Ökonomen befassen sich seit jeher mit der Motivation menschlichen Verhaltens.3 Das
ökonomische Verhaltensmodell unterstellt, dass Individuen durch rationales Verhalten
gekennzeichnet sind, d. h. stets auf den ökonomischen Vorteil bedacht sind und ihren Nutzen
maximieren.4 Die bei ökonomischen Analysen vorherrschende Entscheidungstheorie ist die
Erwartungsnutzentheorie (EUT), die durch von Von Neumann/Morgenstern (1944) erstmalig
axiomatisch fundiert wurde. Anhand empirischer Untersuchungen kann festgestellt werden,
dass Individuen auf systematische Weise gegen Standardannahmen derselben verstossen. Die
EUT scheint demnach nicht in der Lage zu sein, tatsächliches Entscheidungsverhalten
ausreichend beschreiben zu können.
Die Prospekt-Theorie von Kahneman/Tversky (1979) stellt ein Alternativkonzept dar und
kann als Versuch interpretiert werden, die empirisch beobachteten Verhaltensanomalien durch
zusätzliche Annahmen erklären zu können.
Im Rahmen dieser Arbeit stehen folgende Fragestellungen im Zentrum:
• Inwieweit weicht tatsächlich motiviertes Verhalten von rationalem Verhalten im Sinne
der Erwartungsnutzentheorie ab? Wie können diese anomalen Verhaltensweisen auf
personalwirtschaftliche Fragestellungen übertragen werden?
• Welche Konsequenzen und Implikationen können aus den Entscheidungsanomalien
für das Personalmanagement gefolgert werden, d. h. welche Chancen und Risiken
ergeben sich aus den anomalen Verhaltensweisen für das Personalmanagement?
Welche konkreten Handlungsempfehlungen können unter Bezugnahme der Prospekt-
Theorie abgeleitet und begründet werden?
Inhaltsverzeichnis
- TABELLENVERZEICHNIS
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- 1. Einführung
- 1.1 Zielsetzung
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 1.3 Abgrenzungen
- 2. Entscheidungstheoretische Grundlagen
- 2.1 Zum Gegenstand der Entscheidungstheorie
- 2.2 Die Basiselemente eines Entscheidungsmodells
- 2.3 Das ökonomische Verhaltensmodell
- 2.4 Erwartungsnutzentheorie (EUT)
- 2.4.1 Axiomatische Fundierung des Bernoulli-Prinzips
- 2.4.2 Indirekte Rationalitätsannahmen der EUT
- 2.5 Die Prospekt-Theorie als Alternativkonzept
- 2.5.1 Editierungsphase
- 2.5.2 Evaluation der Handlungsalternativen
- 3. Entscheidungsanomalien
- 3.1 Definition Entscheidungsanomalie
- 3.2 Strukturierung von Entscheidungsanomalien
- 3.2.1 Entscheidungsanomalien im Testfeld 1: Direkte Verletzungen der Axiome der EUT
- 3.2.1.1 Verletzungen des Unabhängigkeitsaxioms
- 3.2.1.2 Verletzung des Invarianzaxioms - Framing-Effekte
- 3.2.1.2.1 Kodierungseffekte - Attraktivitätssteigerung von Alternativen
- 3.2.1.2.2 Auswahlkontext - Gemeinsame versus separate Bewertung von Alternativen
- 3.2.2 Entscheidungsanomalien im Testfeld 2: Indirekte Verletzungen der EUT und anderer ökonomischer Aussagen
- 3.2.2.1 Statische Aspekte von Wahrscheinlichkeitsurteilen
- 3.2.2.2 Dynamische Aspekte von Wahrscheinlichkeitsurteilen
- 3.2.2.3 Nutzenurteile und andere ökonomische Standardannahmen
- 3.2.1 Entscheidungsanomalien im Testfeld 1: Direkte Verletzungen der Axiome der EUT
- 4. Beurteilung der Entscheidungsanomalien
- 4.1 Ökonomische Relevanz
- 4.2 Personalwirtschaftliche Relevanz
- 5. Übertragung der Entscheidungsanomalien auf das Personalmanagement
- 5.1 Überprüfung von motiviertem Verhalten anhand von Framing-Effekten
- 5.1.1 Überprüfung am Beispiel der Entgeltpolitik
- 5.1.2 Überprüfung am Beispiel der Jobauswahl
- 5.1.3 Überprüfung am Beispiel der Personalauswahl
- 5.2 Überprüfung von motiviertem Verhalten anhand von Besitzeffekten
- 5.2.1 Überprüfung am Beispiel von Arbeitsplatzpräferenzen
- 5.3 Überprüfung von motiviertem Verhalten anhand von Überkonfidenz
- 5.3.1 Überprüfung am Beispiel von Beförderungen
- 5.4 Überprüfung von motiviertem Verhalten anhand von Heuristiken
- 5.4.1 Überprüfung am Beispiel der Personalbeurteilung
- 5.1 Überprüfung von motiviertem Verhalten anhand von Framing-Effekten
