Wann wird ein Verhalten als abnormal bezeichnet und wann kann es noch als normal gelten?
Unter welchen begleitenden Umständen ist für uns ein Verhalten gestört? Welche Ausprägung
oder welche Stärke kann ein abnormes Verhalten haben, und wann muss gestörtes Verhalten
schon als psychische Krankheit bezeichnet werden? Wird ein Verhalten als gestört definiert,
wenn es andere Menschen stört, den Betroffenen selber beeinträchtigt, oder wenn es nicht mehr
in unser Normengefüge passt?
Dies sind einige Fragen die sich schon viele Wissenschaftler gestellt haben, wenn es sich um
Themen der klinischen Psychologie handelt. Doch solche Fragen lassen sich oft nur subjektiv
beantworten, was der Psychologie manchmal den Ruf einbringt, keine Wissenschaft zu sein. Um
dem entgegen zu wirken, haben einige Wissenschaftler Modelle entwickelt, innerhalb derer man
verschiedene psychische Krankheiten und abnormes Verhalten untersuchen kann. Dadurch sollte
möglich gemacht werden, abnormes Verhalten mit theoretischen Begriffen zu fassen, seine
Entwicklung nachvollziehen zu können und eine entsprechende Behandlung zu finden, die eine
Besserung in Aussicht stellt ( vgl. Quelle 2).
Heute gibt es mehrere solcher theoretischen Modelle, die auch als Paradigmen bezeichnet
werden. Die wichtigsten Paradigmen sind folgende: das physiologische Paradigma, das
psychoanalytische Paradigma, lerntheoretische Paradigmen, das kognitive Paradigma und das
humanistische Paradigma. Viele von ihnen wurden weiterentwickelt, neu überarbeitet oder neuen
Umständen angepasst. Einige haben sich dabei so weit von dem ursprünglichen Paradigma
entfernt, dass sie als selbstständiges gesehen werden. Die oben genannten Paradigmen
unterscheiden sich oft sehr stark in ihren Annahmen und wiedersprechen sich zum Teil sogar.
Jedoch ist es unmöglich menschliches Verhalten und Erleben nur innerhalb eines Paradigmas zu
sehen, da „keines der Modelle in sich vollständig (ist )“, außerdem „... konzentriert sich (jedes)
auf einen Aspekt des menschlichen Erlebens und Verhaltens, und keines kann das gesamte
Spektrum des Pathologischen erklären“ ( Quelle 1, S. 33).
Im Rahmen meiner Hausarbeit möchte ich mich mit dem Psychoanalytischen und dem
Lerntheoretischen Paradigma beschäftigen. Dabei werde ich die wichtigsten Annahmen und
Thesen beider Paradigmen besprechen, um zum Schluss beide miteinander vergleichen zu
können.
Gliederung:
1. Einleitung: Der Begriff „psychisch krank“
2. Das psychoanalytische Paradigma
2.1. Die Grundannahmen der Psychoanalyse
2.1.1. Die Struktur der Psyche
2.1.2. Die Entwicklungsstufen in der Kindheit
2.1.3. Probleme, die in der kindlichen Entwicklung entstehen können
2.2. Psychische Problem und Krankheiten innerhalb des psychoanalytischen Paradigmas
2.2.1. Die Entstehung von psychischen Problemen
2.2.2. Drei Arten von Angst
2.3. Die psychoanalytische Therapie
2.4. Beurteilung des psychoanalytischen Paradigmas
3. Das lerntheoretische Paradigma
3.1. Die Grundannahmen des lerntheoretischen Paradigmas
3.1.1. Klassisches Konditionieren
3.1.2. Operantes Konditionieren
3.1.3. Modellernen
3.2. Erklärungen gestörten Verhaltens durch das lerntheoretische Paradigma
3.3. Verhaltenstherapie
3.4. Beurteilung des lerntheoretischen Paradigmas
4. Vergleich des psychoanalytischen Paradigmas mit dem lerntheoretischen Paradigma
4.1. Inhaltliche Unterschiede der beiden Therapieformen
4.1.1. Die analytische Psychotherapie
4.1.2. Die Verhaltenstherapie
4.2. Die Art der Therapie als Erfolgskriterium
4.3. Die Art des Patienten und des Therapeuten als Erfolgskriterium
5. Schlussbemerkungen
6. Literaturverzeichnis
1.Einleitung: Der Begriff psychische Krankheit
Wann wird ein Verhalten als abnormal bezeichnet und wann kann es noch als normal gelten? Unter welchen begleitenden Umständen ist für uns ein Verhalten gestört? Welche Ausprägung oder welche Stärke kann ein abnormes Verhalten haben, und wann muss gestörtes Verhalten schon als psychische Krankheit bezeichnet werden? Wird ein Verhalten als gestört definiert, wenn es andere Menschen stört, den Betroffenen selber beeinträchtigt, oder wenn es nicht mehr in unser Normengefüge passt?
