befremdlich oder gar bedrohlich. Wenn jemand in eine Psychose gerät, dann gerät die Umwelt in Aufruhr. Die Auswirkungen und Erscheinungsformen dieser Erkrankung stellen somit für alle Beteiligten eine schwierige und komplexe Situation dar.
In dieser Diplomarbeit möchte ich mich zwar ganzheitlich mit dem Phänomen „Psychose“ auseinandersetzen, aber vor allem einen Praxisbezug zur sozialpädagogischen Arbeit mit psychotischen Menschen herstellen. Da mit dieser Erkrankung insbesondere Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich einhergehen und diese nicht selten zur Ausgrenzung und Isolation der Betroffenen führen, möchte ich der Frage nachgehen, wie sich eine tragende Beziehung mit Menschen in einer Psychose gestalten lässt. Die vorliegende Arbeit ist folglich ein Versuch, spezifische Schwierigkeiten im professionellen Umgang mit psychotischen Menschen zu benennen und Handlungsmethoden aufzuzeigen. Weiterhin widme ich meine Aufmerksamkeit den Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen, welche im Laufe der Beziehungsarbeit auftreten können und recht komplexe Dynamiken in der Beziehung erzeugen. Um Verständnis für diese Prozesse zu erlangen, ist es von Nöten, die Rolle des Helfers zu beleuchten und seine Verhaltensweisen gegenüber den Betroffenen zu reflektieren. Des Weiteren ist diese Arbeit eine Versuch, die Literatur und die Beiträge verschiedener Autoren zum Thema Psychose zusammenzufassen und gegenüber zu stellen.
Impuls und Anregung für diese Diplomarbeit ist meine Praxiserfahrung aus dem Betreuten Wohnen mit psychiatrisch erkrankten Menschen, die ich im Laufe der Ausarbeitung mit einfließen lasse. Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen Betroffenen, von denen ich im Rahmen vieler Gespräche und Begegnungen lernen durfte, was es heißt, sich der Herausforderung einer psychotischen Krise zu stellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärung
- Was ist eine Psychose?
- Geschichtliche Entwicklung von Psychosen
- Diagnostik und Klassifikation
- Klassifikation im ICD und DSM
- Begriffsabgrenzung
- Schizophrenie
- Wahnhafte Störungen
- Schizoaffektive Störung
- Schizophrenia simplex
- Manie
- Schizophrenes Residuum
- Klassifikation im ICD und DSM
- Epidemiologie und Verlauf von Psychosen
- Symptomatik
- Über den Umgang mit den Symptomen psychotischer Patienten in der Beziehungsarbeit
- Plus- und Minussymptomatik
- Psychose als Eigensinn - Besonderheiten des Denkens, Fühlens, Wollens und Handelns
- Veränderungen von Wahrnehmung und Denken - schizophrene bzw. kognitive Psychosen
- Veränderungen von Stimmung und Energie - affektive Psychosen
- „Der Sinn des Wahnsinns“ – Auf Wahnerleben eingehen
- Stimmenhören - Krankheit oder Botschaft?
- Psychose und Kreativität
- Über den Umgang mit den Symptomen psychotischer Patienten in der Beziehungsarbeit
- Drogeninduzierte Psychosen
- Rausch, Intoxikation und Psychose
- Drogenkonsum und Psychose - Bedeutung in der sozialpädagogischen Arbeit
- Ätiologie
- Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell
- Veränderung des Hirnstoffwechsels – Dopaminhypothese
- Genetische Faktoren
- Somatische Faktoren
- Psychosoziale Faktoren – frühkindliche Entwicklung
- Psychodynamische Aspekte
- Bedeutung der Ursachen für die sozialpädagogische Arbeit
- Behandlung und Therapie von Psychosen
- Psychotherapie
- Psychoanalyse
- Therapeutische Aspekte in der sozialpädagogischen Arbeit
- Ergo-, Kunst- und Arbeitstherapie
- Psychosoziale Maßnahmen und Rehabilitation
- Medikamentöse Behandlung
- Spezifische Schwierigkeiten im Umgang mit psychotischen Patienten - Methoden zur Beziehungsgestaltung
- Über den Umgang mit der Diagnose
- Über den Umgang mit Idealisierung und Entwertung
- Über den Umgang mit kontrollierendem und forderndem Verhalten
- Über den Umgang mit „Noncompliance“
- Über den Umgang mit eigenen Widerständen
- Über den Umgang mit Konflikten in gruppendynamischen Prozessen
- Stigmatisierung - Das Bild von psychotischen Patienten in der Öffentlichkeit
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema „Psychose“ und zielt darauf ab, einen praxisbezogenen Einblick in die sozialpädagogische Arbeit mit psychotischen Menschen zu geben. Die Arbeit soll die spezifischen Herausforderungen im Umgang mit dieser Erkrankung beleuchten und Handlungsmethoden für die Beziehungsgestaltung aufzeigen.
