1 Einleitung
Lenz’ Drama Der Hofmeister machte ihn benahe über Nacht berühmt und es blieb – neben den Soldaten – auch sein bekanntestes Werk. Kein anderes seiner Stücke wurde noch zu seinen Lebzeiten in eine andere Sprache übersetzt.
Für den Haupttitel seines Stücks wählte Lenz einen Berufsstand, nicht den Namen eines dramatischen Helden. Diese Tatsache sowie der Untertitel Vorteile der Privaterziehung machen bereits deutlich, worum es in dem Werk gehen soll: Lenz möchte die vorhandenen Erziehungsmöglichkeiten, nämlich einerseits durch Hofmeister und andererseits durch Lehrer an öffentlichen Schulen, thematisieren. Das Stück stellt die leidvolle Hofmeisterexistenz aufgrund der Be- oder vielmehr Misshandlung durch seine adligen Vorgesetzten dar, beschreibt den Hofmeister andererseits aber auch als pädagogisch nutzlos und moralisch verwerflich, vor allem wenn ihm weibliche Schülerinnen anvertraut werden.
Aber auch die Alternative zur Privaterziehung, das öffentliche Schulwesen, wird keineswegs positiv dargestellt.
Mit seinem Drama widmet sich Lenz einem aktuellen gesellschaftlichen Problem des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Im ersten Teil dieser Arbeit soll das Hofmeisterwesen zunächst aus sozialhistorischer Sicht kritisch beleuchtet werden, anschließend wird dessen Darstellung in Lenz’ Drama untersucht. Die hierfür interessierenden Erziehungsdebatten finden in Gesprächen zwischen Geheimrat und Major, Major bzw. Majorin und Läuffer, Geheimrat und Pastor Läuffer sowie Wenzeslaus und Läuffer statt. Aus diesem Grund möchte ich mich auch in meinen Ausführungen im zweiten Teil auf die genannten Personen beschränken.
2 Der Hofmeister aus sozialhistorischer Sicht
Bevor im ausgehenden 18. und dann im 19. Jahrhundert die Verantwortung für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen den öffentlichen Schulen übertragen wird, liegt diese weitgehend in der Hand der Familie, genauer gesagt in der der Privaterzieher, wie den Hofmeistern. Auch der bürgerliche Mittelstand vertraut seinen Nachwuchs häufig einem solchen an. Daraus erklärt sich der enorme Bedarf an Privaterziehern zu dieser Zeit.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Hofmeister aus sozialhistorischer Sicht
- Darstellung der Hofmeister in Lenz' gleichnamigem Drama
- Position und Situation ausgewählter Figuren
- Läuffer
- Pastor Läuffer
- Geheimrat von Berg
- Major und Majorin von Berg
- Wenzeslaus
- Position und Situation ausgewählter Figuren
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Rolle des Hofmeisters im ausgehenden 18. Jahrhundert aus sozialhistorischer Perspektive zu beleuchten und diese Darstellung in Lenz' Drama "Der Hofmeister" zu analysieren. Der Fokus liegt auf den Erziehungsdebatten des Stücks und den daraus resultierenden Konflikten, die zwischen verschiedenen Figuren wie dem Geheimrat, dem Major, dem Pastor Läuffer und dem Hofmeister selbst ausgetragen werden.
- Die gesellschaftliche Situation des Hofmeisters
- Die Herausforderungen der Privaterziehung
- Die Konflikte zwischen Adel und Bürgertum
- Die Rolle von Bildung und Moral in der Gesellschaft
- Die Darstellung von Macht und Abhängigkeit im Verhältnis zwischen Hofmeister und Adel
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Drama "Der Hofmeister" von Lenz vor und beleuchtet die Relevanz des Berufsstandes des Hofmeisters in der damaligen Zeit. Lenz kritisiert sowohl die Privaterziehung durch Hofmeister als auch das öffentliche Schulwesen und setzt sich mit dem gesellschaftlichen Problem des ausgehenden 18. Jahrhunderts auseinander.
Der Hofmeister aus sozialhistorischer Sicht
Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Hofmeisters im 18. Jahrhundert aus sozialhistorischer Perspektive. Es zeigt, wie die Privaterziehung des Adels im Gegensatz zur Bildung des Bürgertums stand und wie die Hofmeisterstelle zumeist aus einer Notlage heraus angenommen wurde. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen des Berufsstandes, die oft mit Armut, mangelnder Anerkennung und fehlender Selbstbestimmung verbunden waren.
Darstellung der Hofmeister in Lenz' gleichnamigem Drama
Dieses Kapitel untersucht die Darstellung der Hofmeister in Lenz' Drama. Es analysiert die Position und Situation verschiedener Figuren und ihre Konflikte innerhalb des Stücks. Der Fokus liegt auf den Dialogen zwischen Geheimrat und Major, sowie zwischen dem Hofmeister Läuffer und anderen Figuren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen des Hofmeisters, der Privaterziehung, der gesellschaftlichen Konflikte des ausgehenden 18. Jahrhunderts, der Erziehungsdebatten, dem Adel und dem Bürgertum, der Macht und Abhängigkeit und der Rolle von Bildung und Moral in der Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Reichhart (Autor:in), 2007, Die Hofmeister – sozialhistorische Hintergründe und ihre Darstellung in Lenz’ Drama "Der Hofmeister", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180718