Dies sind einige Fragen die sich schon viele Wissenschaftler gestellt haben, wenn es sich um Themen der klinischen Psychologie handelt. Doch solche Fragen lassen sich oft nur subjektiv beantworten, was der Psychologie manchmal den Ruf einbringt, keine Wissenschaft zu sein. Um dem entgegen zu wirken, haben einige Wissenschaftler Modelle entwickelt, innerhalb derer man verschiedene psychische Krankheiten und abnormes Verhalten untersuchen kann. Dadurch sollte möglich gemacht werden, abnormes Verhalten mit theoretischen Begriffen zu fassen, seine Entwicklung nachvollziehen zu können und eine entsprechende Behandlung zu finden, die eine Besserung in Aussicht stellt ( vgl. Quelle 2).
Heute gibt es mehrere solcher theoretischen Modelle, die auch als Paradigmen bezeichnet werden. Die wichtigsten Paradigmen sind folgende: das physiologische Paradigma, das psychoanalytische Paradigma, lerntheoretische Paradigmen, das kognitive Paradigma und das humanistische Paradigma. Viele von ihnen wurden weiterentwickelt, neu überarbeitet oder neuen Umständen angepasst. Einige haben sich dabei so weit von dem ursprünglichen Paradigma entfernt, dass sie als selbstständiges gesehen werden. Die oben genannten Paradigmen unterscheiden sich oft sehr stark in ihren Annahmen und wiedersprechen sich zum Teil sogar. Jedoch ist es unmöglich menschliches Verhalten und Erleben nur innerhalb eines Paradigmas zu sehen, da „keines der Modelle in sich vollständig (ist )“, außerdem „... konzentriert sich (jedes) auf einen Aspekt des menschlichen Erlebens und Verhaltens, und keines kann das gesamte Spektrum des Pathologischen erklären“ ( Quelle 1, S. 33).
Im Rahmen meiner Hausarbeit möchte ich mich mit dem Psychoanalytischen und dem Lerntheoretischen Paradigma beschäftigen. Dabei werde ich die wichtigsten Annahmen und Thesen beider Paradigmen besprechen, um zum Schluss beide miteinander vergleichen zu können.
2. Das Psychoanalytische Paradigma
( Vgl. zu folg. Kap. Quelle 1, S. 39)
Dieses Paradigma wurde von Siegmund Freud entwickelt und ist heute das meist angewandte in Psychopathologie und Psychotherapie (vgl. Quelle 2, S. 37). Ursprünglich arbeitete Freud mit Josef Breuer, dem Begründer der „kathartischen Methode“ und dem Verfasser der Studien über Hysterie. Bei dieser Behandlungsmethode wird angenommen, dass hysterische Erkrankungen durch unbewusste psychische Konflikte verursacht werden, und die Symptome gelindert werden können, wenn diese Konflikte dem Patient bewusst gemacht werden.
