Bergbauliche Aktivitäten in der Gemarkung Arborn (Gemeinde Greifenstein, Lahn-Dill-Kreis) beschränken sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf den Abbau eozäner Tone am Nordostrand des Hansenbergs. Im zurückliegenden Jahrhundert wurden zudem die im Hangenden auftretenden oligozänen bis miozänen Basalte an mehreren Lokalitäten abgebaut. Im 19. Jahrhundert war das Interesse am Abbau von Rohstoffen wesentlich breiter gefächert. Die gesamte Fläche der Gemarkung Arborn war einst von neun Bergwerksfeldern überdeckt, die bis auf Nenderother Gebiet reichten: 1. "Germania consolidiert" (Braunkohle), 2. "Erle" (Eisenerz), 3. "Forell" (Eisenerz), 4. "Forell II" (Eisenerz), 5. "Arborn" (Eisenerz), 6. "Sedan II" (Eisen- und Manganerz), 7. "Christiansglück" (Kupfer-, Blei- und Zinkerz), 8. "Christiansglück II" (Eisen- und Manganerz) und 9. "Martinsberg" (Dachschiefer). Die Bergbauberechtigungen "Germania consolidiert" und "Erle" bestehen noch, alle übrigen Bergwerksfelder sind mittlerweile erloschen. Historischer Bergbau hat jedoch lediglich auf dem Feld "Martinsberg" und in der nahegelegenen Grube "Köhlerwald" bei Nenderoth stattgefunden. Die dort abgebauten oberdevonischen Tonschiefer fanden als Dachschiefer, Giebelsteine und Schornsteinplatten Verwendung. Die vorliegende Arbeit nutzt die wenigen noch existierenden Quellen für den Versuch, die Geschichte der beiden Dachschiefergruben zu rekonstruieren. Eine Transkription der historischen Dokumente ist beigefügt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Lage der Dachschiefergruben
3. Geologie
4. Geschichte
4.1 Grube Martinsberg
4.2 Grube Köhlerwald
5. Transkription der historischen Dokumente
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
Danksagung
Bei den Nachforschungen zur Geschichte der Dachschiefergruben Martinsberg und Köhlerwald wurde ich freundlicherweise unterstützt durch Lydia Aumüller (Villmar), Ralf Busch (Amtsgericht Herborn), Hartwig Hein (Bergaufsicht beim Regierungspräsidium Gießen), Ina Herge (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden), Martin Hottenrott (Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie), Ilona Miedl (Stadtarchiv Bad Camberg), Karl Pfaff (Arborn) und Brigitte Ziegler (Eltville).
1. Einleitung
Bergbauliche Aktivitäten in der Gemarkung Arborn (Gemeinde Greifenstein, Lahn-Dill-Kreis) beschränken sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf den Abbau eozäner Tone am Nordostrand des Hansenbergs. Im zurückliegenden Jahrhundert wurden zudem die im Hangenden auftretenden oligozänen bis miozänen Basalte an mehreren Lokalitäten abgebaut.
Im 19. Jahrhundert war das Interesse am Abbau von Rohstoffen wesentlich breiter gefächert. Die gesamte Fläche der Gemarkung Arborn war einst von neun Bergwerksfeldern überdeckt, die bis auf Nenderother Gebiet reichten:
1. "Germania consolidiert" (Braunkohle),
2. "Erle" (Eisenerz),
3. "Forell" (Eisenerz),
4. "Forell II" (Eisenerz),
5. "Arborn" (Eisenerz),
6. "Sedan II" (Eisen- und Manganerz),
7. "Christiansglück" (Kupfer-, Blei- und Zinkerz),
8. "Christiansglück II" (Eisen- und Manganerz) und
9. "Martinsberg" (Dachschiefer).
