Historiensaga oder schlicht und einfach nur ein preisgekrönter Roman? Ist es tatsächlich von vorne bis hinten als Plagiat zu lesen? Wie ist das Werk „Le devoir de violence“ von Yambo Ouologuem zu verstehen? Es handelt sich um ein kontrovers diskutiertes Werk,
welches zeitweise in Frankreich nach einem Gerichtsverfahren sogar verboten wurde. Der Autor hat sich inzwischen nach Mali zurückgezogen und gibt weder Interviews noch schreibt er weiter auf Französisch. In der folgenden Arbeit sollen verschiedene Konzepte
und Anschauungen, die für ein tiefergehendes Verständnis und für eine aktuellere Rezeption der (Kolonial-)Geschichte wie der europäisch geprägte Blickwinkel des Eurozentrismus und der Exotismus erläutert werden. Als Orientierungshilfe kann hierbei das Kapitel „Orientalism“ von Edward W. Said dienen, der sich mit einem ähnlichen
Phänomen bezogen auf „den Orient“ beschäftigte.
Um auf die Frage der Wissensproduktion, insbesondere der ethnologischen Wissensproduktion, näher einzugehen, wird ein Auszug aus „Le devoir de violence“ näher bearbeitet werden, in dem ein deutscher Ethnologe namens Shrobénius mitsamt seiner Familie nach Afrika reist um dort zu forschen. Die Parallele zum tatsächlich existierenden Ethnologen Frobenius ist nicht nur aufgrund des ähnlich klingenden Namens offensichtlich, weshalb auch sie näher
herausgearbeitet werden soll. Da die Episode mit dem deutschen Forscher auch sonst aus dem restlichen Roman inhaltlich, sowie wegen der darstellerischen Mittel hervorsticht, verdient sie besondere Aufmerksamkeit.
Grundlegende Begrifflichkeiten, die zum Verständnis und einer differenzierten Betrachtungsweise der dargelegten Inhalte nötig sind, sollen zu Beginn der vorliegenden Arbeit erläutert werden. Soweit möglich, soll versucht werden, jeweils einen Bezug zu
Frobenius und seiner ethnologischen Forschung herzustellen, was zum Teil wiederum mit seiner Karikatur Shrobénius im bearbeiteten Roman und mit Kritik an teilweise noch heute vorherrschendem Kolonialdenken in Verbindung gebracht werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzepte
- Eurozentrismus
- Exotismus
- Paideuma — Kulturgeschichte
- Leo Frobenius
- Afrikareisen
- Fabeln, Mythen und Legenden
- Die Shrobénius-Episode
- Geschichtsverfälschung
- Romantisierung afrikanischer Kultur
- Fabeln, Mythen und Legenden im Roman
- Kontrast zwischen idyllisch und brutal dargestelltem Afrika
- Schlussfolgerung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Yambo Ouologuems Roman "Le devoir de violence" und untersucht die Problematik ethnologischer Wissensproduktion am Beispiel der Shrobénius-Episode. Die Arbeit zielt darauf ab, die eurozentristische Sichtweise des Romans zu beleuchten und die Kritik Ouologuems an der kolonialen Vergangenheit und den Stereotypen über Afrika zu analysieren.
- Eurozentrismus und Exotismus in der afrikanischen Literatur
- Die Rolle des Ethnologen in der Kolonialzeit
- Die Verfälschung afrikanischer Geschichte und Kultur
- Die Kritik an der Romantisierung afrikanischer Kulturen
- Die Darstellung von Gewalt und Brutalität in Afrika
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman "Le devoir de violence" von Yambo Ouologuem vor und beleuchtet die kontroverse Diskussion um das Werk. Es werden die Konzepte Eurozentrismus und Exotismus erläutert und als Grundlage für die Analyse der Shrobénius-Episode verwendet.
Das Kapitel "Konzepte" definiert die Begriffe Eurozentrismus und Exotismus und zeigt auf, wie diese Sichtweisen die Wahrnehmung fremder Kulturen beeinflussen. Es wird insbesondere auf die Werke von Edward Said und Leo Frobenius Bezug genommen.
Das Kapitel "Paideuma — Kulturgeschichte" analysiert die Kulturkreislehre von Leo Frobenius und seine Interpretation von Kultur als "Paideuma". Es wird die Subjektivität in der ethnologischen Forschung thematisiert und die Frage nach der Rolle des Menschen als Subjekt und Objekt in der Forschung diskutiert.
Das Kapitel "Leo Frobenius" beleuchtet die Biographie und das Werk des deutschen Ethnologen Leo Frobenius. Es werden seine Afrikareisen und seine Sammeltätigkeit von afrikanischen Mythen und Legenden beschrieben.
Das Kapitel "Die Shrobénius-Episode" analysiert die Figur des deutschen Ethnologen Shrobénius im Roman "Le devoir de violence". Die Episode zeichnet ein satirisches Bild von einem eurozentrischen Ethnologen, der die afrikanische Kultur romantisiert und verfälscht. Es werden die geschäftstüchtigen Praktiken des Saff, die Romantisierung afrikanischer Bräuche und die Verfälschung von Geschichte und Kultur durch den Ethnologen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Eurozentrismus, den Exotismus, die ethnologische Wissensproduktion, die Kolonialgeschichte, die Verfälschung afrikanischer Geschichte und Kultur, die Romantisierung afrikanischer Kulturen, die Darstellung von Gewalt und Brutalität in Afrika, die Négritude-Bewegung und die postkoloniale Rezeption Afrikas.
- Citation du texte
- Nikolai Strähle (Auteur), 2010, Ouologuem - Problematik Ethnologischer Wissensproduktion am Beispiel der Shrobénius-Episode, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178582
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