- Die verschiedenen Erscheinungsformen und Symptome von Psychosen
- Die Bedeutung der Beziehungsgestaltung in der sozialpädagogischen Arbeit mit psychotischen Menschen
- Die Herausforderungen und Schwierigkeiten im Umgang mit den Symptomen und dem Verhalten von psychotischen Patienten
- Die Bedeutung von Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen in der Beziehungsarbeit
- Die Rolle der Stigmatisierung und des öffentlichen Bildes von psychotischen Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Psychose“ ein und erläutert die Relevanz der sozialpädagogischen Arbeit mit psychotischen Menschen. Sie beschreibt die Herausforderungen, die mit dieser Erkrankung verbunden sind, und die Notwendigkeit, eine tragende Beziehung zu den Betroffenen aufzubauen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Begriffsklärung von „Psychose“ und beleuchtet die geschichtliche Entwicklung des Begriffs. Es werden verschiedene Definitionen und Abgrenzungen von Psychosen vorgestellt, um ein grundlegendes Verständnis für die Erkrankung zu schaffen.
Kapitel 3 widmet sich der Diagnostik und Klassifikation von Psychosen. Es werden die Diagnosekriterien des ICD und DSM vorgestellt und die verschiedenen Formen von Psychosen, wie Schizophrenie, wahnhafte Störungen, schizoaffektive Störungen und andere, näher erläutert.
Kapitel 4 behandelt die Epidemiologie und den Verlauf von Psychosen. Es werden statistische Daten zur Häufigkeit und Verbreitung der Erkrankung sowie die verschiedenen Verlaufsformen von Psychosen vorgestellt.
Kapitel 5 befasst sich mit der Symptomatik von Psychosen und dem Umgang mit den Symptomen in der Beziehungsarbeit. Es werden die verschiedenen Symptome von Psychosen, wie Plus- und Minussymptomatik, Veränderungen von Wahrnehmung und Denken, Stimmungsschwankungen und Wahnerleben, detailliert beschrieben.
Kapitel 6 behandelt das Thema der drogeninduzierten Psychosen und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Psychose. Es wird die Bedeutung des Drogenkonsums in der sozialpädagogischen Arbeit mit psychotischen Menschen hervorgehoben.
Kapitel 7 widmet sich der Ätiologie von Psychosen und untersucht die verschiedenen Ursachen der Erkrankung. Es werden das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, die Dopaminhypothese, genetische Faktoren, somatische Faktoren, psychosoziale Faktoren und psychodynamische Aspekte beleuchtet.
Kapitel 8 befasst sich mit der Behandlung und Therapie von Psychosen. Es werden verschiedene Therapieansätze, wie Psychotherapie, Psychoanalyse, Ergotherapie, Kunsttherapie, Arbeitstherapie, psychosoziale Maßnahmen und medikamentöse Behandlung, vorgestellt und gegenübergestellt.
Kapitel 9 behandelt spezifische Schwierigkeiten im Umgang mit psychotischen Patienten und zeigt Methoden zur Beziehungsgestaltung auf. Es werden verschiedene Herausforderungen, wie der Umgang mit der Diagnose, Idealisierung und Entwertung, kontrollierendem und forderndem Verhalten, „Noncompliance“ und eigenen Widerständen, beleuchtet und konkrete Handlungsstrategien vorgestellt.
Kapitel 10 befasst sich mit dem Thema der Stigmatisierung und dem öffentlichen Bild von psychotischen Menschen. Es werden die Vorurteile und Diskriminierung, die psychotische Menschen erfahren, analysiert und die Bedeutung von Aufklärung und Sensibilisierung für die Gesellschaft hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Umgang mit psychotischen Patienten in der Sozialen Arbeit, die Diagnostik und Klassifikation von Psychosen, die Symptomatik und die Beziehungsgestaltung in der sozialpädagogischen Arbeit. Weitere wichtige Themen sind die Ätiologie von Psychosen, die Behandlung und Therapie sowie die Herausforderungen der Stigmatisierung und des öffentlichen Bildes von psychotischen Menschen.
- Arbeit zitieren
- Monika Barbier (Autor:in), 2010, Über den Umgang mit psychotischen Patienten in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181523
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