Auch wenn in den Lehrplänen der Einsatz von Filmen längst vorgeschrieben ist, gibt es immer noch viele Lehrkräfte, die den Einsatz von Spielfilmen im Unterricht scheuen. Tatsächlich setzen nur 6% der Lehrenden Spielfilme häufig im Unterricht ein, 16% tun das nie (vgl. Thaler 2007a: 12). Wenn Filme zum Einsatz kommen, werden sie häufig nur zur Unterstützung einer vorherigen Lektüre, zur Vermittlung landeskundlichen Wissens oder zum bildgestützten Hörverstehen genutzt und dienen somit eher als zusätzliche Informationsquelle zur Unterstützung eines anderen Mediums anstatt als eigenes Medium Gegenstand einer unterrichtlichen Analyse zu werden (vgl. Vences 2006: 4). Dass das Medium Film aber seine Be-rechtigung im Fremdsprachenunterricht hat und zahlreiche Möglichkeiten zur Auseinandersetzung bietet, soll in dieser Arbeit aufgezeigt werden. Dabei sollen aber auch Schwierigkeiten, denen sich Lehrer und Schüler konfrontiert sehen, dargelegt werden.
Deshalb soll in der vorliegenden Arbeit zunächst geklärt werden, welche Herausforderungen sich für Lehrer, aber auch für Schüler durch die Arbeit mit einem Spielfilm (Punkt 2) ergeben, um dann den Nutzen dieses Einsatzes für die Schüler darzustellen und Argumente dafür anzu-führen (Punkt 3). Anschließend soll ein Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten der Arbeit mit dem Spielfilm im Unterricht gegeben werden, wobei exemplarisch die Arbeit mit Bildern genauer vorgestellt wird (Punkt 4). Bevor in einer abschließenden Bemerkung die Ergebnisse zusammengefasst werden und ein Ausblick gegeben wird (Punkt 6), werden das Projekt cinéfête und sein Nutzen für den Französischunterricht vorgestellt (Punkt 5).
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Welche Herausforderungen für Lehrer und Schüler ergeben sich durch die Arbeit mit einem Spielfilm?
3. Welche Argumente sprechen für den Einsatz von Spielfilmen?
4. Wie kann im Unterricht mit einem Spielfilm gearbeitet werden?
5. Welchen Nutzen hat das cinéfête für den Französischunterricht?
6. Abschließende Bemerkungen
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Auch wenn in den Lehrplänen der Einsatz von Filmen längst vorgeschrieben ist, gibt es immer noch viele Lehrkräfte, die den Einsatz von Spielfilmen im Unterricht scheuen. Tatsächlich setzen nur 6% der Lehrenden Spielfilme häufig im Unterricht ein, 16% tun das nie (vgl. Thaler 2007a: 12). Wenn Filme zum Einsatz kommen, werden sie häufig nur zur Unterstützung einer vorherigen Lektüre, zur Vermittlung landeskundlichen Wissens oder zum bildgestützten Hörverstehen genutzt und dienen somit eher als zusätzliche Informationsquelle zur Unterstützung eines anderen Mediums anstatt als eigenes Medium Gegenstand einer unterrichtlichen Analyse zu werden (vgl. Vences 2006: 4). Dass das Medium Film aber seine Berechtigung im Fremdsprachenunterricht hat und zahlreiche Möglichkeiten zur Auseinandersetzung bietet, soll in dieser Arbeit aufgezeigt werden. Dabei sollen aber auch Schwierigkeiten, denen sich Lehrer und Schüler[1] konfrontiert sehen, dargelegt werden.
Deshalb soll in der vorliegenden Arbeit zunächst geklärt werden, welche Herausforderungen sich für Lehrer, aber auch für Schüler durch die Arbeit mit einem Spielfilm (Punkt 2) ergeben, um dann den Nutzen dieses Einsatzes für die Schüler darzustellen und Argumente dafür anzuführen (Punkt 3). Anschließend soll ein Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten der Arbeit mit dem Spielfilm im Unterricht gegeben werden, wobei exemplarisch die Arbeit mit Bildern genauer vorgestellt wird (Punkt 4). Bevor in einer abschließenden Bemerkung die Ergebnisse zusammengefasst werden und ein Ausblick gegeben wird (Punkt 6), werden das Projekt cinéfête und sein Nutzen für den Französischunterricht vorgestellt (Punkt 5).