Die Bergbauberechtigungen "Germania consolidiert" und "Erle" bestehen noch, alle übrigen Bergwerksfelder sind mittlerweile erloschen.[1]
Historischer Bergbau hat jedoch lediglich auf dem Feld "Martinsberg" und in der nahegelegenen Grube "Köhlerwald" bei Nenderoth stattgefunden. Die dort abgebauten oberdevonischen Tonschiefer fanden als Dachschiefer, Giebelsteine und Schornsteinplatten Verwendung. Die vorliegende Arbeit nutzt die wenigen noch existierenden Quellen für den Versuch, die Geschichte der beiden Dachschiefergruben zu rekonstruieren. Eine Transkription der historischen Dokumente ist beigefügt.
2. Lage der Dachschiefergruben
Die Grube Martinsberg liegt südöstlich von Arborn an der Nordwest-Ecke des Köhlerwalds (TK 1:25000, Blatt 5415 Merenberg, mittlere Koordinaten: R 34 42 100 H 56 05 210). Die noch sichtbaren Spuren des Bergbaus finden sich unmittelbar südlich des Kallenbachs in dem Ost-West-verlaufenden Hang des Kammertsbergs. Es sind dies die Mundlöcher von drei Stollen und deren vorgelagerte Halden. Die Tonschiefer sind an allen drei Stolleneingängen aufgeschlossen.
Der westlich gelegene Stollen (Mundloch verfallen) kann anhand eines Lageplans aus dem Jahr 1850 als ältester Stollen identifiziert werden. Hier begann der Dachschieferabbau im Jahr 1844 ("Alter Martinsberg").
Folgt man dem Kallenbach ca. 180 m nach Osten, gelangt man zu einem noch begehbaren Stollen (Mundloch vergittert), der heute als Fledermausquartier dient. Dieser Stollen wurde 1849 angelegt ("Neuer Martinsberg").
Nach weiteren 50 m erreicht man den östlich gelegenen Stollen (Mundloch verfallen). Dieser Stollen befindet sich bereits wenige Meter auf Nenderother Gebiet. Seine Existenz wird in keiner der vorliegenden Quellen erwähnt. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Stollen nur um einen Abbauversuch, der bald wieder aufgegeben wurde.
Folgt man nun dem Waldweg entlang des Kallenbachs nach Osten, so erreicht man nach ca. 70 m die Grube Köhlerwald (mittlere Koordinaten: R 34 42 300 H 56 05 180). Im Hang finden sich die stark verfallenen Mundlöcher von zwei Stollen, deren horizontale Distanz ca. 25 m beträgt. Die beiden Stollen sind auf unterschiedlicher Höhe angelegt und durch eine Abbaustrecke miteinander verbunden. Die ehemals vorgelagerten Halden sind durch den Wegebau zum größten Teil abgetragen worden.
3. Geologie
Der Abbau in den Gruben Martinsberg und Köhlerwald ging um in oberdevonischen Tonschiefern ("tot" nach AHLBURG 1918), die sich durch ihre dunkelblaugraue bis fast schwarze Färbung auszeichnen. Entlang des Kallenbachs haben die Tonschiefer eine Ausstrichbreite von 625 m. Die Schieferung streicht mit 50 – 60o und fällt mit 40 – 50o nach Südosten ein. Die scheinbare Mächtigkeit der Tonschieferfolge dürfte daher 400 – 500 m betragen. Die wahre Mächtigkeit ist auf Grund des sicherlich vorhandenen Schuppenbaus deutlich geringer anzusetzen, läßt sich aber nicht ermitteln, da eine tektonische Analyse des Profils wegen mangelnder Aufschlußverhältnisse nicht vorgenommen werden kann. Im Südosten grenzt die Tonschieferfolge an die Kieselschiefer-führenden Tonschiefer des Kriffelsbergs ("toki" nach AHLBURG 1918). Ob es sich dabei um das Liegende oder Hangende handelt, kann aus vorgenanntem Grund nicht bestimmt werden. Im Nordwesten werden die Tonschiefer diskordant von alttertiären Tonen überlagert, die nach neueren Untersuchungen ein mitteleozänes Alter haben (HOTTENROTT 2002).
