„Die Angst des Ethiklehrers vor der Klasse“ ist eine philosophische Arbeit, die Ferdinand Fellmann, emeritierter Philosophieprofessor, 2000 veröffentlichte. Wenn man als Interessent diesen eigenwilligen Buchtitel zum ersten Mal liest, kommt man unter Umständen zu dem Ergebnis, dass mehrere Deutungsmöglichkeiten zulässig sind. So könnte die Angst des Lehrers gemeint sein, vor Schülern zu stehen, die das Fach Ethik eher als „schmückendes Beiwerk“, harmloses Randfach oder im Extremfall gar als entspannende „Schwafelstunde“ zwischen den sogenannten „wirklich wichtigen Fächern“ wie Mathematik und Englisch erleben. Eine weitere Interpretation, die sich, ohne das Buch zu lesen, hinter dem Titel verbergen könnte, lautet, dass es dem Lehrer, welcher durch Studium, Weiterbildung und anschließende Praxis mit einer Vielzahl an ethischen Themen, Theorien, etc. „gespickt“ ist, überspitzt formuliert, davor graut, Schülern zu begegnen, denen ethisches Handeln oder Bewusstsein - durch welche Einflüsse auch immer – schlichtweg egal ist bzw. fehlt.
Tatsächlich wird in dem Buch aber die altbekannte Frage behandelt, welche auch nicht zuletzt als Untertitel erscheint, ob Moral überhaupt lehrbar ist (bekannt z.B. aus Platons „Menon“ oder „Protagoras“). Nicht ganz überraschend geht Fellmann, der sich selbst als Lebensphilosoph versteht, einen anderen Weg, als der antike Philosoph und Schüler des Sokrates. Mit Fellmann rückt das Böse stark in den Fokus. Doch warum steht es so deutlich im Mittelpunkt seiner Betrachtungen? Welche Beispiele untermauern seine Thesen? Woher kommt das Böse im Menschen? Wie zeigt es sich? Sind mit dem Bösen die „inneren Spannungen und seelischen Widersprüche“ gemeint und was ist „das Ethische im Bewusstsein des Menschen“?
Um diese Fragen zu beantworten, streift Fellmann durch die unterschiedlichen Epochen der Philosophie. Was dem Exkurs eine besondere Note gibt, ist die Methode, auch literarische Texte, im speziellen die der Weltliteratur (Dante: „göttliche Komödie“, Goethe: „Faust“) der Lyrik (Charles Baudelaire) sowie der Romanliteratur (André Gide) und Erzählungen (Somerset Maugham) nach ethischen Themen und Problemen zu durchleuchten...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- 2.1 Die Facetten des Bösen
- 2.2 Das Böse in unserer Alltagswelt und der lebensphilosophische Bezug dazu
- 2.3 Die Rolle von Vorbildern in ethischen Diskussionen
- 2.4 Die Faszination des Bösen
- 2.5 Das Wort „Böse" im heutigen Sprachgebrauch
- 2.6 Zum Umgang mit dem Bösen
- 2.7 Hannah Arendt „Über das Böse"
- Schlussbemerkungen
- Literarturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit „Die Angst des Ethiklehrers vor der Klasse" von Ferdinand Fellmann befasst sich mit der Frage, ob Moral lehrbar ist. Fellmann, ein Lebensphilosoph, nimmt dabei eine kritische Position zur traditionellen Ethik ein und betont die Bedeutung der Lebensphilosophie und der narrativen Ethik für das Verständnis von Moral. Er argumentiert, dass die Erfahrung des Bösen eine Vorstellung vom Guten liefert und dass abstrakte Handlungsnormen nicht in der Lage sind, das Gefühl des moralisch Guten zu wecken.
