Religions- und Weltanschauungsunterricht zur NS-Zeit
Seminararbeit im Fach Sozialwissenschaften für das Lehramt an der Universität Potsdam
Inhaltsverzeichnis
1 Religionsunterricht in der deutschen Volksschule
1.1 Religionsunterricht bis 1933
1.2 Religionsunterricht von 1933 bis 1937
1.3 Religionsunterricht ab 1937
1.4 Weltanschauungsunterricht ab 1937
2 Die Kirche im NS-Staat allgemein
Quellenverzeichnis
1 Religionsunterricht in der deutschen Volks- schule
1.1 Religionsunterricht bis 1933
1930 gab es in Deutschland viele Diskussionen um den Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Er wurde zwischenzeitlich abgeschafft, worauf die Kirchen vehement reagierten und sogar die preussische Regierung verklagten “wegen Bildung religionsloser Sammelklassen und Sammelschulen”1. Das Religions- Ersatzfach Lebenskunde wurde daraufhin wieder abgeschafft und bereits im ersten Schulhalbjahr 1933 wurde Religion wieder als Pflichtfach in deutschen Schulen eingeführt.
Daneben gab es konfessionelle Schulen der evangelischen sowie katholischen Kirche, in denen selbstverständlich Religion als Schulfach unterrichtet wurde. In den staatlichen Schulen kam in der Regel der Pfarrer der zuständigen Gemeinde in die Schule um den Religionsunterrichts zu erteilen, aber auch Gemeindehelfer übernahmen manchmal diese Aufgabe.
Interessant ist hier zu bemerken, dass um 1930 herum der grösste Teil der Lehrerschaft an staatlichen Schulen konfessionell bekennend war. 1927 gab es weniger als 2 Prozent der preussischen Lehrerschaft, die nicht konfessionell waren. Und von diesen Lehrern unterrichteten knapp 90 Prozent an staatlichen Schulen. Das Schulwesen (von Lehrerseite) lag also stark in kirchlicher Hand2.
1.2 Religionsunterricht von 1933 bis 1937
Mit der Ernennung Adolf Hitlers als Reichskanzler gab es bezüglich des Reli- gionsunterrichtes vorerst wenig Änderungen. Abgesehen von den Änderungen, die es im gesamten Schulablauf gab, blieb der Religionsunterricht unbehelligt. Der Hitlergruss zu Beginn und zum Ende einer Unterrichtsstunde wurde auch im Religionsunterricht obligatorisch, und zwar zu Beginn der Stunde vor dem Wechelgruss “Gelobt sei Jesus Christus - In Ewigkeit. Amen.” und am Ende der Stunde danach, so dass jede Stunde, Religion inbegriffen, vom Hitlergruss umrandet war.
Es gab jedoch viele Pfarrer, die die Lehre des Nationalsozialismus unvereinbar sahen mit der Lehre Christi. Das äusserte sich auf verschiedene Weisen, so wurde ein Pfarrer Alois Ziesel bereits als Gegner des Regimes empfunden, weil er den Hitlergruss in der Stunde unterliess und ihn am Telefon nicht erwieder- te. Vielerorts wurden Kirchenbriefe als politisch eingestuft und durften nicht mehr verteilt werden. Es galt unterschiedliche Kraftproben zu bestehen und in der Regel wurde den anstössigen Pfarrern ihre Befugnis zum Unterrichten entzogen.
