Nach dieser kurzen Literaturbesprechung werde ich fortfahren mit einem Versuch der Definition von Sexualität und den Schwierigkeiten, die einem dabei begegnen. Ferner werde ich die potentiellen Quellen zur Erforschung von Sexualität im Mittelalter aufzählen. Der Hauptteil der Arbeit soll dann aber schließlich darin liegen, die Unterschiede zwischen dem kirchlichen Sexualdiskurs und einer als ‚profan’10 bezeichneten Sexualität, anhand von altfranzösischen Schwankerzählungen, den Fabliaux, herauszustellen. Dazu werde ich einige Erzählungen genauer untersuchen und aus ihnen drei Thesen deduzieren. Da es sich bei den Fabliaux um Schwankerzählungen handelt, die ihre Blütephase im 13. Jahrhundert haben, können die Thesen, wenn überhaupt, nur für diesen Zeitraum Geltung beanspruchen; gleiches gilt für die räumliche und soziale Verortung: Verbreitung und ‚Anwendung’ fanden die Erzählungen überwiegend im städtischen Bürgertum des (heute) nördlichen Frankreichs (Pikardie) und Belgiens11, auch wenn gesagt werden muss, dass es auch deutsche Schwankerzählungen gab.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung – Zum Forschungsstand
- 2. Einschränkung des Gegenstandes
- 2.1. Zum Begriff Sexualität
- 2.2. Quellenlage
- 3. Der Kirchliche Sexualdiskurs im Mittelalter
- 4. „Sexualität des Volkes“
- 4.1. Im Schatten der Kirchlichen Zeugnisse
- 4.2. Die Fabliaux – Spiegel einer anderen Sexualmoral?
- 4.2.1. Fabliaux in Theorie - Die Quellengattung
- 4.2.2. Zum Vorgehen
- 4.2.3. Fabliaux in Praxis – Die Quellenauswertung
- 4.2.4. Thesen zur „profanen Sexualität“
- 5. Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Sexualität im Mittelalter, indem sie den kirchlichen Sexualdiskurs mit der Sexualmoral des städtischen Bürgertums im 13. Jahrhundert vergleicht. Dies geschieht anhand der Analyse altfranzösischer Schwankerzählungen (Fabliaux). Die Arbeit zielt darauf ab, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der offiziellen kirchlichen Lehre und den tatsächlichen Praktiken aufzuzeigen.
- Der Wandel in der Geschichtsforschung von Herrschafts- hin zur Alltags- und Mentalitätsgeschichte
- Der Begriff „Sexualität“ im Mittelalter und seine historische Konstruktion
- Der Vergleich des kirchlichen Sexualdiskurses mit der „profanen“ Sexualität im städtischen Bürgertum
- Die Analyse altfranzösischer Fabliaux als Quelle für die „profanen“ Vorstellungen von Sexualität
- Die Ableitung von Thesen zur „profanen“ Sexualität des 13. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung – Zum Forschungsstand: Die Einleitung beschreibt den Paradigmenwechsel in der Geschichtsforschung hin zur Alltags- und Mentalitätsgeschichte, inklusive der wachsenden Erforschung der mittelalterlichen Sexualität. Sie referiert verschiedene Publikationen zum Thema, hebt deren Stärken und Schwächen hervor und zeigt die unterschiedlichen Quellen und methodischen Ansätze auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Arbeiten von Dinzelbacher, Bartz, de la Croix, Lutterbach, Eder, Schnell und Karras, wobei deren jeweilige Stärken und Limitationen kritisch beleuchtet werden. Die Einleitung führt in die Forschungsfrage ein und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit.
2. Einschränkung des Gegenstandes: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Begriffs „Sexualität“ und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Es diskutiert die Entstehung des Begriffs im 19. Jahrhundert und die Notwendigkeit, ihn im Kontext des Mittelalters neu zu definieren. Der Text analysiert kritische Punkte der modernen „europäisch-amerikanischen Sexualideologie“ nach Eder und weist auf die Gefahr von anachronistischen Interpretationen hin. Schließlich wird die Quellenlage für die Untersuchung der mittelalterlichen Sexualität beleuchtet.
3. Der Kirchliche Sexualdiskurs im Mittelalter: [Hier müsste eine Zusammenfassung des Kapitels 3 eingefügt werden. Der bereitgestellte Text enthält keine Informationen zu diesem Kapitel.]