- Die Vielschichtigkeit des Bösen und seine Präsenz im menschlichen Leben
- Die Rolle der Lebensphilosophie und narrativen Ethik im ethischen Diskurs
- Die Grenzen der traditionellen Ethik und die Bedeutung der Psychologie für das Verständnis von Moral
- Die Faszination des Bösen und die Bedeutung des menschlichen Bewusstseins für die Entwicklung von ethischem Bewusstsein
- Der Umgang mit dem Bösen und die Frage der Verantwortung
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel der Arbeit befasst sich mit den Facetten des Bösen. Fellmann argumentiert, dass das Böse eine treibende Kraft ist, die in allen Menschen vorhanden ist und dass es nicht nur viele Gesichter, Gestalten und Nuancen hat, sondern auch mehr als nur gelegentlich zum Vorschein kommt. Er beleuchtet das Böse anhand von Beispielen aus dem Alltag und zeigt, dass die Motivation zum bösen Handeln oft in der Absicht liegt, anderen zu schaden, aber auch sich selbst zu treffen.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Bösen in unserer Alltagswelt und dem lebensphilosophischen Bezug dazu. Fellmann bezieht sich auf die französischen Moralisten des 17. und 18. Jahrhunderts, insbesondere auf La Rochefoucauld, und zeigt, dass unsere Tugenden oft nichts anderes als unsere versteckten Laster sind. Er argumentiert, dass die Erfahrung des Bösen eine Vorstellung vom Guten liefert und dass die Einbeziehung der menschlichen Psyche in ethische Diskussionen von großer Bedeutung ist.
Im vierten Kapitel behandelt Fellmann die Rolle von Vorbildern in ethischen Diskussionen. Er kritisiert die Tugendethik, die seiner Meinung nach zu langweilig ist, um Schülern als Vorbild zu dienen. Er argumentiert, dass die Beschäftigung mit dem Bösen und den Makeln von Vorbildern interessanter ist, da sie den Schülern hilft, die Komplexität von Moral zu verstehen.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Faszination des Bösen. Fellmann argumentiert, dass das Böse die Geister mehr fasziniert als das Gute, weil es einen essentiellen Bestandteil der menschlichen Natur darstellt. Er stellt die Frage, ob das Böse wirklich mehr fasziniert als das Gute und beleuchtet die Faszination des Ungewöhnlichen anhand von Beispielen aus der Medienwelt und der Psychologie.
Im sechsten Kapitel untersucht Fellmann den Sprachgebrauch des Wortes „böse" in der heutigen Zeit. Er argumentiert, dass das Wort „böse" häufig eine Überhöhung darstellt, die uns vergessen lässt, dass wir Verantwortung wahrzunehmen haben. Er kritisiert das politische Schlagwort „Achse des Bösen", das von George W. Bush verwendet wurde, und zeigt, dass die Welt nicht in ein Reich des Lichtes und ein Reich der Finsternis geteilt werden kann.
Das siebte Kapitel behandelt den Umgang mit dem Bösen. Fellmann bezieht sich auf eine Textstelle von Somerset Maugham und argumentiert, dass nicht immer die Handlungen einer Person Aufschluss über sein Wesen geben. Er kritisiert die Verdrängung des Bösen und betont die Bedeutung des Bewusstseins für die Entwicklung von ethischem Verhalten.
Das achte Kapitel widmet sich Hannah Arendt und ihrem Werk „Über das Böse". Fellmann kritisiert, dass Arendt in ihrem Werk nicht auf die Leistung von Kant eingegangen ist. Er argumentiert, dass Arendts Begriff vom Bösen im Zusammenhang mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und dem Holocaust zu verstehen ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Böse, die Moral, die Lebensphilosophie, die narrative Ethik, die traditionelle Ethik, die Psychologie, die Faszination des Bösen, das menschliche Bewusstsein, der Umgang mit dem Bösen, die Verantwortung, Hannah Arendt, die Banalität des Bösen, das „radikal Böse", der Nationalsozialismus, der Holocaust, die Tugendethik, die Vorbildhaftigkeit, die Alltagswelt.
- Arbeit zitieren
- Stefan Rohde (Autor:in), 2011, Ferdinand Fellmann "Über das Böse" - Kritische Analyse der Argumentation Fellmanns in "Die Angst des Ethiklehrers vor der Klasse", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178342
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