Trotz zwischenzeitlich schwerer Kurseinbrüche erwiesen sich Aktien in der Vergangenheit als mittel- bis langfristig rentable Investitionen. Sie konnten im Durchschnitt deutlich höhere Renditen als alternative Anlageformen, wie z. B. Staatsanleihen, erzielen. Dieser Renditeunterschied zwischen Aktien und weitestgehend risikolosen Anlagen wird als Risikoprämie bezeichnet. Ihre Höhe besitzt für eine Vielzahl betriebswirtschaftlicher Bereiche praktische Relevanz. So treffen Kapitalmarktteilnehmer ihre Portfolioentscheidungen auf Basis zukünftiger Renditeerwartungen. Ebenso ist die Risikoprämie als Modellparameter zur Bestimmung von Eigenkapitalkosten sowohl für Investitionsentscheidungen im Rahmen wertorientierter Unternehmensführung als auch für die Unternehmensbewertung von zentraler Bedeutung.
Aufgrund dieser wichtigen Stellung war ein 1985 veröffentlichter Beitrag von MEHRA/PRESCOTT Anlass für eine bis heute andauernde Diskussion über die Höhe der Risikoprämie. Die Autoren zeigten, dass die in der Vergangenheit realisierten Überschussrenditen in den USA deutlich zu hoch waren, als dass sie unter realistischen Annahmen mit dem aus der neoklassischen Theorie hergeleiteten Standardmodell erklärt werden können. Die daraus resultierende Problemstellung bezeichneten sie als das „Equity Premium Puzzle“.
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die relevanten Determinanten der Risikoprämie zu identifizieren, um ein besseres Verständnis des Equity Premium Puzzles zu ermöglichen. Zudem soll ein breiter Überblick über Stärken und Schwächen zukunftsorientierter Schätzmodelle gegeben werden.
Hierzu erfolgt in einem Grundlagenteil zunächst eine Konkretisierung und Abgrenzung verschiedener Begriffsdefinitionen zur Risikoprämie. Zudem soll aufgezeigt werden, inwiefern das Equity Premium Puzzle aus dem fehlenden Erklärungsgehalt des konsumbasierten Bewertungsansatzes resultiert. Anschließend wird untersucht, ob verschiedene Modifikationen des neoklassischen Modells eine präzisere Herleitung der historischen Überschussrenditen ermöglichen. Das darauf folgende Kapitel beinhaltet einen Vergleich verschiedener Methoden zur Schätzung zukünftig erwarteter Risikoprämien. In einer kritischen Würdigung werden abschließend die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Ansätze diskutiert, wobei vor allem die Eignung der Modelle zur Ermittlung von Risikoprämien für die Unternehmensbewertung analysiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen des Equity Premium Puzzles
- Inhaltliche und begriffliche Abgrenzungen
- Neoklassisches Standardmodell zur Ermittlung der Risikoprämie
- Ansätze zur Anpassung des konsumbasierten Standardmodells
- Modifikationen der Nutzenfunktion
- Rekursive Präferenzen
- Gewohnheitsbildung
- Berücksichtigung von Marktunvollkommenheiten
- Idiosynkratische Risiken
- Transaktionskosten
- Begrenzter Kapitalmarktzugang
- Integration verhaltenstheoretischer Erkenntnisse
- Modifikationen der Nutzenfunktion
- Schätzung zukünftiger Risikoprämien
- Relevanz für die Unternehmensbewertung
- Schätzung auf Basis historischer Renditen
- Schätzung auf Basis von Fundamentaldaten
- Dividenden- und Gewinnwachstumsmodelle
- Residualgewinnmodelle
- Zwei-Phasen-Modell nach Claus/Thomas
- Drei-Phasen-Modell nach Gebhardt/Lee/Swaminathan
- Schätzung auf Basis von Expertenbefragungen
- Abschließende Würdigung
- Zusammenfassung und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit dem Equity Premium Puzzle, einem Phänomen, das die Diskrepanz zwischen den in der Vergangenheit realisierten Überschussrenditen von Aktien und den Erwartungen des neoklassischen Standardmodells beschreibt. Ziel der Arbeit ist es, die relevanten Determinanten der Risikoprämie zu identifizieren, um ein besseres Verständnis des Puzzles zu ermöglichen. Darüber hinaus soll ein umfassender Überblick über Stärken und Schwächen zukunftsorientierter Schätzmodelle gegeben werden.
- Die Risikoprämie und ihre Determinanten
- Das Equity Premium Puzzle und seine Ursachen
- Modifikationen des neoklassischen Standardmodells
- Methoden zur Schätzung zukünftiger Risikoprämien
- Anwendungen der Risikoprämie in der Unternehmensbewertung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit definiert die Risikoprämie und erläutert, warum sie in der Unternehmensbewertung und Finanztheorie von großer Bedeutung ist. Es zeigt auf, wie die Höhe der Überschussrenditen auf Basis der neoklassischen Theorie hergeleitet werden kann und wie das Equity Premium Puzzle aus dem fehlenden Erklärungsgehalt des konsumbasierten Bewertungsansatzes resultiert.
Das zweite Kapitel untersucht verschiedene Modifikationen des neoklassischen Modells, um eine präzisere Herleitung der historischen Überschussrenditen zu ermöglichen. Es werden die impliziten Annahmen des Standardmodells hinsichtlich definierter Nutzenfunktionen, vollkommener Kapitalmärkte und rational handelnder Individuen schrittweise gelockert.
Das dritte Kapitel beinhaltet einen Vergleich verschiedener Methoden zur Schätzung zukünftig erwarteter Risikoprämien. Es wird dabei insbesondere der Frage nachgegangen, ob die hohen Überschussrenditen des 20. Jahrhunderts in die Zukunft projiziert werden können oder ob historische Renditedaten systematisch von den tatsächlichen Renditeforderungen der Kapitalmarktteilnehmer abweichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Equity Premium Puzzle, die Risikoprämie, das konsumbasierte Kapitalmarktpreismodell (CCAPM), Modifikationen des Standardmodells, Marktunvollkommenheiten, Behavioral Finance, Schätzung zukünftiger Risikoprämien, Dividendenwachstumsmodelle, Residualgewinnmodelle, Expertenbefragungen und die Relevanz für die Unternehmensbewertung.
- Citation du texte
- Anonyme,, 2009, Das Equity Premium Puzzle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178742
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