Die Dachschiefer der Gruben Martinsberg und Köhlerwald sind Teil einer Abfolge, die sich aus dunklen Tonschiefern, Grauwacken, roten und grünen Tonschiefern, Kieselschiefern, Diabasen, Quarziten und geringmächtigen Platten- und Flaserkalken zusammensetzt. Das Vorkommen dieser Gesteinsabfolge erstreckt sich vom oberen Faulbachtal über den Kahlenbergskopf bis in das obere Kallenbachtal und wird im Südwesten, Nordwesten und Nordosten diskordant von tertiären Gesteinen (Sand, Ton, Braunkohle, Basalt und Basalttuff) überlagert. Im Südosten wird diese Sequenz entlang der Linie Probbach - Dillhausen - Obershausen vom mitteldevonischen Schalstein unterlagert. Aufgrund der stratigraphischen Position und Analogien zu Ablagerungen der Lahnmulde ist diesem isolierten Vorkommen von Gesteinen der Hörre-Zone ein oberdevonisches Alter (385-359 Mio. Jahre) zugeordnet worden (AHLBURG 1918).
4. Geschichte
4.1 Grube Martinsberg
Die Geschichte der Grube Martinsberg beginnt im Jahr 1844 mit der Mutung[2] durch Johannes Haas[3] zu Arborn. Für einige Jahre betreibt er den Dachschieferabbau, verkauft aber schon bald seine Anteile am Bergwerk.
In den folgenden Jahrzehnten wechseln die Besitzer der Grube in rascher Folge (Tab. 1). Spätere Eigentümer sind Johann Christ Baldus[4] zu Nenderoth, Markus Blumenthal[5] zu Mengerskirchen, Johannes Nocker[6] zu Langhecke, Simon Kullmann[7] zu Villmar, Johannes Peter Müller[8] zu Erbach, Georg Winter[9] zu Höchst, Moritz Hilf[10] zu Wiesbaden und die Firma Müller & Schröder[11] in Altena. Von 1850 – 1893 ist der Eigentümerwechsel durch Kaufverträge belegt. Es floß also Geld, was vermuten läßt, daß die Grube in diesem Zeitraum auch in Betrieb war.
Nach 1893 kommt es nicht mehr zum Abschluß von Kaufverträgen. Der Eigentümerwechsel kommt jetzt nur noch durch Erbgang (1911) bzw. Verzicht (1936) zustande. Die letzten Besitzer sind die Erben der Eheleute Johannes Peter Müller und Katharina geb. Kilb zu Erbach.
Wann genau der Abbau zum Erliegen kam, ist durch die vorliegenden Dokumente nicht belegt. Ein deutlicher Hinweis findet sich bei AHLBURG (1918, S. 117). Seine geologische Bearbeitung von Blatt Merenberg erfolgte in den Jahren 1909 - 1910. Zu dieser Zeit war jeglicher Abbau von Dachschiefern schon lange vorher zum Erliegen gekommen. Man kann also schlußfolgern, daß der Abbau bereits vor der Jahrhundertwende eingestellt wurde. Danach existierte die Grube Martinsberg nur noch in juristischer Hinsicht, d.h. es war eine Bergbauberechtigung im Berggrundbuch eingetragen. Die Geschichte der Grube endet schließlich 1990 mit der Löschung aller Rechte im Berggrundbuch.
Von 1844 bis 1848 hat die Grube Martinsberg nur einen Stollen, der später als "Alter Martinsberg" bezeichnet wird. Als 1849 ein zweiter Stollen angelegt wird, wird dieser als eigenständige Grube mit dem Namen "Neuer Martinsberg" in das Berggegenbuch eingetragen. 1851 kommt es zur Konsolidation[12] der beiden Gruben.
