Der „Götterapparat“ der Ilias ist in der Weltliteratur einzigartig. Homer, ein für uns unbekannter Dichter, dessen Existenz umstritten ist, hat mit der von ihm beschriebenen Art des Eingreifens der Götter, die für die ganze Antike gültige Vorstellung vom göttlichen Wirken geprägt. Kein Mensch, vor oder nach ihm, hat in ähnlich umfangreichem Maße das Wirken von Göttern artikuliert - die Bibel vielleicht ausgenommen. Bezeichnenderweise ist, neben unserem christlichen Kernwerk, die Ilias die umstrittenste Schrift. Homerforscher aus aller Welt „prügeln“ sich um die endgültige Auslegung von diesem Epos. Vermutlich ein ausichtsloses Unterfangen, denn dazu ist das Werk in sich selbst zu widersprüchlich. Wolfgang Kullmann beschreibt in seinem Buch „Das Wirken der Ilias“ die (möglichen) Ursprünge der einzelnen Göttersagen. Er nennt drei dichterische Entwicklungsstufen, die der Ilias vorausgehen:
1.) Die Götterlieder (bzw. die Heldenlieder)
2.) Die Kleinepik (z. B. Heraklesepos)
3.) Eine mittlere Epik (umrißhaft aus den Resten des Kyklos und aus der Ilias rekonstruierbar)
Diese Entwicklungsstufen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Weltsicht und der Vorstellung vom Wirken der Götter. Dabei geht die Tendenz zu einer immer stärker werdenden Einmischung der Götter in die Angelegenheiten der Menschen. Natürlich erfüllt das Wirken der Götter innnerhalb der Handlung der Ilias auch eine dramaturgische Funktion. So sieht Schmid-Stählin den Götterapparat als ein bequemes Mittel des Dichters, bestimmte Geschehnisse und Handlungen der Erzählung besser zu motivieren. Herkunft und dramaturgische Funktion des Götterapparates sind jedoch nicht Hauptthema dieser Arbeit. Hier geht es um die Art und Weise, wie der Leser der Ilias die Götter Homers erfährt und welche Weltanschauung sich dahinter verbirgt.
INHALT
I Einleitung
II Die einzelnen Götter
III Sonstige Personifikationen
IV Moira
V Die Gegnerschaft der Götter untereinander
VI Die Vermenschlichung der Götter
VII Die Schaulustigen
VIII Mangelnde menschliche Ehrfurcht
IX Der Götterapparat
X Determination
XI Literaturliste
XII Erklärung
I EINLEITUNG
Der „Götterapparat“[1] der Ilias ist in der Weltliteratur einzigartig. Homer, ein für uns unbekannter Dichter, dessen Existenz umstritten ist, hat mit der von ihm beschriebenen Art des Eingreifens der Götter, die für die ganze Antike gültige Vorstellung vom göttlichen Wirken geprägt. Kein Mensch, vor oder nach ihm, hat in ähnlich umfangreichem Maße das Wirken von Göttern artikuliert[2] - die Bibel vielleicht ausgenommen. Bezeichnenderweise ist, neben unserem christlichen Kernwerk, die Ilias die umstrittenste Schrift. Homerforscher aus aller Welt „prügeln“ sich um die endgültige Auslegung von diesem Epos. Vermutlich ein ausichtsloses Unterfangen, denn dazu ist das Werk in sich selbst zu widersprüchlich.
Wolfgang Kullmann beschreibt in seinem Buch „Das Wirken der Ilias“ die (möglichen) Ursprünge der einzelnen Göttersagen. Er nennt drei dichterische Entwicklungsstufen, die der Ilias vorausgehen:
1.) Die Götterlieder (bzw. die Heldenlieder)
2.) Die Kleinepik (z. B. Heraklesepos)
3.) Eine mittlere Epik (umrißhaft aus den Resten des Kyklos und aus der Ilias rekonstruierbar)
Diese Entwicklungsstufen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Weltsicht und der Vorstellung vom Wirken der Götter. Dabei geht die Tendenz zu einer immer stärker werdenden Einmischung der Götter in die Angelegenheiten der Menschen.[3]
Natürlich erfüllt das Wirken der Götter innnerhalb der Handlung der Ilias auch eine dramaturgische Funktion. So sieht Schmid-Stählin den Götterapparat als ein bequemes Mittel des Dichters, bestimmte Geschehnisse und Handlungen der Erzählung besser zu motivieren.[4]
Herkunft und dramaturgische Funktion des Götterapparates sind jedoch nicht Hauptthema dieser Arbeit. Hier geht es um die Art und Weise, wie der Leser der Ilias die Götter Homers erfährt und welche Weltanschauung sich dahinter verbirgt.