2. Welche Herausforderungen für Lehrer und Schüler ergeben sich durch die Arbeit mit einem Spielfilm?
Beim Einsatz von Spielfilmen im Unterricht stehen Lehrer und Schüler vor unterschiedlichen Herausforderungen: Da gibt es zunächst einmal technische Aspekt, die geklärt werden müssen: Wie ist die Schule ausgestattet? Gibt es in jedem Raum ein Fernsehgerät mit DVD- und VHS-Spieler oder spezielle Räume für die Nutzung dieser Medien, die reserviert werden müssen? Funktionieren die Geräte einwandfrei und kann die Lehrperson damit umgehen? Auch die Schüler müssen, wenn im Unterricht technische Geräte zum Einsatz kommen, Toleranz zeigen; gegenüber eventuellen Problemen bei der technischen Umsetzung durch den Lehrer, möglichen Störungen und Fehlfunktionen sowie Wartezeiten, die durch den Umgang mit den Apparaten entstehen.
Für den Lehrer ist auch das Beschaffen der DVD oder VHS nicht immer leicht: Muss er sie sich selbst anschaffen, gibt es eine Auswahl, die von der Schule gestellt wird oder eine Möglichkeit Filme auszuleihen? Und wie ist das mit rechtlichen Vorgaben? Anne Sass (2007: 8) stellt dazu fest: „Für eine Vorführung eines Films im Unterricht benötigen Sie entsprechende Nutzungsrechte und das Recht der öffentlichen Wiedergabe.“ In einem Dossier zum Thema Urheberrecht der Bundeszentrale für politische Bildung wird der Einsatz urheberrechtlich geschützter Filme im Unterricht als „Grauzone“ bezeichnet, da es bisher „keine ausdrücklichen gesetzlichen Bestimmungen zur Vorführung von Werken im Schulunterricht gibt“ (Otto 2007: Online Dokument).
Dem Lehrer stellt sich als weitere Herausforderung die Auswahl eines geeigneten Films: Dieser muss inhaltlich zu den vorgegebenen Themen des Lehrplans passen oder es muss genügend Zeit für eine außercurriculare Unterrichtseinheit zur Verfügung stehen. Dann muss der Film auf seine pädagogische Eignung geprüft werden, wobei auch auf die Altersauflagen der FSK geachtet werden muss. Er darf die Schüler weder „sprachlich noch menschlich überfordern“ (Nieweler 2006: 231) und sollte sie thematisch ansprechen, wobei es schwierig sein kann, ein Thema zu finden, das alle Schüler interessiert. Dem ist entgegenzuwirken, in dem die Schüler bei der Auswahl des Films mitbestimmen dürfen (ebd.).
Auch der Lehrer darf sich von seinem persönlichen Geschmack leiten lassen: Wenn er den Film mag, ist es leichter sich diesen in der Vorbereitung wiederholt anzusehen und wenn er dann im Unterricht zu seinem subjektiven Zugang steht, kann es zur Kommunikation über mögliche abweichende Sichtweisen kommen (vgl. Rössler 2007: 18). Prinzipiell eignen sich Filme, „wenn sie spannende Geschichten erzählen, wenn sie auf das Zielsprachenland neugierig machen, wenn sie Einblicke in eine andere Welt gewähren, wenn sie Unerwartetes zeigen, wenn sie etwas Neues, Interessantes zum Mitteilen, zum Nachdenken und Diskutieren beinhalten“ (Sass 2007: 8). Diesbezüglich muss der Lehrer den Film also prüfen, wobei er sicherlich eine Auswahl treffen sollte, welche Ziele er mit dem Einsatz des Films erreichen will.
Als Vorarbeit muss der Lehrer sich nicht nur mit dem Inhalt und der Machart des Films auseinandersetzen, sondern sich auch das fremdsprachliche Filmvokabular aneignen und sich mit der Arbeit mit der DVD und weiteren Medien vertraut machen.
Dann muss der Lehrer sich entscheiden, wie viel Zeit er dem Thema Film einräumen kann und will und sich entsprechend für einen Präsentationsmodus (Block-, Intervall-, Sandwich- oder Segmentpräsentation) entscheiden und die jeweiligen Vorzüge und Nachteile abwägen (vgl. Thaler 2007a: 11). Die Länge des Spielfilms kann dann ein Hindernis darstellen, wenn der Forderung, den Film den Schülern auf jeden Fall am Ende in seiner Gesamtheit zu zeigen, Rechung getragen werden soll (vgl. Wilts 2003: 6).