Das Bergwerksfeld der Grube Martinsberg erstreckte sich in nassauischer Zeit entlang des Ost-West-verlaufenden Hangs südlich des Kallenbachs mit ca. 307 m Länge und ca. 167 m Breite. Vom Mundloch des "Neuen Martinsbergs" ausgehend, reichte es ca. 257 m nach Westen, ca. 50 m nach Osten, ca. 25 m nach Norden und ca. 142 m nach Süden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Die Eigentümer der Grube Martinsberg bei Arborn.
In preußischer Zeit erfuhr das Bergwerksfeld eine wesentliche Erweiterung. Seine Fläche wurde auf 2.189.000 m2 ausgedehnt. Es erstreckte sich nun weit nach Osten bis in die Gemarkung Nenderoth hinein. So kam es, daß das relativ kleine Bergwerksfeld der benachbarten Grube Köhlerwald (ca. 167 m Länge, ca. 41 m Breite) vom Bergwerksfeld der Grube Martinsberg umschlossen wurde.
Zur Belegschaft der Grube zählten der Schichtmeister[13] und Repräsentant der Eigentümer Johannes Henrich Wüstenhöfer[14] zu Arborn, der Obersteiger[15] Karl Konrad Herold[16] aus Blessenbach und der Steiger und Produktenaufseher Jacob Heinrich Hild[17] zu Arborn. Darüber hinaus waren bis zu drei Aufbereiter, vier Orthauer und zwei Karrenläufer beschäftigt, darunter auch zwei Frauen. Zwei dieser Belegschaftsmitglieder sind im Kirchenbuch Nenderoth (Quelle 30) namentlich erwähnt. Es sind dies der Bergmann Johann Heinrich Schweitzer aus Obershausen und seine Ehefrau Philippine Diehl aus Rodenroth. Beide wohnten 1870 bis 1871 im Zechenhaus (Grubenhäuschen), in dem auch das Reißen (Spalten) der Schieferblöcke mit Meißeln und hölzernen Klöppern erfolgte.
Im "Neuen Martinsberg" gab es einen oberen, mittleren und einen Grundstollen. Die Länge der Stollen wird 1867 mit ca. 20 m (Grundstollen) und ca. 50 m (mittlerer Stollen) angegeben. Beim Vortrieb der Stollen wurde bereits in den 60er Jahren Sprengstoff (Schwarzpulver) eingesetzt.
Der über Jahrzehnte dauernde Abbau hatte nur recht bescheidene Ausmaße. Das geringe Volumen der Halden indiziert eine äußerst niedrige Ausbeute an Dachschiefern. Im Schieferbergbau sind nur 10 - 15 % des abgebauten Materials als Dachschiefer verwertbar (WAGNER et al. 1997). Der häufige Wechsel der Eigentümer zeigt, daß die Grube Martinsberg alles andere als ein lohnendes Unternehmen war. AHLBURG (1918) geht in seiner Bewertung noch weiter und bezeichnet den Dachschieferabbau in den Gruben Martinsberg und Köhlerwald lediglich als Bergbauversuche, im Gegensatz zu dem in den roten und grünen Tonschiefern des Oberdevons umgegangenen Dachschieferabbau nördlich Obershausen.
Einzelheiten zur Geschichte der Grube Martinsberg sind im Folgenden chronologisch geordnet dargestellt.
1844
Am 24. Oktober 1844 wird die Belehnungsurkunde[18] für die Dachschiefergrube Martinsberg bei Arborn durch die Herzoglich-Nassauische Landesregierung ausgestellt. Die Eintragung in das Berggegenbuch erfolgt am 09. November 1844. Alleiniger Besitzer der Grube ist Johannes Haas zu Arborn. Er hält bis 1850 alle Anteile an dem Bergwerk (128 Kuxe[19] ). Die Gewerkschaft[20] verpflichtet sich für den Fall, daß ein Abbau erfolgt, zwei Freikuxe[21] als Steuer an die Landesregierung abzuführen (Quelle 01).