II DIE EINZELNEN GÖTTER
Die bestimmenden Figuren in Homers Epos sind die Bewohner des Olymp, allen voran ZEUS, Vater der Menschen und Götter. Er, der „Wolkenversammler“ (V 522) besitzt die Macht über Blitz und Donner und damit über die Naturgewalten. Neben Regen, Schnee und Hagel sendet er auch Krieg (X 5ff).[5] Bei der Aufteilung der Welt wurde ihm der Himmel zuerkannt. Zeus definiert sich selbst als „mächtigster von den Göttern“ (VII 17). Er wird aber auch von anderen - Göttern wie Menschen - in seiner Macht und Kraft bestätigt.[6] Die Ilias berichtet von mehreren wirkungsvollen Machtdemonstrationen Zeus’ gegenüber seinesgleichen:
I 592ff Hephaistos erzählt, wie Zeus ihn vom Himmel warf „und ich flog einen ganzen Tag, mit der sinkenden Sonne, fiel in Lemnos hinab und atmete kaum noch Leben“
(Vgl. IV 56ff)
XV 21ff Here wurde an unzerreißbare Ketten aufgehängt und von Zeus ausgepeitscht. „Da waren die Götter empört im weiten Olympos. Keiner konnte jedoch sich nahen, die Fessel zu lösen.“
Das eindrucksvollste Zeugnis seiner Überlegenheit findet sich bei VIII 18, wo er die anderen Götter rhetorisch zu einem Tauziehen auffordert:
„Auf ihr Götter, versucht es, damit ihr es alle nun wisset: Eine goldene Kette befestigt ihr oben am Himmel, hängt euch alle daran, ihr Götter und Göttinen alle; dennoch zöget ihr nie vom Himmel herab auf den Boden Zeus, den Ordner der Welt, wie sehr ihr strebet und ränget! Aber sobald auch mir im Ernst es gefiele zu ziehen, selbst mit der Erd’ euch zög ich empor und selbst mit dem Meere, und die Kette darauf um das Felsenhaupt des Olympos bände ich fest, daß schwebend das Weltall hing’ in der Höhe! So hoch stehe ich über den Göttern und über den Menschen!“
Zeus ist zwar mächtig, aber nicht allmächtig, klug, aber nicht allwissend. So erzählt Homer die Sage von einer ehemaligen, nahezu erfolgreichen Fesselung des Zeus durch Here und ihre Mitverschwörer Poseidon und Athene. Dieser Aufstand wurde jedoch durch Thetis’ Hilfe niedergeschlagen (I 396-406). Zeus wäre wohl alleine nicht dazu imstande gewesen. Darüberhinaus untersteht er - bis zu einem gewissen Grad - Moira, der „Schicksalsgöttin“. (Auf diese Verhältnis werde ich später noch einmal gesondert eingehen.) Kullmann definiert Zeus als den „Inbegriff dessen, was als „göttlich“ bezeichnet wird, weil er über die übernatürlichen Fähigkeiten der Götter im ganz besonderem Maße verfügt.“[7]
An seiner Seite herrscht HERE, Schwester und Gattin in einer Person. Ein rechter Hausdrache, (wenn ich das mal so lapidar ausdrücken darf,) der Zeus das Leben zur Hölle macht. Here haßt Zeus (XIV 158ff) , aber trotz ihrer Tyrannei liebt er sie und zieht sie allen anderen Göttern vor. Athene, die sich einmal seinem Willen widersetzt, gesteht er: „weniger freilich vermag mich Here zum Zorne zu reizen“ (VIII 407). Doch der unglückliche Gatte kann sich einer gewißen Schwermut nicht erwehren: „immer nur ferner wirst meinem Herzen du (Here) sein“ (I 362ff).
POSEIDON, Zeus’ Bruder, ist Herrscher über das Meer. Seine Waffe ist der Dreizack. Eigentlich steht Poseidons Macht mit Zeus’ auf einer Stufe: „Wenn er (Zeus) den gleichbedeutenden Gott an Rang und an Schicksal anzufahren beliebt und zu schelten mit zornigen Worten“ (XV 209ff), fühlt sich Poseidon rechtschaffen gekränkt. Auch ihm untersteht ein gewaltiger Teil der Erde. Auf dem Festland ist er Zeus gleichberechtigt. Daß er sich dennoch Zeus’ Drohung fügt und sein eigentlich rechtmäßiges Gebiet räumt
(XV 211ff), beweist seine Unterlegenheit.
