Die Frage «Was der Mensch sei, was sein Wesen bzw. seine Natur ausmache» beschäftigt die Denker seit Anbeginn der Philosophie und ist Gegenstand der philosophischen Anthropologie. Auch La Mettrie setzt sich mit diesem Themenkomplex in seinem Werk «Der Mensch als Maschine» auseinander. Dabei steht der Mensch mit den wesensimmanenten Eigenschaften der Empfindungs-, Bewegungs- und Denkfähigkeit im Mittelpunkt seiner Auseinandersetzung. Traditionell wurden diese Vermögen als Funktionen der Seele angenommen, d.h. als Seelenvermögen charakterisiert: So erkennt Aristoteles die Seele als Grund für die vegetative Bewegung (Stoffwechsel und Fortpflanzung), die Selbstbewegung und die Wahrnehmungs- und Denkfähigkeit des organischen Lebens (SEIDL, HORST 1998: 413b ff). Die Fähigkeit des emotionalen Percipierens, also die Empfindungsfähigkeit, gliedert Aristoteles zwischen die beiden Seelenvermögen des Wahrnehmens und Denkens ein (GLOY, KAREN: 1984: 389-390) . Als Arzt und empirisch ausgerichteter Materialist möchte La Mettrie nun solche Seelenvermögen erklären, indem er die Vermögen auf eine materielle Basis zurückführt, sie aus der Materie, aus der Körperlichkeit des Menschen heraus erklärt oder in den Worten La Mettries: „indem man den Zugang zur Seele gleichsam über die Organe des Körpers sucht“ (LASKA, BERND A. 2004: 21). Sein Verfahren um das „Labyrinth des Menschen“ (LASKA, BERND A. 2004: 21) zu «kartographieren», bedient sich eines methodischen Empirismus, welcher sich an der naturwissenschaftlichen Vorgehensweise von Beobachtung und Erfahrung orientiert (s. LASKA, BERND A. 2004: 20-21; 32; 43; 51). Folglich lässt La Mettrie nur solche Aussagen über das Wesen des Menschen gelten, welche sich anhand sinnlich wahrnehmbarer Fakten nachprüfen lassen oder aus diesen abgeleitet sind. „Insofern lässt sich durchaus sagen, La Mettrie medikalisiere die Anthropologie und werde zum Fürsprecher des Naturalismus, […]“ (CHRISTENSEN, BIRGIT 1996: 131) oder es handele sich um „eine Anthropologie, die besser eine Physiologie genannt würde“ (BARUZZI, ARNO 1968: 25).
Die vorliegende Arbeit stellt vor diesem Hintergrund nun den Lösungsweg, den La Mettrie zur Bestimmung des Menschen wählt, kritisch dar und prüft ihn auf seine «Begehbarkeit». Ein besonderes Augenmerk soll hier auf seine evolutionär–materialistische Herleitung der Entwicklung des menschlichen Denkens gelegt werden, da diese aus heutiger Sicht für die damalige Zeit als revolutionär erscheint.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wesensbestimmung des Menschen
- Die Bestimmung des Denkvermögens
- Die Bestimmung des Bewegungs- und Empfindungsvermögen
- Das Problem des Bewusstseins und der Methodik
- Das Konzept der Seele
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Julien Offray de La Mettries Werk "Der Mensch als Maschine" und analysiert dessen Ansatz zur Wesensbestimmung des Menschen. Das Ziel ist es, La Mettries materialistische und evolutionäre Herleitung der menschlichen Eigenschaften des Denkens, der Bewegung und der Empfindung zu untersuchen und kritisch zu bewerten.
- La Mettries Antimetaphysik und Ablehnung metaphysischer Seelenlehren
- Die materialistische Erklärung der Denkfähigkeit durch die besondere Organisation des Gehirns
- Die Rolle der Imagination als zentrale Instanz für Empfindung, Denken und Bewegung
- Die Verbindung von Bewegung und Empfindung als Attribute der organisierten Materie
- Die Problematik des Bewusstseins und die Grenzen von La Mettries Methodik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Was ist das Wesen des Menschen? La Mettrie, als empirisch ausgerichteter Materialist, sucht die Antwort auf diese Frage durch die Analyse der sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften des Menschen. Er lehnt metaphysische Erklärungen ab, die die Seele als transzendentes Prinzip definieren, und stützt sich stattdessen auf die Beobachtung und Erfahrung.
Im Kapitel "Die Wesensbestimmung des Menschen" wird La Mettries Argumentation zur Erklärung der Denkfähigkeit dargelegt. Er stellt eine Verbindung zwischen der Masse des Gehirns und der Intelligenz her und entwickelt eine evolutionäre Entwicklung des Denkens, die auf der Fähigkeit der Imagination zur Begriffsbildung beruht. Diese Fähigkeit, so La Mettrie, ermöglicht dem Menschen das Sprechen und Denken.
Im Kapitel "Die Bestimmung des Bewegungs- und Empfindungsvermögen" untersucht La Mettrie die Eigenschaften der organisierten Materie. Durch Experimente zeigt er, dass die Materie die Fähigkeit zur Bewegung besitzt und durch Reize zu einer motorischen Reaktion gebracht werden kann. Aus diesem Befund folgert er, dass Bewegung und Empfindung eng miteinander verbunden sind.
Im Kapitel "Das Konzept der Seele" wird La Mettries Ablehnung der Seele als transzendentes Prinzip dargestellt. Er ersetzt die Seele durch die Imagination als materielles Prinzip, das im Gehirn lokalisiert ist und alle Empfindungen, Leidenschaften und Gedanken steuert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Wesensbestimmung des Menschen, die materialistische Anthropologie, die Antimetaphysik, die Imagination, das Denkvermögen, die Empfindungsfähigkeit, die Bewegung, die organisierte Materie, das Bewusstsein, die Methodik und die philosophische Anthropologie.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2010, Julien Offray de La Mettrie: Die Wesensbestimmung des Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178908
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.