Diese Annahmen erweiterte Freud und entwickelte darauf basierend die Psychoanalyse. Der Grundgedanke dieser Theorie ist: „Psychische Probleme basieren auf unbewussten, unbewältigten Konflikten in der (frühen ) Kindheit“ (Quelle 4, S. 68).
2.1. Die Grundannahmen der Psychoanalyse
2.1.1. Die Struktur der Psyche
(Vgl. zu folg. Kap. Quelle 1und Quelle 2, S. 37)
Nach Freud ist die Psyche aus drei Teilen aufgebaut: dem „Es“, dem „Ich“ und dem „Über-Ich“. Bei diesen Begriffen handelt es sich um Metaphern, die jeweils einen bestimmten Teil der Psyche und die dazu gehörenden Energie repräsentieren.
Das Es steht für die „ instinkthaften Bedürfnisse, Triebe und Impulse“ ( Quelle 1, S. 39), die seit der Geburt vorhanden sind. Freud behauptete, dass der Mensch hauptsächlich durch die Energien dieser Instanz motiviert ist. Diese Energien teilen sich auf in die Triebe Eros und Thanatos, der erste ist der wichtigere, da er den Lebenswillen verkörpert und nicht nur dem Es Lebensenergie gibt, sondern auch den beiden anderen Triebkräften, er ist grundsätzlich sexueller Natur. Die Energie des Eros nannte Freud Libido. Thanatos ist der Todestrieb, er spielt eine untergeordnete Rolle (vgl. Quelle 2, S. 37). Das Es folgt immer dem „Lustprinzip“, das heißt es ist immer nach maximaler Befriedigung aus. Können die Wünsche des Es aber nicht direkt befriedigt werden, entsteht eine Spannung die das Es so schnell wie möglich abbauen will. Dies geschieht entweder durch die Reflexaktivität- dabei führt die betreffende Person Reflexe durch, die bei der Wunscherfüllung normalerweise auch durchgeführt worden wären- oder durch Primärprozessdenken, das durch die Erinnerung an ein Bild des begehrten Objekts verwirklicht wird. Solche Bilder wirken tatsächlich eine Zeit lang befriedigend, da das Es zwischen „ objektiver und subjektiver Realität“ ( Quelle 1, S. 39) nicht unterscheiden kann.
Die zweite Instanz ist das Ich. Sie entwickelt sich in den ersten Lebensjahren aus dem Es, wenn das Kind anfängt sich mit der Realität auseinander zu setzen, also Erfahrungen mit Menschen und seiner Umwelt macht. Das Ich strebt wie das Es nach Befriedigung, dabei folgt es dem Realitätsprinzip, welches besagt, dass es gefährlich oder unerwünscht sein kann, Es-Impulsen sofort zu folgen. Das Wissen des Realitätsprinzips erlernt das Kind durch Erfahrungen, oder durch Kontakte mit seinen Mitmenschen. Diesen Prozess nannte Freud Sekundärprozess, er besteht darin, frühere Erfahrungen mit der momentanen Lage zu vergleichen, Konsequenzen aus Erfahrungen zu ziehen und zu planen. Das Ich vermittelt also zwischen den Es-Impulsen und der Realität, es zeigt, wann ein Trieb ohne Gefahr verwirklicht werden kann. Falls dies nicht der Fall ist, hat das ich verschiedene Strategien, die Abwehrmechanismen, entwickelt, durch die unerwünschte Treibe unterdrückt werden können. Die wichtigsten Abwehrmechanismen sind Verdrängung, die Es-Triebe erst gar nicht bewusst werden lässt, und die Verschiebung, hier werden Es-Impulse gegenüber einer Person, bei der es gefährlich ist diesen Impuls zu zeigen, auf eine andere weniger gefährliche Person gelenkt. Neben diesen beiden Abwehrmechanismen gibt es noch andere, alle wirken unbewusst, und jede Person bevorzugt bestimmte.