HADES ist ebenfalls ein Bruder des Zeus. Ihm fiel bei der Teilung der Welt das Totenreich zu. Es wird darum nach seinem Herrscher ebenfalls „Hades“ genannt. Homer zeichnet ihn als verhaßt und abscheulich.[8]
Zeus’ Sohn APOLLON wird als Phoibos, der „Strahlende“, mit dem Sonnengott gleichgesetzt. Er ist der Gott der Weissagung, aber auch der Gott mit dem Bogen. Er, der Tod und Verderben bringt, kann zugleich heilen. Seine vierte Domäne ist die Musik: er singt zur Leier. Die Ilias räumt der apollonischen Ethik einen großen Platz ein. Homer beschreibt Apollon als Hüter des Gleichmaßes, der gerecht und „nichts zuviel“ verteilt. Durch ihn vermittelt der Dichter die Lehre von der (goldenen) Mitte zwischen Extremen. Innerhalb des Götterkreises zeichnet sich Apollon in erster Linie durch seine Besonnenheit aus. Bei dem Götterkampf ist er (neben Zeus) der einzige, der die Würde bewahrt, indem er den Kampf mit seinem Herausforderer Poseidon verweigert. Seine Schwester ARTEMIS ist bezeichnenderweise die „Pfeilgöttin“.
HEPHAISTOS gilt als der kunstfertigste unter den Göttern. Zugleich ist er eine Mißgeburt, lahm geboren und deswegen von seiner Mutter Here ins Meer geworfen, wo ihn Thetis auffing und pflegte. Durch Dionysos in den Olympos zurückgeholt, baute er den Göttern herrliche Paläste. Kullmann vermutet, die Figur des Hephaistos sei an den Bauernstand angelehnt. Er schlußfolgert daraus, daß der Ursprung der Ilias in den Mythen des einfachen Volkes begründet liegt.[9]
ARES, der „männermordende“ Kriegsgott wird sogar von seinem Vater verabscheut (V 891 Zeus: „Wahrlich, du bist mir verhaßt vor allen olympischen Göttern.“).
Seine Schwester ATHENE (Beiname PALLAS - „Heldenjungfrau“) wirkt als dessen Gegenstück.[10] Ihre Klugheit demonstriert die Überlegenheit des Geistes über die rohe Wildheit des Ares.
Zuletzt wäre noch APHRODITE zu nennen, die Liebesgöttin und Gattin des Hephaistos.
Daneben bevölkern noch zahlreiche Musen und Nereiden[11] den Olymp bzw. den Grund des Meeres.[12] Diese Götter spielen allerdings in der Handlung der Ilias eine untergeordnete Rolle. Ebenso Iris und Hermes, die Götterboten.
III SONSTIGE PERSONIFIKATIONEN
Wie ich oben bereits angedeutet habe, werden in der Ilias jedem Gott bestimmte festumrissene Funktionen zugeschrieben. Es gibt einige Parallelen, wo der dem Gott zugeordnete Bereich mit der Gottheit selbst identifiziert wird. So steht z. B. Hephaistos für Feuer:
IX 468 „...und sengten es über der Glut des Hephaistos“
XVII 88 Hektor wütendes Gebrüll wird verglichen mit der „lodernden Glut des Hephaistos“.