4. „Sexualität des Volkes“: Dieses Kapitel analysiert die „Sexualität des Volkes“ im Mittelalter, im Kontrast zur kirchlichen Sexualmoral. Es untersucht die altfranzösischen Fabliaux als Quelle für die „profanen“ Vorstellungen von Sexualität. Der Text beschreibt die Fabliaux als literarische Gattung, die methodische Vorgehensweise der Analyse und die Auswertung der Quellen. Es werden Thesen über die „profanen“ Sexualpraktiken und -vorstellungen entwickelt, die sich auf die Besonderheiten des 13. Jahrhunderts im städtischen Bürgertum des nördlichen Frankreichs und Belgiens beschränken.
Schlüsselwörter
Sexualität, Mittelalter, Kirchlicher Sexualdiskurs, Stadtbürgerliche Sexualmoral, Fabliaux, Altfranzösische Literatur, 13. Jahrhundert, Quellenkritik, Mentalitätsgeschichte, Profane Sexualität, Diskursanalyse.
Häufig gestellte Fragen zu: Mittelalterliche Sexualität - Ein Vergleich kirchlicher und städtischer Moral anhand altfranzösischer Fabliaux
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die mittelalterliche Sexualität durch einen Vergleich des kirchlichen Sexualdiskurses mit der Sexualmoral des städtischen Bürgertums im 13. Jahrhundert. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse altfranzösischer Fabliaux als Quelle für die „profanen“ Vorstellungen von Sexualität.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Analyse altfranzösischer Schwankerzählungen (Fabliaux) und vergleicht diese mit dem kirchlichen Sexualdiskurs. Sie berücksichtigt den Paradigmenwechsel in der Geschichtsforschung hin zur Alltags- und Mentalitätsgeschichte und geht kritisch mit der Definition des Begriffs „Sexualität“ im mittelalterlichen Kontext um. Die Auswertung der Fabliaux erfolgt nach einer detailliert beschriebenen Methodik.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Hauptquelle der Arbeit sind altfranzösische Fabliaux. Zusätzlich werden diverse wissenschaftliche Publikationen zu mittelalterlicher Sexualität, kirchlichem Diskurs und Mentalitätsgeschichte herangezogen. Die Arbeit benennt explizit die Arbeiten von Dinzelbacher, Bartz, de la Croix, Lutterbach, Eder, Schnell und Karras und beleuchtet deren Stärken und Schwächen kritisch.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einleitung – Zum Forschungsstand; 2. Einschränkung des Gegenstandes (inkl. Definition von Sexualität und Quellenlage); 3. Der Kirchliche Sexualdiskurs im Mittelalter; 4. „Sexualität des Volkes“ (inkl. detaillierter Analyse der Fabliaux); 5. Schlussfolgerungen.
Was sind die zentralen Forschungsfragen?
Die Arbeit untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der offiziellen kirchlichen Lehre und den tatsächlichen sexuellen Praktiken im mittelalterlichen städtischen Bürgertum. Sie fragt nach der Bedeutung der Fabliaux als Quelle für die „profanen“ Vorstellungen von Sexualität und versucht, Thesen zur „profanen“ Sexualität des 13. Jahrhunderts abzuleiten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit dem Wandel in der Geschichtsforschung, der Definition von „Sexualität“ im Mittelalter, dem Vergleich von kirchlichem und städtischem Sexualdiskurs, der Analyse der Fabliaux als Quelle und der Ableitung von Thesen zur „profanen“ Sexualität des 13. Jahrhunderts.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sexualität, Mittelalter, Kirchlicher Sexualdiskurs, Stadtbürgerliche Sexualmoral, Fabliaux, Altfranzösische Literatur, 13. Jahrhundert, Quellenkritik, Mentalitätsgeschichte, Profane Sexualität, Diskursanalyse.
Welche Einschränkungen des Gegenstandes werden berücksichtigt?
Die Arbeit thematisiert die Problematik der Definition von „Sexualität“ im mittelalterlichen Kontext und die Gefahr anachronistischer Interpretationen. Sie schränkt den Gegenstand räumlich (nordliches Frankreich und Belgien) und zeitlich (13. Jahrhundert) ein und diskutiert die Limitationen der Quellenlage.
- Arbeit zitieren
- Eric Tulip (Autor:in), 2010, Sexualität im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178338