Das Überich entwickelt sich aus dem ich. Das Kind introjiziert nach und nach unbewusst die Werte und Normen seiner Eltern, es identifiziert sich mit seinen Eltern und lernt so zu urteilen wie sie. Das Gewissen und das Ich-Ideal, welches die Persönlichkeit repräsentiert, sind die Komponenten aus denen das Über-Ich besteht.
Aus den drei Instanzen folgt, dass sich das Ich sowohl mit den Treiben, die dem Es entstammen, als auch den „ richtig-falsch-Urteilen“ ( Quelle 2, S.39) des Überich auseinandersetzen muss.
2.1.2. Die Entwicklungsstufen in der Kindheit
Nach Freud muss das Kind fünf psychosexuelle Phasen durchlaufen, damit sich seine Persönlichkeit vollständig entwickelt. In jeder Phase muss das Kind seine Handlungsstrategien an die neuen Unstände anpassen, was bedeutet, dass auch die drei Instanzen sich entsprechend verändern müssen. Während den Entwicklungsstadien, ist jeweils eine bestimmte Körperregion besonders empfänglich für Reize. Deswegen kann die Libido durch die erogene Zone auch am erfolgreichsten befriedigt werden. Und so wurde jede psychosexuelle Phase, nach der zu diesem Zeitpunkt erogenen Zone benannt. In den ersten 18 Lebensmonaten, in der oralen Phase ist das Lustzentrum der Mund und die libidinöse Befriedigung erfolgt durch Nahrungsaufnahme. Darauf folgt die anale Phase, bei der die Libido durch Zurückhalten und Hergeben des Fäzes befriedigt wird, in diesen weiteren 18 Lebensmonaten beginnen die Eltern meistens mit der Sauberkeitserziehung. Im Alter von drei und vier durchlebt das Kind die phallische Phase, hier wird die größtmögliche Befriedigung durch Stimulation der Genitalien erreicht. Dann tritt das Kind in eine Latenzphase ein, in der die sexuellen Wünsche aussetzen. Schließlich, im Alter von 12 Jahren, mit dem Beginn der Pubertät, wird die sexuelle Lust in heterosexuelle Beziehungen umgewandelt, das ist die genitale Phase. Sie ist die Basis für „..ausgereiftes, erwachsenes Erleben und Verhalten, einschließlich der Entwicklung beruflicher Interessen und Fähigkeiten.“ ( Quelle 1, S.45).
2.1.3. Probleme, die in der kindlichen Entwicklung entstehen können
Nun kann vieles in der Entwicklung schief gehen. „ In jeder Phase hat der heranreifende Mensch zwischen den Wünschen des Es und den Gegebenheiten der Umwelt zu lösen, und die Art und Weise wie er das tut, wird bestimmend dafür, welche grundlegenden und dauerhaften Persönlichkeitsmerkmale er entwickelt.“ ( Quelle 2, S. 40). Fehlt die Triebbefriedigung ständig, reichen die Abwehrmechanismen nicht mehr aus, um das Es zufrieden zu stellen, und das Kind fixiert sich auf die Entwicklungsstufe, in der ihm die ausreichende Befriedigung seiner Triebwünsche verwehrt wurde. Wenn z.B. die Sauberkeitserziehung zu streng war, kann sich ein analer Charakter entwickeln. So sind diese Menschen eigensinnig, geizig und oder überkontrollierend, Eigenschaften mit denen sie sich gegen ihre strengen Eltern behaupten konnten. Ihr Abwehrmechanismus kann aber auch so funktionieren, dass sich die gegenteiligen Charakterzüge überentwickeln. In der Reaktionsbildung entwickeln sie Ordnungsliebe, Hass gegen Schmutz, also genau das Gegenteil ihrer analen Wünsche (Vgl. Quelle 1, S.43).
[...]
- Citation du texte
- Paula Reichert (Auteur), 2002, Vergleich des psychoanalytischen Paradigmas und des lerntheoretischen Paradigmas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17924
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