Vor allem Ares wirkt als die Personifikation des Krieges:
IV 351ff Odysseus: „Sobald wir Achaier gegen die reisigen Troer die Wut des Ares erregen“
XIX 143 Agamemnon zu Achill: „Wie sehr du dich sehnest nach Ares“ (Vgl. XIX 189)
XVII 490 Hektor: „Wagten sie, uns entgegenzutreten zum Kampfe des Ares“
XVIII 303 Hektor: „Früh mit dem dämmernden Morgen dann wollen wir waffengerüstet wecken des Ares bitteren Kampf“
Homers Helden „erwecken den Grimm des Ares“ (XIX 237), kämpfen in seinem „Getümmel“ (VII 147) und ertragen seinen „Jammer“ (XIX 318). Der Krieg ist ein Gottesdienst für Ares:
VII 241 Hektor „weiß im Nahkampf auch den verderblichen Ares zu ehren!“
Ares hält sich in jeder Kriegstat auf. Krieg bedeutet: „Ares mit Blut zu sättigen“ (V 289,
XX 78). Dazu Kullmann: „Der Mensch der Ilias identifiziert beim intensiven Erleben oder Vorstellen einer sachlichen Begebenheit, wie Feuer, Kampf, Liebe und eben Tod die Erscheinungen mit den ihnen zugeordneten Mächten.“[13]
Aber Homer zeichnet nicht nur die olympischen Götter als Personifikationen verschiedener Leidenschaften, Fähigkeiten oder Elemente. Er versucht selbst dem der Natur nach Gestaltlosen noch Gestalt zu verleihen. So erscheinen die Winde als Götter, denen geopfert wird, die ihre eigenen Häuser besitzen und darin beim Mahle sitzen (XXIII 199ff). Auch der Flußgott Skamandros ist personifiziertes Element, wenn er Achill in Menschengestalt anruft (XXI 212ff). Den Tageszeiten werden Namen einzelner Gottheiten zugeschrieben: Erebos ist die Göttin des Dunkel (IX 572)[14] und Eos die „rosige Göttin der Frühe“ (I 478). Der Schlaf ist der Bruder des Todes (XIV 231; Vgl. I 610) und Eris die Göttin des Streits (XI 3ff). Die „Bitten“, die Töchter des Zeus, erscheinen „hinkenden Fußes, runzlig, mit seitwärts schielenden Augen“ (IX 502). II 16ff erscheint der Trugtraum des Zeus dem schlafenden Agamemnon in Gestalt des alten Nestor. Agamemnon entschuldigt seine Ungerechtigkeit gegenüber Achill mit Ate, der Göttin der Schuld (XIX 126, IX 502) und der Verblendung: XIX 90ff „Vollbrachte doch alles dies die Gottheit, Zeus’ erhabene Tochter Verblendung, die alle zum Unsal leitete; sie schwebt mit geschmeidigem Fuß, den Boden der Erde nie berührend, doch wandelt sie über den Köpfen der Menschen, schadet ihnen und führte schon manch einen Mann in die Irre.“ Ferner wirken mit: „Auch die Dämonen des Schreckens, der Furcht und die lechzende Zwietracht, sie, des mordenden Ares vebündete Freundin und Schwester. Anfangs ist sie noch klein und erhebt sich kaum, doch in Bälde stemmt sie gegen den Himmel das Haupt und geht auf die Erde“ (IV 440ff).
Gerade die Personifikationen des Trugtraums, der Verblendung, der Furcht, der Zwietracht und vor allem der Schuld zeigen, daß Homer alles Böse von dem Menschen seperiert. Das Übel in der Welt der Ilias erscheint als eine fremde Macht, die auf den Menschen mehr oder weniger Einfluß nimmt. Dadurch, daß Homer die Schuld als Subjekt personifiziert und außerhalb des Menschen ansiedelt, distanziert er den Menschen von seiner Eigenver-antwortung und spricht ihn schuldlos.[15] Diese Weltanschauung Homers ist sicherlich als ein Spiegelbild seiner Epoche zu betrachten.
IV MOIRA
MOIRA ist die Schicksalsgöttin, die sogenannte „Zuteilerin“. In der Ilias wird Moira kaum beschrieben. Es gibt keine Stelle, die ausdrücklich eine Personifikation dieser Figur aufzeigt. Die mystische Unnahbarkeit Moiras erhebt sie zu einer abstrakten Ordnung, die über dem Geschehen waltet und selbst die Götter zu lenken scheint. Sie fungiert als unabänderliches Naturgesetz in unparteiischer Instanz.
Die Frage nach Moiras Machtstellung ist in der Homerforschung stark umstritten. Dabei ist Moiras Symbol der Waage einer der heftigsten Diskussionspunkte. Die Waage steht für Rationalität, sie ist definitiv unparteiisch und zeigt die Naturgesetzmäßigkeit. Zeus benützt sie innerhalb der Ilias zweimal (VIII 68ff & XXII 209ff; Vgl. XVI 658, XIX 223), um die Entscheidung über das Kampfgeschehen zu fällen. Dabei ist unklar, ob ihm das Ergebnis bereits im voraus bekannt ist und er den Entscheid sichtbar machen will, oder ob er sie befrägt, weil er selbst unwissend ist. Der erste Fall setzt ihn mit Moira gleich, der zweite unterstellt ihn ihr.
Im 19. Jahrhundert war man der Ansicht, Moira stehe über Zeus und den anderen Göttern. Heute ist das Verhältnis der beiden Supermächte zunehmend zu hinterfragen.