Von 1844 bis 1848 erfolgt der Abbau in dem westlich gelegenen Stollen ("Alter Martinsberg") (Quelle 03, 11).
1849
Im Jahr 1849 kommt es zur Erweiterung des Grubenbetriebs. Ein zweiter Stollen wird angelegt. Er trägt den Namen "Neuer Martinsberg" (heute Fledermausquartier). Die Belehnung durch die Landesregierung datiert vom 12. März 1849. Die Eintragung in das Berggegenbuch erfolgt am 26. September 1849 (Quelle 02).
1850
In einem Schreiben der Bergmeisterei Dillenburg vom 03. Januar 1850 heißt es, die Grube Martinsberg sei längere Zeit nicht betrieben worden und dadurch "ins Freie gefallen." Daraufhin erfolgt am 18. Februar 1850 die Löschung im Berggegenbuch. Die Löschungsverfügung wird durch ein weiteres Schreiben der Bergmeisterei vom 07. Juni 1850 widerrufen, da sie auf einem Irrtum beruhe. Es wird vermerkt, daß sich die Grube nach wie vor in Betrieb befindet. Die Zurücknahme der Löschung wird am 09. Juni 1850 im Berggegenbuch eingetragen (Quelle 01).
Am 08. August 1850 verkauft Johannes Haas 64 Kuxe an den Geometer Johann Christ Baldus zu Nenderoth (Quelle 01, 02, 03).
Im November 1850 wird von der Bergmeisterei Dillenburg ein Lageplan (Maßstab 1:1000) der beiden Dachschiefergruben "Alter Martinsberg" und "Neuer Martinsberg" angefertigt. In diesem Plan ist auch die Länge der beiden Stollen dargestellt (Alter Martinsberg: ca. 16 m, Neuer Martinsberg: ca. 15 m) (Quelle 11).
1851
Am 07. Februar 1851 verkauft Johannes Haas 64 Kuxe an Markus Blumenthal zu Mengerskirchen (Quelle 01, 02, 03).
Auf Grund eines Dekrets des Herzoglichen Staatsministeriums, Abteilung des Innern, kommt es am 28. Mai 1851 zur Konsolidation der beiden Schiefergruben "Alter Martinsberg" und "Neuer Martinsberg." Die Eintragung der konsolidierten Grube Martinsberg in das Berggegenbuch erfolgt am 01. August 1851 (Quelle 03).
1854
Die 64 Kuxe des Markus Blumenthal werden am 16. Mai 1854 kaduziert[22] (Quelle 02). Johann Christ Baldus übernimmt freiwillig am 21. Juni 1854 die kaduzierten 64 Kuxe des Markus Blumenthal und ist somit bis 1862 alleiniger Eigentümer der konsolidierten Grube Martinsberg (Quelle 02).
1861
Laut einer Verfügung der Bergmeisterei vom 14. September 1861 ist die konsolidierte Grube Martinsberg "ins Freie gefallen", da in den beiden Stollen "Alter Martinsberg" und "Neuer Martinsberg" kein Abbau mehr erfolgt ist. Die Grube wird daraufhin im Berggegenbuch gelöscht (Quelle 03). Die Löschung überschneidet sich zeitlich mit einer neuen Belehnung (siehe unten). Die Gründe dafür sind nicht bekannt.
Der Grubenbetrieb wird kurz danach wieder aufgenommen. Die neue Belehnungsurkunde der Herzoglich-Nassauischen Landesregierung datiert vom 14. August 1861. Die Eintragung in das Berggegenbuch erfolgt am 09. Dezember 1861. Alleinige Eigentümer sind zunächst der Geometer Johann Christ Baldus und dessen Ehefrau Elisabeth Margarethe geb. Klein[23] von Nenderoth, die mittlerweile in Wiesbaden wohnhaft sind (Quelle 04).
1862
Eine Gesetzesänderung zur Besteuerung der Bergwerke vom 23. November 1861 hebt die steuerliche Belastung des Bergwerks (2 Freikuxe) mit Wirkung ab 01. Januar 1862 auf (Quelle 04).