Wenn auch Religion als Fach vorerst bestehen blieb, so änderte sich doch auf mehr oder minder subtile Weise der Inhalt des Unterrichts. Ein Vergleich zwischen Jesus und Hitler aus einem Schulbuch, dieser Text wurde vorrangig für Diktate benutzt:
Jesus und Hitler
Wie Jesus die Menschen von Sünde und Hölle befreite, so rettete Adolf Hit- ler das deutsche Volk vor dem Verderben. Jesus und Hitler wurden verfolgt, aber während Jesus gekreuzigt wurde, wurde Hitler zum Reichskanzler erho- ben. Während die Jünger Jesu ihren Meister verleugneten und ihn im Stich liessen, fielen 16 Kameraden für ihren Führer. Die Apostel vollendeten das Werk ihres Herrn. Wir hoffen, dass Hitler sein Werk selbst zu Ende führen darf. Jesus baute für den Himmel, Hitler für die deutsche Erde.3
Auch das Heilandbild selbst wurde reformiert. Es sei falsch, dass Jesus einen femininen Zug in Darstellungen hat. Das Heldische und Männliche in Jesus Christus würde zu sehr in den Hintergrund gedrängt werden und ihm somit seinen kämpferischen Charakter nehmen. Genaugenommen liege in den bishe- rigen Christus-Darstellungen eine geradezu deutschfeindliche Tendenz, denn schliesslich ist Jesus Christus das kämpferische Ideal und der Held, der das grösste Opfer gebracht hat4.
1.3 Religionsunterricht ab 1937
Während seit 1933 versucht wurde, den christlichen Glauben ersteinmal beizubehalten und der nationalsozialistischen Weltanschauung anzupassen, gab es mehr und mehr Prister und andere Christen, die sich aktiv dem Nationalsozialismus mit seiner Erhabenheitstheorie widersetzten.
Mit der Zeit wurde deutlich, dass mit ein paar Unterrichtsverboten und ver- einzelten Inhaftierungen nicht viel erreicht worden ist. Der Versuch, christli- che Weltanschauung mit dem Nationalsozialismus zu vereinen, eine deutsche Weltherrschaft als gottgewollt zu rechtfertigen, war vorerst gescheitert, das Christentum wurde mehr und mehr zum Feind. So wurde 1937 das Schulfach Weltanschauung eingeführt (selbstverständlich verpflichtend für alle Schüler) und der Religionsunterricht so sehr behindert, dass ein Unterrichten fast nicht mehr möglich war. Oft gab es nichtmal mehr Lehrer, da der Zugang zur Schule oft denen verwehrt blieb, die sich kritisch gegenüber dem Nationalsozialismus äusserten. So wurde das Fach Religion als Schulfach schnell abgesetzt.
Von nun an fand der Religionsunterricht wieder nachmittags in den Kirchen statt. Für die Kinder war es oft nicht leicht, neben Freizeitgestaltungen sport- licher Natur, aufs Militär ausgerichtet, noch für den Religionsunterricht Zeit zu finden. Auch war es nicht ganz ungefährlich für den Pfarrer oder Gemeinde- helfer, der den Religionsunterricht hielt, denn oft gab es Spitzel und Lauscher, die brisante Äusserungen schnell weiterleiteten. Zumal waren alle Jugendor- ganisationen der Kirchen bereits 1935 in die HJ oder den BDM eingegliedert worden. Überhaupt Räume in den Gemeinden für den Religionsunterricht zu finden war ebenfalls kein leichtes Unterfangen, da die N.S.D.A.P. bereits sehr grossen Einfluss auf die Gemeindeverwaltung hatte und den Religionsunter- richt in jeglicher Form zu sabotieren suchte.
Aber nicht überall prallten die Fronten der Kirche mit denen des Nationalsozialismus hart aufeinander, so konnte zum Beispiel in Magstadt der Bürgermeister Stumpf, “ein treuer Christ”, wie berichtet wird, dafür sorgen, dass der CVJM die gesamte NS-Zeit über weiterbestehen konnte. Solche Situationen bildeten aber eindeutlig die Ausnahme.
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1 Foertsch: Eltern an die Front. 10 Jahre evangelischer Elternbund. Berlin, 1930
2 Groschopp: Zum Kulturkampf um die Schule. Historische Anmerkungen zum Berliner Streit um den Religionsunterricht. Textarchiv TA-2005-13 2005
3 Pollmann: Lesebuch zur deutschen Geschichte 3
4 Schremm: Hans Schremm spricht - Seine Reden und sein Werk. Bayreuth 1935
- Citar trabajo
- Bertram Becker (Autor), 2007, Religions- und Weltanschauungsunterricht zur NS-Zeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/177293
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