Besitzen die Götter die gleiche Macht wie Moira?
Auch die Götter wirken als „Zuteiler“. Besondere menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten sind das Werk der Götter, ebenso Macht, Ruhm, Erfolg, Reichtum und Überlegenheit im Kampf.[16]
XIII 730ff Polydamas zu Hektor: „Einem hat wohl ein Gott die Gaben des Kampfes verliehen, jenem des Reigens Kunst, einem anderen Gesang und die Harfe. Einem hat Zeus in die Brust, der weitblickende, Klugheit eingegeben, davon gar viele Menschen gewinnen;“
Die Gaben der Götter sind letztendlich die Be-gabung der Menschen, durch die sie auf einen bestimmten Lebensweg geführt werden. Diese Gaben sind nicht alle gut:
X 70ff „Hat ja Kronion schon bei unserer Geburt uns lastendes Leiden beschieden“[17]
Zeus teilt als Oberverwalter jedem Menschen das von ihm bestimmte Maß zu:
XXIV 525ff Achilleus: „So bestimmten die Götter das Los für die kläglichen Menschen, immer in Sorge zu leben; allein sie selber sind sorglos. Zwei Gefäße sind aufgestellt im Saale Kronions, voll mit Gaben: mit bösen das eine, das andere mit guten. Wem sie zusammengemischt nun Zeus, der blitzende, sendet, dem wird einmal das Böse zuteil und ein andermal Gutes. Wem er aber nur Schlimmes beschert, den stürzt er in Schande und es treibt ihn bittere Not auf der heilgen Erde hin und her; so irrt er, mißachtet bei Göttern und Menschen.“
Daß es Menschen geben könnte, denen Zeus nur Gutes zuteilt, läßt Homer bezeichnenderweise völlig außer Betracht.[18] Zeus ist demnach für das Übel in der Welt verantwortlich. Für Homer sind folglich Gott und der Teufel ein und dieselbe Person: Zeus!
[...]
[1] Wolfgang Kullmann bezeichnet so das Wirken der Götter in der Ilias (Kullmann, „Das Wirken der Götter in der Ilias“, S.42)
[2] Kullmann, „Das Wirken der Götter in der Ilias“, S.148
[3] Kullmann, „Das Wirken der Götter in der Ilias“, S.38
[4] Kullmann, „Das Wirken der Götter in der Ilias“, S.46
[5] Von ihm kommen auch die Träume (I 63).
[6] Er ist „mächtig vor allen“ (I 581, II 118, VIII 17, VIII 144, VIII 211, IX 25), „ist der stärkste vor allen“ (XX 243), ist folglich „an Macht und Stärke der erste“ (XV 108).
[7] Kullmann, „Das Wirken der Götter in der Ilias“, S. 60
[8] Im Vergleich zu den Christen, hatten die Griechen eine eher düstere Auffasung von dem Leben nach dem Tod.
[9] Kullmann, „Das Wirken der Götter in der Ilias“, S.19
[10] Sie hat den Menschen den Schiffsbau gelehrt (XV 412).
[11] Tut mir leid! Meine Computertastatur besitzt leider keinen griechischen Doppelpunkt über dem „i“. Ich hoffe, der Leser wird das entschuldigen und das fehlende Pünktlein gedanklich selbst hinzuaddieren. Danke!
[12] Ein genaues Personalverzeichnis der Nereiden findet sich bei XVIII 38ff.
[13] Kullmann, „Das Wirken der Götter in der Ilias“, S. 53
[14] Inwiefern diese von der Nacht (XIV 259) differiert, konnte ich nicht ermitteln.
[15] Auf die Schuldfrage werde ich später noch einmal genauer eingehen.
[16] Die Entscheidung um den Ausgang eines Kampfes „ruht im Schoß der Götter“ (XVII 514). VII 101ff Menelaos: „ Da droben werden die Seile des Sieges von unsterblichen Göttern gehalten“.
[17] Andererseits heißt es XX 127ff: „Künftig erleidet er doch, was alles das Schicksal zugesponnen ihm hat bei seiner Geburt mit dem Garne“ (Here über Achill). Ist demnach auch Moira für die Verteilung menschlicher Talente zuständig?
[18] Stochastisch gesehen hat der homerische Mensch also, mit einer Wahrscheinlichkeit von 66%, Leiden zu erwarten.
- Citation du texte
- Michael Rösel (Auteur), 1995, Der Götterapparat in der Ilias, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17955
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