Am 23. Oktober 1862 verkaufen die Eheleute Baldus 64 Kuxe an Johann Nocker und dessen Ehefrau Anna Dorothea geb. Pabst zu Langhecke. Der Kaufpreis beträgt 1000 Gulden[24] (Quelle 04).
1867
Für das Jahr 1867 ist ein Betriebsplan der Grube erhalten, der bei der Königlichen Bergmeisterei Dillenburg am 05. Januar 1867 eingereicht und am 08. Januar 1867 genehmigt wurde. Darin finden sich folgende Angaben, die sich auf den Stollen "Neuer Martinsberg" beziehen:
a) Das Grubenfeld hat eine Ausdehnung von 147 Lachter[25] in Ost-West-Richtung und 80 Lachter in Nord-Süd-Richtung. Referenzpunkt ist das Mundloch des Stollens. Von dort erstreckt sich das Feld 123 Lachter nach Westen, 24 Lachter nach Osten, 12 Lachter nach Norden und 68 Lachter nach Süden.
b) Zum Steinreißen (Spalten) ist ein Zechenhaus vorhanden.
c) Die Grube besitzt einen oberen, mittleren und einen Grundstollen (Länge des tiefen Stollens: 10 Lachter; Länge des mittleren Stollens: 24 Lachter).
d) Die Mächtigkeit des Schieferlagers beträgt 5 ½ Lachter.
e) Die Eigentümer der Grube sind der Geometer Baldus von Nenderoth, wohnhaft in Wiesbaden, und Johannes Nocker in Arborn.
f) Der Transport des abgebauten Materials vom Schieferlager zum Stollenmundloch geschah mit Laufkarren über eine Distanz von 15 Lachter.
g) Das Reißen (Spalten) der Schiefer erfolgte mit Hilfe kleiner Meißel und hölzerner Klöpper.
h) Bezüglich der Abbaumethoden findet sich ein Hinweis, daß auch Sprengstoff (Schwarzpulver) verwendet wurde ("Sollen die benke ... Frei geschossen werden") (Quelle 12).
Die Gewerken[26] Johann Christ Baldus und Johannes Nocker stellen am 30. September 1867 einen Antrag auf Erweiterung des Bergwerksfelds der Grube Martinsberg. Diesem Antrag wird erst am 22. September 1871 entsprochen (Quelle 22).
1868
Am 31. August 1868 verkaufen die Eheleute Nocker 64 Kuxe an Simon Kullmann zu Villmar (Quelle 04).
In einem Schreiben vom 01. Dezember 1868 bittet der in Wiesbaden wohnhafte Geometer Johann Christ Baldus den Königlichen Revierbeamten Friedrich Giesler in Dillenburg um Bestätigung des bereits tätigen Repräsentanten Johann Henrich Wüstenhöfer zu Arborn als zukünftigen Repräsentanten der Gruben Martinsberg und Köhlerwald. Die Bergmeisterei Dillenburg erklärt ihr Einverständnis unter der Voraussetzung, daß der Miteigentümer Simon Kullmann zu Villmar dem schriftlich zustimmt (Quelle 13).
1869
Für das Jahr 1869 ist ein weiterer Betriebsplan der Grube erhalten, der am 14. Januar 1869 von dem Repräsentanten Wüstenhöfer erstellt und am 16. Januar 1869 von dem Revierbeamten Giesler in Dillenburg genehmigt wurde. Darin finden sich folgende Angaben, die sich auf den Stollen "Neuer Martinsberg" beziehen:
[...]
[1] schriftl. Mitt. RP Gießen, Abt. Umwelt vom 12.12.2006.
[2] Antrag auf Verleihung des Bergwerkseigentums.
[3] Johannes Haas: Landmann, * 30.06.1805 in Arborn (Quelle 30).