Weiterhin ist zu beachten, „dass nur kurze Ausschnitte […] aufmerksam rezipiert werden [können]. Bereits nach fünf Minuten lässt die Aufmerksamkeit drastisch nach“ (Nieweler 2006: 226). Auch muss der Lehrer sich damit auseinandersetzen, wie Bildsequenzen Aufmerksamkeit erzeugen, dass „bei einer Text-Bild-Kombination im Fernsehen entweder auf bildliche oder auf verbale Informationen“ (Ballstaedt 2004: 4) geachtet wird und beide Kodes nur bei geringer Informationsdichte ausgewertet werden. Außerdem ist es sinnvoll, sich mit unwillkürlicher und willkürlicher Aufmerksamkeit auszukennen, um adäquat mit dem Medium Film arbeiten zu können und die Aufgaben entsprechend der Wahrnehmung formulieren zu können (vgl.ebd.). Dabei stellt sich auch das Problem, jedem Lerntyp gerecht zu werden und zu gewährleisten, dass auch wenn Schüler ihre Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Aspekte legen, diese bei der Arbeit mit dem Film berücksichtigt werden und Filmverarbeitung als eine „autonom-subjektive, medienspezifische, intentionale Rezeption und Konstruktion“ (nach Biechele in Sass 2007: 10) akzeptiert wird.
Ein weiteres Problem kann das Hörverstehen darstellen: „Hohe Sprechgeschwindigkeit, Hintergrundgeräusche, Begleitmusik, kolloquiale Idiome, Regiolekte oder Inkongruenz zwischen Worten und Handlung [führen] sehr schnell zu einer Überforderung des Dekodierungsvermögens“ (Thaler 2007a: 10) und sorgen für Frustration bei den Lernenden. In diesem Fall kann der Lehrer auf die fremdsprachlichen oder deutschen Untertitel zurückgreifen, wobei bei der Doppelanforderung von Hören und Lesen dem Lesen der Vorzug gegeben wird und somit zwar die Lesekompetenz gefördert wird, der Nutzen für die Hörkompetenz allerdings gering ist (vgl. ebd.).
Auch ist es möglich, dass die Eltern dem Einsatz eines Spielfilms im Unterricht kritisch gegenüber stehen. Sie könnten der Meinung sein, dass die Freizeitbeschäftigung Film nichts im Unterricht verloren habe, dadurch Zeit verloren gehe, die Schüler nicht gefordert und in ihrem Medienkonsum bestätigt würden. Auch der Einsatz des Films als Lückenfüller vor Ferien oder in Vertretungsstunden kann für Unmut sorgen. Hier wäre ein aufklärendes Gespräch mit Eltern und Schülern angebracht, in dem dargelegt wird, dass es um eine intensive und kritische Arbeit mit dem Film geht, um die Befürchtungen zu zerstreuen. Der Sprachlehrer könnte „die Ambivalenz eines Films als Schul- und Freizeitressource“ (Thaler 2007a: 10) thematisieren und klarstellen, dass er bei der Arbeit mit dem Film auf ein Gleichgewicht zwischen Spracharbeit und Unterhaltung achten wird, es ihm aber überwiegend um ein sprachpraktisches, interkulturelles und medienkritisches Lernen geht, er aber auch den Wunsch der Jugendlichen nach Spannung, Staunen und Stressabbau respektiert (vgl. ebd.).
Dabei steht heute nicht mehr nur die alleinige Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Films im Mittelpunkt, viel mehr geht es um eine Vermittlung von Medienkompetenz, die Schüler sollen lernen sich kritisch mit der Machart des Films auseinanderzusetzen und vermittelt bekommen, mit welchen filmischen Mitteln gearbeitet wird. Dies ist nur möglich, wenn die Unterrichtenden über eine „solide Filmvermittlungskompetenz“ (Wilts 2008: 4) verfügen, die aber so in der traditionellen Ausbildung an den Universitäten nicht vermittelt wird, Studienseminare da (noch) keine Grundsatzarbeit leisten, weshalb momentan noch eine Diskrepanz zwischen dem Anspruch an die Lehrenden und den tatsächlich anzutreffenden Voraussetzungen für die Filmvermittlung besteht (vgl. ebd.: 5).