- 6. Implikationen der Anomalien für das Personalmanagement
- 6.1 Konsequenzen für die betriebliche Entgeltpolitik
- 6.2 Konsequenzen für die Jobauswahl und Personalauswahl
- 6.3 Konsequenzen für die Arbeitsplatzpräferenzen und damit verbundene Mobilitätshemmnisse
- 6.4 Konsequenzen des Status quo-Effekts
- 6.5 Konsequenzen für Beförderungsentscheidungen
- 6.6 Konsequenzen für die Personalbeurteilung
- 7. Schlussbemerkungen
- Kritische Würdigung
- Ausblick
- 8. Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit Entscheidungsanomalien und deren Bedeutung im Personalmanagement. Ziel ist es, die Abweichungen zwischen dem rationalen Entscheidungsverhalten im Sinne der Erwartungsnutzentheorie und dem tatsächlichen Verhalten von Individuen in personalwirtschaftlichen Fragestellungen zu untersuchen. Dabei werden die Erkenntnisse der Prospekt-Theorie und anderer relevanter Theorien herangezogen, um die Ursachen und Auswirkungen dieser Anomalien zu analysieren und konkrete Handlungsempfehlungen für das Personalmanagement abzuleiten.
- Verletzungen der Axiome der Erwartungsnutzentheorie und anderer ökonomischer Verhaltensannahmen
- Übertragung der Erkenntnisse über Entscheidungsanomalien auf personalwirtschaftliche Aufgabenfelder wie Entgeltpolitik, Jobauswahl, Personalauswahl, Arbeitsplatzpräferenzen, Personalbeurteilung und Beförderungsentscheidungen
- Entwicklung von Implikationen und konkreten Handlungsempfehlungen für das Personalmanagement, um die Herausforderungen durch Entscheidungsanomalien zu bewältigen
- Analyse der Bedeutung von Framing-Effekten, Besitzeffekten, Überkonfidenz und Heuristiken im Personalmanagement
- Kritische Würdigung der Erkenntnisse und Ausblick auf zukünftige Forschungsfelder.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die den Kontext der Entscheidungsanomalien im Bereich der Finanz- und Immobilienkrise beleuchtet und die Zielsetzung der Arbeit sowie den Aufbau und die Abgrenzungen erläutert. Im zweiten Kapitel werden die entscheidungstheoretischen Grundlagen vorgestellt, wobei das ökonomische Verhaltensmodell, die Erwartungsnutzentheorie und die Prospekt-Theorie im Detail betrachtet werden. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Systematisierung und Darstellung von Entscheidungsanomalien, wobei sowohl direkte als auch indirekte Verletzungen der Axiome der EUT sowie andere ökonomische Standardannahmen untersucht werden.
Im vierten Kapitel wird die ökonomische und personalwirtschaftliche Relevanz der Entscheidungsanomalien diskutiert. Im fünften Kapitel werden die Erkenntnisse über die Anomalien auf verschiedene personalwirtschaftliche Aufgabenfelder übertragen und anhand empirischer Untersuchungen beleuchtet. So werden Framing-Effekte im Zusammenhang mit der Entgeltpolitik, der Jobauswahl und der Personalauswahl, Besitzeffekte im Hinblick auf Arbeitsplatzpräferenzen, Überkonfidenz im Kontext von Beförderungen und Heuristiken im Rahmen der Personalbeurteilung analysiert.
Das sechste Kapitel leitet aus den gewonnenen Einsichten Implikationen und konkrete Handlungsempfehlungen für das Personalmanagement ab. So werden Gestaltungsempfehlungen für die Entgeltpolitik, die Jobauswahl und Personalauswahl, die Arbeitsplatzpräferenzen, die Personalbeurteilung und Beförderungsentscheidungen gegeben. Die Arbeit endet mit Schlussbemerkungen, einer kritischen Würdigung und einem Ausblick auf zukünftige Forschungsfelder.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Entscheidungsanomalien, Erwartungsnutzentheorie, Prospekt-Theorie, Framing-Effekte, Besitzeffekte, Überkonfidenz, Heuristiken, Personalmanagement, Entgeltpolitik, Jobauswahl, Personalauswahl, Arbeitsplatzpräferenzen, Personalbeurteilung und Beförderungsentscheidungen.
- Citation du texte
- Timo Bader (Auteur), 2011, Entscheidungsanomalien und ihre Bedeutung für das Personalmanagement, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179782
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