[4] Johann Christ Baldus: Bezirksgeometer, * 02.09.1809 in Langenhahn (Quelle 30); ab 1861 wohnhaft in Wiesbaden (Quelle 04); Besitzer der Knieselmühle in Oberwalluf (HEIMATARCHIV DER GEMEINDE WALLUF 2001).
[5] Markus Blumenthal: * um 1800, † 30. April 1880 in Mengerskirchen, sein Grabstein ist auf dem jüdischen Friedhof in Mengerskirchen noch erhalten.
[6] Johannes Nocker ist am 27.08.1865 Taufpate in Nenderoth und zu dieser Zeit wohnhaft zu Arborn (Quelle 30).
[7] Simon Kullmann: * 19.12.1820 in Villmar, † 05.12.1879 in Villmar; Brauereibesitzer, Besitzer von Schalsteinbrüchen und Pächter von Eisensteinbrüchen (schriftl Mitt. Lydia Aumüller vom 27.09.2007).
[8] Johann Peter Müller: Bäcker, * 08.10.1820 in Erbach (schriftl. Mitt. Stadtarchiv Bad Camberg vom 02.10.2007).
[9] Friedrich Georg Wilhelm Winter: * 23.03.1811 in Idstein (WALBRACH 2001).
[10] Moritz Hilf: * 14.12.1819 in Limburg, † 16.10.1894 in Wiesbaden, Eisenbahningenieur und Geheimer Regierungsrat (WALBRACH 2001).
[11] Drahtwerk Müller & Schröder, Nettestr. 90, 58762 Altena (die Firmenunterlagen von 1787-1920 sind im Kreisarchiv des Märkischen Kreises reponiert).
[12] Konsolidation ist die Vereinigung benachbarter Bergwerke.
[13] Ein Schichtmeister war ein vereidigter Bergbeamter. Er konnte von den Gewerken als solcher vorgeschlagen werden, mußte aber von der Bergmeisterei bestätigt werden.
[14] Johannes Henrich Wüstenhöfer: * 24.03.1812 in Arborn (Quelle 30);
† 1882 in Arborn (Quelle 23).
[15] Steiger und Obersteiger waren vereidigte Privatbeamte, deren Lohn von den Gewerken bezahlt wurde.
[16] Karl Konrad Herold / Heroth / Hörrod: * 23.02.1823 in Klein-Weinbach (Quelle 30).
[17] Jacob Heinrich Hild: * 01.01.1830 in Arborn (Quelle 30).
[18] Durch Belehnung (Verleihung) wird der Bodenschatz dem Grundeigentümer entzogen. Dem Lehnträger (Muter) wird das Recht zum Abbau des Bodenschatzes gewährt.
[19] Ein Kux ist - im vorliegenden Fall - der 128. Anteil an einem von einer Gewerkschaft betriebenen Bergwerk. Bei Kapitalbedarf ist der Kuxscheinbesitzer zur Zahlung verpflichtet.
[20] Die Gewerkschaft ist die Gemeinschaft der Gewerken (Kuxscheinbesitzer).
[21] Ein Freikux ist ein Bergwerksanteil, dessen Besitz mit keinerlei Zahlungsverpflichtungen verbunden ist.
[22] Kuxe werden kaduziert, d.h. für verfallen erklärt, wenn ihr Besitzer seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist.
[23] Elisabeth Margarethe Baldus geb. Klein: * 24.12.1804 in Nenderoth (Quelle 30); ab 1861 wohnhaft in Wiesbaden (Quelle 04).
[24] Nassauische Währung: 1 Gulden (fl.) = 60 Kreuzer (Kr.).
[25] 1 Lachter = 2,0924 m.
[26] Die Gewerken sind die Kuxscheinbesitzer.
- Citar trabajo
- Dr. Otfried Hankel (Autor), 2011, Die Dachschiefergruben Martinsberg bei Arborn und Köhlerwald bei Nenderoth (Hessen), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179322
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