3. Welche Argumente sprechen für den Einsatz von Spielfilmen?
Film und Fernsehen gehören schon seit längerem zum Alltag unserer Gesellschaft. Der Umgang mit neuen Medien ist eine wichtige Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen geworden und sie besitzen häufig ein bemerkenswertes technisches Know-how. Warum soll also noch zusätzlich im Unterricht damit gearbeitet werden, wo doch die meisten Schüler schon einen großen Teil ihrer Freizeit damit verbringen (und sich mit den neuen Medien womöglich noch besser auskennen als die Lehrkraft)? Doch gerade diese Nähe zur Alltagswelt bietet für den Fremdsprachenunterricht folgenden Vorteil: Die Schüler haben eine positive Grundeinstellung, wenn es um das Thema Film geht und sind motivierter (vgl. Nieweler 2006: 224). Diese Steigerung der Lernmotivation wiederum wird dadurch hervorgerufen, dass die vom Film evozierten Emotionen ein längeres Behalten ermöglichen (Rössler 2007: 18).
Auch darf der passive Freizeitkonsum nicht mit einer kritischen Auseinandersetzung im Unterricht gleichgesetzt werden. Erst beim genaueren, wiederholten Sehen werden Details, zusätzliche Bedeutungen und Hintergründe entdeckt, durch die Lenkung im Unterricht wird Aufmerksamkeit erzeugt, die das Merken fördert. Dieses Innehalten und Aufmerken sind wichtige Fähigkeiten, die im Unterricht erworben werden (vgl. Sass 2007: 6). Schüler müssen gerade bei der heutigen Informationsflut und Manipulation durch Werbung, Internetclips, aber auch Spielfilmen den kritischen Umgang mit den neuen Medien erwerben. Unsere heutige Wissensgesellschaft fordert diesen (kritischen) Umgang im privaten wie im beruflichen Alltag. So sind der Erwerb von Medienkompetenz sowie die Behandlung von Filmen im Allgemeinen auch Bestandteil der Lehrpläne.
Die Annahme, dass Fernseh- und Filmkonsum zu einer Verdummung der Gesellschaft führt, konnte nicht belegt werden. Vielmehr werden durch moderne Massenmedien kognitive Strukturen trainiert und langfristig verbessert (Thaler 2007a: 9). Auch wird vermutet, „dass das Angebot an Bildern und Visualisierungen die visuelle Verarbeitung und das visuelle Verstehen fördern und damit ungenutzte oder verschüttete Fähigkeiten wieder frei[ge]setzt [werden]“ (Ballstaedt 2004: 7) Auch ein Zusammenhang mit dem Steigen des Intelligenzquotienten (Flynn-Effekt) ist möglich, wozu auch passen würde, „dass Jugendliche heute eine um 30 Prozent höhere visuelle und akustische Wahrnehmungsgeschwindigkeit als vor zwanzig Jahren haben“ (ebd.). Auf jeden Fall „wird der kritische Umgang mit visueller Information [in Zukunft] eine zentrale Komponente menschlicher Intelligenz darstellen (vgl. ebd.: 8), womit der Film im Fremdsprachenunterricht seine Berechtigung hat.
Durch das große Angebot an französischen Filmen steht dem Lehrer zu vielen von den Lehrplänen geforderten Inhalten visuelles Material zur Verfügung, das er unterstützend einsetzen kann. Dabei ist es auch wichtig, den französischen Film als stärksten Konkurrenten zu Hollywoodproduktionen den Schülern zugänglich zu machen und ihre Wahrnehmung der europäischen Filmkunst zu schärfen (vgl. Wilts 2008: 5).
Bei der konkreten Arbeit mit dem Spielfilm lassen sich zahlreiche positive Effekte aufzählen:
Zunächst einmal bietet der Film ein großes kommunikatives Potential: Er erzählt Geschichten von Menschen und korrespondiert oder kollidiert mit den Erfahrungen der Lernenden, was zum Sprechen anregt. Filme können Gefühle auslösen, die mit Mitschülern geteilt werden wollen. Sie entwickeln „echte Redebedürfnisse“ (nach Weiand in Wilts 2003: 5), die „einen hohen fremdsprachendidaktischen Nutzen [haben], als sie den Ausgangspunkt für vielfältige Möglichkeiten bilden, sich in der Fremdsprache interessegeleitet aktiv mündlich und schriftlich zu betätigen“ (Wilts 2003: 5). Somit ist die Rezeption des Films im Unterricht einerseits ein Gruppenerlebnis und andererseits auch eine persönliche Erfahrung. Ein Austausch über die individuelle Wahrnehmung schafft „ein Bewusstsein für unterschiedliche Rezeptionsarten und –möglichkeiten“ (Vences 2006: 7).
[...]
[1] Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die Bezeichnung ‚Lehrer’ und Schüler’ für beide Geschlechter verwenden.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2009, Zum Einsatz von Spielfilmen im Französischunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180559
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